Kapitel 5 - Hartnäckige Typen und Aussprachen
Roses PoV:
Wie ich es schon in den letzten Wochen bei Grandma tat, lag ich auf meinem Bett, starrte an die Decke und dachte nach. Die Vorhänge meines Himmelbettes waren zugezogen, so fühlte ich mich wohler und ungestörter, auch wenn ich genau wusste, dass nur zwei Betten weiter Lily sich leise mit Dorcas unterhielt. Sie versuchten so ruhig wie möglich zu sein, aber da sie momentan die Einzigen mit mir in diesem Schlafsaal waren und ich keinen Ton von mir gab, verstand ich natürlich jedes Wort, das sie austauschten, ob ich wollte oder nicht. Und ich wollte nicht, denn sie redeten über dieses bestimmte Thema. Über den Vorfall in den Ferien bei den Parkers. Über den schrecklichen Angriff von den bescheuerten Todessern auf meine Familie, der meine kleine, heile Welt einfach in Stücke zerissen hatte. Liebend gerne hätte ich wieder angefangen zu weinen, meine Traurigkeit mir auch äußerlich ansehen lassen, denn ich hatte mit der Zeit bemerkt, dass es dabei half den Schmerz zu verarbeiten, doch es kam einfach nichts. Ich war vermutlich leergeweint, was mich nicht wunderte, nachdem ich die letzten Wochen kaum mehr etwas anderes getan hatte als das.
"Es muss doch schrecklich sein, einfach die Mutter zu verlieren. Ich meine... Vom einen Moment auf den anderen...", flüsterte Dorcas und trotzdem verstand ich es gut genug. Ja, es war schrecklich. Meine Mum war immer für mich da gewesen; sie war eine so liebevolle, humorvolle Frau. Auf jede Frage hatte sie eine Antwort, wenn ich traurig war, munterte sie mich auf und bei Problemen hatte sie immer einen Rat. Genau jetzt würde ich sie fragen wollen, warum Todesser so schrecklich waren und den Menschen einfach die wichtigsten Personen nahmen, die sie hatten, doch sie könnte mir keine Antwort darauf geben. Nicht nur weil sie weg war. Tot. Unter der Erde begraben... Nein, sondern auch weil es keiner nachvollziehen konnte, wieso sie es taten. Zumindest keiner, der auf unserer Seite stand. Wir konnten es bloß vermuten. Taten sie es aus Spaß? Wollten sie zeigen, wie stark sie waren? Machten sie Konkurrenzkämpfe untereinander? Man traute diesen Leuten doch alles zu.
"Mary, jetzt löse diesen dummen Zauber von der Treppe und lass mich einfach zu ihr!", hörte man Sirius' Stimme draußen und ich vermutete er war unten im Gemeinschaftsraum. Marys Antwort kam direkt von vor unserer Tür aus. "Wenn sie dich sehen wollen würde, wäre sie schon längst bei dir gewesen!" "Ich muss aber mit ihr reden!" "Da hättest du vielleicht schneller sein müssen."
Die Holztür ging auf, jemand trat ein und wenige Sekunden später, hörte man ein genervtes Seufzen. Natürlich war es Mary. "Dieser Typ ist so hartnäckig. Er ist mir wirklich den gesamten Weg vom Feld aus bis in den Gemeinschaftsraum gefolgt nur um mich zu überreden, ihn zu Rose zu lassen", beschwerte sie sich und ich setzte mich langsam auf. Das klang typisch nach ihm, nur wunderte es mich wirklich, dass er scheinbar nichts vom Vorfall gehört hatte. Es stand im Tagespropheten und ich hatte das Gefühl, ganz Hogwarts tuschelte hinter vorgehaltender Hand darüber. Scheinbar hatte er aber auch nicht versucht mich irgendwie zu erreichen. War ich ihn so egal?
"Mary verdammt nochmal, schick sie bitte zu mir!", rief es wieder von unten. "Wenn sie will, kommt sie von allein!" Ich verzog kurz das Gesicht, weil Mary ja schon im Raum stand und es somit ziemlich laut war. "Ich würde ihm gerade zu gerne stummzaubern! Anders hält er nicht seine Klappe." Ihre Reaktion konnte man nur zu gut nachvollziehen. Mich würde es ja auch stören, wenn mir ein Typ die ganze Zeit hinterherrennen würde, um über mich an seine Freundin ran zu kommen...
"Sorry, dass er dich belästigt, nur weil er mich sehen will", entschuldigte ich mich leise, während ich die Vorgänge aufzog. Die braunhaarige Gryffindor sah zu mir, lächelte mich leicht an. "Ist schon okay Rose, du kannst ja auch nichts dafür, dass er so stur ist." "Nein, kann ich wirklich nicht", stimmte ich ihr zu und ließ mich nochmal zurück auf den Rücken fallen. Sirius war von Natur aus ein Sturkopf, was in manchen Momenten richtig nervig sein konnte. "Meint ih-..." "Mary MacDonald, bitte! Ist es wirklich zu viel verlangt, sie zu mir zu bringen?" Ich lachte bitter auf und drehte meinen Kopf nach rechts, wo Dorcas und Lily immer noch auf dem Bett saßen. Wie lange wollte er denn noch rumbetteln? "Mir wird das zu blöd. Soll er machen, was er will", grummelte Mary vor sich hin, öffnete ihren noch unberührten Koffer von der Hinfahrt, zerrte ein paar Klamotten heraus und verschwand im Badezimmer.
"Gut, dann bleibe ich eben so lange hier unten sitzen, bis eine von euch raus kommt!" Wer das rief, brauchte ich nun wirklich nicht mehr zu erwähnen. "Der spuckt schon wieder große Töne. Wenn ich später hier raus gehe, ist er sicherlich verschwunden", meinte Lily und sah dabei sehnsüchtig zu dem unbezogenen Himmelbett, in dem sie die Nächte verbringen würde, wäre sie nicht Schulsprecherin geworden. Sie war zwar glücklich diesen Posten zu haben, jedoch passte es ihr überhaupt nicht, dass James ihr Partner war. Verstand ich in gewisser Weise auch. Ich hatte überhaupt nichts gegen ihn, aber ich wusste auch wie genervt sie von ihm war. "Du überlebst das schon", grinste Dorcas sie aufmunternd an und wendete sich danach an mich. "Oder was denkst du Rose?" "Ich glaube an dich, Lily", meinte ich dazu und die Angesprochene schüttelte grinsend mit dem Kopf.
Wir unterhielten uns eine ganze Weile, was mir unendlich gut tat. Es lenkte mich für eine Weile total ab, ließ mich ein wenig vergessen, was in den vergangenen Ferien geschehen war. Als Lily auf ihre Uhr sah und seufzte, strich Mary, die auch wieder dazugekommen war, ihr kurz über den Rücken. "Na komm, so schlimm wird das gar nicht werden. Eure Schlafräume trennt doch der Gemeinschaftsraum, wenn ich das richtig verstanden habe und außerdem ist dein Zimmer passwortgeschützt." "Ich weiß ja... Wir sehen uns morgen früh beim Essen?", hakte sie mit einem kleinen Lächeln nach und die Mädchen nickten. Dann stand sie auf und ich tat es ihr gleich. Verwirrt sahen sie mich an. "Was ist los?", fragte Lily mich. "Ich begleite dich mit runter in den Gemeinschaftsraum." "Du, das ist lieb von dir, aber ich denke..." "Ich weiß schon, was ich mache. Vertrau' mir einfach." Ein mildes Lächeln erschien für wenige Sekunden auf meinen Lippen und die Rothaarige zuckte mit den Schultern. "Na gut, dann komm." Ich nickte kurz und zusammen verließen wir den Raum.
Lily machte ein ziemlich verwirrtes Gesicht, als sie Sirius unten an der Treppe entdeckte, der gerade aufstand, als er uns kommen sah. "Jetzt verstehe ich, warum du mit wolltest", flüsterte sie mir zu, worauf ich aber nichts erwiderte. Mein Kopf sagte mir, ich sollte nicht mit ihm reden, mein Herz meinte aber, ich sollte ihm zuhören. Außerdem kannte ich ihn gut genug, wusste daher, dass er diese 'Drohung' ernst meinte und Lily genervt hätte, wäre sie allein gegangen. Das wollte ich ihr ersparen, immerhin war es schon schlimm genug, dass er Mary nicht in Ruhe gelassen hat. "Ich... lasse euch dann mal alleine", sagte meine ehemalige Schlafsaalmitbewohnerin etwas zögernd und ich nickte. "Gute Nacht." "Nacht Evans und grüße James von mir, falls du ihn noch siehst", sagte Sirius noch schnell, ehe sie durch das Portraitloch verschwand. Hatte ich es mir eingebildet oder hatte sie noch etwas wie 'Mach das doch selbst, Black' gemurmelt? Ich war mir nicht sicher, dachte aber auch nicht weiter darüber nach sondern sah den dunkelhaarigen Rumtreiber vor mir an.
Der Gemeinschaftsraum war leer, da vermutlich alle bei ihren Freunden, in den Schlafsälen saßen. "Hey", fing er etwas vorsichtig an. "Schön, dass du doch noch gekommen bist." Dass ich es mehr Lily zuliebe als vom Herzen her getan hatte, sagte ich nicht. Ich sagte überhaupt noch nichts, sondern verschränkte nur meine Arme und sah ihn abwartend an. "Rose, diese Unterhaltung bringt nichts, wenn du nicht mit mir sprichst." "Was willst du denn?" Es war ein anderer Ton, als der, den er von mir gewohnt war. Anscheinend wunderte er sich aber auch nicht darüber. "Ich weiß, dass du sauer bist, aber ich bin doch nicht allein Schuld daran, dass wir keinen Kontakt in den Ferien hatten, oder? Du warst es schließlich, die sagte, dass sie mir schreiben würde." Das Wort Ferien, löste wieder Gefühle aus, die die Zeit mit den Mädchen mich vorerst vergessen gelassen hatte. Es waren keine schönen Gefühle, denn noch dazu wurden die Erinnerungen aufgefrischt und Bilder erschienen in meinen Gedanken. Verletzt sah ich schräg Richtung Boden. "Sorry... Hab' ich irgendetwas Falsches gesagt?", fragte er vorsichtig und versuchte vergeblich meinen Blick einzufangen. "Wo lebst du eigentlich?" Er hatte wirklich nichts davon gehört? Nichts gelesen? Aber wieso denn nicht? "Na bei den Pott-..." "Nein, so meinte ich das nicht, Sirius!" Ich hob meinen Kopf und kassierte einen verständnislosen Blick von ihm. "Mir kommt es vor, als würdest du hinter dem Mond leben, denn so ziemlich ganz Hogwarts weiß es und die Leute, die regelmäßig den Tagespropheten lesen." "Die wissen was? Könntest du mich vielleicht bitte mal aufklären?" "Der Todesserangriff bei den Parkers. Hast du nichts davon mitbekommen?" Nun begannen meine Augen doch langsam zu brennen. So wie es aussah konnte ich wohl darüber nachdenken, doch darüber reden, ließ mir die Tränen kommen.
"Todesserangriff?" Er schaut mich weiterhin an und man sah, wie er meine Worte nach und nach realisierte. "Ihr wurdet angegriffen? Oh Merlin... Geht es dir gut? Wie geht es deiner Familie? Haben die Auroren schon herausgefunden, wer es war?" Ich biss mir auf die Unterlippe, senkte den Kopf und schüttelte ihn leicht. "Ich könnte meinen seelischen Zustand leider nicht wirklich als 'gut' bezeichnen, die Auroren wissen noch nichts und meine Eltern..." Ich stoppte, da ich die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte und Sirius, der wohl nicht genau wusste, was er machen sollte, zog mich vorsichtig in seine Arme, was ich zuließ. Irgendwie gab er mir einen Halt. "Dad hat das psychisch nicht richtig verkraftet und ist momentan in Behandlung und Mum..." Wieder musste ich abbrechen.
Es fiel mir nicht leicht es alles zu erzählen, auch wenn das alles schon in der ersten Ferienwoche passierte. Bis vor wenigen Tagen wusste ich noch nicht einmal, ob ich wirklich nach Hogwarts reisen sollte, da ich meine Grandma auch nicht allein lassen wollte, jedoch hatte diese mich überredet und mir auch versprochen, dass wir mindestens zweimal pro Woche schreiben würden. "... Mum haben sie getötet", beendete ich meinen Satz flüsternd und vergrub mein Gesicht an seiner Schulter. Die Enttäuschung und Wut auf ihn war wie verflogen. Ich konnte ihm nicht länger böse sein, immerhin war es einfach ein riesiges Missverständnis gewesen und wir hatten beide Schuld.
"Rose, wieso bist du nicht zu mir gekommen? Ich wäre doch für dich da gewesen", sagte er leise und strich mir durch die braunen Haare. "Ich wollte keinen sehen, verstehst du? Ich hatte anfangs nicht einmal Mira an mich heran gelassen und du weißt, dass sie wie eine Schwester für mich ist." Miranda war meine beste Freundin seit der Krabbelgruppe. Unsere Mütter waren damals schon eng befreundet, somit hatten wir viel Zeit miteinander verbracht und es entstand eine Freundschaft, die es nicht häufig gab. Den einzigen Nachteil den wir hatten war der, dass sie in Ravenclaw gelandet war, ich in Gryffindor. Jedoch hielt uns das trotzdem nicht davon ab, fast rund um die Uhr beieinander zu sein.
"Mit ihr habe ich sogar gesprochen, aber sie meinte, dass du mit deinen Eltern verreist wärst..." "Ich hatte sie gebeten, das zu sagen, wenn jemand sie darauf ansprechen würde, der ahnungslos war, aber sie hat mir nicht gesagt, dass sie dich gesehen hat..." Vermutlich hatte sie es vergessen gehabt. Böse war ich ihr deshalb nun aber nicht, auch wenn es dieses Missverständnis vielleicht viel früher gelöst hätte.
"Es tut mir leid, Sirius", flüsterte ich anschließend und sah ihn an. Mit einem kleinen Lächeln, sah er mir in die Augen und strich mir die Tränen weg. "Muss es nicht und wenn muss ich mich auch entschuldigen." "Ich bin dir doch schon gar nicht mehr böse." "Ich dir doch auch nicht." Das brachte mich sogar für einige Sekunden zum Lächeln, bis mir noch etwas einfiel. "Ich hoffe, das vorhin beim Abendessen mit der Fünftklässlerin war nur Spaß..." Er lachte leise auf und nickte schnell. "Natürlich. Ich will doch nichts von Destiny." Damit gab ich mich zufrieden, brachte sogar nochmal ein kleines Lächeln zustande und machte mich ein wenig größer, um meine Lippen sanft auf seine zu legen.
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