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Kapitel 18

Songempfehlung: Dove Cameron - Breakfast

»Shooooots!«, grölte Roxy, hielt eine Flasche Tequila in die Luft und mir war klar, dass dieses Mädchen heute Nacht mein Untergang sein würde. Es war Freitagabend, die Party in meiner zukünftigen WG war in vollem Gange und ich hatte den Überblick darüber verloren, wie viele Runden wir schon hinter uns hatten. Roxy schien kein Halten mehr zu kennen, was wohl daran lag, dass sie ihren Liebeskummer mit Alkohol zu betäuben versuchte. Das hatte jedenfalls Luna behauptet.

»Hoffen wir nur, dass sie die Finger vom Wodka lässt, sonst wird es ungemütlich«, flüsterte Luna mir mit einem Kopfschütteln zu.

»Oh ja«, bekräftigte Nova. »Glaub mir, das willst du nicht erleben.«

»So schlimm?«, hakte ich zweifelnd nach.

»Schlimm ist kein Ausdruck«, mischte sich Clara ein, während sie die Lippen spitzte und an ihrem Wein nippte. Clara war das Mädchen, das vor mir in der WG gelebt hatte und nun mit ihrem Freund zusammengezogen war. Sie war hochgewachsen, blond und legte ungemein großen Wert auf ihr Äußeres. Ihre blauen Augen waren stark geschminkt, sie besaß perfekt manikürte Gelnägel und hatte mir gerade erst von ihrem neuen Friseur berichtet, der eine neue Extensionstechnik anwandte. Interessant fand ich, dass sie Sozialwissenschaften studierte, hätte ich doch eher darauf getippt, dass sie in der Kosmetikbranche arbeitete. Ein weiteres Mal wurde mir bewusst, dass auch ich hin und wieder in typische Verhaltensmuster verfiel und Menschen nach ihrem Äußeren beurteilte. Clara mochte auf den ersten Blick vielleicht etwas verschlossen wirken, aber je länger ich mich mit ihr unterhielt, desto mehr stellte ich fest, dass sie genauso liebenswert war, wie die beiden anderen Freundinnen von Roxy, Nova und Luna, die mir vorgestellt wurden.

Amber, die sich gerade mit Roxy und Milo einen Tequila nach dem anderen hinter die Binde kippte, war unglaublich lustig, aber auch unglaublich betrunken. Die Mädels zogen sie oft mit dem Vergleich auf, dass sie ihre Version von Samantha aus Sex and the City sei. Nicht etwa, weil Amber eine männerverschlingende Nymphomanin war, denn das war sie keinesfalls, sondern weil sie genauso feurig und offen war, wie die Protagonistin aus der Serie. Wir hatten uns gerade einmal fünf Minuten unterhalten, als sie mir auch schon erzählte, wie viele Frösche sie nun schon geküsst hatte und immer nur an Versager geraten war. Daraufhin hatte sie sich zwei Kater zugelegt - Tate und Mate - und wollte den Männern abschwören, egal wie sehr sie, wie sie selbst sagte, das männliche Geschöpf auch liebte. Doch eines Tages hatte sie bei einem Autounfall ihren Polizisten Mason kennengelernt, mit dem sie nun gemeinsame Wurzeln schlug.

Allison dagegen war das krasse Gegenteil von Amber. Allison war sehr zurückhaltend, distanziert - und schwanger. Aber auch sie war total freundlich und schon bei unserem ersten Gespräch spürte ich, dass Allison, ähnlich wie Luna, eine sehr feinfühlige Person war, mit der man unglaublich tiefgründige Gespräche führen konnte - es sei denn ihre Hormone spielten mal wieder verrückt wegen der Schwangerschaft. Dann brach sie nämlich in Tränen aus, was an diesem Abend schon zum gefühlt zehnten Mal passierte. Mein persönliches Highlight war, als sie die Käsespieße entdeckte und mir plötzlich unter Tränen erzählte, wie schlimm es doch sei, auf welche Weise Käse hergestellt wurde.

»Junge Kälber werden schon ganz früh von ihrer Mutterkuh getrennt, sodass man diese melken kann für die Milch und den Käse, ist das nicht schrecklich?«, unter einem Tränenschleier hatte sie mich daraufhin angesehen, ehe sie sich angewidert vom Käse abwandte. »Dabei liebe ich Käse doch so sehr...«, hatte ich sie noch murmeln hören, als sie sich auch schon auf den Weg aus der Küche gemacht hatte. Luna war in schallendes Gelächter ausgebrochen.

Zurück im Hier und Jetzt fand die Party hauptsächlich im Wohnzimmer statt. Ein paar der Gäste spielten im Esszimmer Flunky Ball, während sich einige in der Küche über das Essen hermachten. Laute Musik dröhnte aus Lunas Marshall Musikbox und gab die Klänge von Justin Biebers Friends zum Besten. Luna sang leise für sich mit, während ihr Blick über die Partygäste wanderte. Sie hatte eine schöne Stimme, wie ich feststellen musste.

»Die Party ist lahm«, motzte Nova schließlich und verzog gelangweilt das Gesicht. Schließlich schien ihr eine Idee zu kommen und ein breites Grinsen zierte ihre kirschroten Lippen. »Lasst uns ein paar Jungs provozieren und eine Schlägerei anzetteln!«

Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Schon öfter hatte ich beobachten können, dass Nova eine ganz schön teuflische Ader besaß, die offensichtlich durch Alkoholkonsum umso mehr zum Vorschein kam.

»Lieber Gott, bitte nicht!«, Luna stöhnte. »Ich kann jetzt schon an nichts anderes mehr denken, als daran, dass es eine Vollkatastrophe wird die Wohnung morgenfrüh zu putzen.«

»Jetzt hab dich nicht so!«, Roxy hob den Tequila und prostete Luna zu. »Ich helfe dir morgen.«

Luna hob zweifelnd eine Braue. »Du wirst morgen den Kater deines Lebens haben. Davon mal ganz abgesehen hasst du es zu putzen.«

»Leute!«, warf Nova entgeistert ein. »Wir schmeißen eine Party. Schluss jetzt mit euren ständigen Diskussionen übers Putzen«, Nova beendete das Gespräch und erhob sich vom Sofa.

»Wir werden jetzt alle ein paar Shots trinken und dann tanzen!«

Ich hörte ein Stöhnen seitens Luna und einen zustimmenden Laut von Roxy.

»Für mich dann bitte Wasser«, warf Allison hastig ein. »Und tanzen kann ich auch nicht, meine Füße sind heute wieder so extrem geschwollen«, klagte sie und legte sogleich stöhnend ihre Beine aufs Sofa, wodurch ihr kugelrunder Bauch sich unter dem Kleid nur allzu deutlich abzeichnete.

»Mir kannst du gleich zwei einschenken«, Milo erschien hinter mir an der Sofalehne und zwinkerte mir verschwörerisch zu. Lächelnd streckte ich meine Hand nach ihm aus. Er ergriff sie und hauchte mir einen Kuss auf den Handrücken. Seine dunkelbraunen Augen strahlten Wärme aus und wirkten etwas verschleiert vom Alkohol. Doch Milo schien zufrieden - und das machte mich zufrieden. Viel zu oft schon hatte ich ihn unter den Lasten des Lebens zusammenbrechen sehen. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, dass er endlich einmal glücklich sein konnte. Ich erwiderte sein Lächeln.

»Gehts dir gut?«, fragte ich vorsichtig. Milo nickte eifrig.

»Und wie!«, antwortete er euphorisch und errötete leicht. Ich bekam das Gefühl nicht los, dass er mir etwas erzählen wollte. Ich kannte meinen besten Freund gut genug, um zu wissen, dass irgendetwas im Busch war. Argwöhnisch kniff ich die Augen zusammen.

»Okay, was ist los?«, ich schlug ihm spielerisch auf die Brust.

»Ben kommt mich nächste Woche besuchen!«, schoss es plötzlich wie aus der Pistole aus ihm heraus.

»Der Ben?«, fragte ich überrascht. »Der Ben, den du online auf Tumblr kennengelernt hast und in England lebt?«

Milo nickte freudig.

»Oh Milo, das ist toll!«, entgegnete ich aufgeregt. »Ich freue mich für dich! Endlich könnt ihr euch mal persönlich kennenlernen.«

»Ja, aber ich bin furchtbar aufgeregt«, schüchtern zuckte er mit den Schultern.

»Ach, natürlich bist du das! Das gehört doch zum Kennenlernen dazu!«, ich kniff ihm in die Wangen. Ich freute mich wirklich aufrichtig für Milo und hoffte inständig, dass er endlich jemanden kennenlernen würde, der es ernst mit ihm meinte. Jemand, der sein wahres Ich sah und ihn genau dafür liebte. Die einzige Sorge, die mir das Ganze bereitete, war die Tatsache, dass Milo Meister darin war, sich vorschnell in Liebschaften zu verrennen. Dies hatte zur Folge, dass der Liebeskummer umso schlimmer ausfiel, sollte die Beziehung in die Brüche gehen. Es war an der Zeit, dass Milo endlich lernte, sich selbst am nächsten zu sein. Er musste sich so lieben und akzeptieren, wie er war und nicht versuchen in anderen Männern etwas zu suchen, das er in sich selbst zu finden hatte. Sich selbst zu mögen und zu lieben war der Schlüssel in ein glückliches Leben. Einige Menschen besaßen dieses Wissen bereits, andere jedoch mussten es im Laufe des Lebens erst lernen. Milo gehörte zur zweiten Kategorie, doch ich war mir absolut sicher, dass er es schaffen konnte.

Nachdem ich mir von Milo noch das Versprechen abnehmen ließ, bei Ben vorsichtig zu sein, war ich etwas beruhigter. Zudem versicherte er mir, dass Ben zunächst einmal in einem Hotel unterkam, bis die beiden sich ein wenig kennengelernt hatten, was ich ziemlich vernünftig fand. Schließlich hatten sie sich noch nie zuvor persönlich getroffen und Sicherheit ging stets vor. Ich war überaus stolz auf Milo.

Den restlichen Abend alberten herum, tanzten und betranken uns, bis wir nicht mehr geradeaus gehen konnten. Es war ein voller Erfolg und ich genoss die Gesellschaft meiner neuen Freunde ungemein. Doch so schön die Party auch war, ich hätte wissen sollen, dass mich noch eine böse Überraschung erwartete. Das Schicksal vergönnte mir offensichtlich nicht einmal einen einzigen Abend ohne Drama. Ich war gerade im Begriff eine Instagram Story hochzuladen, als ich sah, dass mein Bruder ebenfalls etwas geupdatet hatte. Es war ein Foto von ihm, Jona und zwei Frauen. Eine davon war Valentina, die in Jonas Armen hing und breit in die Kamera lächelte.

Mir rutschte buchstäblich das Herz in die Hose und um ein Haar hätte ich das Handy fallen lassen. Jona mit ihr auf dem Foto zu sehen, versetzte mir einen gewaltigen Stich. Einen Stich der Eifersucht. Es tat weh. Es tat so verdammt weh. Waren mein Bruder und Jona etwa unterwegs? Traf Jona sich immer noch mit Valentina oder war das Bild nur durch Zufall entstanden? Wie oft hatten die beiden sich nun schon getroffen? Sicher doch öfter als drei Mal. Was hatte das zu bedeuten? Schließlich hatte Jona nie mehr als drei Dates mit einem Mädchen, oder etwa doch? War Valentina eine Ausnahme? Bedeutete sie ihm etwas?

In meinem Kopf herrschte ein Meer an Fragen. Mein Herz zog sich schmerzvoll zusammen. Was hatte ich auch erwartet? Dass Jona sich nicht mehr mit anderen Frauen traf, nur weil wir uns ein paar Mal nähergekommen waren? Obwohl mir klar war, wie verdammt naiv diese Denkweise war, hatte die Hoffnung unbewusst in meinem Herzen Wurzeln geschlagen.

Meine Finger um das Smartphone verkrampften sich, bis die Knöchel weiß hervortraten.

»Holla die Waldfee, wer ist dieses Schnuckelchen auf dem Bild?«, Nova lugte über meine Schulter auf mein Handy und deutete auf Jona.

Wie in Trance hob ich den Blick und sah sie an.

»Das ist Jona«, flüsterte ich und konnte nur mit Mühe die aufkeimenden Tränen unterdrücken.

»Was?«, stieß sie empört aus und riss mir das Handy aus der Hand. »Wieso hast du nicht erwähnt, dass er aussieht wie eine ältere Version von Vinnie Hacker?«, sie fächeltet sich theatralisch Luft zu.

»Weil er ein Arschloch ist«, erwiderte ich dumpf, griff nach meinem Becher und nahm einen kräftigen Schluck. Ich war bereits ziemlich angeheitert und wenn ich noch mehr trank, würde der Abend sicherlich sehr unschön enden. Doch das interessierte mich im Moment herzlich wenig. Ich wollte nur noch versuchen diesen Stich in meinem Herzen zu betäuben, vorzugsweise mit Alkohol. Mit einem Mal konnte ich verstehen, weshalb Roxy sich derart die Kante gab.

Liebeskummer war grausam.

»Wer ist das Mädchen in seinen Armen?«, wollte Nova wissen und blickte von dem Handy fragend zu mir auf.

Ich zuckte mit den Schultern.

»Ihr Name ist Valentina, sie hatten ein Verhältnis miteinander. Ich dachte es sei schon wieder Geschichte, aber offensichtlich treffen sie sich noch«, ich deutete auf das Bild. »Keine Ahnung, was sie ihm bedeutet.«

Kurze Stille. Dann begann Nova zu fluchen.

»Och Süße«, Nova strich mir mitfühlend über die Wange. »Nicht weinen. Er ist so ein Mistkerl!«

Statt einer Antwort nahm einen weiteren kräftigen Schluck zu mir.

»Weißt du was du tun solltest?«, sagte Nova plötzlich und warf sich eine geglättete Haarsträhne über die Schulter.

»Ihn vergessen? Zum Teufel schicken? Ihn hassen?«, ich seufzte resigniert. »Glaub mir Nova, das habe ich alles schon versucht.«

Novas Lippen kräuselten sich, ehe sie sich zu einem süffisanten Grinsen verzogen.

»Weißt du, Tony? Männer denken immer ihnen gehöre die Welt und sie können uns Frauen behandeln, wie sie wollen«, Nova hob den Zeigefinger. »Aber die Wahrheit ist, was diese Schweine können, können wir schon lange.«

Ich zog die Stirn kraus und verstand nicht ganz, was sie mir damit zu sagen versuchte.

»Okay, ich verstehe nicht ganz«, gestand ich.

Nova verschränkte die Arme vor der Brust. »Du solltest ihm einen Denkzettel verpassen.«

»Einen Denkzettel verpassen? Wie denn?«, wiederholte ich ungläubig.

Statt einer Antwort sah Nova sich suchend im Raum um, bis ihr Augen auf etwas trafen, nach dem sie wohl gesucht hatte.

»Oh der ist perfekt, warte hier«, bedeutete sie mir und schnellen Schrittes ging sie auf eine Gruppe von Typen zu. Typisch Nova verwickelte sie einen davon mir ihrem Charme in ein Gespräch. Er war blond, hochgewachsen und hatte ein bisschen etwas von einem Surferboy. Er war ganz niedlich, um ehrlich zu sein. Wäre ich jedoch nicht unsterblich in Jona verliebt, hätte er mir womöglich gefallen. Leider hatte Jona mir jegliche Chance genommen, jemand anderen kennenzulernen. Zumindest vorerst. Zu intensiv waren seine Küsse, die ich noch immer auf meinen Lippen spürte. Zu präsent die Berührungen, die seine Finger auf meiner Haut hinterlassen hatten. Zu mächtig die Gefühle, die sich tief in mein Herz eingebrannt hatten... Jona war jemand ganz Besonderes für mich und obwohl er sich immer wieder wie der größte Mistkerl verhielt, kannte ich ihn auch von einer anderen Seite.

Meine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf Nova. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte ich ihrer Konversation mit dem Surferboy folgen. Aufgrund der lauten Musik konnte ich allerdings kaum etwas verstehen. Ich beobachtete, wie sie plötzlich zu mir zeigte und der Typ in meine Richtung blickte. Er grinste breit. Nervös erwiderte ich sein Lächeln, drehte mich hastig um und nippte an meinem Getränk.

Okay, ganz egal was du ausheckst, Nova, es gefällt mir ganz und gar nicht.

Eine geschlagene Minute später sah ich im Augenwinkel, wie sich die beiden in Bewegung setzten und auf mich zukamen.

»Tony, das ist Ollie«, stellte Nova mir lächelnd den Surferboy vor, als sie bei mir ankamen. der Ollie warf mir ein breites Grinsen zu, das eine Reihe weißer, perfekter Zähne entblößte.

»Ollie, das ist Tony.«

»Hi«, ich lächelte verlegen, während mir allmählich zu dämmern begann, was Nova vor hatte. »Ähm Nova, können wir uns ganz kurz unterhalten?«, ich packte meine Freundin beim Arm, warf Ollie einen entschuldigenden Blick zu und entfernte mich mit Nova ein Stückchen. Ein paar Meter entfernt blieb ich stehen. Nova drehte sich grinsend zu mir um.

»Ich soll Jona eifersüchtig machen? Ernsthaft?«, fragte ich geschockt über die laute Musik hinweg.

»Ach Tony«, Nova rollte lächelnd mit ihren blauen Augen. »Du darfst nicht immer so weichherzig sein. Erteile unserem Vinnie Hacker Abklatsch mal eine kleine Lektion.«

Ich warf einen kurzen Blick auf Ollie, der ein paar Meter weiter stand und auf seinem Smartphone rumtippte.

»Und wie soll diese Lektion aussehen?«, verlangte ich von Nova zu wissen.

»Wie wärs mit einem Bild von euch beiden in deiner Story?«

»Ich weiß nicht... Ist das nicht kindisch? Ich kenne diesen Typen doch nicht mal!«, warf ich unschlüssig ein, woraufhin Nova laut auflachte.

»Komm schon Tony, Ollie ist doch ganz nett anzusehen.«

»Und was soll ich ihm bitteschön sagen? Hey, ich möchte einen Typen auf den ich stehe eifersüchtig machen, würdest du kurz für ein Bild mit mir posen? «

»Dir wird schon etwas einfallen, du musst eben ein wenig flirten«, sie zuckte grinsend mit den Achseln.

Ich seufzte und warf einen erneuten Blick zu Ollie. Nun ja, er sah wirklich ganz süß aus und was war schon gegen ein harmloses Bild einzuwenden? Vielleicht war es tatsächlich an der Zeit, Jona eine Lektion zu erteilen. Eine Lektion, die ihm bewies, dass ich nicht von ihm abhängig und auch durchaus in der Lage war, mich mit anderen Männern zu treffen. Es mochte kindisch sein und in nüchternem Zustand hätte ich einer solchen Idee sicherlich niemals zugestimmt, aber der Alkohol trug dazu bei, dass ich diese Etikette über Bord warf. Also nickte ich nervös, hakte mich bei Nova unter und gemeinsam gingen wir zu Ollie zurück.

»Sorry für die kleine Unterbrechung«, ich schenkte Ollie ein Lächeln und bot ihm meine Hand dar. »Also noch einmal von vorne: Ich bin Tony.«

»Hey Tony«, erwiderte er mit tiefer Stimme, trat ein paar Schritte auf mich zu und nahm meine Hand. »Ich bin Ollie, schön dich kennenzulernen.«

Aus dunkelbraunen Augen sah er auf mich herab und die Art und Weise, wie er mich ansah, verriet mir, dass er genau der Richtige für diesen Job war. Ollie war ein Frauenheld wie er im Buche stand, was mir wiederum meine Tat erleichterte. Das schlechte Gewissen, das ich zu Beginn beim Gedanken daran, Ollie für meine Zwecke auszunutzen, verspürt hatte, verpuffte augenblicklich.

»Gleichfalls«, ich atmete einmal tief ein und wieder aus, ehe ich begann mein verführerischstes Lächeln aufzusetzen. Ollie, Nova und ich unterhielten uns ein wenig, wobei mir auffiel, dass Ollie sich selbst gerne sprechen hörte. Er schien sehr von sich eingenommen zu sein, was seine Attraktivität in meinen Augen sogleich schwinden ließ. Ich fand heraus, dass er ebenfalls an der University of Chicago studierte, irgendetwas mit Biologie. Um ehrlich zu sein hörte ich ihm kaum richtig zu, da ich ziemlich aufgeregt war. Also trank ich umso mehr, um meine Nervosität in den Griff zu bekommen. Und tatsächlich wirkte der Alkohol Wunder. Schon nach kurzer Zeit unterhielt ich mich viel ausgelassener mit Ollie, wir lachten viel miteinander und irgendwann kam er mir gar nicht mehr so schmierig vor. Im Gegenteil. Er war tatsächlich ziemlich lustig. Unterdessen kam Nova ihrer Aufgabe sehr gewissenhaft nach und schoss mit meinem Smartphone ein Selfie von uns dreien nach dem anderen, sie vergeudete wirklich keine Zeit. Im Hintergrund schlug ein neues Lied an, Dove Cameron Breakfast und ich musste über diese Ironie lächeln. Es passte auf gewisse Art und Weise zu Novas Plan.

Ooh-ooh, so you wanna talk about power?
Ooh-ooh, let me show you power
I eat boys like you for breakfast
One by one hung on my necklace
And they'll always be mine
It makes me feel alive
I eat boys like you for breakfast
And I know that you tried your bestest
I never said it's right
But I'm gonna keep doing it

»Was machst du so beruflich?«, fragte Ollie mich im Laufe unseres Gesprächs.

»Oh, ich besuche ab Mai die SAIC. Ich studiere also Kunst«, sagte ich stolz und konnte noch immer kaum glauben, dass ich tatsächlich an einer der renommiertesten Kunstschulen Amerikas angenommen war. Ollie hob beeindruckt die Brauen.

»Oh eine Künstlerin also«, er grinste schief. »Stimmt es denn, was man sich über Künstler so sagt?«, seine Stimme wurde tiefer und sein Gesicht kam meinem gefährlich nahe. Er sah mir direkt in die Augen und ein lasziver Ausdruck legte sich über sein Gesicht. Ich hielt kurz die Luft an und schluckte schwer. Es fühlte sich seltsam an, mit einem wildfremden Typen zu flirten. Hinzu kam die Tatsache, dass ich bisher recht wenig bis kaum Erfahrungen auf diesem Gebiet besaß. Doch da war ein kleiner Teil in mir, dem dieses Intermezzo gefiel. Ein Teil, der endlich leben und verrückte Dinge anstellen wollte. Es war der Teil von mir, der Jona endlich vergessen wollte... Und mit diesem Typen zu flirten, hatte auf gewisse Art und Weise etwas Befreiendes an sich.

Es gefiel mir irgendwie.
Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht.

»Oh, was sagt man denn über Künstlerinnen?«, säuselte ich zurück. Olli lachte ein kehliges Lachen und kam noch einen Schritt näher. Wir waren uns nun so nahe, dass sich unsere Nasenspitzen beinahe berührten.

»Dass sie sehr leidenschaftlich und talentiert sind«, murmelte er. »Und zwar nicht nur auf der Leinwand.«

»Nun«, erwiderte ich herausfordernd. »Vielleicht solltest du diese Theorie mal überprüfen.«

Noch bevor ich mir bewusst darüber werden konnte, was ich soeben gesagt hatte, beugte Ollie sich dicht zu mir herunter.

»Ich hatte gerade denselben Gedanken.«

Eine Sekunde später spürte ich auch schon seine Lippen auf meinen, sie fühlten sich warm und weich auf meinem Mund an und schmeckten ein wenig nach Alkohol. Obwohl ich gewusst hatte, dass meine Aussage Ollie dazu einlud mich zu küssen, war ich nicht darauf vorbereitet und für einen kurzen Augenblick versteinerte ich. Ich hatte noch nicht oft mit Kerlen rumgemacht. Ich war nicht der Typ dafür. Ich fühlte mich wohl, wenn ich Zuhause vor meiner Leinwand saß, den Pinsel in der Hand hielt und zu Machine Gun Kellys Strophen meiner Fantasie freien Lauf ließ. Doch heute, an diesem Abend, auf dieser Party, wollte ich einmal der Typ dafür sein. Ich wollte jemand anderes sein. Ich wollte abenteuerlustig und aufregend sein. Nur ein einziges Mal. Ich wollte einfach loslassen und den Moment genießen. Ich wollte frei sein. Frei von meinen Eltern, die mich ständig versuchten in irgendwelche Rollen zu stecken, für die ich nicht gemacht war. Frei von meinen Selbstzweifel, nicht gut genug zu sein und vor allem frei von meinen Gefühlen für Jona...

Und plötzlich war ich das. Selbst wenn es nur für diesen einen Moment war.

Ooh-ooh, so you wanna talk about power?
Ooh-ooh, let me show you power
I eat boys like you for breakfast
One by one hung on my necklace
And they'll always be mine
It makes me feel alive
I eat boys like you for breakfast
And I know that you tried your bestest
I never said it's right
But I'm gonna keep doing it

Hastig schlang ich die Arme um Ollies hals und begann den Kuss zu erwidern. Zum ersten Mal knutschte ich mit einem wildfremden Typen auf einer Party - und es fühlte sich verdammt gut an. Es fühlte sich sogar so gut an, dass ich ganz außer Acht ließ, dass Nova noch immer im Besitz meines Smartphones war... Zu vertieft war ich in Ollies Kuss, denn er wusste genau, was er tat und ich fühlte mich kein bisschen unwohl dabei. Zumindest bis zu dem Punkt, als plötzlich Jonas Gesicht vor meinem inneren Auge erschien. Dies war der Moment, indem ich abrupt von Ollie abließ und zurückwich. Wir lösten uns voneinander und schlagartig wurde ich zurück in die Gegenwart katapultiert. Ollie schien meinen Rückzieher gar nicht bemerkt zu haben. Stattdessen sah er mich breit grinsend an.

»Ich schätze die Theorie ist wahr«, erwiderte er. »Lust zu tanzen?«

Atemlos sah ich zu ihm hoch, während in meinem Kopf ein heilloses Durcheinander und gleichzeitig völlige Leere herrschte.

Ich hatte tatsächlich mit einem wildfremden Typen rumgeknnutscht! Und als wäre das nicht schon genug, hatte ich währenddessen an Jona denken müssen...

Verdammter Jona! Konnte er nicht einmal für einen einzigen Abend aus meinen Gedanken verschwinden? Wütend über mich selbst und wütend darüber, dass ich Novas Idee überhaupt erst zugestimmt hatte, spürte ich Panik in mir aufkommen.

»I-ich brauche eine Sekunde. Bin gleich wieder da«, mit diesen Worten löste ich mich von Ollie und stürmte zum Badezimmer. Ich musste mich erst einmal sammeln und realisieren, was soeben passiert war. Hastig stolperte ich ins Bad und war im Begriff die Tür hinter mir zu schließen, als jemand seinen Fuß dazwischenschob.

Nova erschien im Türspalt.

»Hey mach mal langsam, Casanova«, rief sie lachend und drückte sich ebenfalls ins Badezimmer. »Das war ziemlich unerwartet, aber total heiß eben!«

»I-ich habe gerade mit einem wildfremden Typen geknutscht!«, sagte ich fassungslos und blickte zur Tür.

»Jap, das war nicht zu übersehen«, Nova kicherte, woraufhin sie nach meiner Hand griff und meine Finger um mein Handy schloss.

»Hier, wir haben tolles Bildmaterial. Jona wird explodieren, wenn er das sieht!«, sie zwinkerte mir zu und ging zurück zur Badezimmertür. »Übrigens, gern geschehen.«

Mit diesen Worten verabschiedete sich und rauschte wieder nach draußen.

Ich dagegen blieb mit pochendem Herzen und weichen Knien im Bad zurück, während ich auf das Telefon in meinen Händen starrte. Eine dunkle Vorahnung braute sich über mir wie eine Gewitterwolke zusammen. Irgendwann nahm ich den Mut zusammen, gab meinen Code ein und tippte auf die Instagram App.

Was ich sah, ließ mich in völliger Sprachlosigkeit zurück.

Nova hatte nicht nur ein Bild von Ollie und mir hochgeladen. Nein, sie hatte ein Video aufgenommen. Ein Video, auf dem Ollie und ich miteinander knutschten. Ein Video, das nun alle Welt sehen konnte... Einschließlich Jona.

»Oh verdammt«, murmelte ich, während mich das ungute Gefühl beschlich, dass es eine ganz blöde Idee gewesen war, mich auf dieses Rachespiel eingelassen zu haben....

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