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Kapitel 19

Übelkeit überkam mich und mir drehte sich der Magen um, während ich befangen auf den Bildschirm meines Handys starrte. Ich schämte mich zutiefst und mit zitterndem Finger betätigte ich den Button, der mir anzeigte, wer sich das Video bereits angeschaut hatte.

Bitte nicht. Bitte nicht. Bitte nicht.

Hektisch scrollte ich durch die Namen, die mir angezeigt wurden - und dann stoppte ich.

Aiden_Carp

Und direkt unter Aiden stand der Benutzername, der mir sogleich das Herz in die Hose rutschten ließ.

Jo.Ro95

Verdammte Scheiße!

Wie groß war die Wahrscheinlichkeit gewesen, dass beide das Video sahen? Auch noch innerhalb dieser kurzen Zeit. Wie lange war es nun schon online? Zehn Minuten? Fünfzehn? Waren die beiden denn nicht unterwegs und hatten Besseres zu tun, als mir in den Sozialen Medien hinterherzuschnüffeln?

Seufzend ließ ich mich gegen die Badezimmertür sinken. Ich war mir absolut sicher, dass ich eine Moralpredigt von meinem Bruder erhalten würde. Aiden neigte dazu, insbesondere wenn es um Jungs ging, den großen Bruder raushängen zu lassen. Er war schon immer gut darin gewesen, sich in mein Liebesleben einzumischen, woran ich womöglich aber nicht ganz unschuldig war. Schließlich hatte ich bisher nur einen Typen gedatet - und bei diesem hatte es sich um einen seiner Freunde gehandelt. Ach, und rein zufällig hatte ich nun auch noch etwas mit seinem besten Freund gehabt! Der Preis für die beste Schwester der Welt würde sicherlich nicht an mich gehen...

Doch im Augenblick war Aiden nicht mein Problem. Nein, mein eigentliches Problem war Jona. Ich hatte viel mehr Angst davor, wie Jonas Reaktion ausfiel. Ob er wohl sauer war? Oder war es ihm gleichgültig, mich mit einem anderen zusammen zu sehen? Himmel Herrgott! Ich hatte erst kürzlich noch mit Jona rumgemacht und plötzlich tauchte ein Video im Internet auf, das mich knutschend mit einem anderen Typen zeigte! Wäre die Situation umgekehrt, würde ich mir wohl auch ziemlich blöd vorkommen. Andererseits... von Jona war ebenfalls ein Bild aufgetaucht. Ein Bild, auf dem er mit einer seiner Liebschaften zu sehen war. Welches Recht besaß er also, wütend auf mich zu sein, nur weil ich mein Leben lebte? Ich war weder sein Besitz noch befanden wir uns in einer ernsthaften Beziehung, das hatte er mehr als deutlich gemacht. Demnach konnte ich also tun und lassen, was mir beliebte. Zumindest versuchte ich mir das einzureden, denn noch immer plagten mich Gewissensbisse. Nicht nur wegen Jona, sondern auch weil ein solches Verhalten ganz und gar nicht zu mir passte. Zwar hatte es sich in diesem Moment gut angefühlt, doch nun wurde mir klar, dass es lediglich ein Produkt aus Alkohol, Novas Überredungskunst und meiner rebellischen Ader war. Und vielleicht auch ein trauriger Versuch, mich über Jonas Bild mit Valentina hinwegzutrösten... Die Erkenntnis meines Handelns traf mich wie ein Blitz und mit einem Mal kam ich mir schrecklich erbärmlich vor. Seufzend raufte ich mir das Haar. Ich konnte es nun nicht mehr rückgängig machen, aber künftig würde ich meine Rebellion lieber wieder nur mit Pinsel und Farbe ausleben.

Ich richtete meine Aufmerksamkeit zurück auf mein Handy und löschte das Video schnellstmöglich aus meinem Profil. Unglücklicherweise hatten es bereits einige Leute gesehen, dennoch konnte ich verhindern, dass daraus noch mehr wurden oder gar - Gott stehe mir bei - meine Eltern dieses Video zu Gesicht bekämen. Ich würde nämlich mein letztes Hemd darauf verwetten, dass meine Mutter heimlich Spionage auf meinen Social Media Kanälen betrieb. Allerdings musste ich fairerweise zugeben, dass mich die Vorstellung, wie sie dieses Video sah und vor Zorn puterrot anlief, ein wenig mit Schadenfreude erfüllte.

Ich vertrieb die grauen Gedanken an meine Mutter und beschloss nun zu retten, was noch zu retten war - ich würde Ollie mitteilen, dass er wirklich ein netter Kerl zu sein schien, aber dieser Kuss sich nicht noch einmal wiederholen durfte. Ja. Es war das Beste mich nun zu verhalten wie eine Erwachsene - oder zumindest einen Versuch zu wagen. Einen letzten tiefen Atemzug nehmend verließ ich mein vorübergehendes Versteck und trat aus dem Badezimmer. Die Party war noch immer in vollem Gange. Der Alkohol floss, lautes Gelächter drang an meine Ohren und einige Leute tanzten anregend zur Musik. Kaum hatte ich auch nur einen Schritt in Ollies Richtung gewagt, erschien Milo in meinem Blickfeld. Er durchlöcherte mich regelrecht mit Fragen, da er allem Anschein nach von meiner kurzen Liebelei mit dem Surferboy Notiz genommen hatte. Selbst nach meinem gefühlt hundertsten Versuch ihm zu erklären, dass es nichts zu bedeuten hatte, hörte er nicht damit auf, verschwörerisch mit seinen Augenbrauen zu wackeln. Irgendwann ließ er mich gehen, nicht jedoch ohne mir das Versprechen abzunehmen, ihm später noch einmal alles bis ins kleinste Detail zu erklären.

Mit einem resignierten Seufzen machte ich mich wieder auf den Weg zu Ollie, der mich bereits zu erwarten schien. Na das versprach ja heiter zu werden. Kaum hatte ich Ollie erreicht, legten sich seine Hände völlig selbstverständlich um meine Taille.

»Da bist du ja wieder«, er zwinkerte mir zu und machte Anstalten, mich erneut küssen zu wollen. Sofort wich ich ein Stückchen zurück.

»Hör mal, Ollie...«, ich war gerade im Begriff, ihm auf möglichst subtile Art und Weise einen Korb zu geben, als mir diese Aufgabe plötzlich abgenommen wurde.

»Nimm deine Hände weg«, erklang eine tiefe, bedrohliche Stimmte hinter mir. Das Blut gefror mir in den Adern und mein ganzer Körper versteifte sich. Ich kannte diese Stimme. Natürlich kannte ich diese Stimme. Ich hätte sie selbst unter tausend Stimmen wiedererkannt. Noch bevor ich mich umdrehte, wusste ich, wer hinter mir stand.

Jona.

Was zum Teufel...?

»Jona?«, geschockt starrte ich den besten Freund meines Bruders an, während mir das Herz in die Hose rutschte. »Was tust du hier?«

Völlig fassungslos blickte ich in seine bernsteinfarbenen Augen, die viel dunkler wirkten, als sonst. Keine Spur von den schönen gold-silbernen Sprenkeln oder dem Glitzern, das ich so sehr liebte. Seine Augen waren düster, fast schon tiefschwarz. Auch die makellosen Gesichtszügen schienen nun überschattet von einer erzürnten Maske. Obwohl Jona rasend vor Wut zu sein schien und ich mich in diesem Moment wohl eher fragen sollte, was zur Hölle er überhaupt hier tat, kam ich nicht umhin zu bemerken, wir gut er aussah.

Die honigblonden Locken, die im Gegensatz zu der südländischen Bräune standen und an den Seiten etwas kürzer waren, umrahmten seine ausgeprägt männlichen Gesichtszüge. Selbst seine Kleidung, die aus einem schwarzen Longssleeve und einer blauen Jeans bestand, betonte seinen athletischen Körper und weckten in mir die allgegenwärtige Sehnsucht, ihn berühren zu wollen. Es war schlicht und ergreifend nicht fair, dass ein einziger Mann so viel Perfektion in sich vereinte. Hätte ich zumindest behaupten können, dass Jona eine hübsche Hülle mit einem hässlichen Inneren besaß, so hätte es meinen Gefühlen für ihn wohl einen gewaltigen Dämpfer verpasst. Aber Jona war kein schlechter Mensch, ganz gleich wie mies er mich kürzlich auch behandelt hatte. Er tat alles für die Menschen, die er liebte. Und ich wusste, dass er auch mich liebte, nur nicht auf die Art und Weise, wie ich es mir wünschte... Obgleich man anhand seiner Reaktion das Gegenteil hätte vermuten können. Ein einziger Blick in sein Gesicht reichte aus, um zu wissen, dass mit Jona in diesem Moment nicht gut Kirschen essen war. Nein, Jona war wütend. Verdammt wütend. Und seine gesamte Wut richtete sich auf Ollie.

»Jona?«, stieß Ollie überrascht aus. Nicht jedoch überraschter als ich über die Tatsache, dass sich die beiden offensichtlich kannten. Verdutzt fuhr mein Kopf zwischen den beiden hin und her.

»Ich sagte, du sollst deine Hände wegnehmen«, knurrte Jona und erdolchte Ollie mit Blicken.

In diesem Moment begriff ich, dass Ollies Hände noch immer auf meiner Taille ruhten. Wie aufs Stichwort hob er beschwichtigend die Hände hoch.

»Hey Mann, ich wusste nicht, dass sie eine deiner Freundinnen ist. Kein Grund alte Kamellen aufleben zu lassen.«

Eine deiner Freundinnen?

Ich spürte den altbekannten schmerzhaften Stich der Eifersucht gemischt mit einer ordentlichen Portion Wut. Eine seiner Freundinnen... Wie viele Freundinnen hatte Jona denn? Mit einem Mal fühlte ich mich bestätigt in meiner Angst, für Jona nur eine weitere Kerbe an seinem Bettpfosten zu sein. Oder schlimmer noch; sicher bereute er es, mir nähergekommen zu sein, immerhin war ich wie eine Schwester für ihn.

»Ich bin nicht seine Freundin!«, keifte ich und wandte mich aufgebracht an Jona, um dieses Alphatiergehabe ein für alle Mal zu beenden.

»Verpiss dich, Oliver, bevor ich mich vergesse«, Jona ließ mich gar nicht erst zu Wort kommen und langsam aber sicher schien sein Geduldsfaden zu reißen. Noch ehe ich protestieren konnte, um Jona in die Schranken zu weisen, hob Ollie erneut beschwichtigend die Arme. Ohne mich auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen wandte er sich von uns ab und ging davon.

Wie vor den Kopf geschlagen verharrte ich einige Sekunden und starrte Ollie nach. Dann fuhr ich zu Jona herum und funkelte ihn zornig an.

»Was fällt dir eigentlich ein!?«, fluchte ich und bohrte meinen Zeigefinger in seine Brust. »Was tust du hier überhaupt? Und was ist dein gottverdammtes Problem mit Ollie? Ging es eigentlich noch eine Spur unfreundlicher?«

»Oh glaub mir, das war noch viel zu freundlich von mir«, waren seine einzigen Worte, während seine bernsteinfarbenen Augen wütend zurück funkelten. Noch nie zuvor hatte ich Jona derart aufgebracht erlebt. Es schien als wäre sein ganzer Körper in Kampfmodus.

»Oh ja, sehr freundlich von dir, mir meinen Abend zu versauen.«

Wir lieferten uns ein kurzes Blickduell, das durch ein abfälliges Kopfschütteln seitens Jona beendet wurde.

»Wir gehen jetzt«, hörte ich ihn sagen. Es war ein Befehl, keine Bitte. Ein Befehl, der keinen Widerspruch zuließ. Einen Wimpernschlag später griff er auch schon nach meinem Handgelenk und zog mich hinter sich her.

»Wie bitte?«, bestürzt stolperte ich ein paar Schritte hinter ihm her. Gleich darauf jedoch erlangte ich die Kontrolle über meinen Körper zurück, stemmte die Fersen in den Boden und versuchte mich von Jona loszumachen. Erfolglos. Ich versuchte mich gegen ihn zu stemmen und musste dabei meine ganze Kraft aufwenden.

»Ich gehe nirgendwo hin. Was soll das?«, schnauzte ich ihn über die laute Musik hinweg an. Wie von der Tarantel gestochen fuhr er wieder zu mir herum. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war eiskalt. Was war nur in ihn gefahren?

»Ich lasse dich ganz bestimmt nicht bei diesen Leuten«, donnerte er. »Du kommst jetzt mit, ob du willst oder nicht.«

Ich schnaubte verächtlich.

»Diese Leute sind meine Freunde«, jede Faser meines Körpers war zum Zerreißen gespannt und blanker Zorn pumpte durch meine Adern. Was bildete Jona sich eigentlich ein?

Er stieß ein spöttisches Lachen aus.

»Glaub mir, Olliver Gill ist alles andere, als dein Freund«, die Art und Weise, wie Jona diese Worte aussprach, ließ mich kurz verstummen. Mich beschlich das Gefühl, dass die beiden mehr miteinander verband, als eine flüchtige Bekanntschaft. Es wirkte beinahe so, als kannten sie sich und hätten noch eine Rechnung miteinander offen.

Jona nutzte den kleinen Moment meiner vermeintlichen Kapitulation, um mich weiterzuziehen. Sogleich stemmte ich mich jedoch wieder gegen ihn, was nur dafür sorgte, dass er abermals erbost zu mir herumfuhr.

»Madre mía, Antonia! Verhalte dich ein einziges Mal in deinem Leben erwachsen und komm einfach mit. Glaubst du nicht, du hast dich schon mehr als lächerlich gemacht mit diesem Video, das du hochgeladen hast?«, er spuckte mir die Worte regelrecht entgegen und ich konnte nichts gegen den Kloß in meinem Hals tun, den sie hervorriefen. Noch nie zuvor hatte er so mit mir gesprochen. Doch ganz gleich wie sehr es mich verletzte, was er mir an den Kopf warf, ich würde niemals zulassen, dass er so mit mir sprach.

»Ich mache mich lächerlich?«, wiederholte ich seine eigenen Worte und lachte laut auf. »Wer ist denn wie ein läufiges Hündchen angelaufen gekommen, nachdem das Video online war? Ganz offensichtlich sind du und deine unbegründete Besitzansprüche diejenigen, die sich gerade lächerlich machen, weil du nicht damit klarkommst, dass die arme kleine Tony, die schon immer in dich verknallt war, dir plötzlich nicht mehr hinterherrennt.«

Die Worte schlugen ein wie ein Donnerschlag um Mitternacht. Völlig ungerührt starrte Jona mich an. Seine Augen waren kalt und sein gesamter Körper zum Zerreißen angespannt. Meine Worte verfehlten ihre Wirkung nicht und für einen kleinen Moment beschlich mich das Gefühl, dass ich womöglich zu weit gegangen war.

Ich erwartete bereits einen noch gemeineren Gegenschlag von ihm, als er plötzlich innehielt. Ein resigniertes Seufzen erklang.

»Tony, hier geht es nicht um mich«, er schüttelte entschieden den Kopf. »Ich versuche dich nur zu beschützen! Ich lasse nicht zu, dass du dich mit so einem...«, Jonas Gesicht verzog sich missbilligend. »Mit so einem Arschloch einlässt, dem du am nächsten Morgen egal bist.«

Ich schnaubte verächtlich.

»Ach, und du bist anders als er?«, konterte ich.

»Natürlich bin ich anders!«, blaffte er wütend. »Du bedeutest mir etwas. Du bist mir wichtig, Tony!«

»Wenn ich dir so wichtig wäre, hättest du dich nicht auch verhalten wie ein Arschloch, dem ich am nächsten Morgen egal bin!«, entgegnete ich zornig.

»Tony!«, fluchend warf er die Hände in die Luft. »Ist das dein Ernst? Es geht dir also immer noch darum, wie ich mich verhalten habe, nachdem wir rumgemacht haben?«

Jonas plumpe Wortwahl versetzte mir einen Stich. Doch sie zeigte mir nur umso mehr, dass es für ihn nicht die gleiche Bedeutung gehabt hatte, wie für mich.

»Tu doch nicht so unschuldig«, ich spuckte ihm die Worte regelrecht entgegen. »Mit wie vielen Mädchen hast dus getrieben seit Silvester, hm?«, nun war ich diejenige mit der plumpen Wortwahl. Doch wie hatte Nova so schön gesagt? Was er konnte, konnte ich schon lange. Hinzu kam der Alkohol, der meinem Mut in die Hände spielte.

»Por Dios! Das ist lächerlich«, Jona stieß einen höhnischen Laut aus und schüttelte ungläubig den Kopf. »Hast du auch nur ein einziges Mal einen Gedanken daran verschwendet, wie es mir bei der ganzen Situation geht?«, er wandte sich wieder mir zu und deutete mit dem Zeigefinger auf sich selbst. »Hast du vielleicht mal daran gedacht, wie verwirrend es für mich war, als ich bemerkt habe, dass die kleine Schwester meines besten Freundes plötzlich doch nicht mehr so klein ist? Dass aus ihr eine Frau geworden ist? Oder wie ich mich dabei gefühlt habe, als sie auf einmal versucht hat, mich zu küssen und es mir auch noch gefallen hat? Ich hab mich gefühlt wie ein verdammter Perversling. Ich hatte Schuldgefühle. Dir und Aiden gegenüber. Die habe ich immer noch. Du hast Besseres verdient. Und trotzdem kann ich an nichts anderes mehr denken, als daran, dass ich dich wieder berühren möchte, obwohl ich es nicht sollte... Vielleicht macht mich das ja zu einem Arschloch«, resigniert hob er die Hände in die Luft. »Ich schätze das beantwortet deine Frage, mit wie vielen Frauen ich seit Silvester etwas hatte. Mit einer, Tony. Mit einer einzigen. Und das warst du.«

Mein Herz blieb für ein paar Sekunden einfach stehen. Jonas Geständnis ließ mich in völliger Fassungslosigkeit zurück und meine Gedanken überschlugen sich förmlich. Zum ersten Mal seit Silvester schien er endlich einmal Klartext zu sprechen und legte mir seine Gefühle zu Füßen. Obwohl ich mich eigentlich darüber hätte freuen sollen, war ich plötzlich völlig überfordert und so lieferte ich die dümmste Antwort, die ich hätte hervorbringen können.

»Aber... Das Bild mit Valentina...«, stammelte ich und verspielte mit dieser Aussage mein letztes Fünkchen Stolz an diesem Abend.

»Tony«, stieß Jona genervt hervor, allmählich schien ihn die Geduld zu verlassen. »Zwischen Valentina und mir läuft schon seit Wochen nichts mehr. Wir haben sie heute Abend zufällig getroffen. Wir sind einfach nur befreundet.«

Ich schluckte schwer. Es war offiziell, ich hatte mich an diesem Abend tatsächlich und wahrhaftig zum Narren gemacht. Noch nie zuvor hatte ich mich so sehr geschämt wie in diesem Moment. Jona hatte vollkommen recht. Mir hätte klar sein müssen, dass er erst einmal Zeit brauchte, um alles was zwischen uns vorgefallen war, zu verarbeiten. Nur weil ich mir meiner Gefühle für ihn schon seit Ewigkeiten bewusst war, galt das nicht auch für ihn. Und anstatt ihm Raum zu geben, sich damit auseinandersetzen zu können, hatte ich ihn wieder einmal unter Druck gesetzt und ihm Vorwürfe gegen den Kopf geschleudert.

»Können wir jetzt endlich gehen?«, hörte ich ihn sagen, war jedoch außerstande auch nur irgendeine Reaktion verlauten zu lassen. Jona wertete mein Schweigen wohl als Zustimmung und zog mich mit sich. Völlig benommen ließ ich es einfach geschehen und folgte ihm. Ich war so sehr in meine Gedanken versunken, dass ich nicht einmal daran dachte, mich von meinen Freunden zu verabschieden. Stattdessen ließ ich mich einfach von Jona nach draußen führen, wo er mich auch schon in seinen schwarzen Camaro bugsierte.

Die Heimfahrt verbrachten wir mit Schweigen. Obwohl alles in mir danach schrie, ihn zu berühren und ihm nahe sein zu wollen, blieb ich auf Abstand. Mir war klar, es wäre in diesem Moment alles andere als angebracht, ihn wieder zu irgendetwas zu drängen. Auch wenn es möglicherweise genau das war, was ich wollte. Was wir nach Jonas Aussage anscheinend beide wollten...

Doch wer wäre ich, wenn ich an einem Abend gleich mit zwei Jungs rummachte? Wer wäre ich, wenn ich mich nicht einmal entschuldigte für mein unmögliches Verhalten? Und wer wäre ich, wenn ich jetzt nicht einen Gang zurückschaltete und ihm die Zeit gewährte, die er brauchte?

Himmel Herrgott, was hatte ich nur angerichtet?

Im Appartement angekommen zog sich Jona ohne ein einziges Wort auf sein Zimmer zurück. Und er kam an diesem Abend nicht mehr heraus. Das Schlimme daran war, dass ich es ihm nicht einmal verübeln konnte... Womöglich war es auch das Beste, bevor wir uns wieder um Hals und Kragen stritten, schließlich waren wir nicht alleine. Aiden schien auch wieder Zuhause zu sein.

Nachdem ich mich aus meinen Klamotten geschält und eine heiße Duschen genommen hatte, ging ich zu Bett. Ich schrieb Milo noch eine SMS, in der ich ihn über bei Verschwinden aufklärte und ihm noch viel Spaß auf der Party wünschte. Dann versuchte ich zu schlafen. Unruhig wälzte ich mich von Seite zu Seite, während ich mich damit quälte, den heutigen Abend immer und immer wieder vor meinem inneren Auge abspielen zu lassen. Nach einer gefühlten Ewigkeit war ich fast eingedöst, als ich den Vibrationston meines Handys wahrnahm. Verschlafen lugte ich auf den Bildschirm. Es war bereits drei Uhr in der Nacht.

Luna.

Sofort nahm ich ab.

»Tony?«, hörte ich Lunas Stimme am anderen Ende der Leitung. Sie weinte. Mit einem Ruck saß ich kerzengerade im Bett.

»Luna? Was ist los?«, Sorge schwang in meiner Stimme mit. »Ist etwas passiert?«

Luna schniefte erneut, ehe sie antwortete.

»Wir haben uns ausgesperrt.«

»Ausgesperrt? Kann euch keiner von den Gästen öffnen?«, verwundert schlug ich die Bettdecke zurück und schlang ich die Beine übers Bett.

»Nein«, schluchzte Luna. »Es sind schon alle nach Hause«

»Okay Luna, beruhige dich. Wir finden eine Lösung. Habt ihr denn einen Ersatzschlüssel?«, schlug ich vor. Doch weit gefehlt, Lunas Schluchzen wurde noch lauter.

»Natürlich nicht, der ist in der Wohnung. Und Tornado ist ganz alleine da drin!«

Tornado war ihr kleiner Kater. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie schlimm es für Luna und die anderen beiden sein musste, ihn alleine in der Wohnung zu wissen. Sie liebten den Fellknäuel über alles.

»Hat Tornado denn noch ausreichend Futter und Wasser?«, erkundigte ich mich, was Luna sogleich bestätigte.

»Na gut, was hält ihr davon, wenn ihr dann erst einmal zu mir kommt und morgenfrüh rufen wir gemeinsam einen Schlüsseldienst?«

Kurze Stille und Murmeln am anderen Ende der Leitung. Womöglich berieten sich die Mädels untereinander.

»Wir rufen uns ein Taxi und kommen zu dir. Kannst du uns die Adresse schicken?«, hörte ich Luna anschließend sagen.

»Natürlich«, bekräftigte ich.

Nachdem wir das Telefonat beendeten, machte ich mich sogleich daran, ein paar Decken und Kissen zusammenzusuchen. Glücklicherweise befand sich in meinem Zimmer noch ein kleines Sofa, das man sogar zu einer Schlafcouch ausziehen konnte. Ich richtete jedem der Mädels etwas einigermaßen gemütliches zum Anziehen und während ich auf die drei wartete, scrollte ich mich noch ein bisschen durch diverse Apps an meinem Handy.

Als ich nach einer knappen halben Stunde eine Nachricht von Luna erhielt, dass sie nun hier wären, schlich ich mich aus meinem Zimmer nach unten ins Erdgeschoss. Ich erklärte ihnen in welchem Stock sich das Appartement befanden und öffnete ihnen die Tür.

Die drei gaben in der Tat ein Bild für die Götter ab. Luna schien völlig übermüdet und gerädert, Roxy hatte ganz offensichtlich gewaltig einen über den Durst getrunken und Nova trat mit einem lauten Pfiff in die Wohnung ein.

»Fette Bude«, anerkennend drehte sie sich einmal um die eigene Achse, bevor sie sich mit einem breiten Grinsen zu mir wandte. »Warum willst du hier noch einmal ausziehen?«, sie kicherte.

Sogleich bedeutete ich ihr leiser zu sein, da mein Bruder und Jona bereits schliefen. Nova verzog entschuldigend das Gesicht. Ich drehte mich zu Luna um, die Roxy hinein bugsierte.

»Es tut mir so leid, dass wir dich geweckt haben«, flüsterte Luna mir zu und ich konnte ihr das schlechte Gewissen regelrecht am Gesicht ablesen. Ich winkte ab.

»Ach was, ihr könnt mich immer anrufen, dafür sind Freunde doch da, oder nicht?«

Sie schenkte mir ein dankbares Lächeln und auf Zehenspitzen schlichen wir nach oben in mein Zimmer. Während sich die drei umzogen und es sich gemütlich machten, erzählten sie mir, was passiert war. Sie hatten die letzten Gäste mit nach draußen begleitet und noch eine gemeinsame Zigarette geraucht. Als sie sich voneinander verabschiedeten und wieder reingehen wollten, bemerkten sie, dass niemand einen Schlüssel besaß. Dummerweise hatte jeder sich auf den anderen verlassen, was fast schon wieder auf gewisse Art und Weise lustig war. Wäre da nicht der kleine Kater, der die Nacht nun alleine in der Wohnung verbringen musste. Luna, die der Inbegriff eines Tierfanatikers war, plagten schreckliche Gewissensbisse. Ich versuchte sie jedoch etwas aufzumuntern, was mir auch gelang, denn irgendwann konnte sie sogar über ihre eigene Dummheit lachen. Ich entschuldigte mich noch bei den Mädels, dass ich mich auf der Party plötzlich aus dem Staub gemacht hatte und erklärte ihnen, was passiert war. Während Luna mir aufmerksam zuhörte und einen weisen Ratschlag nach dem anderen lieferte, wackelte Nova nur verschwörerisch mit den Brauen.

»Scheint als wäre mein Plan aufgegangen«, sie schien sich köstlich darüber zu amüsieren. Sofort erdolchte Luna sie mit Blicken.

»War ja klar, dass diese Idee von dir gekommen ist. Spielchen Spielen ist ungesund für eine Beziehung.«

»Ich weiß, ich weiß«, Nova hob beschwichtigend die Hände. »Aber immerhin haben sie jetzt mal Klartext gesprochen oder nicht?«

Luna seufzte und schüttelte resigniert den Kopf. Wieder einmal konnte ich nur über die beiden lachen. Während Nova eine Dummheit nach der anderen anstellte, versuchte Luna verzweifelt eine Art Mutterrolle für sie einzunehmen und sie auf den richtigen Weg zu führen - was ihr ganz offensichtlich nich immer gelang. Es war unglaublich erfrischend ihren ewigen Disputen beizuwohnen.

Grinsend wandte ich mich von den beiden ab und mein Blick fiel auf Roxy, die die ganze Zeit über auffallend schweigsam war. Sie saß vor dem Bett auf dem Boden und starrte Löcher in die Luft. Ich hatte angenommen, dass es wegen des Alkohols war, doch nun beschlich mich das Gefühl, dass ihr irgendetwas auf dem Herzen lag.

»Roxy?«, fragte ich vorischtig. »Alles in Ordnung bei dir?«

Nova und Luna drehten sich nun auch beide zu unserer Freundin um und sahen sie an.

Plötzlich, wie aus dem Nichts, begann Roxy bitterlich zu weinen.

Völlig verdutzt tauschten Luna, Nova und ich ein Blick. Keiner schien eine Ahnung zu haben, was los war, aber in einer Sache waren wir uns einig - sofort ließen wir uns neben unserer Freundin auf dem Boden nieder und versuchten ihr beizustehen. Tröstend tätschelten wir ihre Hände, während sie von herzzerreißenden Schluchzern gepackt wurde. Geschlagene fünf Minuten verharrten wir in dieser Position, bis Roxy sich allmählich beruhigte und Luna einen ersten Versuch wagte.

»Hey«, mitfühlend hielt sie Roxys Hand. »Willst du uns erzählen was los ist?«

Roxy schniefte laut.

»Sage hat mir vorhin geschrieben«, purzelten die Worte aus ihr heraus. »Sie hat sich entschuldigt bei mir und möchte mich zurück. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll! Sie hat mich so sehr verletzt und trotzdem möchte ich unbedingt wieder mit ihr zusammen sein.«

»Ach Roxy«, seufzte Luna. »Hattest du etwa Angst, es uns zu erzählen?«

Roxy nickte. »Ich weiß, dass ihr nicht mehr viel von Sage hält, deshalb wollte ich es euch erst nicht erzählen.«

»Hast du deshalb so viel getrunken?«, Nova.

Roxy nickte zustimmend.

»Rox, es ist vollkommen in Ordnung, dass du jetzt durcheinander bist. Ich denke, dass du dir ausführlich Gedanken darüber machen solltest, aber nicht jetzt und vor allem nicht in betrunkenem Zustand. Aber...«, fügte Luna an. »ich möchte dass du weißt, dass du immer über alles mit uns reden kannst. Und ganz gleich, wie du dich entscheidest, es ist deine Entscheidung. Wir würden dich niemals dafür verurteilen. Nicht wahr, Girls?«, fragte sie nun an Nova und mich gewandt. Sofort stimmten wir Luna mit einem bestimmten Nicken zu.

Roxy wirkte unglaublich erleichtert über unsere Reaktion und eine riesige Last schien ihr von den Schultern zu fallen.

»Danke, Mädels, ihr seid wirklich die Besten!«, bedankte sie sich bei uns und für ein paar Minuten saßen wir einfach nur nebeneinander auf dem Boden und schwiegen uns an.

Irgendwann begann Nova sich lautstark zu räuspern.

»Hört mal, wenn wir schon beim Beichten sind...«, nervös kratzte sie sich am Hinterkopf und verzog schuldbewusst das Gesicht. »Ich habe seit ein paar Wochen wieder Kontakt zu Scott. Wir telefonieren regelmäßig.«

»Moment mal!«, Luna richtete sich schlagartig auf. »Der Scott? Der Scott, der im Bau sitzt?«, Fassungslosigkeit breitete sich auf Lunas Gesicht aus, während Nova nervös hin und her rutschte.

»Eben hast du noch gesagt, dass wir und immer alles sagen können!«, verteidigte sich Nova und zog eine Schippe.

Statt einer Antwort rollte Luna mit den Augen, ließ sich nach hinten gegen mein Bett sinken und stieß einen tiefen Seufzer aus.

»Himmel Herrgott, ihr seid alle drei hoffnungslose Fälle!«

Nova, Roxy und ich wechselten einen vielsagenden Blick. Dann brachen wir in schallendes Gelächter aus. Tja, wie hieß es so schön? Geteiltes Leid war halbes Leid!

Hallo ihr Lieben!

Wieder einmal bin ich völlig überwältigt von eurem tollen Feedback! Eure Rückmeldungen geben mir unheimlich viel Kraft und Motivation zum Weiterschreiben! Ich hoffe dass euch das neue Kapitel von Jona & Tony gefällt und freue mich schon auf eure Kommentare.

Ganz liebe Grüße ♥️

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