- Kapitel 3 -
Reifen kamen laut quietschend vor mir zum Stehen, direkt da, wo ich vorher gestanden hatte. Scheiße, das war ja extrem knapp gewesen.
Ich blinzelte direkt in zwei helle Scheinwerfer.
Nach und nach erkannte ich, dass das Gefährt, das mich fast überfahren hätte, ein großer, hoher, purpurfarbener Bus war.
Es ertönte ein Zischen, Schritte kamen näher. Ein Mann mit einer Schaffnermütze und Dreitagebart kam auf mich zu.
"Jung' Lady, geht's dir gut?", fragte er und hielt mir die Hand hin.
"Geht so", erwiderte ich und ließ mich von ihm hochhelfen.
"Naja, wie auch immer, willkomm'n im Fahrenden Ritter, dem Nottransporter für Hexen und Zauber! Ich bin Stan Shunpike, ihr Schaffner für ihre Fahrt!"
Der Mann strahlte und entblößte beim Lächeln eine Zahnlücke.
Ich klopfte mir den Schmutz von meiner Kleidung ab und hob meinen Zauberstab vom Boden auf. Autsch. Mein Hintern schmerzte immer noch.
Ein wenig verwirrt blickte ich Stan an. "A-aber woher wusstest ihr, dass ich euch gebraucht habe?", fragte ich verwirrt.
Ich hatte den halben Tag im Regen damit verbracht, zu überlegen, wie ich den Fahrenden Ritter rufen konnte. Und jetzt war er plötzlich da. Und hätte mich fast überfahren.
"Naja, junge Dame, du hast den Fahrenden Ritter gerufen und jetzt sind wir hier!", meinte Stan nur fröhlich. "Na los, steig ein!"
Immer noch etwas ratlos nahm ich meinen Koffer und Athenes Käfig und stieg in den Bus ein.
Der Bus war leer bis auf eine alte Dame im schwarzen Blazer, die gerade den Tagespropheten las.
Am Fahrerplatz saß ein altaussehender Mann mit weißem Bart.
"Guck ma', Ernie, das ist die junge Frau, die du fast umgefahrn hast!", sagte Stan und lachte.
Haha. Das war nicht lustig. Ich hatte wirklich einen Heidenschreck gekriegt.
Ernie verdrehte die Augen. Dann wandte er sich an mich.
"Wie ist denn Ihr Name, gnädige Frau?"
"Lily. Lily Evans", erwiderte ich.
"Wo soll es denn hingehen, Miss Evans?"
"Ich möchte gerne zum Haus der McKinnons in der Bakerstreet 5."
"Oh, die McKinnons! Die kenne ich nur zu gut! Vor allem das Mädchen, die is wirklich ne sehr ruhige", warf Stan belustigt ein.
Das war wohl ironisch gemeint. Marls war eine redselige Nervensäge.
"Wie viel kostet denn so eine Fahrt?", fragte ich und rückte meinen Geldbeutel. Hoffentlich hatte ich genug Kleingeld dabei.
"Oh nein, nein, meine Liebe, eigentlich kostet eine Fahrt ja elf Sickel, aber nachdem du armes Mädchen ja komplett durchnässt bist und ich dich fast überfahren hätte, brauchst nichts zu zahlen", wehrte Ernie ab.
"Danke, das ist sehr großzügig von Ihnen!", sagte ich und lächelte.
Dann setzte ich mich auf einen der Plätze im Bus und legte meine Sachen auf den Platz neben mir.
"Dann wünsch ich ne angenehme Fahrt!", rief Stan und die Türen verschlossen sich wieder mit einem Zischen.
Ein Ruck ging durch den Fahrenden Ritter und es ging los.
Ich schnappte nach Luft, ich wurde heftig in den Sitz gedrückt, so schnell fuhr dieser Bus.
Ich schaffte es, mit Mühe meinen Kopf dem Fenster zuzuwenden. Alles, an dem wir vorbeifuhren war verschwommen.
Von wegen Lichtgeschwindigkeit kann man nicht erreichen.
Plötzlich bremste der Bus abrupt und Stan rief: "Bakerstreet 6, Miss, es gibt hier in Godric's Hollow leider keine Hausnummer 5. Aber ich hoffe Sie hatten eine angenehme Fahrt!"
"J-ja, danke", murmelte ich ohne ihm richtig zugehört zu haben. Mir war etwas schlecht von der Fahrt.
Schnell nahm ich meinen Koffer und den Eulenkäfig, verabschiedete mich von Stan und Ernie und stieg aus.
Im nächsten Augenblick war der Fahrende Ritter wieder mit einem lauten Knall verschwunden.
Ich stand nicht vor einem Backsteinhaus, wie es Marls Haus war.
Stirnrunzelnd betrachtete ich das fremde, hellblau gestrichene Haus mit großem, hübschen Garten.
Ich drehte mich zum Straßenschild um.
Da stand Bakerstreet.
Und auf dem Nummernschild des Hauses die Nummer 5. Hatte ich, als ich fast überfahren wurde einen Gedächtnisschwund bekommen?
Ich blickte mich um, sah weiter entfernt einen Marktplatz und ein Schild. Darauf stand: Marktplatz von Godric's Hollow.
Das hier war wohl der Ort Godric's Hollow. Nicht London.
Hier gab es allem Anschein nach auch eine Bakerstreet.
Verdammter Mist! Oh Merlin. Warum hasste mich die Welt so?
Vielleicht konnte ich ja trotzdem bei dem hellblauen Haus hier klingeln und fragen, ob ich übernachten durfte. Denn die Nacht hier draußen verbringen würde ich ganz sicher nicht.
Seufzend ging ich an das Gartentor des Hauses und erhellte mit meinem Zauberstab das Namensschild.
Auf dem Namensschild stand "Potter".
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro