Kapitel 13.1 - Der Weihnachtsball
Tanzkünste und ein Kuss bei Schneefall
Roses' PoV:
"Kannst du mir mal kurz helfen?", fragte ich Marlene, die sich gerade die blonden Haare kämmte und versuchte, irgendeine vernünftige Frisur hinzukriegen. Frustriert ließ sie es sein, drehte sich zu mir und schloss meinen Reißverschluss des blauen Kleides. "Danke."
Dann nahm ich die Haarbürste, stellte mich hinter sie und fuhr damit durch ihre Mähne. Meine Tante war Friseuse, vielleicht hatte ich ja auch eine kleine Begabung. Man musste ehrlich sein, dass Marly ein schreckliches Problem hatte. Ihre Haare wollten niemals so, wie sie sollten und waren relativ dick.
"Ich wünschte, wir könnten Muggelzeug benutzen, denn dann würde ich sie ganz schnell glatt bekommen, aber... Moment! Miranda hat mir vor zwei oder drei Jahren ein Buch geschenkt...", ich drehte mich um, verließ das Bad, zurück in den Schlafsaal, redete aber weiter, nur lauter, "... Da stehen ein paar Zaubersprüche drin."
Ich durchsuchte meinen Schrank, schmiss einige Sachen heraus und fand es letztendlich in der letzten Ecke. Mary, die sich gerade leise mit Lily unterhielt, warf mir einen komischen Blick zu, doch ich grinste nur unschuldig und murmelte, dass ich es später wieder aufräumen würde.
Kurz darauf stand ich wieder bei Marlene. "Die helfen beim Frisuren machen."
"Das ist meine Rettung!", rief sie und riss es mir aus der Hand. Sie blätterte etwas hindurch, schlug die Seite auf, auf der ein Glätte-Zauber stand, dann reichte sie es mir wieder, damit ich den Zauberstab schwingen konnte. "Lenis capillos."
Es war unglaublich. Der Anblick, wie ihre blonden, wirren Haare plötzlich ganz glatt über ihren Rücken fielen. Magie war etwas Tolles. "Wow, das ist..." Sie betrachtete sich im Spiegel, fuhr mit der Hand durch die Strähnen. Anscheinend mochte sie es auch. "Danke, Rose!"
"Nichts zu danken. Und jetzt machen wir dir noch eine hübsche Frisur."
***
Es war acht, als Marlene und ich den Gemeinschaftsraum verließen und sie glücklich und strahlend von ihrem Hufflepuff-Freund Dylan abgeholt wurde.
Miranda stand auch schon dort, wartend, in ihrem grünen Kleid, die roten Haare offen. Ich ging auf sie zu und umarmte sie als erstes. "Hey. Man, das steht dir noch besser, als ich je gedacht hätte."
"Danke." Sie lachte etwas, trotzdem wusste ich, dass sie nicht ganz glücklich war. Remus hatte sie nicht gefragt und ich konnte mir beim besten Willen nicht auf die Frage antworten, warum er es nicht tat. Jeder sah, dass dort etwas zwischen ihnen war. Hatte er sich nicht getraut? Mira hatte jedenfalls bis gestern Abend fest darauf gehofft, sich dann aber entschieden, allein aufzukreuzen. Ich hoffte trotzdem darauf, dass sie zueinander finden würden. Dafür müsste Remus aber kommen.
"Bereit?", fragte ich, sie antwortete mit einem leichten Nicken und nahm meine Hand. Zusammen liefen wir die große Treppe hinunter, dann ließ sie mich wieder los. Grinsend nickte sie nach rechts.
Sirius.
"Du kannst ruhig bleiben, Mira", sagte ich sofort, da ich sie ungern ganz allein lassen wollte. Schnell winkte sie ab.
"Mach' dir einen schönen Abend, du hast ihn dir verdient! Ich schau mal, ob ich vielleicht bei den anderen Mädchen bleiben kann oder bei Benjy." Benjy würde auch kommen? Warum wusste ich nichts davon?
Ich nickte leicht und strich ihr über den Oberarm. "Probiere was bei Remus zu erreichen."
"Rose!"
"Was denn? Merlin, keiner ist hier noch blind, außer ihr."
Ein leichtes 'Phh' entkam ihr noch, dann schubste sie mich in die Richtung meines Freundes.
Grinsend ging ich auf ihn zu, der mich schon mit ausgestreckten Armen erwartete und sie um mich schloss.
"Hey."
"Hi." Ich lächelte, erwiderte den kleinen Begrüßungskuss.
Er musterte mich, ein kleines Grinsen erschien in seinem Gesicht: "Du siehst echt gut aus."
"Kann ich nur zurück geben." Ehrlich, wie er vor mir stand. Die Frisur wie immer perfekt, der schwarze Anzug bestehend aus weißem Hemd und schwarzem Jackett, sowie Hose, die dunklen Schuhe. Ich verstand nicht, warum sie das Outfit immer so lächerlich fanden, denn manchen - wie Sirius - konnte das unheimlich gut stehen.
"Wollen wir gleich rein?", fragte er und bot mir seinen Arm an, bei dem ich mich sofort einhakte.
"In der Hoffnung, dass dieser Abend ohne Komplikationen verläuft."
***
"Dass du nicht betrunken wirst..." Kopfschüttelnd sah ich dem jungen Black dabei zu, wie er sich einige kleine Gläser Feuerwhisky wie Schnaps herunterkippte. Und das war definitiv nicht der erste Alkohol, den er zu sich nahm. Da waren schon mehrere Gläser Butterbier und Elfenwein davor... Schon allein bei den 'Partyspielen' gab es einige Shots.
"Das ist gar nichts", meinte er, als er den gläsernden Gegenstand auf den Tisch haute und mich ansah, "... weil wir Rumtreiber es gewohnt sind. Vor allem Prongs und ich."
"Das weiß ich." Ich seufzte und verschränkte die Arme, sah durch die Halle und entdeckte unsere Freunde. Dorcas, die mich bemerkte, als sie gerade bei ihrem besten Freund Logan Clearwater stand, winkte mir fröhlich zu, ich erwiderte es, jedoch nicht ganz so übertrieben wie sie, die richtig mit den Armen wedelte.
"Rose?"
"Hm?" Sirius stand vor mir, streckte die Hand aus.
"Magst du vielleicht tanzen?"
"Seit wann willst du tanzen?" Ich gluckste, er schaute mich gespielt böse an. "Ich kann nicht auf einen Ball gehen, ohne wenigstens einmal getanzt zu haben. Außerdem tanze ich gut!"
Das wollte ich sehen, also nahm ich die Aufforderung an, sprang vom Stuhl und zusammen betraten wir das Parkett. Einige Paare waren um uns herum, ich sah sogar wie Dumbledore ein wenig mit McGonagall tanzte.
"Wehe du trittst mir durch deinen Alkoholkonsum auf die Füße", murmelte ich grinsend, als wir die allgemeine Tanzhaltung einnahmen - seine Rechte an meine Taille, die Linke an meine Rechte und meine Linke auf seine Schulter.
"Werde ich nicht", meinte er selbstsicher zurück und begann zu führen. Leider musste ich zugeben, dass er wirklich ein guter Tänzer war und er mich buchstäblich über's Tanzparkett wirbelte, ohne dass unsere Füße sich irgendwie in die Quere kamen.
Als das Lied umsprang, die Musik langsamer wurde, war ich recht froh darüber. Sirius zog sich sanft an sich heran, die linke Hand wanderte nun auch auf meine Hüfte, während ich meine Arme um seinen Nacken schlang.
"Du hattest meine Tanzkünste unterschätzt, nicht wahr?"
Unschuldig lächelte ich ihn an. "Vielleicht ein bisschen."
"Na ja, mein Erzeuger und meine Austrägerin haben Schuld daran, dass ich tanzen kann."
Er erzählte mir nie viel von seinen biologischen Eltern, da es für ihn zu seiner schlimmen Vergangenheit zählte, von der er nichts mehr wissen wollte. Oft genug erwähnte er jedoch, dass sein Weglaufen von 'Zuhause' sein Leben verändert hatte. Vielleicht stimmt das, immerhin hatte er nun sozusagen eine neue Familie - die Potters.
"Warum?", hakte ich nach, ehe er begann zu erzählen: "Sie steckten mich schon sehr früh in eine Tanzschule. Meinten, da es eh so viele Feste und Familientreffen gibt, dass ich tanzen lernen muss, um nicht dumm da zu stehen. Das war schrecklich. Die Lehrerin nörgelte wegen allem herum, man durfte sich keinen Fehler erlauben und dann ihr nerviger Akzent 'Ohh, Sirius, das ist faaalsch. Du musst die 'and etwas me'r 'eben und den Rythmus fü'len! Des'alb 'aben wir doch einen Taaakt!'" Er redete mit lächerlichem französischen Akzent und ich musste lachen.
"Ehrlich, ich habe überhaupt nichts gegen Franzosen und wie sie sprechen, Frankreich ist auch toll, doch diese Frau war... Grauenvoll", sagte er dann und schüttelte grinsend den Kopf.
"Glaube ich dir, das klingt so mies", sprach ich ihm zu.
"Nun ja, egal... Wir sollten uns nicht den Abend durch scheiß Geschichten meiner Kindheit verderben lassen." Genau deshalb zog er mich vermutlich noch etwas näher und legte seine Lippen auf meine.
Der Kuss war schön, voll mit Gefühlen und sollte uns beide vor allem etwas von dem Zeug ablenken. Und das schaffte er wiedermal perfekt.
Wir lösten uns erst, als wir von einem Paar angerempelt wurden und ein paar Schritte zur Seite taumelten. Sirius lachte leise, ich tat es ihm gleich, dann nahm er meine Hand und zog mich mit sich.
"Was machst du?"
"Lass uns gehen, die Gesamtstimmung kippt langsam und davon müssen wir uns doch nicht anstecken lassen."
Damit verließen wir die große Halle und als wir die Ländereien betraten, schlang ich sofort meine Hände um die nackten Oberarme. Es war kalt und ein ärmelloses Kleid war nicht die richtige Bekleidung für Schnee und Minusgrade.
Das schien mein Freund zu bemerken, denn augenblicklich zog er sein schwarzes Jackett aus und legte es mir um die Schultern. "Danke", sagte ich und folgte ihm weiter, bis wir in den nahegelegenden Rosengarten kamen.
Ich liebte den Ort, hier duftete es im Sommer immer so schön nach meinen Lieblingsblumen und selbst im Winter war es wunderschön, da Dumbledore es durch einen bestimmten Zauber ermöglichte, dass sie nicht abstarben und somit auch in der kältesten Jahreszeit ihre Blüten in voller Pracht zeigen konnten.
Sirius zog den Zauberstab, legte einen Wärmezauber auf eine Parkbank. Der Schnee darauf schmolz sofort, er ließ sich nieder, ich neben ihm. Automatisch legte ich den Kopf auf seine Schulter und schloss die Augen.
Ein leises Rascheln, dann ein kitzelndes Gefühl an meiner Nase. "Sirius", murrte ich, öffnete die Augen doch wieder und nahm ihn die schöne rote Rose aus der Hand. Leider hatten sie zu dieser Zeit, durch den Zauber, keinen Geruch. Wie falsche Blumen eben. Anfühlen und aussehen taten sie sich aber wie die Orginale.
"Eine Rose für meine Rose", murmelte er leise grinsend. Ich müsste ihm immer noch die Wahrheit über meinen Namen erzählen. Doch nicht heute.
Langsam hob ich den Kopf, sah in die dunklen Augen meines Gegenübers. Da fiel mir etwas ein: "Frohe Weihnachten übrigens."
"Dir auch frohe Weihnachten, Liebes." Er zog mich auf seinen Schoß, dann trafen unsere Lippen wieder sanft aufeinander.
Und es war fast magisch, wie genau zu diesem Zeitpunkt das Wasser in den Wolken zu Eis gefror und leichte, kleine, tanzende Schneeflocken sich den Weg zu uns hinunter auf die Erde bahnten.
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