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VI. Kapitel

In seichten Wellen schwappte die Welt um sie herum auf Jade zu und schien sie mit sich zu reißen in einen warmen Strom aus Lichtern und Farben. Eine unbestimmte Taubheit legte sich über ihre Sinne und sie fürchtete die Schwerelosigkeit, in die sie überzugleiten drohte.

Überstürzt stand sie auf, wobei sie ein wenig taumelte und sich haltsuchend an Rons Schulter klammerte, der verirrt zu ihr aufblickte. Auch die anderen sahen sie besorgt an und sie zwang sich ein Lächeln auf die Lippen von dem sie hoffte, das es wenigstens Harry, Hermine, Ron, Ginny, Neville und Pierre überzeugen würde.

»Ich muss mal für kleine Mädchen. Amüsiert euch solange einfach weiter.«

Und bevor irgendjemand auf die gedankenlos dahin gesagten Worte eingehen konnte, drehte sie sich um und stürmte zwischen den überall verteilt sitzenden Schülern in Richtung Schloss. Das Schwindelgefühl nahm zu mit jedem Schritt, den sie nach vorne tat. Jade hatte das Gefühl, ihr Körper würde in eine tiefe Trägheit hineinstolpern. Ihre Füße wurden schwer, als hätte jemand ihr Ziegelsteine an die Knöchel gebunden, ihre Hände wurden zu Boden gezogen, als würde eine unsichtbare Kraft nach ihnen greifen und ihr Kopf schien von ihren Schultern kippen zu wollen.

Benommen stolperte sie durch den Korridor, ihre Brust schien wie zugeschnürt und sie rang nach Atem.

»Irgendwo ... ich muss mich verstecken ...«, murmelte Jade und stützte sich an der Wand ab, um nicht umzukippen. »Wasser ...«

Ihre Beine knickten unter ihr weg und sie spürte, wie ihre Fingernägel sich in den rauen Putz der Steinmauer bohrten. Durch das Gewirr aus Farben und Formen erkannte Jade einen Umriss, der sich vom Rest der Wand abhob. Schwer schluckend griff sie nach der Klinke und zog sich in das ehemalige Mädchenklo hinein, wo sie ihre Finger um das nächstliegende Waschbecken klammerten, während die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Ihre Lider wurden schwer und sie spürte eine innere Last ihren Körper nach unten ziehen.

Krampfhaft krallte sie sich an den Rand des Waschbeckens und zwang sich dazu die Augen zu öffnen. Vorsichtig beugte Jade sich nach vorne, um durch den schmutzigen Spiegel sich selbst in die Augen zu schauen. Das helle Jadegrün ihrer Iriden war zwei dunklen Smaragden gewichen und ihre Pupillen hatten sich unnatürlich geweitet.

Ein plötzlicher Schmerz schoss durch ihren Kopf und sie stolperte zurück, als sie sich selbst in ihrem Spiegelbild begegnete. Überrascht löste sie ihre Hände vom Waschbeckenrand und presste ihre Handflächen an die Schläfen. Die Welt um sie herum schien zu flackern, als wäre die Fernsehverbindung instabil und drohte jeden Augenblick abzubrechen, doch die Angst, die in ihr aufkeimte war Nichts im Vergleich zu dem, was sie sah, als ihr Blick erneut zu dem Spiegel wanderte und die Schmutzschicht durchdrang.

Ihre Augen begegneten nicht dem blassen Gesicht und den jettschwarzen Haaren, wie sie es ihr Leben lang gekannt hatte, sondern einer knöchernen Fratze, die schreckliche Ähnlichkeit mit einem Totenschädel hatte. Ein schockierter Schrei blieb in ihrer Kehle stecken, als das Skelett immer wieder vor ihren Augen unter ihrer Haut mit weißen Umrissen aufblitzte und verschwand. Hilflos schnappte sie nach Luft, unfähig ihren Blick von dem grausamen Schauspiel abzuwenden. Ihre Lungen schienen zu explodieren, als ein kraftvoller Stoß ihre Wirbelsäule zu zerschmettern schien und ihr Körper sich anfühlte, als würde er in millionen Teile zerspringen.

Angsterfüllt griff Jade sich an die Kehle und taumelte in Richtung der Tür. Blindlings griff sie nach der Klinke, doch in diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und sie krachend nach hinten gegen die Waschbecken geschleudert. Ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus und Luft floss erneut in ihre Lungen, als sie von dem Aufprall geschüttelt wurde. Ihre Sicht klärte sich und in der Tür machte sie eine großgewachsene Gestalt aus, die sich überrascht nach vorne beugte.

»Was machst du hier drin?«, fragte Draco sie argwöhnisch und musterte sie von oben bis unten. Jade machte sich bewusst, welchen Anblick sie bieten musste und Schamesröte schoss ihr in die Wangen, als sie sich hastig aufrappelte und auf wackeligen Beinen zu stehen versuchte. Ihre Haare waren leicht zerzaust, sie war blass um die Nase und hatte rote Flecken auf der Haut und ihr Umhang wirkte zerwühlt, nachdem sie gestürzt war.

»Das gleiche könnte ich dich fragen. Das hier ist eine Mädchentoilette.«

Draco ignorierte ihre Worte und trat einen Schritt in den Raum hinein, um ihn besser in Augenschein nehmen zu können. »Ehemalig. Bist du verletzt?«

Überrascht zog Jade die Augenbrauen hoch und überlegte, was sie antworten sollte, doch bevor ihr etwas einfiel, zog Draco die Tür wieder auf und trat hinaus auf den Gang ohne sich umzudrehen. Eilig folgte sie ihm, während sie versuchte ihr Haar zu glätten und den Umhang zu richten. Mit zusammengekniffenen Augen drehte er sich erneut zu ihr um und fragte: »Hast du geschrien?«

»Bitte?«

»Eben, als du in der Toilette warst?«

Entgeistert starrte sie ihn an, dann schüttelte sie hastig den Kopf und antwortete: »N- nein. Ich habe mich in der Tür geirrt und bin über eine riesige Kakerlake gestolpert.«

»Also hast du doch geschrien.«

»Ja - Nein! Egal! Vergiss es am besten!«

Und ohne ein weiteres Wort drehte sie auf dem Absatz um und floh den Korridor hinunter, bevor er noch eine Frage stellen konnte, die sie nicht wirklich beantworten konnte, denn die Wahrheit war: Sie wusste es nicht.

Sie konnte ihm nicht sagen, ob sie geschrien hatte oder nicht.

~•~

Mutlos schlug Jade ihr Buch auf und überflog das komplizierte Rezept, das Professor Slughorn ihnen aufgetragen hatte zu brauen.

Es erschien ihr unglaublich, dass jeder einzelne Trank, den sie bisher zu brauen versucht hatten, in einem einzigen Desaster geendet war, mit Ausnahme dem von Harry. Er schien ein Musterschüler zu sein, wenn es um Zaubertränke ging, obwohl sie nicht recht verstand, was er anders machte als sie, denn Whitman und sie hatten jeden Schritt peinlich genau befolgt und dennoch war Seamus sein Kessel mehrfach um die Ohren geflogen, Neville war mehr als einmal im Krankenflügel gelandet und alles, was die übrigen Schüler zu Stande brachten, waren Brackwasser und steinharte Substanzen, die sich nicht ohne magische Hilfe bewegen, geschweige denn, aus den Kesseln holen ließen.

»Wollen wir wetten, dass Harry nicht einmal diesen Trank hinbekommt?«, fragte Jade ohne dabei von der endlosen Liste an Zutaten aufzublicken und stieß Whitman an, sodass dieser seine Aufmerksamkeit kurzzeitig auf sie richtete.

»Ich glaube, du unterschätzt ihn. Er mag jahrelang eine Niete gewesen sein in Zaubertränke, aber Slughorn scheint ihm gutzutun.«, erwiderte dieser, der sich entschieden haben zu schien, wieder mit ihr zu sprechen, obwohl er immer noch nicht auf ihr Angebot eingegangen war. Überrascht hob sie den Blick und ihre Augen begegneten dem klaren Braun seiner.

»Meinst du? Ich könnte etwas von dieser mysteriösen Energie auch gut gebrauchen.«, seufzte Jade sehnsüchtig und beobachtete verzweifelt, wie die übrigen Schüler aufstanden und in alle Richtungen ausschwärmten, um die Zutaten zusammen zu suchen. »Ich habe diesen Trank schon etliche Male gebraut und nicht ein einziges Mal brauchten wir auch nur die Hälfte all dieser Zutaten!«

Für einige Herzschläge musterte Whitman sie schief von der Seite, während sie über der Anleitung verzweifelte ohne dass sie sich diesem Umstand wirklich bewusst wurde, bis er sich schließlich über ihre Schulter beugte, um ein besseren Blick auf die Zutatenliste werfen zu können.

Eine plötzliche Hitze schoss ihr in die Wangen und sie strich sich eilig einige Strähnen ins Gesicht, sodass er die rosige Farbe nicht sehen konnte. Unruhig hob sie den Blick, um zu überprüfen, ob irgendwer sie so sah und ihr Herz setzte gleich zwei Schläge aus, als Whitman versehentlich mit seinem Oberkörper ihren Rücken streifte, während ihre Augen die Gruppe Slytherins streifte.

»Erinnerst du dich noch daran, welche genau du denn brauchtest?«, fragte Whitman und zog sich wieder auf seinen Stuhl zurück. Angestrengt starrte sie auf die Liste, unfähig zu lesen, was dort niedergeschrieben stand, um ihn nicht anzusehen.

»Ja, aber ich bin mir bei der Zubereitung unsicher.«

»Das kriegen wir schon irgendwie hin.«

Brüderlich klopfte er ihr auf die Schulter, dann erhob es sich, um die Zutaten zusammen suchen zu gehen. Ohne sie eines Blickes zu würdigen, rief er über die Schulter: »Ach, übrigens! Du hast rote Flecken im Gesicht!«

Entsetzt hob Jade den Kopf und sah ihm dabei zu, wie er sich selbstzufrieden umdrehte und auf die Pergamente auf ihrem Tisch zunickte.

»Der Punkt geht an mich.«

Sprachlos blickte sie ihm hinterher, dann sprang sie aus der Starre gerissen auf und eilte ihm hinterher, um ihm zu helfen. Hermine folgte ihnen mit einem irritierten Blick, den Jade entschlossen ignorierte und stolperte weiter in Richtung Zutatenkammer. Beinah wäre sie in Whitman hinein gerannt, der wieder hinaus getreten war, um sie zu fragen, welche Zutaten sie nicht brauchten.

»Du kannst so ziemlich alles, was ab den geschmolzenen Glühwürmchen kam, streichen. Nur die getrockneten Heidelbeeren kannst du noch mitbringen.«, erklärte sie ihm kurz angebunden und schob sich an seinen breiten Schultern vorbei in die enge Kammer und kletterte die wackelige Leiter hinauf, um an die obersten Fächer zu kommen. »Die sind für den Geschmack. Wer will schon ein Gift trinken, das nach Froscheiern und Schlangenhaut schmeckt?«

Abschätzig zog Whitman die Augenbrauen hoch und nickte in Richtung der Regale, als er fragte: »Bist du dir sicher, dass das Rezept in dem Buch nicht stimmt? Soweit ich weiß, stand da nichts von einem Gift.«

Überrascht fing er einen Beutel getrockneter Kräuter aus einem der höheren Regale auf, der ihm entgegengeflogen kam.

»Entschuldige! Du musst ja nicht gleich einen Mordanschlag auf mich verüben!«, erwiderte er, während er beeindruckt das Gewicht des Beutels schätzte.

»Bist du nicht das Genie von uns beiden?«, fragte Jade herausfordernd und warf eine Flasche mit Schlangenzähnen nach ihm, die unheilvoll klapperten, als er sie mit größter Not auffing. »Das sind alles Zutaten auf der Liste.«

Mürrisch betrachtete Whitman die Zutaten in seiner Hand und fing weitere Phiolen und Gefäße auf, die sie nach ihm schleuderte, obwohl die Leiter unter ihren Füßen bereits ohne den Schwung, den sie in die Würfe legte, gefährlich schwankte. Schließlich voll beladen verließ er die Kammer und Jade blieb alleine mit der Aufgabe, die restlichen Zutaten zu suchen.

Vorsichtig belud sie ihre Arme ebenfalls mit Gefäßen und blickte hinauf ins Regal, wo eine bauchige Flasche mit frischem Nesselsaft stand, der unheilvoll vor sich hin blubberte. Unschlüssig überlegte sie, ob sie ihren Platz auf der Leiter aufgeben und alles andere zu ihrem Arbeitsplatz bringen sollte, wo sie mit der Zubereitung beginnen und darauf warten konnte, dass die Leiter wieder frei wurde, oder ob sie es wagen sollte, eine Hand von den vielen Zutaten zu lösen und nach oben zu greifen. Hin und her gerissen zappelte sie auf der Leiter herum, sodass diese erneut abenteuerlich zu schwanken begann, doch bevor sie eine Entscheidung treffen konnte, griff jemand von hinten über ihre Schulter hinweg und nahm die Flasche an sich.

»Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich das hier mitnehme, aber du scheinst noch länger zu brauchen.«

Abrupt und empört wirbelte Jade herum, ohne dabei an das labile Gleichgewicht der Leiter zu denken und spürte, wie ihr Herz sich überschlug, als sie überrascht auf Draco stürzte, der ebenso überrumpelt die Arme ausbreitete und sowohl sie, als auch die Zutaten auffing, während sie gemeinsam zu Boden gingen. Die Holzleiter klappte über ihnen zusammen und landete ungebremst auf Jades freiem Rücken, wobei sie den Aufprall erwartend die Augen zusammen kniff.

Als sie langsam blinzelte, um die gekippte Welt um sie herum in sich aufnehmen zu können, erkannte sie, dass die Leiter einige Kräuterbündel von der Decke gerissen hatte und einige Flaschen aus den Regalen gefallen und zersprungen waren, deren Inhalt sich nun über den gesamten Boden der Zutatenkammer verteilt befand, in der kaum sie beide genug Platz fanden. Unter ihrer Wange, die sie, während die Leiter ihnen hinterher gestürzt war, an die warme Brust des Slytherins gepresst hatte, hörte sie das rasende Herz dessen und riss entsetzt die Augen auf.

Hastig versuchte sie aufzustehen, rutschte aber mit dem Fuß in den Scherben aus und wäre beinah erneut auf Draco gelandet, wenn dieser sie nicht rechtzeitig abgefangen hätte. Die Gefäße, die sie zusammengesammelt hatte, rollten klirrend aus seinen Armen und er blickte unschlüssig zwischen ihnen und Jade hin und her.

»Vorsicht, sonst zerbrichst du noch die Gläser. Wenn ich dafür Ärger kriege, dann wirst du keine angenehme Minute mehr im Schloss haben.«

»Danke, für die Aufmerksamkeit.«, schnappte sie zurück und richtete sich unter seinem wachsamen Blick und mit Hilfe seiner stützenden Arme auf, während sie die Leiter mit sich nach oben schob. Als sie sich umsah, bemerkte sie erst das wahre Ausmaß des Chaos, das sie angerichtet hatten und verzog zweifelnd das Gesicht.

Bevor sie sich jedoch genug Platz verschaffen konnte, um für erneute Ordnung zu sorgen, trat Draco näher an sie heran und seine Finger zuckten in die Richtung ihres Kinns, dorthin, wo die Leiter sie mit voller Wucht getroffen hatte und fragte nahezu besorgt: »Bist du verletzt?«

Überrascht starrte sie ihn an, bevor sie entschieden seine Hand beiseite schob, die kurz vor ihrem Gesicht Halt gemacht hatten, und ihn entrüstet ansah. Ruckartig zog er seine Finger zurück, als hätte er sich verbrannt und warf ihr einen beinah überraschten Blick zu.

»Mir geht es gut, danke.«, beantwortete Jade seine Frage stolz, nicht wissend, was sie anderweitiges sagen sollte. Unsicher, wie sie sich verhalten sollte, wandte sie ihren Blick ab und ließ ihn über die Scherben, die Kräuter und anderen Zutaten schweifen, dann seufzte sie: »Scherben bringen Glück, wusstest du das? Wir werden in Zukunft sehr glücklich sein.«

Verwirrt und vielleicht auch ein wenig erschrocken zuckten Dracos Augenbrauen abwechselnd nach oben und zusammen. Gerade, als er den Mund öffnen wollte, um eine wahrscheinlich giftige Bemerkung loszuwerden, blickte Jade ihn entschlossen an und stemmte die Fäuste in die Hüften. Von vor der Tür vernahm sie bereits das aufgeregte Fußgetrappel der anderen Schüler, die den Lärm mitbekommen hatten und nachsehen wollten, ob alles in Ordnung war bei jenen, die sich in diesem Augenblick in der kleinen Kammer befunden hatten.

»Aus dem Weg. Ich muss aufräumen.«

Noch immer sprachlos von dem Befehlston, in dem sie mit ihm sprach und reflexartig ihrer Aufforderung folgend, trat Draco beiseite und ließ ihr freie Bahn, sodass sie ihren Zauberstab schwingen konnte ohne ihm dabei ein Auge auszustechen.

Um sie herum geriet alles in Bewegung. Die Zutaten, die sie zuvor auf dem Arm getragen hatte, erhoben sich in die Luft und schwebten in einer langen Polonaise aus dem engen Raum hinaus, die Scherben fügten sich vorsichtig wieder zusammen und schlossen die Risse nahtlos, die verschiedenen Inhalte lösten sich vom Boden und fanden ihren Weg zurück in ihr jeweiliges Behältnis, die Kräuterbündel flogen zurück an die Decke, und die Stützen, die ursprünglich zu der Leiter gehörten, kamen aus einer Ecke herbei getanzt und boten sich bereitwillig an, dem nächsten, der die Leiter bestieg, einen angenehmeren Abstieg zu bescheren.

Zufrieden betrachtete Jade ihr Werk, dann drehte sie sich zu Draco, bevor dieser auch nur recht reagieren konnte und schnappte sich mit einem triumphierenden Lächeln die Flasche mit dem Nesselsaft aus seiner Hand.

»Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich das hier mitnehme, aber du scheinst noch länger zu brauchen.«

Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und marschierte aus der kleinen Zutatenkammer, wobei sie ihren Zauberstab fest umklammert hielt, sodass er nicht sah, wie sehr ihre Finger vor Schreck zitterten.

Gleich vor der Tür stürmte sie in die breite Brust Whitmans hinein, der sie entschlossen an den Armen packte und ihr einen flüchtigen Blick schenkte, bevor er in die Kammer laufen wollte, aus der in diesem Moment der in seinem Stolz entrückte Draco heraus stürzte und dabei beinah über die Füße des anderen stolperte. Wutentbrannt stieß er ihn zur Seite und flitzte wie eine Furie zu dem Kessel, den Pansy für ihn vorbereitet hatte.

Mit hochgezogenen Augenbrauen drehte Whitman sich zu seiner Banknachbarin um und fragte: »Was genau ist gerade vorgefallen?« Die übrigen Schüler, die das Spektakel aufgeregt verfolgt hatten, schienen Jade nun mit ihren neugierigen Blicken zu durchbohren - vermutlich, weil sie die Ravenclaw weniger fürchteten, als den aufgebrachten Slytherin, der nun wild in dem Kessel zu rühren begonnen hatte.

»Nichts.«, antwortete sie schulterzuckend und nickte in Richtung der Zutaten, die nun ordentlich aufgereiht an ihrem Arbeitsplatz standen. »Wir haben nur ein wenig wegen der Zutaten diskutiert.«

Whitman öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, das seine Ungläubigkeit ausdrücken würde, doch er kam nicht dazu, denn in diesem Moment erreichte Professor Slughorn den kleinen Pulk und zerschlug ihn mit einem einzigen Satz. Mürrisch und enttäuscht folgten die Schüler seiner Aufforderung, jedoch nicht ohne ein letztes Mal zwischen Draco und Jade hin und her geblickt zu haben.

An ihrem Platz angekommen begann Jade bedacht damit, die Schlangenzähne zu zermahlen, wobei sie bewusst Whitman ausblendete, der kein Wort sagte, jedoch sichtlich vor Neugier zu platzen schien. Er folgte still den Anweisungen, die sie ihm gab und stellte keine Fragen, so seltsam die Aufgaben auch erscheinen mochten. Fast war sie enttäuscht, dass er nicht, trotz ihrer offensichtlichen Ablehnung jeglicher Fragen, versuchte weiter zu bohren.

Irgendwann drehte sie sich ruckartig zu ihm um, um ihn zur Rede zu stellen, und sah sich ihm näher gegenüber, als sie erwartet hatte. Leicht nach vorne gebeugt, hielt er eine schmale Phiole mit gekochtem Nesselsaft zwischen den schlanken Fingern, bereit diese in den Kessel zu kippen, der sich direkt hinter Jade befand. Mit großen Augen blickte sie in das ruhige Braun seiner Iriden, überrascht, dass er nicht einmal mit der Wimper zuckte, als ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter trennten.

Eine taube Stille legte sich über ihre Ohren, nur unterbrochen von dem dumpfen Herzschlag in ihrer Brust. Sie spürte, wie ihre Ohrenspitzen Feuer zu fangen schienen und wurde sich peinlich bewusst, dass ihre langen Haare nach hinten über ihre Schultern fielen, sodass sie für jeden gut sichtbar waren.

Ungestört kippte Whitman den Nesselsaft in den Kessel, ohne dabei den Blick von ihr abzuwenden, als warte er auf etwas unbestimmtes, doch für einige Herzschläge schien Jade unfähig sich zu bewegen. Er schien auf etwas unbestimmtes zu warten, als würde sich direkt vor seinen Augen eine unvorhersehbare Szenerie abspielen, deren Höhepunkt kurz vor der Enthüllung stand.

Schließlich war die Phiole leer und er lehnte sich wieder zurück, um ihr Platz zum Atmen zu geben.

»Also?«

»Bitte?«, fragte Jade blinzelnd und kämmte hastig ihre Haare nach vorne, sodass er ihre Ohren nicht mehr sehen konnte.

»Wolltest du nicht etwas sagen?«

»Ich - ja - nein - woher weißt du das?«

»Du hast dich so ruckartig umgedreht, als läge dir etwas auf der Seele, das du unbedingt loswerden musst.«

»Ich - nein, das war eigentlich nicht so wichtig. Ich meine, ich habe es schon wieder vergessen!«, sie lachte ein wenig zu laut und ein wenig zu breit, als das es glaubwürdig erscheinen konnte und schloss hastig wieder den Mund, was Whitman ein kurzes Lächeln der Amüsanz entlockte.

Ein wenig zögerlich, als wolle er es nicht wirklich, streckte er die Hand aus und strich ihr eine Strähe aus dem Gesicht, die sie zuvor ins Gesicht gekämmt hatte, sodass er ihre glühenden Wangen gut sehen konnte. In seinen Augen lag ein Ausdruck, den Jade nicht zuzuordnen wusste, als er kaum hörbar, mit rauer Stimme flüsterte: »Du siehst hübsch aus, wenn deine Wangen so leuchten.«

~•~

Hoffnungsvoll suchten Jades Augen die große Halle nach einem freien Platz neben jemandem ab, den sie bereits gekannt hatte, bevor der Heuler ihrer Großmutter sie zu der eingebildeten, lächerlichen Neuen von Beauxbatons gemacht hatte. Für einen Moment zögerte sie, sich ungefragt zu Neville, Pierre, Hermine und den anderen zu setzen, aber Raven und ihre Zimmergenossinnen waren nirgends zu sehen und insgeheim bezweifelte sie, dass sie wirklich in diese Gruppe gehörte.

Es war klar, dass Ruby, Willow und Piper sie gern hatten und gerne Zeit mit Raven und ihr verbrachten, aber sie waren alle ein Jahr älter und trotz der engen Bindung, die Jade zu ihrer älteren Schwester hatte, fühlte es sich seltsam an, zwischen ihnen zu sitzen und Teil einer Geschichte zu sein, in die sie nicht in diesem Kreis gehörte. Raven und ihre Freundinnen hatten Geschichten erlebt, die sie selbst nur aus Erzählungen kannte, teilten Geheimnisse, die ein ewig fester Teil von Raven waren, aber niemals für sie bestimmt sein würden.

Sich selbst beruhigend, nahm sie die Schultern ein wenig nach hinten und steuerte auf die sechs zu, die am Tisch der Gryffindors saßen und lachend ihr Mittagessen genossen. Sie saßen eng beieinander, sodass Jade ein wenig das Gefühl hatte, den engen Kreis zu stören, doch Hermine bemerkte sie und hob die Hand, um sie zu sich zu winken.

»Setz' dich zu uns! Hast du dich vorhin eigentlich verletzt?«, rief sie freundlich und schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. Jade erwiderte dieses Lächeln und ließ sich zwischen Hermine und Neville fallen, erleichtert, dass niemand etwas dagegen zu haben schien, dass sie dazu kam. Im Gegenteil, genau genommen hellten sich ihre Gesichter ein wenig auf und sie spürte, wie ihr Inneres von einer tiefen Dankbarkeit erfüllt wurde. »Nein, mir ist wirklich nichts passiert. Woher weißt du das eigentlich?«

Verschmitzt grinsend wandte ihre Freundin sich der Suppe vor sich wieder zu und zuckte bloß mit den Schultern. Ron, der es nicht auszuhalten schien, lehnte sich über den Tisch und flüsterte verschwörerisch: »Wir haben durch Zufall einen Streit zwischen Pansy und Draco mitbekommen! Pansy war stinksauer und er hat sich gegen ihre Anschuldigungen gewehrt, indem er erzählt hat, dass du dich total dämlich angestellt hast und mit der Leiter auf ihn gekracht bist und dabei die ganze Kammer in Chaos gestürzt hast!« Hermine schnappte ihm einen Blick zu und augenblicklich fiel ihrem Freund auf, was er gerade gesagt hatte und sein Gesicht nahm eine ähnliche Farbe an, wie seine karottenroten Haare. »Also, das hat natürlich er so gesagt! Ich meine, ich weiß, dass du dich nicht dämlich anstellen würdest! Schon gar nicht, wenn es um Draco geht! Das klingt ja, wie aus dem schlechtesten Kitschroman und überhaupt total - egal!«

Peinlich berührt klappte er den Mund zu und widmete sich verstohlen seinem Essen, um aus dem Fokus der Aufmerksamkeit zu gelangen. Ginny lachte schamlos und beugte sich ebenfalls ein wenig vor, um das allgemeine Stimmengewirr in der Halle zu übertönen.

»Also, ich hätte das zu gerne gesehen! Sein Gesichtsausdruck muss einmalig gewesen sein! Hermine, du hast doch noch deinen Zeitumkehrer aus eurem dritten Jahr, oder? Meinst du, du könntest mir den mal ausleihen?«

Kopfschüttelnd verneinte Hermine.

»Ich musste Dumbledore versprechen, dass nur ich ihn benutze und niemand sonst. Es war schon damals viel zu riskant.«

Auch Harry schien sich mit diesem Gedanken nicht wirklich anfreunden zu können und klinkte sich in die Unterhaltung ein.

»Außerdem ist Pansy Strafe genug.«

»Du bist unfair, Harry! Lass es endlich ruhen!«

»Sind die beiden überhaupt zusammen?«, fragte Jade, um von dem Thema abzukommen, bevor sich jemand erkundigen konnte, ob sich wirklich alles so zugetragen hatte, wie Draco es Pansy geschildert hatte. Ginny, die schon lange auf diesen Moment gewartet haben zu schien, faltete die Hände im Schoß und schenkte ihr ein verschmitztes Grinsen.

»Lass es mich so formulieren: Es ist kompliziert! Eigentlich sind Pansy und Draco seit dem ersten Jahr beste Freunde. Sie kannten sich schon vorher und wohnen nah beieinander, sodass sie gemeinsam aufgewachsen sind. Zumindest hat das Blair einmal erzählt, als er sich fürchterlich über Pansy aufgeregt hat, als sie mal wieder Ärger gemacht hat, weil er zu viel von Dracos Zeit in Anspruch genommen haben soll. Luna erzählt, dass Lucius Malfoy  und Pansys Eltern es auch sehr gerne sähen, wenn die beiden sich liieren würden und Pansy ist ganz offensichtlich der gleichen Auffassung. Schon seit dem ersten Jahr hat sie Draco praktisch reserviert. Kein andere Mädchen traut sich an ihn heran und wenn er mal ein Mädchen anziehend findet, dann kriegt er schneller eine Abfuhr, als dass er überhaupt das Wort 'Date' aussprechen kann. Dafür sorgt Pansy immer. An der ganzen Geschichte gibt es nur einen einzigen Hacken. Draco ist nicht in Pansy verliebt und weigert sich, ihre Avancen zu erwidern, geschweige denn, mit ihr auszugehen. Allerdings traut er sich auch nicht so wirklich, sie abzuweisen, weil er dann - laut Blair - riesigen Ärger mit seinem Vater kriegen würde.«

Ein wenig unbeholfen und ratlos, was sie auf diese Flut an Informationen erwidern sollte, nickte Jade, zum Zeichen, dass sie verstanden hatte und widmete sich ihrem Mittagessen. Sie wusste nicht wirklich, ob sie Mitleid mit Draco haben sollte oder nicht, oder ob sie vielleicht mit Pansy Mitleid haben sollte. Beide mussten ziemlich unglücklich sein und es war für beide vermutlich nicht wirklich fair, dass keiner von ihnen etwas daran änderte.

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