Kapitel 26 - Ereignisse
Marys PoV:
Konnte man sich in Babys verlieben? Wenn nicht... Ich konnte es. Es waren bestimmt schon Stunden vergangen, seit ich bei Rose und Sirius vorbeischauen gegangen bin und noch immer war ich fasziniert von diesem kleinen Geschöpf.
Die Kleine strahlte ihren Daddy an und kuschelte sich schließlich wieder an ihn. "Sie macht ihrem Namen alle Ehre...", flüsterte ich, als ich sie beobachtete und Rose nickte lächelnd. "Sunshine Rose Black... Unser kleiner Sonnenschein. Aber wie soll es auch anders sein, bei so einem Vater?"
"Die Schönheit hat sie von beiden!", meinte er und wir lachten nur. Es war aber wahr. Obwohl Babys sich immer ähnlich sahen, erkannte man einige Züge, die bei ihren Elternteilen vorkamen, so hatte sie beispielsweise Sirius' Nase, doch Roses Lippenform. Auf die Augen waren alle noch gespannt, bis jetzt konnte man nur blau sehen, was bei etlichen Neugeborenen der Fall war.
"Ich dachte auch, dass so ein Kind von Sirius lauter ist", sagte ich, weshalb ich ein gespielt beleidigtes "Pff" vom Angesprochenen und Lachen von Rose als Antwort erhielt. "Das dachte ich aber allerdings auch", sagte sie schließlich, "aber vermutlich kommt das noch, wenn sie größer wird und auch anfängt zu zahnen. Momentan können wir froh sein, dass sie weniger schreit und auch nachts nicht zu oft aufwacht." Nickend stimmte ich zu. Da hatte sie Recht.
Ich erinnerte mich, wie meine Mum mir erzählte, was ich für ein Kind war. Als Baby war es noch relativ normal, doch als ich anfing zu krabbeln und später auch zu laufen, war ich ein richtiger Wirbelwind. Mein Bruder Jonathan war nur vier Jahre älter und versuchte jedes Mal mich davon abzuhalten, doch ich hatte schon im frühen Alter meinen Sturkopf und letztendlich waren wir beide am Chaos Schuld.
"Und wie schlagen sich James und Lily bis jetzt als Paten?" Ich hatte mich neben Sirius aufs Sofa gesetzt und sah die Beiden abwechseld und mit leichtem Grinsen an. "Oh die... Na ja, Prongs wollte der Kleinen einen Plüschdino kaufen... Lils hat ihn dazu überreden können, dass er doch den Kuschelhasen kaufte." Das klang so typisch nach James, sodass ich den Kopf schütteln musste. Und trotzdem liebten wir alle diesen Spinner.
Rose brachte uns eine Tasse Tee, die sie in der Zwischenzeit in der Küche auf natürlicher Art und Weise zubereitet hatte, ich bedankte mich und nahm sofort einen Schluck. "Wenn ich Sunny so sehe, muss ich auch an Yasmin denken, meine jüngere Schwester. Ich glaube meine Eltern hatten immer Angst, dass ich sie noch erdrücken würde, weil ich immer Mummy spielen wollte, wie zuvor mit meinen Puppen."
"Ich habe manchmal in den Ferien bei den Nachbarn babysitten dürfen. Die haben zwei kleine Söhne und auch wenn sie anstrengend sein konnten... Ich hatte sie trotzdem wirklich gern und fand die Arbeit toll", erzählte meine Brünette Freundin und ihr Verlobte grinste daraufhin, dass sie ja jetzt kein Problem haben dürfte.
"Ich wollte trotzdem nicht so früh Mutter werden."
"Das können wir nun auch nicht ändern und im Grunde ist sie ja doch unser kleines Glück."
"Ich habe nie etwas anderes behauptet..."
Während die beiden miteinander diskutierten, stand ich auf und lief eine Runde durch das kleine aber feine Wohnzimmer. Es war ausgestattet mit zwei Sesseln und einem Sofa, einigen Bücherregalen, an die sich vermutlich nur Rose rantrauen würde, einem Glasschrank mit diversen Geschirrsets und jeder Menge Bildern.
Auf dem einen erkannte ich unsere Gruppe, noch mit Mira, vollständig, wie wir lächelnd in die Kamera winkten. Das Bild hatte Hagrid aufgenommen, wenige Tage, bevor wir Hogwarts endgültig verließen. Auf dem nächsten erkannte ich Rose, als etwas jüngeres Mädchen, mit ihren Eltern, glücklich und vermutlich im Urlaub, da im Hintergrund eine wunderschöne Küste zu sehen war.
Generell hingen und standen viele Bilder von Roses Familie herum, die meisten nicht magisch, wie es Muggelfamilien so an sich hatten, und von Sirius nichts, außer Bilder mit James oder mit den anderen Jungs, mit mir, eben mit seinen Freunden und zwei, drei mit den Potters. Dass nirgends ein Bild von seiner biologischen Familie hing, war keine Überraschung, das würde er nie freiwillig tun. Seine Freunde waren seine Familie, das zählte.
Ein Foto stach mir aber besonders ins Auge. Es stand auf einem kleinen Tischen, neben dem Telefon und war wohl ganz frisch, denn es zeigte Rose, Sirius und die kleine Sunshine. Ich musste lächeln.
Sie waren jetzt schon eine kleine Familie und ich war mir sicher, dass sie ihre Rolle als Eltern gut meistern würden.
***
"Es kann heute später werden, ich will heute Abend noch kurz bei meinen Großeltern vorbeischauen. Grandma hat sich momentan eine Erkältung eingefangen und ich will sehen, ob es besser wird und ob ich meinem Grandpa irgendwie helfen kann", erklärte mir Benjy am nächsten Morgen in der Küche, während er schnell seinen Kaffee trank und sich bloß einen Apfel aus der Obstschale nahm.
Er war spät dran, was passierte, wenn man bei einer Mary MacDonald übernachtete und diese vergisst, den Wecker zu stellen, damit ihr Freund rechtzeitig aufstehen konnte, um zur Arbeit zu kommen. "Ich schau aber trotzdem noch bei dir vorbei, versprochen", fügte er hinzu, küsste mich flüchtig, woraufhin ich nur ein "Bis heute Abend" murmelte und er apparierte. Anders als mein Freund, brauchte ich eine Weile, bis ich so aktiv sein konnte.
Ich starrte in meine helle Brühe von Pfefferminztee, seufzte und machte einen Bissen von meinem Marmeladenbrot. Wie könnte ich heute meine Zeit totschlagen? Remus besuchte seine Familie, Rose war mit Sunny bei ihrem Vater und der Rest hatte heute nicht frei.
Als Mum die Küche betrat, schenkte sie sich ohne zu fragen eine Tasse Kaffee ein und lehnte sich an die Spüle. "Alles okay?", fragte sie, da ich wohl noch wie ein müdes Häufchen Elend aussah, doch ich gähnte hinter vorgehaltener Hand und nickte. "Natürlich. Ich bin nur am überlegen, was ich heute so anstellen soll."
"Ich habe heute frei. Du kannst mir im Garten helfen", grinste sie und ich zuckte mit den Schultern. Gut, dann eben das. Wäre zumindest eine Beschäftigung.
Gerade als ich antworten wollte, gab es ein lautes Plopp-Geräusch und meine rothaarige Freundin stand im Raum. Sie sah ziemlich verschreckt aus, in ihren Augen hatten sich Tränen gebildet, die jeden Moment darauf warteten, über ihre Wangen zu kullern.
"Bei Merlin, Lils!" Ich war aufgehüpft und hatte sie sofort in meine Arme gezogen. Irgendwas schreckliches musste passiert sein.
"Lily, meine Liebe", fing jetzt auch meine Mutter an, strich ihr über den Oberarm und wollte ihr sofort einen Tee kochen, den sie jedoch leise und dankend ablehnte.
"Habt... Habt ihr schon die Zeitung gelesen?", stotterte die Rothaarige, doch ich verneinte und deutete auf die heutige Ausgabe des Tagespropheten, die noch fein säuberlich zusammengebunden auf dem Küchentisch lag.
Mum bat Lily sich zu setzen, da wir beide Angst hatten, sie würde umfallen, so blass war sie. "Schaut mal rein, zweite Seite, links unten..." Verwirrt nahm ich die paar schwarz-weiß gedruckten Seiten, öffnete das kleine Bändchen, faltete sie auseinander und blätterte um. Ich hatte Angst, was ich wohl dort lesen würde.
"Vier Tote bei einem Todesserangriff", las ich die Überschrift vor und stoppte sofort. "Lily... Lily, wer sind die vier Personen?" Ich wurde nervös, doch sie antwortete nicht und so musste ich weiterlesen. "Am Mittwochabend" - das war genau gestern - "meldeten die Nachbarn in der Highstreet laute Geräusche aus einem der Häuser bei der Polizei. Auroreneinsatzkräfte waren schneller vor Ort und künmerten sich um die Muggel in der Nähe. Bei den Geräuschen handelte sich um einen Angriff auf die Hausbewohner. Als die Kräfte eintraten, waren die Todesser verschwunden, ihre Opfer war die vierköpfige Familie Mc-...McKinnon." Ich traute meine Augen kaum. Das war doch ein schlechter Scherz, oder?
Fassungslos ließ ich den Tagespropheten sinken und blickte zu meiner besten Freundin, die ihre Tränen nicht mehr zurückhalten konnte. "Lils... Sa-... sag, dass das nicht wahr ist. Das ist nicht wahr, das kann nicht wahr sein", flüsterte ich und auch meine Augen wurden feucht. "Sag, dass das eine andere Familie McKinnon war, bitte..." Meine Stimme brach, ich schluchzte und Lily schüttelte langsam den Kopf. "Nein, es ist wahr. Mar-... Marlene und ihre Familie sind... tot."
Mum hatte sich die Hand vor den Mund geschlagen und wusste gar nicht, was sie tun sollte, während ich anfing zu weinen und Lily wieder an mich drückte. Wieso sie? Marly hatte das niemals verdient, genauso wenig wie Miranda damals oder sonst jemand aus unserem Freundes- oder Familienkreis.
"Das ist so ungerecht, Lily", flüsterte ich an ihre Schulter und sie sagte gar nichts dazu, aber ich wusste, dass sie das Gleiche gedacht hat. "Wis-... wissen die anderen denn schon davon?" Sie schüttelte wieder den Kopf.
"James war schon außer Haus und ich hatte mir die Zeitung genommen und wollte noch etwas lesen, bis ich auch aufbrechen wollte und dann lese ich das und..." Die Tränen verschluckten ihre Worte.
Und wiedereinmal fragte ich mich, warum immer wir unsere geliebten Personen verlieren mussten.
***
Es machte mich verrückt, als Benjy an diesem Abend nicht mehr zu mir kam. Lily meinte zwar, er hat wahrscheinlich einiges zu tun gehabt und hatte es dann vergessen, weshalb ich auch nicht bei ihm Zuhause vorbeischaute, doch mein schlechtes Gefühl blieb.
Auch am nächsten Tag kam er nicht einmal kurz vorbei. Ich verbrachte den Tag mit Remus. Alle waren angeschlagen, alle konnten die Sache mit Marlene und ihrer Familie immer noch nicht fassen, aber irgendwie tat darüber reden auch wirklich gut. Mein ungutes Gefühl blieb.
Am Tag darauf war es soweit; ich hielt es nicht mehr aus und apparierte direkt zu den Fenwicks. Nach kurzem Klingeln, öffnete mir seine Mutter die Tür. "Oh, Mary, was für eine Überraschung!", meinte sie und ließ mich eintreten. "Umm... Ich denke mal, du willst zu Benjy, aber da muss ich dich enttäuschen, der ist nicht hier. Ich dachte eigentlich, er wäre die ganze Zeit bei dir."
"Bei mir? Ich habe ihn seit Donnerstagmorgen nicht mehr gesehen, da ging er zur Arbeit und meinte, dass er abends noch zu seinen Großeltern wollte. Eigentlich wollte er auch noch bei mir vorbeischauen, doch vermutlich war er zu erschöpft...", erklärte ich ihr und sah ziemlich verwirrt aus. Wo war er denn bloß?
"Tut mir leid, Mary", meinte sie dann, "aber an diesem Punkt, muss er dich wohl angelogen haben. Meine Eltern sind auf Weltreise, sie wollen noch was sehen, bevor sie sich daheim hinsetzen und Max' Eltern sind schon vor über fünf Jahren verstorben." Mrs. Fenwick führte mich ins gelbgestrichene Wohnzimmer, bat darum, dass ich mich setzte und sie platzierte sich daneben.
Benjy hatte mich angelogen? Seit wann das denn? Wir redeten über alles miteinander und sind seit meinem Fehler im letzten Schuljahr zu hundert Prozent ehrlich, damit so etwas, wie unsere damalige Trennung, nie wieder passierte. Nun war es ein Stich ins Herz, zu hören, dass er unehrlich war, doch viel größere Sorgen beriet mir die Tatsache, dass er jetzt einfach verschwunden war. "Das... Na ja... Jedenfalls weiß ich nicht, wo er sonst sein könnte."
"Bei irgendetwelchen Freunden?"
"Nein, das geht nicht. Wir alle haben gestern und vorgestern ziemlich viel gemeinsam unternommen, da war er nicht dabei." Jetzt bekam ich Angst. Was, wenn ihm was passiert war? Was, wenn er Hilfe brauchte? Entführt? Gefoltert? Wie Mira damals?
"Kön-... könnten Sie vielleicht die Auroren benachrichtigen? Ich habe so ein ungutes Gefühl bei dieser Sache." Stumm nickte sie und ohne etwas zu bemerken, kullerte eine Träne über meine Wange und fand den Weg zu Boden.
***
Anders als erwartet, fand man von meinem Freund kein Lebenszeichen. Morgen sollte Marlenes Beerdigung stattfinden und während andere schon überlegten, was sie denn anziehen sollten, saß ich auf der Fensterbank in meinem Zimmer, starrte nach draußen und fand, dass dieses regnerische Wetter perfekt zu meiner jetzigen Stimmung passte.
Meine Eltern versuchten mich aufzuheitern, sprachen mir gut zu, er würde schon wieder auftauchen und es sei ihm schon nichts passiert, doch ich fragte mich, was denn sonst los sein sollte. Benjy würde nicht einfach ohne ein Wort abhauen. Er hatte keinen Grund dazu.
Als es klopfte, blickte ich zur Tür, Mum streckte den Kopf hinein. "Willst du wirklich nichts essen, Spatz?"
"Ich habe keinen Hunger", murmelte und wendete mich wieder den Regentropfen an der Fensterscheibe zu, die sich ein furchtbar interessantes Rennen lieferten. Der eine überholte den anderen, wurde gestoppt, um sich zu vergrößern und kullerte weiter.
Mum lief auf mich zu, setzte sich an den Rand des breiten Fensterbretts und strich mir einmal durch die Haare, um mir anschließend einen Kuss auf die Schläfe zu drücken und mich in die Arme zu ziehen. "Es wird alles wieder gut", flüsterte sie und im diesem Moment fühlte ich mich so klein, verletzlich und gebrochen. Die verschiedenen Gefühle überrollen mich. ich schluchzte, fing an zu weinen und klammerte mich an sie. "Ich habe nur solche Angst um ihn. Was... was wenn er irgendwo liegt, Hilfe braucht oder Todesser ihn verletzt haben?"
"Schhh... Wir werden ihn finden." Sie hatte eine Art an sich, die mich immer schnell beruhigte, schon früher, als kleines Kind. Kaum hatte ich mal geweint, kam sie, tröstete mich und sofort war alles wieder gut. Ich wusste nicht, wie sie das anstellte, ich wusste nur, dass es funktionierte.
Einige Minuten später löste ich mich wieder, wischte mir über die feuchten Augen und schnappte mir ein Taschentuch. Mum streichelte mir noch einmal über die Wange und stand auf, meinte, sie würde mir zumindest noch einen Tee bringen, als es an der Scheibe klopfte und eine Eule draußen herumflatterte. Schnell öffnete ich das Fenster, ließ die Schneeeule auf meinen Schoß sitzen und nahm ihr das kleine Zettelchen aus dem Schnabel.
"Komm, ich nehme sie mit nach unten, gebe ihr ein paar Eulenkekse und warte, bis das Gefieder wieder trocken ist." Also nahm meine Mutter das Tierchen mit, ließ mich allein und ich rollte den kleinen Brief auseinander. Die saubere Handschrift war durch den starken Regen verwischt, doch man konnte es noch einigermaßen gut entziffern. Mrs. Fenwick hatte die Eule geschickt, schrieb, dass ich am besten vorbeikommen sollte, da es Neuigkeiten von Benjy gab.
Augenblicklich hüpfte ich auf, schmiss den Zettel auf die Fensterbank und zog mir einen Pullover über das T-Shirt, wechselte die Hose in eine Jeans um und schlüpfte in das erstbeste Paar Schuhe, das ich finden konnte. Bevor ich apparierte, löste ich den wirren Zopf aus meinen Haaren, wuschelte kurz hindurch, dann war ich verschwunden.
Vor lauter Aufregung tauchte ich direkt im Flur der Fenwicks auf und schmiss fast eine Blumenvase von der Kommode. Durch den Krach, kam Benjys Vater zu mir gelaufen und begrüßte mich, nicht wie immer, eher kurz angebunden. Er bat mich ihm zu folgen und so betraten wir gemeinsam die Küche, wo wir Mrs. Fenwick auffanden, die hektisch in den Töpfen rührte, herumwirbelte und völlig durcheinander zu sein schien.
"Liebling, setz' dich hin", meinte ihr Ehemann sanft, stellte den Herd aus und half ihr, sich auf einen der weißbemalten Holzstühle zu setzen. Kaum saß sie, vergrub sie das Gesicht in den Händen und schüttelte den Kopf.
"Ich habe Ihre Nachricht bekommen", sagte ich vorsichtig, um wieder darauf aufmerksam zu machen, weshalb ich überhaupt hier bin. "Was ist denn los? Wo ist Benjy? Kann ich zu ihm?"
Auf einmal hörte ich ein Schluchzen von seiner Mutter, mein Magen begann sich zu drehen und mir wurde speiübel. Nervös drehte ich meinen Kopf zu Mr. Fenwick und sah ihn bittend an. "Bitte, Mr. Fenwick, Mrs. Fenwick, was ist los?", jammerte ich, während ich von Benjys Vater leicht auf den anderen Stuhl gedrückt wurde. Ich konnte jetzt aber nicht stillsitzen, wollte mich wieder erheben, doch er schüttelte den Kopf. "Mary, wir wissen gar nicht, wie wir es sagen sollen..."
"Die Auroren standen heute Morgen vor unserer Tür und meinten, sie haben etwas von Benjy herausgefunden", meldete sich seine Frau wieder leise zu Wort. "Besser gesagt, sie haben ihn gefunden."
"Das ist doch großartig! Wo befindet er sich? Im Mungos? Wann darf ich ihn besuchen?" Mein Puls erhöhte sich schlagartig bei dieser Neuigkeit. Doch irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Mr. Fenwick seufzte, raufte sich die Haare und blickte mich an. "Es ist so: Sie... Die Auroren haben ihn wohl schon vor zwei Tagen entdeckt, aber..." Er atmete tief durch und meine Augen begannen zu brennen. Was war los? "Mary, sie haben Leichenteile gefunden und konnten durch die Obduktion sicherstellen, dass es zu 99,9 Prozent Benjy ist."
Augenblicklich schnappte ich nach Luft, Tränen stiegen in meine Augen, ließen sich nicht halten, kullerten über die Wangen. Die Worte halten durch meinen Kopf, es dauerte bis es so wirklich ankam, doch ich wollte es nicht wahrhaben. Mein Herz fühlte sich an, als sprang es in tausend Stücke. Warum? Warum immer ich? Warum immer meine Freunde? Warum einer der wichtigsten Menschen in meinem Leben? "Nein", flüsterte ich. "Nein, das ist nicht wahr. Benjy lebt! Sagen Sie mir, dass die Auroren Unrecht haben, bitte, sagen Sie es mir. Die Leiche war nicht Benjy, er kann es nicht sein."
Ich schluchzte, heulte und wusste nicht, was hier gerade geschah. Mrs. Fenwick ließ nun auch wieder alle Emotionen heraus und auch wenn Mr. Fenwick sich bemühte, nicht auch so zu reagieren, um uns wieder etwas zu beruhigen, zitterte auch er und weinte stumm.
Leise redete ich mir ein, dass es nicht wahr ist, dass es durch diese 0,01 Prozent doch nicht mein Freund war, doch in Wirklichkeit war das alles lächerlich und nur zum Schutz gedacht, um nicht auf der Stelle zusammenzubrechen. Alles sprach dafür. Ich hatte Benjy verloren, meinen Benjy, den ich zuerst am Donnerstag sah, noch völlig lebendig, in Fleisch und Blut. Meine kleine Welt brach in sich zusammen, meine Zukunftspläne mit ihm zusammen, heiraten, Kinder, glücklich zusammen wohnen, platzen wie Seifenblasen. Und das schlimmste war, dass ich mich niemals verabschieden konnte, dass er einfach weg war.
Ich konnte und wollte mich nicht beruhigen, auch als Benjys Vater für einen Moment die Küche verließ, um etwas zu holen. "Sie haben auch seine Jacke gefunden, mit ein paar Wertsachen, Hausschlüssel und Portmonee sind ziemlich unbedeutend für dich, aber... Er trug noch etwas mit sich und wahrscheinlich ist das auch die Antwort darauf, weshalb er dich angelogen hat und meinte, er sei bei seinen Großeltern", sagte er, als er zurückkam und legte eine kleines Kistchen auf den Küchentisch.
Mit geröteten Augen, durch den nicht-stoppenden Tränenfluss, sah ich erst ihn an, dann nahm ich mit zitternden Fingern das Päckchen auf dem Tisch und öffnete es langsam.
Wortlos sahen wir auf das kleine, silberne Etwas, das dort ganz unschuldig, schön glänzend auf einem kleinen, roten Kissen lag. Ich bekam keine Luft mehr, als ich realisierte, was das sein sollte.
Ein Verlobungsring.
Benjy wollte mich heiraten.
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