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Kapitel 3

Als ich um neun Uhr am Abend die dreißigminütige Heimfahrt nach Hinsdale antrat, spürte ich noch immer dieses beklemmende Gefühl in meiner Brust. Der Schmerz über die unerwiderten Gefühle, die ich für Jona hegte, saß tief.

In seiner Nähe zu sein, machte mich so unendlich glücklich, gleichermaßen erfüllte es mich jedoch auch mit einer tiefen Traurigkeit.

Meine Güte, er hatte sogar vor mir über seine aktuelle Bettgeschichte gesprochen! War es überhaupt möglich, noch tiefer in Jonas Friendzone zu rutschen? Ich bezweifelte es. Er würde in mir wohl immer die kleines Schwester seines besten Freundes sehen. Ich würde niemals die Gelegenheit bekommen, ihm zu beweisen, dass ich nicht mehr dieses junge Mädchen von damals war.

Seufzend stellte ich die Lautstärke meiner Musik lauter, um meine Gedanken zu übertönen. Die Klänge von Machine Gun Kellys neustem Album erfüllten das Auto mit Bass. Ich war eine dieser Autofahrerinnen, die die Musik voll aufdrehten. Nicht etwa, weil ich cool sein oder angeben wollte, nein, für mich war es pure Entspannung mich während der Autofahrt komplett der Musik hinzugeben. Es war wie eine Flucht aus dem grauen Alltag.

Dank Machine Gun Kelly schaffte ich es, für den Rest der Fahrt ausnahmsweise mal nicht an Jona denken zu müssen. Dafür sollte mich zuhause allerdings ein blaues Wunder erwarten.

Nachdem sich die Eisentore unserer Zufahrt öffneten, fuhr ich den gepflasterten Weg entlang bis zu unserem Haus und parkte mein Auto.

In der Hoffnung, nicht meinen Eltern zu begegnen, öffnete ich die Haustür mit meinem Fingerabdruck und schlich auf leisen Sohlen herein.

»Antonia«, erklang eine Stimme hinter mir. Vor Schreck zuckte ich zusammen und stieß die Tür versehentlich mit einem lauten Knall zu.

Klasse, so viel zum Thema unauffällig reinschleichen.

Ich drehte mich um und schenkte meiner Mom, die am Eingang zum Ess- und Wohnbereich stand, ein aufgesetztes Lächeln.

»Hey Mom«, ich machte bereits Anstalten zur Treppe zu laufen. »Wie war denn euer Tag? Meiner war super anstrengend, weshalb ich mich jetzt direkt schlafen lege...«

»Nicht so schnell, junge Dame«, Moms Tonfall war schneidend und ließ keinen Raum für Widerspruch. Der Blick aus ihren grünen Augen war kühl und ihr Gesichtsausdruck glich einer ausdruckslosen Maske. Das verhieß nichts Gutes.

»Dein Vater und ich müssen mit dir reden. Er wartet in seinem Büro«, Mom bedeutete mir zu folgen. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus und ich spürte einen Kloß in meinem Hals, während ich Mom durch den Essbereich folgte, bis hin zu Dads Büro.

Die Tür war angelehnt und durch den schmalen Spalt drang ein kleiner Streifen Licht nach draußen auf den Flur. Fieberhaft begann ich mir den Kopf darüber zu zerbrechen, weshalb meine Eltern mich zu einem Gespräch baten. Allerdings glaubte ich den Grund hierfür bereits zu wissen. Entweder hielten sie mir wieder einmal eine Moralpredigt wegen meines unmöglichen Verhaltens in den letzten Tagen oder aber sie hatten von meinen misslungenen Prüfungen an der Uni erfahren.

Instinktiv begann ich mich zu fragen, was wohl das kleinere Übel war.

Ich hoffte auf ersteres.

Bei Betreten des Büros fiel mein Blick sofort auf Dad, der hinter dem großen Edelholz Schreibtisch saß. Ein bekümmerter Ausdruck beherrschte sein Gesicht. Mein Blick schweifte weiter und ich nahm den gesamten Raum in Augenschein, der recht dunkel gehalten war, ebenso wie die luxuriöse Innenausstattung. Zudem säumten mehrere Miniatur Ausgaben bedeutender Gebäude, die von unserer Firma errichtet worden waren, das Büro. Sie verrieten sofort, welchen Geschäften meine Eltern in diesem Zimmer wohl nachgingen.

Eigentlich hatte Dads Büro etwas Gemütliches an sich, doch dieses Mal fühlte es sich an, als wäre die Temperatur im Raum um zehn Grad gefallen.

»Okay, was ist hier los?«, verlangte ich zu wissen und sah Mom und Dad auffordernden an.

Die beiden tauschten einen Blick aus.

»Setz dich doch erst einmal, Antonia«, Dad wies auf den Stuhl ihm gegenüber. Wut stieg in mir auf, doch ich kam seiner Bitte nach und nahm Platz. Mom ging um den Schreibtisch herum und bezog Stellung zu Dads Linken.

»Deine Großmutter hat uns vorhin angerufen«, begann Dad zu sprechen und mir schwante bereits Böses. »Sie und dein Großvater haben heute mit dem Dekan der Universität telefoniert, um deine Prüfungsergebnisse zu erfahren.«

»Wie bitte?«, entfuhr es mir wütend. »Ich hatte doch ausdrücklich gesagt, dass ich das nicht möchte! Wie konnten sie nur...«

»Das tut jetzt nichts zur Sache«, herrschte Mom mich an. »Du bist durch alle Prüfungen gefallen, Antonia! Wie konntest du uns das verschweigen?«

Ich ließ mich in dem Stuhl nach hinten sinken und verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Ich fühlte mich wie bei einem Verhör.

»Genau deshalb habe ich es euch verschwiegen«, ich machte eine ausschweifende Handbewegung. »Weil ihr aus einer Mücke wieder einen Elefanten macht.«

»Ich glaube, du verstehst den Ernst der Situation nicht, Antonia.«

»Meine Güte, dann wiederhole ich die Prüfungen eben! Ist doch nichts dabei«, ich rollte mit den Augen.

»Du beschmutzt den guten Ruf unserer Familie an der University of Chicago, ist dir das bewusst?«, Mom funkelte mich wütend an. »Und nicht nur das, du bist unwürdig einmal unsere Firma zu leiten. Du bist faul, unordentlich und verantwortungslos, ganz zu schweigen von deinem respektlosen Verhalten uns und deinen Großeltern gegenüber. Du rennst von Problemen davon, nur um dir neue zu machen!«

»Nadja!«, Dad drehte sich zu seiner Frau um und bedachte sie mit einem strengen Blick.

»Was denn? Es ist doch wahr!«, verteidigte sie sich.

Moms Worte trafen mich wie ein Hieb in die Magengrube. Sie trafen mich auf eine Art und Weise, die ich nicht beschreiben konnte. Ich hatte es nicht für möglich gehalten, dass meine Eltern mich noch mehr verletzen konnte, als sie es schon mein ganzes Leben lang taten. Doch meine Mom hatte mir soeben bewiesen, dass ich mich getäuscht hatte.

Mein ganzes Leben lang war ich von ihnen in irgendwelche Schubladen gesteckt worden, hatte mir eine Schimpftirade nach der nächsten anhören können, weil ich nicht die Tochter war, die sie sich gewünscht hatten, weil ich anders war... Und anstatt mich zu unterstützen und mir dabei zu helfen, die Person zu werden, zu der ich vorbestimmt war, versuchten sie nur noch mehr ein Mensch aus mir zu machen, der ich nicht war.

Sie hatten nicht einmal auch nur eine einzige Sekunde daran verschwendet, sich vorzustellen, wie schmerzhaft das für mich war. Wie anstrengend und kräftezehrend es war, beidem gerecht zu werden, nämlich nicht nur meinen Eltern, sondern auch mir selbst...

Ich sog scharf die Luft ein und kämpfte gegen die aufkommenden Tränen an.

»Darf ich bitte gehen? Ich brauche Zeit für mich«, brachte ich mühsam hervor und hoffte darauf, dass sie mich einfach in Ruhe ließen. Doch diese Rechnung hatte ich ohne meine Mom gemacht.

»Das war noch nicht alles«, erwiderte sie auf meine Bitte hin. Dann nickte sie meinem Dad zu. »Zeig es ihr, Oliver.«

»Muss das wirklich jetzt sein, Nadja? Glaubst du nicht, das war genug für einen Tag?«, Dad sah zu Mom hoch.

»Mir was zeigen?«, wiederholte ich Moms Worte und sah zwischen ihr und Dad hin und her. »Wovon sprecht ihr?«

»Jetzt zeig es ihr schon«, drängte Mom erneut, woraufhin Dad ergeben seufzte. Er öffnete die Schublade unter seinem Schreibtisch und zog ein Dokument hervor. Mom riss es ihm aus der Hand und pfefferte es über den Schreibtisch direkt vor meine Nase.

Verwirrt griff ich nach dem Dokument, um einen Blick darauf zu werfen.

Als ich die Überschrift las, rutschte mir das Herz in die Hose.

Sehr geehrte Miss Carpell,

wir freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass Sie an der University of the Art Institute of Chicago angenommen wurden!

Ich konnte es nicht fassen! Ich war angenommen? Die University of the Art Institute of Chicago war eine der renommiertesten Kunstschulen in den ganz USA!

Mein Körper reagierte sofort auf diese Nachricht und Freude überkam mich. Im gleichen Moment jedoch verpuffte diese Freude sogleich wieder, als ich mich daran erinnerte, wer mir diese freudige Nachricht überbracht hatte.

Meine Augen wanderten von dem Dokument hoch und direkt zu den Gesichtern meiner Eltern.

»Ihr habt meine Post geöffnet?«, wütend sprang ich von dem Stuhl auf, sodass er einige Zentimeter über den Boden schlitterte. »Wie konntet ihr nur?«

»Wie konntest du dich ohne Absprache mit uns an einer anderen Universität bewerben? Und auch noch an einer Kunstuniversität?«, Mom sprach das Wort aus, als wäre es etwas widerwärtiges. »Denkst du ernsthaft, dass du davon leben könntest? Das sind wieder nur irgendwelche Spinnereien, die du im Kopf hast, das ist doch nichts vernünftiges, Antonia!«

Ich nahm einen tiefen Atemzug und versuchte mich zu beruhigen.

»Es ist alles was ich will, Mom. Ich liebe das Malen!«, verteidigte ich mich.

Mom lachte spöttisch.

»Antonia, seh der Tatsache ins Auge. Du bist nicht einmal annähernd gut genug, um von deinen Kritzeleien leben zu können. Dein Platz ist bei uns in der Firma.«

Aua.

Das hatte weh getan. Nun konnte ich nicht mehr an mich halten, Tränen rannen mir über die Wangen.

»Ich hasse es, Architektur zu studieren«, brachte ich mit weinerlicher Stimme hervor. »Ich hasse es, mehr als alles andere auf der Welt! Ich habe das Studium nur euch zuliebe begonnen! Denkt ihr ich sehe nicht, welche Enttäuschung ich in euren Augen bin?«, immer mehr Tränen liefen mir über die Wange und ich musste alle Kraft aufbringen, um dem Drang zu widerstehen, einfach auf dem Absatz kehrt zu machen und davonzulaufen, wie ich es immer tat.

Für eine kurze Weile herrschte Stille im Büro. Keiner wagte es, etwas zu sagen, bis Mom schließlich wieder das Wort ergriff.

»Dein Vater und ich haben uns besprochen. Du hast bis morgen Zeit, um dir zu überlegen, was du nun tun willst. Du hast die Möglichkeit, deine Prüfungen zu wiederholen und dein Studium fortzuführen. Solltest du dich allerdings dagegen entscheiden und auf diese«, Mom rümpfte abwertend die Nase. »Auf diese Kunstuniversität gehen, dann kannst du deine Koffer packen.«

Meine Augen weiteten sich vor Unglauben, als ich begriff, was ihre Worte zu bedeuten hatten.

»Ihr wollt mich rausschmeißen?«, Panik ergriff mich. »Wo zum Teufel soll ich denn bitte hin?«

Moms Gesichtsausdruck war beherrscht von einer Eiseskälte, die ich noch nie zuvor an ihr gesehen hatte. Doch sie mied meinen Blick.

»Du bist neunzehn Jahre alt und hast jede Menge Geld auf deinem Konto, dir wird sicher etwas einfallen«, sie hielt kurz inne. »Aber teile es dir gut ein, du wirst nämlich keine weiteren Zahlungen mehr von uns erhalten.«

Ich konnte es nicht fassen. Wie konnten meine Eltern nur derart kaltherzig sein? Und woher nahmen sie sich das recht, über mein Leben zu bestimmen? Es war mein Leben, mein verdammtes Leben, warum durfte ich nicht eigenständig Entscheidungen treffen?

Dies war der Moment, in dem ich begriff, dass Geld tatsächlich den Charakter verdarb. Oder zumindest bei Leuten, deren Charakter zuvor schon verdorben war.

»Wisst ihr was?«, in aller Ruhe schob ich den Stuhl zurück an Dads Schreibtisch und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Dann sah ich meinen Eltern fest in die Augen.

»Steckt euch euer Geld doch sonst wohin oder putzt euch damit eure Ärsche ab, ich brauche es jedenfalls nicht. Ich bin glücklicher ohne!«, mit diesen Worten schnappte ich mir das Dokument der Kunstschule, drehte mich um und marschierte davon.

Ich tat die ganze Nacht kein Auge zu. Das Chaos und die Gedanken, die mir im Kopf herumspukten, hielten mich vom Schlafen ab.

Unaufhaltsam fragte ich mich, was wohl das Richtige war.

Sollte ich den Schritt tatsächlich wagen und meinen Platz an der Kunstuniversität antreten? Oder lieber weiterhin dem Wunsch meiner Eltern nachkommen und Architektur studieren?

Wenn ich mich für ersteres entschied, wäre eine Bleibe zu finden das geringere Problem. Die eigentliche Hürde war es, mir das Kunststudium zu finanzieren. Auf meinem Konto befanden sich noch etwa fünfzig Riesen, das reichte bei weitem nicht aus, um die Studiengebühren zu bezahlen. Die Kunstuniversität war unverschämt teuer, dafür allerdings auch eine der beliebtesten ihrer Art.

Ich konnte einfach keine Ruhe finden. Ich wälzte mich hin und her, bis ich schließlich um drei Uhr nachts aufstieg, um eine Pro-Contra Liste anzufertigen, die mir wiederum auch nicht wirklich weiterhalf.

Am nächsten Morgen schwänzte ich sogar die Vorlesung. Ich rechnete bereits damit, dass jeden Moment Mom oder Dad ins Zimmer gestürmt kamen, um mich aus dem Bett zu schmeißen, wie sie es sonst auch taten, wenn ich verschlief. Doch es kam niemand.

Ich hätte es ohnehin nicht geschafft, schon um sieben in der Frühe aus den Federn zu steigen. Ich war hundemüde, meine Augen waren geschwollen vom ganzen Weinen und mein gesamter Körper fühlte sich vollkommen erschöpft an.

Nachdem ich mich geduscht und einigermaßen zurecht gemacht hatte, hörte ich noch einmal tief in mich hinein. Es war eine Entscheidung, die ich mit dem Herzen treffen musste - und ich brauchte nicht lange zu überlegen, um zu wissen, was mein Herz mir riet.

Ich hatte gar keine andere Wahl.

Das Malen war alles, was mich ausmachte. Ich konnte und durfte es nicht so einfach aufgeben. Ich würde einen Weg finden, die Studienkosten zusammenzubekommen. Das Geld, das sich noch auf meinem Konto befand, würde zumindest einmal für die ersten Semester und die Ausstattung ausreichen. Notfalls musste ich mir eben einen Job suchen.

Meine Entscheidung war gefallen.

Gegen Mittag nahm ich schließlich all meinen Mut zusammen, um meine Eltern über meinen Entschluss in Kenntnis zu setzen. Vielleicht, jetzt da auch Mom und Dad eine Nacht drüber geschlafen hatten, fiel das Gespräch ja gar nicht so schlimm aus. Zumindest hoffte ich das. Ich atmete tief ein und wieder ein. Dann ging ich nach unten. Da Mom und Dad häufiger von Zuhause aus arbeiteten, wusste ich, dass ich sie im Arbeitszimmer antreffen würde.

Als ich vor der Tür stand, überkam mich das Bedürfnis, einfach wieder umzukehren. Stattdessen hob ich die Hand und klopfte an. Es dauerte nicht lange, bis die Stimme meiner Mom mich hereinbat.

Mit schnell klopfendem Herzen stieß ich die Tür auf und trat ein. Mom saß hinter dem Schreibtisch an Dads Platz. Auf ihrem Kopf trug sie ein Headset und ihre Augen waren auf den Laptop vor ihr fokussiert.

Bei meinem Eintreten jedoch blickte sie auf.

»Antonia«, unsere Begrüßung fiel äußerst unterkühlt aus, was in Anbetracht der Umstände nicht verwunderlich war. Sie zog sich das Headset vom Kopf.

»Wo ist Dad?«, fragte ich und sah mich in dem Raum um.

»Er ist auf einem Termin«, erwiderte sie knapp. »Ich nehme an, du bist hier, um mir deine Entscheidung mitzuteilen?«

Ich straffte die Schultern.

»Ja, das bin ich.«

Unter Moms forschendem Blick fühlte ich mich unbehaglich, also beschloss ich, es einfach freiheraus zu sagen.

»Ich werde das Architekturstudium abbrechen und an die Kunstuniversität gehen, Mom. Ich weiß, dass euch diese Entscheidung nicht gefällt und dass ihr sehr wahrscheinlich enttäuscht darüber seid. Aber ich muss es tun, es ist das einzig Richtige. Ich hoffe, dass ihr es vielleicht irgendwann akzeptieren könnt.«

Mom sog hörbar scharf die Luft ein, wenngleich ihr Gesicht keine Miene verzog.

»Ich verstehe«, Mom erhob sich und straffte ihr Kleidung.

Sie verstand?

Für einen klitzekleinen Augenblick gab ich mich der Hoffnung hin, dass sich womöglich doch noch alles zum Guten wenden würde, dass Mom etwas Nachsicht mit mir hatte...

Doch diese Hoffnung machte sie sogleich wieder zunichte.

Denn vor mir stand Nadja Dorothy Carpell, eine Frau, die immer ihren Willen durchsetzte, außer bei mir.

»Du solltest deine Koffer packen. Bis heute Abend bist du verschwunden, ich möchte dich hier nicht mehr sehen«, Mom sprach die Worte mit einer Wahrhaftigkeit aus, die mir den Atem raubte und keinerlei Raum für Scherze ließ.

Bei ihren Worten klappte mir förmlich der Kiefer herunter.

»Mom! Ist das dein Ernst? Heute Abend? Wo zur Hölle soll ich denn hin?«, ich warf die Arme in die Luft und spürte, wie mir wieder einmal die Tränen in die Augen stiegen.

»Das ist nicht mein Problem«, sie stemmte beide Hände auf den Schreibtisch. »Du bist nicht nur eine Enttäuschung für mich, sondern auch für deinen Vater und für die gesamte Familie. So habe ich dich nicht erzogen. Geh mir aus den Augen!«, der Blick mit dem sie mich bedachte war leer. Doch für einen kurzen Moment glaubte ich auch in ihren Augen Schmerz aufflackern zu sehen.

Es tat jedoch nichts zur Sache.

Fakt war, dass meine Mom mich gerade vor die Tür setzte und nicht nur das - sie hatte mich aufs übelste beleidigt. Anstatt mir mitzuteilen, wie stolz sie darauf war, dass ich meinen eigenen Weg ging, hatte sie mir mehr oder minder zu verstehen gegeben, dass ich eine Schande für die Familie war. Tränen verschleierten meine Sicht, während ich langsamen Schrittes rückwärts zur Tür ging.

»Ich verstehe«, diesmal wiederholte ich ihre Worte und verließ das Bürozimmer.

Wie in Trance ging ich nach oben und begann meine Sachen zusammenzupacken. Wütend schleuderte ich meine Kleidung in die Koffer und packte nur das Wichtigste ein.

Meine Gedanken kreisten unablässig um die Frage, wo ich nun hin sollte.

Die erste Person, die mir in den Sinn kam, war Milo.

Doch Milo lebte in einer kleinen Ein-Zimmer-Wohnung, die nicht einmal ausreichend Platz für ihn selbst bot. Zudem war Milo ein Mensch, der seinen Freiraum brauchte und da er zurzeit ohnehin psychisch angeschlagen war, kam Milo nicht infrage.

Also gab es nur eine Option, die mir übrig blieb und so schleppte ich dreißig Minuten später zwei Koffer und eine Reisetasche zu meinem Auto hinunter. Nachdem ich alles verstaut hatte, drehte ich mich noch einmal um und nahm unser Haus in Augenschein.

Wehmut erfüllte mich, nicht wegen des Reichtums oder dem Luxus.

Nein, es ging mir um die Erinnerungen.

Hier war ich aufgewachsen.

Hier hatte ich mein ganzes Leben verbracht.

Es war mein Zuhause.

Noch immer flossen die Tränen unaufhaltsam. Ich konnte nicht glauben, dass Mom mich rausschmiss. Einfach so. Es fühlte sich alles so unwirklich an, wie ein schlechter Film.

Selbst während der Fahrt konnte ich nicht aufhören zu weinen. Es war, als käme alles, was sich in den letzten paar Jahren angesammelt hatte, nun heraus.

Dreißig Minuten später bog ich in die Tiefgarage ein, in deren Gebäudekomplex sich Aidens Appartement befand. Mühsam schleppte ich mein Gepäck zum Aufzug und fuhr nach oben in den zwanzigsten Stock.

Als ich endlich vor der Wohnungstür ankam, tat mir der ganze Körper weh. Ich wollte gar nicht wissen, wie viel Kilogramm Gepäck ich mit mir herumtrug.

Nachdem ich gefühlt hundert Mal die Klingel betätigt hatte, mir aber niemand öffnete, sank ich neben der Haustür in mich zusammen und begann erneut bitterlich zu weinen.

Was hatte ich auch erwartet? Aiden war auf der Arbeit und Jona sicherlich in einer Vorlesung. Ganz abgesehen davon, dass ich sowieso nicht wollte, dass Jona mich in einer solchen Verfassung zu Gesicht bekam.

Hier saß ich nun wie ein Häufchen Elend, einsam und alleine, mit all meinen Habseligkeiten, ohne festen Wohnsitz und mit einer Zusage an der Kunstuniversität meiner Träume.

Wie war mein Leben nur derart außer Kontrolle geraten? Und das innerhalb weniger Stunden?

Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich so dasaß und mich selbst bemitleidete, doch irgendwann vernahm ich nährkommende Schritte.

Auch das noch.

Innerlich stöhnend versuchte ich eilig mein verweintes Gesicht vor den Augen der Nachbarn zu verbergen. Ich wollte nicht, dass mich noch mehr Leute in diesem Zustand sahen.

»Tony? Was machst du denn hier?«, die Stimme kam mir seltsam vertraut vor und als ich instinktiv den Kopf hob, hätte ich am liebsten laut aufgelacht.

Das Schicksal meinte es wirklich nicht gut mit mir in letzter Zeit.

Ich seufzte.

»Hey Jona.«

Hey ihr Lieben!
Ich hoffe das neue Kapitel gefällt euch! Ich würde mich über ein Sternchen oder ein kleines Feedback sehr freuen :)

Zudem hätte ich noch eine Frage an euch...

Was hält ihr davon, wenn ich ein Kapitel über die Besetzung der Protagonisten mache? Also wie bei „Please love me"? Würdet ihr gerne wissen, wie ich mir Tony & Co vorstelle oder wollt ihr das lieber eurer Fantasie überlassen?
Eure Lora ❤️

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