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Rose

„Und du bist dir sicher?"

„Hast du dir das gut überlegt?"

Kat und Alice sitzen auf meinem Bett. Alice mit einer Packung Chips in der Hand, Kat mit einer Tasse Tee und Luke gähnt, während er sich am Türrahmen anlehnt.

Ich wühle in meinem Kleiderschrank und suche mir etwas Passendes zum Anziehen für eine noble Geburtstagsfeier.

„Ja ich bin sicher. Ich muss es einfach tun. Zumindest weiß ich, dass ich mir das nie verzeihen würde."

Kat schüttelt verwirrt den Kopf und hebt die Hände. „Aber jetzt mach mal halblang und erkläre uns das nochmal.", beginnt sie und sieht mich eindringlich an. „Du hast James gestern geküsst und wusstest sofort, dass du Charlie willst?"

„Na der muss ja seine Sache ziemlich schlechtgemacht haben. Sowas würde mir nicht passieren.", murmelt Luke. Alle drei sehen wir zu ihm und er zuckt bloß unschuldig mit den Schultern.

Ich seufze. „James kann wirklich wahnsinnig gut küssen. Aber ... es war nun mal der Falsche.", sage ich und lasse die Schultern sinken. Ich halte in beiden Händen ein Oberteil und sehe mir zuerst das eine und dann das andere an.

„Ich will dir ja nichts einreden, aber bist du sicher, dass du die Sache mit James so schnell beenden willst? Du hast doch selbst gesagt, dass du dich ausprobieren willst und mit anderen Jungs Erfahrungen sammeln willst, schließlich hattest du bis jetzt nur mit Charlie Sex.", sagt Alice und vergräbt dann wieder ihre Hand in die Chips Tüte.

„Im Ernst jetzt?", kommt es prompt von Luke.

Ich lasse meine Hände mit den Kleidungsstücken sinken und sehe ihn an. „Luke, du bist keine Hilfe. Ich versuche hier gerade mein Liebesleben wieder auf die Reihe zu bekommen und deine Kommentare helfen mir sehr wenig."

Luke nickt leicht. „Du hast recht. Sorry, aber ich bin bei solchem Kram ziemlich schlecht. Deshalb lasse ich euch Mädels jetzt alleine und gehe arbeiten.", sagt er überzeugt, klatscht in die Hände und sieht zu Kat.

Die springt sofort auf und schiebt ihren Freund aus dem Zimmer. „Ich bin gleich wieder zurück.", sagt sie zu mir.

Dann sind Alice und ich alleine. Ich wende mich wieder dem Schrank zu und bete, etwas Annehmbares zu finden.

„Rose?", kommt es nach einer Weile von Alice.

„Hm?", murmle ich in den Schrank hinein, der aus allen Nähten platzt. Und trotzdem habe ich nichts zum Anziehen.

„Liebst du Charlie?"

Ich erstarre in meiner Bewegung und drehe mich zu meiner besten Freundin um. Ich mustere sie, während sie dasselbe tut. Dann nicke ich langsam. „Ich hatte geglaubt, dass ich ihn hasse und mit ihm abschließen kann, nachdem was zwischen uns passiert ist. Er hat mich damals verletzt, aber ... aber mir ist klargeworden, dass ich ihn immer geliebt habe. Also ja, ich liebe ihn. Sehr sogar.", sage ich. „Ohne ihn habe ich das Gefühl, das etwas in meinem Leben fehlt."

Alice nickt, während sie die Lippen zu einer schmalen Linie zusammenpresst. Dann hebt sie die Hände. „Okay, ich wollte nur sichergehen.", sagt sie und springt vom Bett auf. „Na dann suchen wir dir was Heißes zum Anziehen, damit du dir Charlie wiederholst."

Ich sehe Alice an und mein Herz droht fast zu zerspringen. Womit habe ich solche tollen Freunde verdient? Aber ich will mich nicht beschweren, ich bin überglücklich sie zu haben.

***

Drei Stunden später bin endlich dort angekommen wo ich hinwill. Und wo ich hingehöre.

Ich dachte immer London ist der Ort, der mich am meisten glücklich macht. Aber dieses kleine Städtchen am Land, das nun mal mein Zuhause ist, hat mir schon immer dieses wohlige warme Gefühl verursacht, das sich Zuhause nennt. Ich liebe es hier.

In den letzten drei Jahren wollte ich so wenig wie möglich hier her zurückkehren, weil mich alles hier an Charlie erinnert hat. Aber jetzt wo ich meinen inneren Kampf und meine gedanklichen Zweifel geklärt habe, sehe ich wieder wie schön es hier ist. Ich sehe wieder die guten Seiten, weil ich endlich weiß was ich will.

Das Taxi biegt ab und fährt die imposante Auffahrt hoch. Mein Herz klopft schneller, weil ich weiß, was gleich passieren wird. Die ganze Zugfahrt hier her machte ich mir Gedanken was ich alles sagen will und soll. Aber plötzlich bekomme ich Panik. Was ist, wenn mich Charlie gar nicht wiedersehen will? Was ist, wenn er weitergemacht hat? Was ist, wenn er beschlossen hat, dass wir der Vergangenheit angehören?

Das Taxi hält an und ich gebe dem Fahrer das Geld. Ich steige aus, lasse einen Blick über das Anwesen schweifen und streiche dann mein Kleid glatt. Kat und Alice meinten, dass mir dieses Kleid am besten passt und ich darin so unschuldig aussehe, dass man mir gar nicht böse sein kann. Sie waren davon überzeugt, dass es besser ist, wenn ich so aussehe. Also trage ich jetzt ein dunkelblaues Kleid, das mir bis zu den Knien reicht. Meine Haare habe ich zu einem langen Zopf geflochten, der sich seitlich an meinen Hals schmiegt.

Meine Füße tragen mich zu dem Eingang hinauf und als ich dort ankomme, drücke ich die Türklinke hinunter. Ich war schon oft genug auf einer großen Feier der Forsters, deshalb weiß ich, wie solche meist ablaufen. Heute hat Charlies Vater Geburtstag und ich hoffe, dass nicht alles den Bach runtergeht, wenn ich hier gleich auftauche. Ich wusste immer, was die Fosters von mir halten. Aber Charlie hat immer zu mir gehalten, weil ich für ihn damals alles war.

Und jetzt ist er für mich alles was ich habe. Ich hoffe meine Erkenntnis kommt nicht zu spät.

Ich betrete die Eingangshalle und eine Menge Leute tummeln sich im Raum. Ein paar werfen mir verwirrte Blicke zu, anderen beachten mich gar nicht.

Mein Blick gleitet durch den Raum und ich bahne mir einen Weg in den Garten. Überall scharren sich fremde Menschen, unterhalten sich und lachen. Plötzlich komme ich mir fehl am Platz vor, aber ich rufe mir in Erinnerung weshalb ich hier bin. Wegen Charlie. Um ihm zu sagen, dass ich nun weiß, was ich will.

Ich schiebe mich höflich durch eine Gruppe von Leuten hindurch und komme im Garten an. Alles ist wundervoll dekoriert, jeder hat sich in Schale geworfen und an jeder Ecke entdecke ich Essen. Bei dem Anblick knurrt mein Magen.

„Rose?"

Mein Körper erstarrt. Verunsichert sehe ich hinter mich und blicke in zwei grüne Augen. Charlies ältere Schwester lächelt mich breit an und ihre Augen huschen neugierig über mein Gesicht.

„Megan, freut mich wirklich dich zu sehen.", bringe ich hervor. Ich freue mich tatsächlich sie zu sehen, denn bis jetzt sind mir alle Leute fremd hier und ich fühle mich etwas aufgeschmissen.

„Lass dich ansehen. Ich habe dich ja ewig nicht mehr gesehen. Wie geht es dir?", sprudelt es aus ihr heraus.

Zögerlich nicke ich. „Ja es geht mir gut. London ist wirklich toll.", antworte ich ihr höflich.

Megan war immer nett zu mir, wir haben uns gut verstanden und manchmal standen wir uns wirklich nahe. Sie ist drei Jahre älter als ich und Charlie hat mir vor einiger Zeit erzählt, dass sie sich verlobt hat. Dann fällt mir ein, dass ich ihr ja gratulieren sollte. „Ich gratuliere dir zu deiner Verlobung. Es freut mich wirklich sehr für dich."

Augenblicklich schenkt sie mir ein warmes verliebtes Lächeln. „Danke. Ich bin ja schon richtig aufgeregt und habe gar nicht damit gerechnet, dass mir Will einen Antrag macht. Aber wir haben keine Eile zu heiraten, wir wollen uns Zeit lassen."

Ich nicke lächelnd. „Ich freue mich für dich."

Dann verändert sich ihr Ausdruck und sie sieht mich stirnrunzelnd an. „Was machst du eigentlich hier? Ich dachte du und Charlie habt keinen Kontakt mehr seit längerem?", merkt sie an.

Ich schlucke. Charlie hat es also seiner Familie komplett verheimlicht, dass wir uns wieder regelmäßig sehen. Dass er es seinen Eltern nicht erzählt hat, ist verständlich. Aber seiner Schwester, wo er doch gesagt hat, dass sie mehr Kontakt haben und es gut läuft. Irgendwie versetzt mir das einen kleinen unangenehmen Stich in die Brust.

„Also wir haben uns vor einer Weile in London zufällig getroffen und ... wir haben wieder Kontakt.", erkläre ich ihr knapp. Ich will es Meg nicht erzählen, was zwischen uns genau läuft, weil ich es zurzeit selbst nicht weiß. Und je mehr ich darüber nachdenke, bekomme ich Angst. Zum ersten Mal habe ich auf die Frage was Charlie und ich genau sind, keine Antwort.

„Das ist schön. Ihr wart so lange zusammen und seid jetzt dennoch Freunde. Das schaffen nicht viele.", meint Meg fröhlich und schenkt mir ein aufmunterndes Lächeln.

Freunde. Ich hoffe wir sind mehr als das. Aber wenn ich an unseren Streit denke, frage ich mich ob wir überhaupt Freunde sind.

„Weißt du wo er ist? Ich bin gerade erst gekommen und habe ihn noch nirgends entdeckt.", erkläre ich Meg.

„Nein tut mir leid. Ich habe ihn vor einer halben Stunde noch im Garten gesehen, aber ich weiß nicht ob er dort noch ist.", sagt sie mir und zuckt entschuldigend mit den Schultern.

„Okay, danke. Ich werde ihn mal suchen gehen.", erkläre ich ihr freundlich und entferne mich. Ich zwänge mich weiter durch die Menge und frage mich wo ich meine Suche am besten beginnen soll.

Nachdem ich zehn Minuten lang die Außenanlage abgegangen bin, setze ich meine Suche drinnen fort. Langsam glaube ich er ist von dieser Feier abgehauen, überraschen würde es mich zumindest nicht. Ich schätze, Charlie wäre der letzte, der auf der Geburtstagsfeier seines Vaters auftaucht. Aber ich weiß, dass er hier ist. Er muss einfach.

Ich durchquere das Wohnzimmer, wo nur mehr ein paar auf der Couch sitzen. Die eigentliche Feier findet draußen statt, hier im Haus ist es überraschend ruhig. Im nächsten Moment höre ich Geklirre aus der Küche. Ich folge dem Geräusch und betrete vorsichtig die große Küche.

Mein Herz setzt kurz aus.

Ich entdecke Charlies Rücken und seinen dichten dunklen Haarschopf. Er stöbert im Kühlschrank, dann richtet er sich wieder auf und begutachtet das Etikett einer Flasche. „Muss reichen.", murmelt er.

Gleich darauf nimmt er aus der Falsche in seinen Händen einen großen gierigen Schluck. Er hat mir immer noch den Rücken zugewandt. Mein Blick fliegt auf die Falsche in seiner Hand. Es ist Wein und sofort dreht sich mir der Magen um.

Er trinkt. Oder er ist schon längst betrunken.

Ich hätte es mir denken könne. Ich mache einen Schritt auf ihn zu, dennoch bin ich noch ein paar Meter von ihm entfernt, weil die Küche so groß ist.

Er nimmt nochmal einen gierigen Schluck, schließt währenddessen mit einem Fußtritt den Kühlschrank und dreht sich dann zu mir um. Seine Augen fliegen auf mich und sofort setzt er die Falsche ab.

Er starrt mich an und ich bin unfähig etwas zu sagen. Langsam wischt er sich mit den Handrücken über den Mund und verschließt dann die Falsche wieder.

Charlie trägt einen schwarzen Anzug und es erinnert mich daran, wie gutaussehend er ist. An dem weißen Hemd sind die ersten paar Knöpfe geöffnet und die dunkle Krawatte hat er einfach um den Hals gelegt. Mein Blick wandert hoch in sein Gesicht. Müde Augen blicken mir entgegen. Seine Haare sind zerzaust und seine Wangen gerötet.

Er ist betrunken. Zumindest angeheitert.

„Was machst du hier?", herrscht er mich an. Seine Stimme ist leise aber kontrolliert.

Ich schlucke schwer und umklammere die kleine Clutch in meinen Händen fester. Verdammt, ich dachte ich komme hier her, erkläre ihm, dass ich einen riesen Fehler gemacht habe und er mir sagt, dass er immer noch das selbe für mich empfindet. Aber im Moment bin ich mir nicht mehr sicher, ob dieses Gespräch überhaupt annähernd so verlaufen wird.

„Ich wollte dich sehen.", bringe ich leise hervor.

Charlie bricht den Augenkontakt und senkt seinen Blick. „Gut, jetzt hast du mich ja gesehen."

Er ist sauer. Und zwar auf mich. Und ich kann es ihm nicht mal verübeln.

„Charlie ...", setzte ich an, doch seine rasche Bewegung bringt mich zum Verstummen.

Er reißt seinen Körper herum und sieht mich an. Nein, er funkelt mich böse an. „Was? Warum bist du wirklich hier? Ich brauche dich hier nicht. Ich komme sehr gut alleine klar, das siehst du doch." Ich blinzle. Das meint er nicht so. Er ist betrunken und ich weiß, dass er meinetwegen betrunken ist. „Ich mache meine eigene kleine Party.", fügt er hinzu.

„Du bist betrunken und redest Schwachsinn.", sage ich. „Ich bin heute hierhergekommen, weil du mich eingeladen hast und mich gebeten hast, hier bei dir zu sein."

Charlie lacht verächtlich. „Ja, aber das war bevor du dich für diesen Penner entschieden hast."

Ich zucke zusammen, weil er plötzlich so laut geworden ist. Meine Augen haften sich auf ihm fest und ich frage mich, wie ich es soweit kommen lassen konnte.

„Es tut mir leid, Charlie.", flüstere ich.

Er lehnt nun an der Arbeitsfläche und sieht auf den Wein in seinen Händen hinab. Kurz wird es still zwischen uns, dann murmelt er verärgert: „Ja, mir auch."

„Du solltest nicht so viel trinken.", meine ich vorsichtig und hoffe, dass er den Wein wegstellt.

Doch anstatt zu antworten, öffnet er ihn wieder und trinkt daraus, während er mir tief in die Augen sieht. Er provoziert mich, aber ich gehe nicht darauf ein. Er will das ich wütend werde, aber das wird ihm nicht gelingen. Nicht heute.

„Verschwinde einfach wieder Rose.", nuschelt er emotionslos.

Aber ich rühre mich nicht vom Fleck, ich bewege mich keinen Zentimeter. „Du hast mich schon einmal weggeschickt. Diesen Fehler mache ich nicht noch einmal."

Charlie hebt seinen Kopf und lässt seine Augen über mich gleiten. Er sieht müde aus.

Es vergehen ein paar Sekunden in denen keiner von uns etwas sagt, doch dann taucht jemand im Türrahmen auf. Charlie sieht auf und sein Blick verdunkelt sich.

„Rose Edwards. Das ist ja eine Überraschung." Ich erkenne die Stimme sofort und mit einem Mal bin ich in Alarmbereitschaft. In seiner Tonlage schwingt nichts von Freude mit, kein Bisschen. Wow, ich habe mich schon lange nicht mehr so fehl am Platz gefühlt, wie jetzt gerade. Der Mann schafft es mit einem Blick, dass man sich schlecht fühlt.

„Guten Abend Mr. Foster.", sage ich, reiße mich aber zusammen, dass meine Stimme kontrolliert bleibt. „Ich wünsche Ihnen alles Gute."

Der Mann im Rollstuhl mustert mich eingehend, dann fliegt sein Blick auf seinen Sohn. Ich entdecke ein paar graue Haare und einen Bart. Ich habe Mr. Foster schon lange nicht mehr gesehen und an den Anblick, dass er im Rollstuhl sitzt konnte ich mich immer noch nicht gewöhnen. Wenn ich genauer hinsehe, sitzt ein alter griesgrämiger Mann vor mir.

„Ich hoffe für dich, dass du dich nicht volllaufen lässt.", herrscht er Charlie an. „Es sind eine Menge Leute da. Sie müssen dich in so einem Zustand wirklich nicht sehen."

Charlie nickt bloß. Ich sehe auf seine Hände hinab und bemerke, dass er die Falsche so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß hervortreten. Sein Anblick schmerzt und ich würde gerne zu ihm gehen und meine Arme um ihn schlingen.

„Und was Sie betrifft. Ich kann mich nicht erinnern Sie eingeladen zu haben.", meint er kalt und sieht zu mir hoch. Mein Mund öffnet sich langsam, aber es kommt kein Ton heraus.

„Lass sie in Ruhe, Dad. Es reicht, wenn du dich mir gegenüber wie der letzte Idiot verhältst. Rose hat keinerlei Schuld daran, dass dein Leben beschissen ist."

Mr. Foster und ich sehen hastig zu Charlie hinüber. Doch er lehnt locker an der Arbeitsfläche und öffnet den Wein wieder. Dann gleitet sein Blick zu seinem Dad, während er einen großen Schluck von der Falsche nimmt. Wenn er so weitermacht, ist die Flasche gleich leer.

Ich ziehe scharf die Luft ein, weil mir bewusst ist, wie sehr er gerade seinen Dad provoziert.

„Was hast du gesagt?" Die Luft im Raum brennt. Würde man ein Feuerzeug anmachen, stünde der ganze Raum in Flammen.

Charlie stößt sich ab und torkelt einen Schritt auf seinen Dad zu. „Du hast mich schon verstanden.", sagt er. „Und wenn du ein Problem mit Rose hast, muss ich dich leider enttäuschen, sie bleibt."

Gerade wollte er mich wegschicken. Aber es sagt es nur, damit er seinen Vater wütend macht. Wenn jemand gerne provoziert, dann ist das ein betrunkener Charlie Foster. Oh Gott, so hatte ich mir das wirklich nicht vorgestellt.

„Wann bist du nur so geworden? Ich erkenne dich kaum wieder.", spuckt ihm sein Vater vor die Füße, doch Charlie verzieht keine Miene.

Kurz hält er seinem Blick stand, dann murmelt er: „Seit dem Tag, als du mich für alles verantwortlich gemacht hast und dich entschieden hast, mich aufzugeben."

Sein Dad bleibt still und sieht regungslos zu seinem Sohn hoch. Mr. Foster schluckt und nickt dann leicht. Er schluckt die harte Erkenntnis hinunter und versucht nicht die Fassung zu verlieren. Denn ein Mr. Foster verliert nie die Fassung.

„Wenn du so weiter machst sitzt du an deinem nächsten Geburtstag alleine hier. Ich habe meinen Fehler eingesehen und es tut mir leid. Aber Menschen machen Fehler und es tut mir für dich leid, dass du immer noch wütend bist und nicht verzeihen kannst. Ich habe mich bemüht, aber du willst anscheinend nicht mehr viel von mir wissen."

Mr. Foster bleibt still. Stumm sieht er seinen Sohn an und ich hoffe, dass Charlies Worte etwas bewirken. Wie sehr wünschte ich mir, dass Charlie normal mit seinem Vater reden kann und seine Aufmerksamkeit wiedererlangt. Ich bin mir sicher, dass es ihm besser gehen würde.

Charlie hebt die Hand, in der er den Wein hält und prostet seinen Dad zu. „Alles Gute, Dad." Dann nimmt er nochmal einen Schluck von dem Wein.

Im nächsten Moment verschwindet er aus der Küche und lässt mich mit Mr. Foster alleine zurück.

Mein Körper bewegt sich, weil ich Charlie hinter hermuss. Eilig sehe ich zu dem Mann im Rollstuhl hinab. „Es tut mir leid, was damals passiert ist. Sie sollten aufhören, ihrem einzigen Sohn dafür die Schuld zu geben.", sage ich. „Ich kenne Charlie sehr gut und ich weiß, wie sehr es ihn quält. Man sieht es, wie er mit sich kämpft. Das letzte was er nicht auch noch braucht, ist ein Vater, der ihn aufgibt. Wenn Sie so weitermachen, gib er sich selbst auch noch auf." Ich stoppe kurz. „Um ehrlich zu sein, war er letztens kurz davor."

Mr. Foster schluckt schwer. Er mustert mich, nickt dann. „Er kann froh sein, Sie zu haben. Sie haben ihn immer schon glücklich gemacht."

Ich nicke. „Sie sollten aufpassen, sonst verlieren Sie ihn wirklich." Ich presse meine Lippen aufeinander und verlasse ebenfalls die Küche.

Meine Füße werden schneller, weil ich Angst um Charlie habe. so wie er gerade aus der Küche verschwunden ist, traue ich ihm alles zu. Ich habe es ihm angesehen, dass es für ihn nicht gerade einfach war, diese Worte seinem Vater zu sagen. Aber ich rechne es ihm hoch an, dass er es dennoch getan hat. Vielleicht war es nicht ganz der richtige Weg, aber trotzdem.

Ich finde mich im Eingangsbereich wieder. Abrupt bleibe ich stehen und sehe mich um. Von Charlie fehlt jede Spur, doch ich höre aus dem Obergeschoss ein lautes dumpfes Geräusch. So schnell wie möglich eile ich nach oben und gehe den langen Flur entlang. Wie oft bin ich diesen Weg durch den Flur zu seinem Zimmer hin und her geeilt. Vor Charlies Zimmer bleibe ich stehen. Die Türe ist bloß angelehnt, vorsichtig drücke ich sie auf.

Charlie läuft eilig im Zimmer auf und ab, packt Sachen aus seinem Schrank und stopft sie in eine Tasche auf dem Bett. Ich trete ein und sehe ihn an.

„Charlie?"

Doch er macht einfach weiter und ignoriert mich. Immer mehr Klamotten stopft er wütend in die Tasche, bis sie voll ist.

„Charlie!" Dieses Mal laut genug, dass er innehält.

Er steht mitten im Raum, hält ein Shirt in der Hand und sieht dann langsam zu mir. Ich wünschte, ich wüsste was in seinem Kopf vor sich geht. „Tut mir leid, dass du das eben mitangehört hast.", murmelt er schließlich.

Ich reiße den Blick von ihm los und sehe auf die Tasche und die Klamotten, die er aus dem Schrank gerissen hat und nun auf dem Boden liegen.

„Was machst du da?", frage ich ihn.

Charlie sieht sich um als würde er erst jetzt bemerken, dass die ganze Kleidung im Zimmer verstreut ist. „Ich ... packe bloß den letzten Rest zusammen. Hier hält mich nicht mehr viel."

Er wendet sich von mir ab, schmeißt das Shirt durch den gesamten Raum in ein Eck und setzt sich dann auf die Bettkante. Ich zucke leicht zusammen, denn das Shirt reißt den Globus auf der Kommode mit auf den Boden. Aber Charlie kümmert es herzlich wenig.

Ich sehe mich im Raum und frage mich wann ich das letzte Mal hier war. Es fühlt sich an wie gestern, aber es ist lange her. Sein Zimmer hat sich kaum verändert, bloß steht nicht mehr so viel herum. Es sieht etwas leblos und verlassen aus.

Ich gehe auf ihn zu und bleibe vor ihm stehen. Charlie hat sich wieder die Weinfalsche geschnappt und nippt daran. Seine Schulten und Arme hängen ihm schwer hinab, den Kopf hat er gesenkt.

Bevor ich etwas sage, nehme ich ihm die Falsche aus der Hand und stelle sie weg.

„Ich will, dass du mir jetzt zuhörst und nichts sagst.", beginne ich. Ich schlucke, dann rede ich weiter: „Ich bin hier um dir zu sagen, dass ich die Sache mit James beendet habe. Ja, ich war gestern mit ihm aus, ja, wir haben uns geküsst, aber ... aber es fühlte sich falsch an. Ich wünschte du wärst derjenige gewesen, aber dem war nicht so. Ich habe James gesagt, dass ich nicht kann, weil ich jemand anderen liebe. Ich wusste nicht was mir durch den Kopf ging, als ich dich gehen hab lassen. Ich hätte es verhindern sollen, aber ich war dumm um zu erkennen, was ich wirklich will. Ich weiß, dass wir eine lange Vergangenheit hinter uns haben, aber ich will nicht, dass es zu Ende ist." Ich stoppe kurz und sehe zu ihm hinab. Ein paar Atemzüge vergehen, bis ich weitersprechen kann. „Es fehlt mir, dich glücklich zu sehen. Ich merke, wie schlecht es dir geht und es ärgert mich nicht zu wissen, was in deinem Kopf vorgeht. Du bist wütend und hast Angst, das weiß ich. Aber du redest nicht mit mir und das halte ich nicht aus. Ich will wissen was in dir vorgeht, weil ich dir helfen will. Um ehrlich zu sein habe ich Angst um dich. Denn den Gedanken dich zu verlieren ertrage ich nicht. Keine Ahnung wie ich mir drei Jahre lange einreden konnte, ohne dich weiter zu leben, ich weiß es nicht."

Ich stoppe. Charlie sitzt immer noch regungslos da und hört mir zu. Ich hoffe, dass er mir zuhört. „Was ich dir eigentlich sagen will ist, dass ich dich liebe. Ich habe nie aufgehört dich zu lieben, Charlie."

Ich atme zitternd aus. Charlie hebt seinen Kopf und sieht mich an. Er sagt nichts, er sitzt einfach da und sagt nichts. Mein Herz klopft und ich werde nervös.

„Ich habe mich gerade seelisch komplett vor dir ausgezogen, also du kannst gerne etwas dazu sagen. Dein Schweigen macht mich wahnsinnig.", murmle ich.

Aber statt etwas zu sagen, hebt er seine Hände und umfasst meine Hüften. Im nächsten Moment lehnt er sich vor und legt seinen Kopf auf meinen Bauch. Ich zögere, doch dann fahre ich ihm durch seine wuscheligen Haare. Ich liebe dieses Gefühl wie es durch meine Finger gleitet.

„Bitte sag etwas.", flüstere ich heiser.

Charlie sieht zu mir hoch. „Du hast Recht. Ich habe Angst.", gesteht er. „Ich habe Angst, weil ich nicht weiß, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Ich habe Angst meinem Dad zu sagen, dass ich nichts von seiner Firma wissen will. Ich habe Angst, dass er mir nie verzeihen kann. Und meine größte Angst ist es, dich endgültig zu verlieren."

Meine Hand legt sich sanft auf seine Wange und ich mustere sein Gesicht. „Es ist okay, Angst zu haben.", sage ich. „Eine Angst davon kann ich dir nehmen. Ich bin hier."

„Das hast du schon mal gesagt und trotzdem bist zu jemand anderen gegangen."

„Ich weiß, dass wir oft ein Auf und Ab hatten in letzter Zeit, aber ich bin erschöpft davon. Ich weiß nun wo ich hingehöre. Und zwar hier in deine Arme, hier bin ich richtig.", versichere ich ihm und hoffe, meine Worten kommen bei ihm an.

Charlie zieht mich enger an sich und umfasst meine Hüften enger. Doch ich krabble auf seinen Schoß und schlinge meine Arme um ihn. Sein maskuliner Duft steigt mir in die Nase und sofort bin ich in dieser Blase gefangen. Eine Blase, wo nur Charlie und ich existieren.

„Weißt du noch als ich zu dir gesagt habe, dass ich es schaffen will, es wieder gut zu machen? Kannst du mir sagen, ob mir das gelungen ist?", flüstert er. Er tut gut seine Stimme zu hören.

Ich nicke zögerlich. „Das von damals kann man nicht ungeschehen machen, aber ich verstehe dich nun."

„Das tue ich auch. Ich weiß, was ich dir damals zugemutet habe und das tut mir leid.", sagt er.

Ich ringe mich zu einem sanften Lächeln und sehe ihn an. „Das weiß ich doch."

„Kann ich dich noch etwas fragen?", meint er.

Ich nicke. „Immer."

Charlie studiert kurz mein Gesicht, dann sagt er heißer: „War es wirklich nur ein Kuss?"

Ich studiere sein Gesicht und nicke dann. „Ja. Das verspreche ich dir, es war bloß ein Kuss."

Ich bedecke seine einladenden Lippen mit meinen. Ein Kribbeln durchströmt meinen Körper. Nach alle den Jahren schafft er es immer noch, dass er mir ein Kribbeln verursacht. Und ich wünsche mir, dass es niemals aufhört. Charlie zu küssen ist eines der schönsten Dinge für mich.

Dann umarme ich ihn wieder und er zieht mich enger an sich. Er hält mich fest und ich lasse ihn machen. Ich will nicht mal, dass er mich loslässt. Es tut einfach zu gut, ihn zu spüren und zu wissen, dass wir nun nach vorn blicken können.

„Wir sind ein Team, Charlie. Das waren wir schon immer.", flüstere ich.

Eine Weile sitzen wir schweigend da, irgendwann habe ich meine Augen geschlossen und hoffe, dass dieser Moment nie endet.

„Rose?"

„Ja?"

„Lass uns von hier verschwinden.", murmelt er an meinen Hals.

Ich nicke. „Wenn du willst können wir heute noch nach London zurück fahren."

„Nein, du verstehst nicht.", sagt er. Charlie löst sich von mir und ich sehe zu ihm. Ich mustere sein Gesicht und versuche zu verstehen, was er mir sagen will. „Ich meine weg aus London, weg aus England. Lass uns einfach abhauen. Ich will die Welt sehen, ich will was erleben. Lass es uns einfach tun. Wir können das alles hier vergessen und neu anfangen.", meint er eifrig. „Nur du und ich."

Ich starre ihn für ein paar Sekunden lang an. „Du meinst das ernst, oder?"

Charlie nickt bloß. „Ich will weg. Das Leben hier macht mir Angst. Ich möchte herausfinden, was ich vom Leben will. Und das schaffe ich nicht, wenn ich jeden Tag auf die Uni gehe und mir etwas über Wirtschaft anhöre. Und ganz ehrlich, der Abstand zu Dad würde mir guttun."

„Du bist doch immer noch betrunken.", meine ich schmunzelnd.

Aber Charlie schüttelt den Kopf. „Nein ... doch ja, ich bin betrunken. Aber ich meine es ernst. Ich will mit dir weg von hier. Ich will bloß dich und sonst nichts."

Meine Fingerspitzen fahren die Narbe nach. Dann gebe ich ihm einen Kuss auf die Stirn und sehe ihm wieder in die Augen. „Okay. Lass uns von hier verschwinden."

Charlie schenkt mir ein warmes ehrliches Lächeln und Hoffnung steigt in mir auf. Ich bin mir sicher, dass wir es schaffen werden.

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