Kapitel 15 - Der erste Angriff
Roses PoV:
Es war schon spät, als ich den Ravenclaw-Gemeinschaftsraun verließ. Miranda hatte mich am Abend mit hinein genommen und bei unseren ganzen Gesprächen - Remus war Thema Nummer eins - hatten wir die Zeit vollkommen vergessen.
Um keinen Ärger mit den Portraits zu bekommen und keine Vertrauensschüler auf mich aufmerksam zu machen, ließ ich kein Licht an meiner Zauberstabspitze aufleuchten, sondern tastete mich im Dunkeln voran. Es waren bloß ein paar Gänge, drei, vier, immerhin lagen die Gemeinschaftsräume der Ravenclaws und Gryffindors im selben Stockwerk, die Strecke war leicht abzugehen.
Doch als ich in den nächsten Korridor einbog und die Hälfte durchlaufen hatte, hörte ich Schritte hinter mir, sie kamen näher, also rannte ich los, doch zu spät. Am anderen Ende warteten noch zwei weitere Schüler auf mich und empfinden mich wortwörtlich mit offenen Armen. So ein Drachenmist!
Zuerst dachte ich, es wären Vertrauensschüler, doch als einer von ihnen ein kleines Licht mit "Lumos" zauberte, realisierte ich, dass es Slytherins waren, ein Mädchen, drei Jungs, wenn ich es im gedämmten Licht richtig erkannte. "Was wollt ihr von mir?", zischte ich. Ich als mutige Löwin hatte doch keine Angst vor ein paar Schlangen!
"Schnapp das Schlammblut und nehm es mit", föltete die Slytherin und der Schüler hinter mir packte meine Arme, drehte sie mir dabei halb um. Ein Schmerzensschrei entkam mir, jedoch nicht lange, denn ein weiterer Junge ließ mich mit dem Silencio-Zauber verstummen. Dann zogen sie mich mit, ich versuchte mich zu wehren, doch so kräftig war ich nicht.
Es waren die Kerker, wohin sie mich führten, dann in irgendeinen unbenutzten Raum, vielleicht war es ein altes Büro oder Klassenzimmer. Sie schubsten mich auf den Boden, ich landete unsanft. Keuchend setzte ich mich halbwegs wieder auf, dann schaute ich hoch. Nun konnte ich die Gesichter genau erkennen. Das Mädchen, Alessia Lineback verschloss gerade magisch die Tür, ihre Kumpanen waren Scott Bostwick und Elijah Almond aus meiner Stufe und... - Regulus Black.
Er sah Sirius doch in gewisser Weise recht ähnlich, auch wenn sie das niemals zugeben würde. Seine dunklen Augen, funkelten mich an. Wut. Rachsucht. Vorfreude. Das alles konnte ich erkennen.
Almond löste den Zauber von mir und Lineback trat einen Schritt vor, eine blonde Strähne wickelte sie sich um den Zeigefinger. "Parker, schön dich zu sehen."
"Kann ich nicht zurück geben", knurrte ich. Sie hatten mir aufgelauert! Aber haben sie wirklich über vier Stunden dort gewartet, bis ich raus kam? "Nochmal: Was wollt ihr?"
"Spielen", sagte Regulus plötzlich kühl, starrte mich an. Ich bekam eine Gänsehaut. Einerseits durch die Kälte des Steinbodens und andererseits durch die leichte Angst, die nun aufstieg und die Ungewissheit vor dem Kommenden.
"Aber, sei dir sicher...", lächelte Bostwick boshaft und beugte sich zu mir herunter, "... dir wird es nicht gefallen." Ich traute ihnen gerade alles zu, wirklich, selbst eine Vergewaltigung. Panik stieg auf, ich robbte zurück, stieß jedoch an die graue Mauer. Verdammt.
Schnell zog ich meinen Zauberstab: "Stu-..." - "Expelliarmus!" Der Stab flog mir aus der Hand, die Schlange fing ihn spielend leicht auf und schüttete den Kopf. "Tztztz, du wolltest uns doch nicht wirklich angreifen, oder, Schätzchen?" Sie kam mir bedrohlich nah, ich spürte, wie ihre langgewachsenen, schwarzlackierten Fingernägel meine Wange strichen, kratzten, dann ein fester Schlag darauf. Ich legte meine Hand auf die pochende Stelle, mir stiegen Tränen in die Augen. Meine doch recht taffe und mutige Art bröckelte stark. Warum ich? Ich hatte nichts getan!
"Heute werden wir es dir heimzahlen!", knurrte Almond und ich verstand einfach nicht, was er meinte. Langsam schaute ich zu Sirius' jüngeren Bruder. Ich hatte etwas Hoffnung, da mein Freund damals einmal erzählte, dass Reg ihm bei der Flucht etwas geholfen hat, indem er ihren Vater abgelekt hat, als dieser hinter ihm her war.
Doch meine Vorstellung, dass er vielleicht Gnade erweisen würde, lösten sich in Luft aus, da er mich emotionslos anschaute, meinen unkontrollierten, verwirrten Blick begegnete. Dann schrie er: "Du hast mir meinen Bruder weggenommen, du Miststück!" Darum ging es also. Eifersucht.
Seine Hände ballten sich zu Fäusten, er brüllte weiter. "Potter und du habt ihn mir weggenommen! Es war schlimm genug, dass er ins falsche Haus kam, aber noch schlimmer war es, als sein toller Kumpel sich einfach den Posten als Bruder schnappte. Und dann kamst DU. UND DU HAST IHN DANN GANZ ZERSTÖRT." Nun stand er nur noch einen guten Meter weit entfernt von mir. "Durch dich hat er diese fürchterliche Liebe zu Schlammblütern und Muggels entwickelt. WEIßT DU EIGENTLICH, WIE SEHR SOETWAS DEN RUF DER BLACKS ZERSTÖRT?!"
"ICH PFEIFE AUF EUREN BEKLOPPTEN RUF, BLACK", rief ich nun, verwundet über den überragenden Mut und die Festigkeit meiner Stimme. "SIRIUS IST EIN EIGENER MENSCH MIT EIGENEM DENKEN! Ihr glaubt doch nicht, dass er jemals so wie ihr wart, oder? Da hätte er tief sinken müssen, immerhin..."
"Ich bringe diese kleine Schlampe um!", kreischte Alessia nun und zog ein Taschenmesser. Scheiße. Die wollten doch nicht...
Regulus stieß mich hart um, dann sah ich, dass Bostwick ebenfalls ein Messer besaß. "Al, nicht töten", grinste er voller Vorfreude, "du weißt doch, dass es den armen Sirius ganz fertig machen wird, wenn jemand sein geliebtes Schlammblut anfasst."
Elijah lachte nur kalt auf, hob seinen Zauberstab. Mein Herz pochte, Angst durchströmte meinen Körper vom Haaransatz bis zur Fußspitze hin. War hier denn keiner in der Nähe, der irgendwas hören konnte? Ich spürte die feuchten Tränen und ein paar Haarsträhnen die dadurch an meinen Wangen klebten.
Und dann begann der zuletzt Genannte auch sofort: "Crucio."
Ein fürchterlicher Schmerz durchzuckte mich. Es war das Gefühl, als würde ich verbrennen, mehrfach mit Pistolenkugeln durchlöchert werden, tausende Nadeln sich in meine Haut boren und das alles gleichzeitig. Ich schrie, schnappte nach Luft, hörte das schadenfrohe Gelächter der Schlangen. Mir blieb nichts anderes übrig, als zu hoffen, es würde bald aufhören und das tat es ein wenig später.
Keuchend blieb ich liegen, mein Brustkorb hob und senkte sich schnell. Eine 'Pause' gewährten sie mir nicht, Bostwick und Lineback rannten zu mir und ich spürte die festen Griffe um meine Handgelenke. Dann setzen die Messerspitzen an meinem Unterarm an, Druck wurde ausgeübt, sie borten sich in mein Fleisch.
Ich wimmerte, hatte kaum Kraft. Immer wieder setzten sie ab und an und schnitten in meine Haut. Blut quoll aus den Wunden, mir wurde ganz schwindelig.
Und irgendwann hielt ich es nicht mehr aus, meine Lippen zitterten, dann wurde alles schwarz vor Augen.
***
Es verlangte enorme Kraft meine Augenlider zu öffnen und es tat weh, da ich bloß etwas Helles und Weißes sah, weshalb ich blinzelte. Ich konnte meinen Herzschlag spüren, also war ich nicht tot, obwohl ich es nach dieser Aktion definitiv sein könnte.
"Rose", flüsterte eine Stimme, die ich definitiv kannte. "Rose, nicht wieder einschlafen. Hey, bist du da?" Ich brummte kurz, versuchte das mit den Augen nochmal und siehe da... Ich schaffte es sie etwas offen zu halten.
"Merlin sei Dank!" Eine besorgte Mira blickte mich an und ich spürte ihre Hand, die meine umschlossen hatte. "Warte kurz... Madam Pomfrey! Sie ist wach!"
Plötzlich kam eine jüngere, blonde Heilerin angerannt, musterte mich. "Miss Parker, na endlich."
"W-w-wa..." Meine Frage, was los war, konnte ich nicht aussprechen, doch meine beste Freundin griff zunächst zum Nachttisch nach einem Glas Wasser, von dem sie mir zu trinken gab, was sich unheimlich gut anfühlte. Meine Kehle war trocken gewesen wie die Sahara.
Ich wollte nochmal ansetzen, da schüttelte die junge Frau den Kopf und meinte, sie müsse nun erstmal ein paar Untersuchungen durchführen.
Und die ließ ich eben über mich ergehen.
***
Als ich am Abend aufrecht im Krankenbett saß, ging es mir schon ein Stück besser. Ich blickte auf meine Unterarme, die mit einem weißen Verband umwickelt waren.
Beim Verbandwechsel vorhin hatte ich gesehen, was sie mit mir angestellt hatten: Sie hatten Wörter in meine Haut geritzt, wie ich vermutet hatte. Pomfrey meinte, es würde wieder heilen, doch momentan war ich eben links mit 'Mudblood' und rechts mit 'Whore' verziert worden.
Miranda hatte ich vor einer halben Stunde zum Abendessen geschickt, selbst hatte ich aber bei der Heilerin dankend abgelehnt, als sie mir auch etwas zu essen anbot.
Ich hatte gerade die Augen geschlossen, um mich etwas auszuruhen, da stürmte ein Wirbelwind außer Atmen in den Krankenflügel. Madam Pomfrey ermahnte ihn sofort, doch er sagte nichts dazu, sondern lief sofort zu meinem Bett. "Hey, Prinzessin?"
Ich spürte, wie er meine Hand nahm, einen leichten Kuss darauf hauchte. Mein Sirius. Ich schlug die Augen auf, lächelte sanft, doch schwach und müde. "Hey."
"Es tut mir so unendlich leid. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe erst jetzt mitbekommen, dass du heute vormittag aufgewacht bist. Merlin, du hast mir solch eine Angst eingejagt! Zum Glück warst du nur einen Tag ohnmächtig, aber selbst das ist schon zu viel. Wie geht's dir? Wer hat dir das angetan?" Er redete so schnell, so viel und ich kam kaum noch mit.
"Sirius, ich erinnere mich an kaum etwas mehr..." - An meine Angreifer schon, aber ich wollte nicht sofort damit herausplatzen. "Wann und wie hat man mich eigentlich gefunden?"
"Das war in der Nacht irgendwann um zwei oder so. Ein Ravenclaw- und ein Hufflepuffverttauensschüler hatten Nachtwache und irgendwie haben sie wohl auch unten im Kerker in die Räume geschaut. Und na ja... Da lagst du. Sie haben sofort Professor Slughorn gerufen - der stand im Schlafanzug und Schlafmütze vor der Tür", erzählte mein Freund und lachte kurz. Ich stimmte ein, doch es schmerzte in der Brust und verschlimmerte das Schwindelgefühl im Kopf, also hörte ich Sekunden später wieder auf, lächelte aber etwas. "Und die haben dich dann eben in den Krankenflügel gebracht. Merlin, du machst Sachen..."
"Hab ich mir nicht ausgesucht", schmollte ich und verschränkte die verbundenen Arme. Sein Blick lag auf diesen und man erkannte ein wenig Wut. Wut auf die, die mir das angetan haben.
Er räusperte sich, redete etwas leise weiter: "Ich hab mitbekommen, was sie geschrieben haben... Das ist meine Schuld, oder?"
"Man, Sirius, es gibt genug Reinblüter hier, die Muggelgeborene hassen. Es ist nicht de-..." - "Aber der andere Arm... Mensch, die hätten sich jeden aussuchen können, aber sie nahmen dich. Das ist wegen mir passiert, sei doch ehrlich." Ich rückte ein Stück zur Seite, er rutschte hoch, setzte sich neben mich, lehnte sich ebenfalls hinten am Bett an. Den linken Fuß ließ er heraus baumeln, der andere lag halbwegs darin.
Ich senkte den Kopf, er umschloss meine kalte Hand mit seiner warmen. "Rose?"
"Vielleicht ist es, weil es ein paar Slytherins gibt, die unsere Beziehung nicht verstehen wollen, doch ich lasse mich doch nicht einschüchtern", flüsterte ich und Sirius lächelte leicht. "Prinzessin, du kämpfst bis zum Schluss, oder?" - "Ich bin nicht umsonst in Gryffindor..."
Er drehte das Gesicht richtig zu mir und kam mir näher. Sein warmer Atem stieß an meinen. "Mutige Mädchen sind echt heiß." Typisch er. Sein Gemurmel ließ mich lachen, auch er zog den Kopf zurück und prustete los. Wieso hatte er das jetzt zerstört?
"Du bist so ein Spinner", kicherte ich, während wir komische Blicke von Madam Pomfrey zugeworfen bekamen. Vermutlich würde sie meinen Freund bald rauswerfen, wenn das so weiterging. Ich schnappte nach Luft, beruhigte mich langsam, schüttelte den Kopf.
"Ein süßer Spinner aber, oder?", erwiderte er, ehe er mich endlich küsste. Der süße Geschmack von Schokolade lag auf seinen Lippen.
"Warst du an Remus' Schokoladenvorrat?", murmelte ich und er grinste. "Würde ich mich nicht trauen, du weißt, wie heilig ihm der ist." - "Dann gab es Pudding?" - "Mhh..." Er nickte leicht und verschloss unsere Lippen erneut. Jetzt bereute ich etwas, dass ich kein Essen wollte, doch diese Methode war genauso schön, wie als würde mir man eine Schüssel Schokoladenpudding vorstellen - Nein, sogar noch besser.
Und so saßen wir noch ein, zwei Stunden da, redeten, lachten leise. Er fragte nicht mehr nach den Namen, vermutlich, weil er mich gerade nicht erinnern wollte, sondern bloß ablenken.
Irgendwann wurde ich müde. Ich spürte, wie er noch einen Kuss auf meine Stirn hauchte, als mir die Augen zufielen, ein leises "Schlaf gut, Prinzessin." flüsterte und leise aus dem Krankenflügel verschwand, bevor ihn die Heilerin rausschmeißen konnte.
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Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch ins neue Jahr 2016. ♥
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