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1.

Pendale lag im Dunkeln.

Die Kleinstadt im Norden des Landes war von einer matschigen Schneeschicht überzogen. Die Straßenlaternen flackerten, die Menschen waren vor Stunden zu Bett gegangen.

Nur Diego del Mara schlief nicht.

Er nutzte das Bett in seiner Wohnung nur selten, hatte man es ihm doch aufgezwungen, obwohl er es klar abgelehnt hatte. Seine Augen wurden nicht schwer, sein Körper schrie nicht nach Ruhe, besonders nicht um diese Zeit.

Die Glocke der Rathausuhr schlug drei Mal. Diego stapfte durch die knöchelhohe Schneedecke und seufzte bei jedem Schritt. Seine Socken waren schon nach wenigen Metern durchnässt gewesen und fühlten sich inzwischen an, als wären sie an seinen Füßen festgefroren. Eine recht schmerzhafte Angelegenheit.

Seine Jacke wärmte ihn auch kaum. Zwar hatte er jeden Knopf, den er hatte finden können zugemacht, dennoch berührte das Futter ihn kaum. Etwas lag dazwischen, das ihn von außen wie ein billiges Michelin-Männchen wirken ließ.

Diego blickte auf seine Liste, die er in der Dunkelheit nur mit etwas Mühe entziffern konnte.

Erleichtert atmete er auf, als er sah, wie unweit das nächste Ziel von ihm entfernt war. Außenstehende hätten meinen können, Diego sei ein leidenschaftlicher Geocatcher, so häufig wie er des Nachts durch die Straßen huschte.

Dabei hatte er an derartigen Tätigkeiten wenig Interesse. Diego mochte Grunge, jede Melodie, die Kurt Cobain über die Lippen kam. Er war ein begnadeter Bäcker und in seiner Familie einzig für seine brillanten Crêpes geschätzt. Seine Lieblingstiere waren Pinguine, weil sie so unwirklich komisch waren. Und wenn er Alkohol zu sich nahm, dann Desperados, auch wenn es teurer war, als gewöhnliches Bier.

Diego war nachtaktiv und ging oft spazieren, obwohl er daran nicht so recht gefallen fand, weil seine Mutter ihm eingetrichtert hatte, dass Leute, die nicht spazieren gingen, als fette Arbeitslose vor dem Fernseher enden würden.

Im Nachhinein war Diego aufgefallen, wie selten dämlich diese Aussage klang.

Nun stand er endlich vor dem Klingelschild, das er gesucht hatte. Er wagte es nicht, den kleinen Knopf zu drücken. Stattdessen zog er sich am Fensterbrett hoch und spähte in die unbeleuchtete Küche.

Kurzerhand ließ er sich wieder fallen und überlegte kurz. Dann klingelte er doch. Vorher zog er seine Jacke aus und offenbarte die Wärmehindernisse. Er trug darunter ein kurzärmeliges Hemd. Augenblicklich nahmen seine Arme eine bläuliche Färbung an. Er war schon immer recht Kälteempfindlich gewesen.

Patricia Wells trat in den Türrahmen und starrte ihn an. "Was zur Hölle wollen Sie denn von mir? Es ist..." Sie blickte auf ihr Handgelenk, an dem keine Uhr hing. "...spät."

Diego räusperte sich und sagte dann mit klappernden Zähnen und tränenden Augen: "Verzeihung, ich wurde gerade überfallen, könnte ich wohl kurz reinkommen und meine Schwester anrufen? Bitte."

Patricia sah besorgt die Straße entlang. "Okay", sagte sie schließlich. "Ich kann Sie hier ja nicht erfrieren lassen."

"Vielen Dank!" Diego verbeugte sich zittrig, bevor er seine Jacke griff und ihr in den Hausflur folgte.

Pluspunkt: Sie lässt mich rein und schläft auch im Winter in kurzer Hose.

Minuspunkt: Sie legt Wert auf Schlaf.

Diego blickte sich neugierig um. An den Wänden des Flures hingen Mäntel und Pullover.

"Hier, nehmen Sie doch Platz, soll ich die Polizei rufen?", fragte sie zerstreut und wies auf einen stoffbespannten Stuhl in der Küche. Eine Alice in Chains Zeichnung hing neben der Dunstabzugshaube.

Diego schüttelte den Kopf. "Ich brauche nur ein Handy, mir wurde meins gestohlen."

Sie reichte ihm ein iPhone ohne Hülle, das seine Hände im Moment der Berührung zusätzlich unterkühlte. "Danke", murmelte er.

Sie hört Alice in Chains. Das tue ich auch...gelegentlich. Sie kann zeichnen, aber nicht so gut, dass man das Bild für eine Fotografie halten könnte. Es ist ihr egal, ob ihr Telefon kaputt geht, weil sie es nur zum Telefonieren benutzt und nicht ihr ganzes Leben darauf verstaut hat...Und neben dem Herd steht ein kleines Einmachglas, sie kocht Marmelade. Es riecht gut. Sie trägt Chucks, genau wie ich, zumindest steht ein Paar im Flur. Sie ist perfekt...oder?

Es gab nur einen Weg, das herauszufinden. Diego tippte wahllos zehn Zahlen ein und ließ es klingeln. Während er sich das Telefon prätentiös an sein Ohr hielt zog er seine Jacke an sich. Patricia beobachtete ihn argwöhnisch.

Diego bekam seine kleinste Waffe, ein Armeemesser zu fassen und schleuderte es in ihre Richtung, ohne wirklich hinzusehen.

Patricia keuchte auf. Diego hob seinen Blick und beendete das Gespräch mit der nicht vergebenen Nummer. Die junge Frau mit den blonden Haaren rutschte langsam zu Boden, die Hand an der Klinge in ihrem Hals. Blut rann ihre Kehle hinab und färbte die Küchenfliesen braun und rot.

Diego stand auf. "Zieh das nicht raus, es wirkt gerade wie ein Korken in der Wunde."

Patricia röchelte panisch, bevor sie genau das tat. Blut spritzte in alle Richtungen. Diego hatte genau getroffen. Er gab sich dem Regen hin. So stand er vollgespritzt in der Küche und zögerte. Schließlich nahm er der inzwischen leblosen Patricia das Messer aus der Hand und spühlte es unter dem Wasserhahn ab.

Genervt von ihrem Tod zerschlitzte er die Zeichnung an der Wand, dann warf er sich die Jacke über und zog die Tür hinter sich zu.

Es war eine ernüchternde Tätigkeit. Doch wie erwartete das Universum, dass er sie fand? Tinder? Brieftaube? Flaschenpost?

Nein, dies war der schnellste Weg. Effektiv? Noch nicht, aber Diego war zuversichtlich. Er zückte einen Kugelschreiber und strich den Namen von seiner Liste.

Es war kaum zwei Monate her, dass Diego seinen zerstörerischen Plan in die Tat umgesetzt hatte. Jede Frau in seinem Alter, alleinstehend und kinderlos hatte er ausfindig gemacht und auf einem Blatt Papier niedergeschrieben. Alle aus Pendale.

Seine Recherchen hatten ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit dafür, dass die Seelenverwandschaft außerhalb des Heimatortes existierte bei rund zwei Prozent lag. Er war bereit dazu, dieses Risiko einzugehen.

27 Namen auf seiner Liste waren schon durchgestrichen. 27 von etwa 25.000.

Wenn er ihr Leben nicht beenden konnte, dann würde sie seines beginnen. Da war er sich sicher.

Und niemand konnte ihn von diesem Gedanken abbringen. Es war ihm ein Rätsel, weshalb niemand es vor ihm versucht hatte, wo die Lösung zu diesem weltweiten Sozialproblem doch so nah lag.

Als Diego nach Hause kam schlug die Rathausuhr fünf Mal.

Die Leute, die ihn kannten, bezeichneten Diego häufig als kalt und berechnend, aber unberechenbar. Sie konnten ihn nicht lesen, nicht verstehen.

Doch Diego wusste, dass es jemanden da draußen gab, der das tat. Jemand in Pendale.

Jemand, den er kannte?

Manch einer hätte Diegos Vorgehensweise als moralisch verwerflich bezeichnet. Aber der fand, dass das ganze Leben moralisch verwerflich war. Ob nun seines, oder ein anderes, das war doch nebensächlich.


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