~3~
Ich saß gelangweilt am Tisch und stocherte im Essen herum. Wirklich Hunger hatte ich nicht.
Mein Bruder Luke saß neben mir. Ihm schien es gegenteilig zu gehen. Er stopfte sich das Essen rein, als hätte er seit Tagen nichts anderes mehr gegessen.
Meine Mutter, welche ihm gegenüber saß, verzog angewidert das Gesicht. "Luke Jones! Habe ich dir nicht beigebracht, wie man ordentlich isst?"
Luke stoppte augenblicklich und benamm sich, als wäre er der König höchstpersönlich. Ein sehr eingebildeter König, wenn ihr mich fragt. "Natürlich Mutter. Es kommt nicht mehr vor." Schleimer!
Nun wendete sie sich an mich und lächelte zuckersüß. "Nun, Ava. Was hast du zu Berichten?"
Ich seufzte. "Das übliche."
Ihre Miene verfinsterte sich. "Ich will alles wissen! Jetzt!"
Ich setzte mich auf und begann an meinen Fingern abzuzählen.
"Also. In Italien haben wir jetzt 6 Verbündete, in Frankreich 3. Dann noch in Spanien 4 und in Deutschland 8."
Meine Mutter begann zu lächeln. "Und wie groß sind ihre Konzerne?"
Ich stieß die kurz abgehaltene Luft aus. "Ich glaube im Durchschnitt können wir bei allen mit 3.000 bis 5.000 rechnen."
Sogar mein Vater blickte von der Zeitung auf. "So viele? Wir sind stolz auf dich Ava!" Er lächelte mich warm an.
Auf meinem Gesicht bildete sich ebenfalls ein Lächeln. Ich hatte meinen Vater viel lieber als meine Mutter, weil er einfach Mitgefühl hatte und auch Menschen leicht beeinflussen konnte. Diese Fähigkeit hatte ich von ihm geerbt.
Meine Mutter winkte ab. "So viele sind es auch nicht, Schatz." Mein Vater grummelte kurz und steckte seine Nase wieder in die Zeitung. Eines seiner liebsten Beschäftigungen.
Mir war der Appetit vergangen. "Ich geh schlafen. Bin fix und alle." Lukas schaute mich wissend an.
Ich stand auf und ging in mein Zimmer. Dort schloss ich ab wie jeden Abend und checkte meine Pistole. Die brauchte ich eh nicht, also schmiss ich sie auf mein Brtt und sprang aus dem geöffneten Fenster. Es gingen nur zwei Stockwerke hinab. Für mich also ein leichteres.
Ich schaute auf die Uhr. Es war kurz vor 19 Uhr, also hatte ich noch reichlich Zeit.
Gemütlich umrundete ich unsere riesige Villa und sprang über die Alarm auslösenden Laser am Eingang. Wer nicht auf den Zentimeter genau wusste wo der war, konnte mit leichteres den ohrenbetäubenden Alarm auslösen.
Ich überlegte kurz, was ich jetzt tun sollte. Zum Training? Ne... Das hatte ich heute schon. Jack? Wohl eher. Lächelnd sprang ich auf mein Motorrad, welches ich immer gut versteckte und ließ den Motor aufheulen.
Meine Eltern schöpften sowieso keinen Verdacht, weil solche Maschinen bei uns ständig vorbei fuhren.
Nach knapp fünf Minuten war ich auch schon angekommen. Jack lebte mit seiner (gesundheitlich) kranken Mutter in einem kleinen Haus am Waldrand. Nie würde auch nur einer auf die Idee kommen, das hier überhaupt jemand wohnt.
Ich klopfte kurz an Jacks Fenster. Paar Sekunden später wurde es geöffnet und Jack steckte den Kopf raus.
"Bin gleich da Ava."
Und weg war er.
Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und Jack kam heraus. Er hatte seine Motorradjacke an und seine verwaschene Jeans und dies kombiniert mit passenden Sneaker.
Wäre er nicht mein bester Freund, hätte ich mich jetzt schon Hals über Kopf in ihn verliebt.
Jack zog seinen Helm auf. "Dann los geht's. Wer zuerst da ist." Er ließ seinen Motor anspringen.
"Auf drei! Eins... Zwei... " Jack gab Vollgas, sodass er ein paar Sekunden nur auf dem Hinterrad fuhr. "DREI!" Schrie er lachend.
"Hey! Das bekommst du zurück!" Ich konnte selbst nicht ein Grinsen unterdrücken.
Auf dem Weg überholte ich ihn schließlich und kam schlussendlich doch zuerst am Parkplatz an.
Glücklich streckte ich dem heranfahrenden Jack die Zunge raus, nachdem ich meinen Helm abgezogen hatte.
Er grummelte irgendwas in seinen nicht vorhandenen Bart, lachte dann aber. "Irgendwann werde ich dich schon noch überholen. Du bist doch nur schneller, weil du immer so unvorsichtig fährst. Du baust eines Tages noch ein Unfall." Letzteres sagte er etwas tadelnd.
Ich lächelte ihm zuckersüß zu: "Du weißt eh, das dies nie passiert."
"Ja, ich weiß Ma'am." Er verbeugte sich kurz, zwinkerte mir dann aber zu.
Ich schüttelte lächelnd den Kopf.
Wir legten eine alte Plane über unsere Lieblinge und steckten die Helme auch drunter. Dann machten wir uns auf den Weg.
Das Prinzip der Straßenkämpfe war ganz simple. Es gab mehrere 'Gangs' in der Stadt, welche ganz überraschend mal eine andere Gang überfielen. Das endete oft für beide Seiten blutig. Innerhalb der Gangs gab es dann die normalen Straßenkämpfe. Das waren einfache Kämpfe um sich zu trainieren, aber auch um zu beweisen, wie stark man geworden ist.
Wir hörten in der Ferne schon das Gebrüll der Jungs.
Mit Vorfreude überquerte wir die letzten Meter bis zu einem Platz, welcher hell erleuchtet war.
Dort standen die ganzen Jugendliche schon in einem großen Kreis um zwei kämpfende Jungs. Es kamen Anfeuerungsrufe aus allen Richtungen für die Beiden.
Plötzlich wurde es für ein Augenblick still und dann jubelten alle. Einer der beiden hatte sich ganz leise ergeben.
Ich quetschte mich durch die Menge nach vorne.
Gerade wurden Freiwillige nach vorne gebeten. Ich streckte meinen Arm aus und zeigte somit, das ich als nächsten gehen würde.
Als ich es schließlich schaffte mich durch den Menge zu quetschen, sah ich ein großen muskelbepackten Mann im Kreis stehen.
Er grinste mir hämisch zu. Dadurch wurden seine Zahnlücken sichtbar. Ich verzog angewiedert das Gesicht.
Echt jetzt? Solche Leute waren jetzt in der Gang drinnen? Ich drehte mich zu Jack und deutete fragend auf den Mann vor mir.
Jack zuckte nur mit den Schultern. Ich hatte ihm doch die Aufgabe übertragen, die neuen Gangmitglieder auszusortieren.
"Also gut, dann übernehme ich das jetzt", sagte ich leise und brachte mich in Angriffsposition.
Der Mann vor mir grinste immer noch. "Denk nicht, das ich mich bei dir zurückhalte, Püppchen."
Ich konnte von einigen Gangmitgliedern ein Luftschnappen vernehmen.
Also kannten mich ein paar doch noch.
Es ertönte ein Pfiff und der Mann schoss nach vorne. So eine Geschwindigkeit hätte ich ihm nicht zugetraut.
Lässig wich ich aus. Er startete erneut einen Gegenangriff, dem ich jedoch wieder geschickt auswich.
Das ging die ganze Zeit so weiter. Immer wieder startete der muskelbepackte Mann einen Angriff, der jedoch immer fehlschlug.
Für mich wurde es langsam aber sicher langweilig. Ich sprang auf ihn zu und drückte gezielt auf seine Neven.
Der Mann fiel einfach zu Boden und rührte sich nicht mehr. Ich fühlte seinen Puls. Er lebte noch. Zufrieden schaute ich in die Runde.
Es waren viele erfreute, aber auch viele neue und verwirrte Gesichter.
Jack kam zu mir und nickte anerkennend. Dann drehte er sich zu den ganzen Jungs.
"Ihr wusste ja, wer ich bin. Ich habe unser Ganganführer vertreten und sollte neue Rekruten rein bringen. Ihr wisst auch für was wir kämpfen. Wir verteidigen das Unternehmen der Jones. Nun möchte ich euch euren eigentlichen Anführer vorstellen. Das ist Ava Jones, eure Anführerin."
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