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Die Tage nach der seltsamen Begegnung auf dem verlassenen Hof verstrichen in einem schwebenden Zwielicht, als hätte die Welt selbst den Atem angehalten. Die Stadt pulsierte weiterhin in ihrem eigenen Rhythmus, während meine Gedanken wie Nebelschwaden durch meine Seele waberten. Der unerklärliche Moment des Mitleids für Noah Cooper hatte meine inneren Gewissheiten erschüttert, und ich suchte vergeblich nach einem klaren Weg durch das undurchsichtige Labyrinth meiner Gefühle.
Eines Tages, als die herbstliche Sonne ihre goldenen Strahlen durch die Blätter der Bäume der Universität schickte, fand ich mich unverhofft in der Nähe von Noah wieder. Er saß auf einer Bank, von einem sanften Licht umhüllt, ein Buch in der Hand, und schien tief in seine Gedanken versunken. Ein seltsames Gefühl der Unsicherheit durchzog mich, als ich mich zögernd auf ihn zubewegte.
"Noah", sagte ich mit einem Hauch von Zögerlichkeit. Seine Augen hoben sich, und der Blick, den er mir zuwarf, überraschte mich. In ihnen lag keine Spur von Hass, sondern eine unerklärliche Freundlichkeit. "Ava", erwiderte er ruhig. "Wie geht es dir?"
Die Frage schien höflich, fast warm. Ein Schauer der Verwirrung durchzog meine Sinne, während ich die Veränderung in Noahs Verhalten registrierte. Etwas stimmte nicht, und der Misstrauensfunke in mir flackerte bedrohlich auf.
"Ich bin überrascht, dich hier zu sehen", gestand ich, meine Worte mit einem Anflug von Vorsicht. "Was verschafft uns die Ehre deiner Anwesenheit an diesem Ort?"
Noah schloss kurz die Augen, als würde er nach den richtigen Worten suchen, bevor er antwortete: "Die Dinge ändern sich, Ava. Manchmal schneller, als man es erwartet."
Die herbstliche Brise trug die Worte davon, während die Umgebung in ein diffuses Licht getaucht wurde. Ein Schweigen legte sich über uns, durchzogen von einem Gefühl der Unsicherheit. Als die Sonne ihre letzten Strahlen über das Gelände warf, spürte ich, dass diese Begegnung ein Rätsel in sich trug, dessen Lösung ich noch nicht gefunden hatte.
In den folgenden Tagen versuchte ich, diese unerklärliche Veränderung in Noahs Verhalten zu verstehen. Ein innerer Konflikt tobte in mir, während ich zwischen Misstrauen und der vagen Hoffnung auf Veränderung schwankte.
Schließlich beschloss ich, Jack von dieser Begegnung zu erzählen. Seine Genesung von der Schussverletzung verlief gut, doch als ich ihm von Noahs seltsamem Wandel berichtete, verdunkelte sich seine Miene.
"Noah Cooper hat nichts Gutes im Sinn. Vertrau ihm nicht, Ava", warnte er mit Nachdruck. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und der Zorn in seinen Augen spiegelte meine eigenen Zweifel wider.
"Er war anders, Jack. Freundlich fast. Etwas stimmt nicht", erwiderte ich, die Unsicherheit in meinen eigenen Worten spürend.
Jack seufzte tief. "Leute wie er ändern sich nicht von einem Tag auf den anderen. Sei vorsichtig, Ava. Diese Freundlichkeit könnte Teil eines größeren Plans sein."
Die Worte von Jack hallten in meinem Kopf wider, als ich mich weiterhin in einem inneren Zwiespalt zwischen Misstrauen und der Hoffnung auf Veränderung befand. Der Herbst umhüllte die Universität mit seinen warmen Farben, doch meine Gedanken wanderten durch düstere Schatten.
In den folgenden Tagen verstrickte ich mich in einen Strudel von Überlegungen und Zweifeln. Noahs plötzliche Freundlichkeit nagte an meiner Wachsamkeit. War es möglich, dass er tatsächlich eine Veränderung durchlebte? Oder spielte er nur ein perfides Spiel, um mich zu täuschen?
Eines Nachmittags, als ich auf dem Campus umherging, stieß ich erneut auf Noah. Diesmal stand er unter einem alten Baum, der seine Blätter in den herbstlichen Wind streute. Sein Blick hob sich, als er mich erblickte, und ein fast sanftes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
"Ava", begrüßte er mich mit einer ruhigen Stimme. "Kann ich einen Moment deiner Zeit haben?"
Die Anmut der Szene ließ mich kurz innehalten. Die Sonnenstrahlen glitzerten durch die Blätter und warfen ein warmes Licht auf den Boden. Eine Brise trug das Rascheln der fallenden Blätter mit sich, während Noah dort stand, wie aus einer anderen Welt.
"Was willst du, Noah?" fragte ich, meine Wachsamkeit aufrechterhaltend. Seine freundliche Haltung weckte Misstrauen in mir.
Er trat einen Schritt näher. "Ich möchte nur reden, Ava. Über alles, was geschehen ist."
Ein unbestimmtes Gefühl durchströmte mich. Doch sein Angebot zu reden, schien mir eine Chance zu sein, mehr über seine Motive zu erfahren.
"Reden wir also", sagte ich, aber meine Stimme klang vorsichtig. Noah begann, von den Veränderungen in seinem Leben zu erzählen, von Zweifeln und Reue. Er sprach von einem Drang zur Umkehr, von einem Verlangen nach Frieden.
Während er sprach, fühlte ich mich wie in einem Sog seiner Worte, doch Jacks Warnungen hingen wie eine düstere Wolke über meinem Verstand. Die Linie zwischen Wahrheit und Täuschung verschwamm, und ich wusste nicht mehr, wem oder was ich glauben sollte.
Als unser Gespräch endete, versprach Noah, dass er versuchen würde, die Dinge wieder ins Lot zu bringen, und dass er Frieden suchte. Ein Teil von mir wollte ihm glauben, während ein anderer Teil die Erinnerungen an Jacks und seine gemeinsame dunkle Geschichte nicht vergessen konnte.
Ich teilte meine Gedanken später mit Jack, und sein Gesicht verfinsterte sich noch mehr. "Ava, das ist ein Spiel. Du darfst dich nicht von seiner Freundlichkeit täuschen lassen. Sein Plan könnte viel tiefgreifender sein, als du denkst."
Die Tage zogen weiter ins Unbekannte, und die Ungewissheit um Noahs wahre Absichten setzte mir zu. Jeder Blick, jedes Wort wurde zu einem Puzzleteil in einem undurchsichtigen Spiel. Meine Gang und ich standen vor einer Entscheidung, die das Schicksal unserer Zukunft beeinflussen würde.
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