Kapitel 10
Erens Pov:
Nach der Schule wartete ich auf Levi. Nachhilfe hatte sich fürs erste erledigt, doch ich hatte ihm als Dankeschön zum Pizza essen eingeladen. Levi kam aus dem Gebäude und wir gingen los. „Ich müsste vorher noch auf den Friedhof. Ist das okay? Du kannst auch schon vorgehen und wir treffen uns in der Pizzeria“, murmelte er, doch ich schüttelte den Kopf. „Ich komme mit.“ Wir machten noch einen Zwischenstopp im Blumenladen und drinnen war es kühl, es roch irgendwie angenehm frisch. Levi kaufte relativ viele Blumen... Und die sollten alle für Petras Grab sein? Die Verkäuferin wickelte die Blumen in Papier ein, welche Levi an sich nahm, nachdem er bezahlt hatte.
„Manche Menschen finden Friedhöfe unheimlich“, meinte er, als wir den Blumenladen verließen, „Ich verstehe nur nicht wieso. Ich war das erste mal mit meiner Mutter auf diesen, als ich vielleicht drei oder vier Jahre alt war und in all diesen Jahren bin ich bei meinen Besuchen dort noch nie von einen Untoten angefallen worden.“ Ich schmunzelte, beugte mich zu ihn runter und flüsterte in sein Ohr: „Aber auch nur, weil du noch nie Nachts dort warst.“ Er verzog keine Miene und schob einfach mein Gesicht mit der flachen Hand von seinen Ohr weg. „Hey!“, rief ich empört, aber natürlich ignorierte er mich und nahm seine Hand wieder runter. Wir gingen durch ein schwere Eisen Tor und liefen einen Kiesweg entlang, der über den Friedhof zu den Gräbern führte. Er blieb vor einen Grab stehen, ich dachte es wäre Petras Grab, aber der Nachname machte mir klar, dass er wohl mit Levi verwandt war... Und diese Person ist alt geworden: Ganze 97 Jahre. Respekt! „Großvater Ackerman. Er war mein Uropa oder Ticktackopa, wie meine Mutter das manchmal genannt hat. Sein Tod hat mich nicht wirklich mitgenommen, weil ich mit drei Jahren zu jung war um zu verstehen was eigentlich abging und warum meine Mutter so traurig aussah.“ Er stellte ein paar Blumen in die Vase und bat mich eine volle Gießkanne zu holen. Ich kam der Bitte nach und brachte sie ihn. Er goss die Blumen und machte das Grab sauber - was auch sonst? Danach gingen wir weiter. „Eren, darf ich vorstellen? Farlan und Isabel“, sagte er und zeigte dabei auf zwei Gräber, die schräg gegenüber voneinander standen. „Das sind, Pardon, waren meine besten Freunde bis sie in einen Autounfall gestorben sind. Wieder das selbe Verfahren: Blumen in die Vase stellen, gießen und die Gräber sauber machen. „Levi, ist alles gut?“, fragte ich leicht besorgt. Er nickte nur stumm, nahm die Gießkanne und die Blumen und ging weiter zum nächsten Grab, Petras Grab. Wieder der selber Vorgang, bis auch der letzte Fleck von dem Mamorstein mit Petras Namen, Geburtsjahr und Todesjahr enfernt war. Wir brachten zusammen die Gießkanne weg und gingen dann zur Pizzeria. „Für einen siebzehnjährigen waren das eine Menge tote Bekannte“, meinte ich vorsichtig, doch er schüttelte den Kopf. „Ich bitte dich, Eren. Es gibt Menschen, die haben ihre ganze Familie auf einen Schlag verloren.“ Ich fand diesen Satz unlogisch. Es war doch egal, ob andere schlechter dran waren, Tatsache ist doch, dass Levi wichtige Menschen in seinen Leben verloren hat. Welche und wie viele spielt dabei doch keine Rolle, oder? Nach längeren zögern nahm ich seine Hand, seine Mundwinkel zuckten kurz zu der Andeutung eines Lächelns nach oben und wir gingen Hand in Hand weiter.
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