-41-
Kat
Lukes Stimme durchfährt mich wie ein Blitz. Mein Körper beginnt noch mehr zu zittern und ich lege mir eine Hand auf die kalte Stirn. Ich hätte es wissen müssen, dass er mir folgt. Er hat mich gesehen wie ich fluchtartig den Club verlassen habe. Ich ärgere mich darüber, dass ich nicht sofort von hier abgehauen bin.
„Kat, hey sieh mich an." Ich spüre ihn hinter mir. Seine Blicke durchbohren mich regelrecht. Am liebsten würde ich ihn bitten, dass er wieder zurück in den Club geht. Seine Nähe ist gerade das letzte was ich ertragen kann. Geschweige denn ihm in die Augen zu sehen. „Es tut mir leid, Kat."
Ich lache verächtlich und drehe mich schließlich doch zu ihm um. Sein Blick trifft auf meinen und ich sehe ihn verschwommen vor mir. „Was genau tut dir leid? Dass du vor meinen Augen mit diesem Mädchen flirtest. Dass du nicht siehst wie beschissen es mir geht? Oder vielleicht, dass du mit deiner besten Freundin geschlafen hast? Was genau, davon tut dir leid?"
Luke sieht mich überrumpelt an. Ich weiß nicht, ob es an meinem verheulten Gesicht liegt oder weil ich ihm diese Dinge vor den Kopf werfe, dass er mich so ansieht. Ein Schatten huscht über sein Gesicht, als er einen Schritt auf mich zu macht. Aber ich strecke die Hand aus. Ich lasse nicht zu, dass er mich berührt.
Abrupt bleibt er stehen. „Dann rede mit mir."
„Du wolltest doch nicht reden.", werfe ich ihm entgegen.
Seine Augen flackern wütend auf, als er tief ein und aus atmet. „Was ist wirklich das Problem?"
Ein paar lange Augenblicke stehen wir uns einfach gegenüber. Keiner von uns bewegt sich, bis ich leise schniefe und zu Boden sehe. Müde lasse ich die Schultern hängen. „Luke ich kenne dich. Ich weiß, wie du mit deinen Bettgeschichten umgehst. Und nachdem du", ich stoppe und sehe ihn wieder an. „Mit dieser Frau geschlafen hast, habe ich das Vertrauen in dich verloren. Ich erkenne uns nicht wieder und das macht mir Angst."
„Ich habe dir gesagt, dass ich sie nie wiedersehen werde.", sagt Luke klar.
Ich schlucke schwer und sehe an ihm vorbei. „Das glaube ich dir, aber trotzdem muss ich immer wieder daran denken, wie du mich hintergangen und verletzt hast." Ich schniefe leise. „Ich kann dieses ständige Auf und Ab nicht mehr. Ich will, dass es klappt, ich will, dass wir wieder über alles reden können. Aber ich habe das Gefühl, dass ich bloß eine weitere von deinen Bettgeschichten bin. Und es fühlt sich richtig beschissen an, dir zuzusehen wie du mit einer anderen flirtest vor meinen Augen. Ich frage mich die ganze Zeit was wir sind. Nein, eigentlich frage ich mich, was ich für dich bin. "
Luke stößt Luft aus und fährt sich durch die Haare. „Kat, ich habe dir gesagt was ich über uns denke." Ich weiche seinen Blicken aus. Im nächsten Moment spüre ich seine warme Hand an mir. Ich zucke zusammen, als sie meinen Nacken umfasst. „Kat, sieh mich bitte an." Sein Daumen streift sanft über mein Kinn und zwingt mich ihn anzusehen. Mit verschränkten Armen stehe ich ihm gegenüber, während weitere Tränen über meine heißen Wangen laufen.
„Diese ganze Sache ist neu für mich. Ich will alles dafür tun, dass du mir vertraust. Ich kann es nicht ertragen dich so zu sehen und zu wissen, dass du wegen mir weinst. Das ist richtig beschissen.", sagt er. „Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe und es tut mir leid."
„Ich habe bloß Angst, dass du mich wieder so verletzt. In den letzten Tagen ist mir einfach wieder klargeworden, wie viel du mir bedeutest." Meine Stimme zittert.
„Ich habe nicht vor, dich wieder so zu verletzten. Das ist das letzte was ich will. Ich will, dass du mir gehörst. Ich will jeden Morgen neben dir aufwachen, ich will dir wieder alles erzählen können, ich will dich jeden Tag zum Lachen bringen. Ich ... will dich, Kat. Ich will nur dich."
Luke umfasst mit beiden Händen mein Gesicht, während ich krampfhaft versuche meinen Tränen zu stoppen. Aber jedes Wort, dass ich von Luke vernehme und zu mir hindurchdringt, verstärke das Ziehen in meiner Brust. Alles was Luke gerade gesagt hat, ist das, was ich die ganze Zeit hören wollte, aber etwas in mir zögert. Ich weiß nicht warum, aber ich kann mich nicht fallen lassen. Keine Ahnung ob es an der Angst liegt, oder wegen seinem Vertrauensbruch.
„Warum muss es immer so kompliziert sein?", murmle ich und schniefe wieder leise. Ich mustere seine Gesichtszüge, sein markantes Kinn und seine wohlgeformten Lippen.
Luke streicht mir meine Haare hinters Ohr. Seine Fingerspitzen streifen sanft über meine Schläfe hinweg und meine Haut beginnt zu kribbeln. Leise lacht er in sich hinein, ein warmes vertrautes Lächeln. „Das muss es nicht, Kat. Du und ich, sonst nichts. Nur wir beide."
Ich senke den Blick. Seine Hand liegt auf meiner Wange und ich schmiege mich an sie. „Versprochen? Nur du und ich?"
Luke nickt kaum merklich. „Ich liebe dich, Kat. Du bedeutest mir alles. Ich kann nicht zulassen, dass wir das hier wieder aufgeben.", flüstert er. Sein Atem streift meinen Hals, während ich seinen Körper an mir spüre. Seine Wärme, die er ausstrahlt umhüllt mich. Ein wohliges Gefühl breitet sich in mir aus, als er seinen Daumen über meine Wange streifen lässt. Ich habe das Gefühl, dass er jede einzelne Träne von meinen Wangen wischt.
Ich schaffe es endlich ihn direkt in die Augen zusehen. Sein Blick findet sofort meinen und ich erkenne das Glitzern in seinen Augen. Das Glitzern, als er mich ansieht, verstärkt dieses wohlig warme Gefühl in mir. Ich spüre wie mein Herz schwer wird und mein Verstand nach und nach aufgibt. Ich muss daran denken, wie es wäre, wenn ich Luke nicht an meiner Seite hätte. Wie es wäre, wenn wir wie bis her weitermachen. Wie es wäre, wenn wir wieder nur beste Freunde wären. Es wäre ... nicht richtig. Der Gedanke fühlt sich so falsch an, dass ich ihn wieder beiseitedränge.
Mit einem Mal gebe ich meinen inneren Kampf auf und lasse meinen Kopf auf seine Brust fallen. Sofort umschlingen mich seine starken Armen und ziehen mich noch fester an seinen Körper. Ich vernehme seinen Geruch und schließe meine Augen.
„Ich habe keine Ahnung, warum es zehn verdammte Jahre gedauert hat, dass ich kapiert habe, dass ich nur dich will. Aber jetzt weiß ich es und ich war mir noch nie so sicher. Ich will, dass du zu mir gehörst, Kat. Und ich werde alles dafür tun, dass du mir wieder vertraust."
***
Sanftes, gleichmäßige Atmen schleicht sich in mein Bewusstsein. Ein warmer Körper schmiegt sich an meinen und ein Arm hält mich fest. Ich öffne müde meine Augen und weiß sofort wo ich mich befinde. Der vertraute Geruch dringt zu mir hindurch und sofort breitet sich ein wohliges Gefühl in mir aus.
Langsam drehe ich meinen Körper auf den Rücken und sehe zu Luke. Er schläft tief und fest, während sein Arm um meinen Bauch liegt. Ich entwirre unsere verschränkten Beine und richte mich auf. Ein tiefes Brummen kommt aus seiner Kehle und er dreht sich auf den Bauch um. Er lässt seinen Arm unter dem Kissen verschwinden und schläft weiter.
Ich krabble leise aus dem Bett und sehe mich um. Unsere ganzen Klamotten sind auf dem Boden verstreut. Eilig lasse ich den Blick darüber gleiten, bis ich meinen Slip entdecke. ich greife danach und streife ihn mir über. Bevor ich das Zimmer verlasse, nehme ich mir ein altes Shirt von Luke und ziehe es mir über. Sein Duft umhüllt mich und sofort fühle ich wohl.
Vorsichtig tapse ich auf Zehenspitzen aus seinem Schlafzimmer und schließe hinter mir die Türe. Es ist noch früh am Morgen und Luke muss erst in einer Stunde im Café sein, also will ich ihn schlafen lassen. Stattdessen frage ich mich, warum ich so bald wach wurde. Nachdem wir gestern Sex hatten, konnte ich ewig nicht einschlafen. Ich sah Luke bestimmt eine Weile beim Schlafen zu, bis mir auch endlich die Augen zu fielen. Durch meinen Kopf schwirrten so viele Gedanken, dass ich keine Ruhe fand. Und auch jetzt lässt mich mein Kopf nicht wirklich in Ruhe. Ich habe Kopfschmerzen.
In der Küche mache ich mit Kaffee, uns für Luke rechne ich ebenfalls eine große Tasse. Ich setze mich mit der Tasse auf die Arbeitsfläche und hole mir mein Handy hervor. Eine Weile scrolle ich durch meine Mails, die ich übers Wochenende bekommen habe. Ein paar von ihnen lese ich mir genauer durch, ein paar lösche ich sofort. Ich habe mir angewöhnt am Wochenende keine Mails zu beantworten, da ich die Zeit für mich haben will. Aber heute ist Montag, was bedeutet arbeiten.
Irgendwann höre ich die Schlafzimmertüre und gleich darauf nackte Füße, die über den Boden tapsen. Ich blicke von meinem Handy auf und im nächsten Moment erscheint Luke in der Küche. Seine Haare stehen ab und er trägt bloß eine Boxorshorts. Er gähnt herzhaft, während er sich durch die Haare fährt.
Unbewusst muss ich grinsen, weil mich dieser Anblick einfach nur zum Schmunzeln bringt. Sein Blick trifft auf meinen und ich spüre wie mein Herz schneller schlägt. Gestern Nacht hat sich etwas zwischen uns verändert, das merke ich. Es war viel intensiver und inniger als beim ersten Mal und ich konnte mich richtig fallen lassen.
„Dein Anblick am Morgen ist das schönste vom ganzen Tag.", sage ich und lächle.
Luke kommt auf mich zu und drängt sich sanft zwischen meine Beine, die runterbaumeln. Ein warmes Lächeln legt sich auf seine Lippen. „Und an diesen Anblick, dass du halbnackt in meiner Küche sitzt, könnte ich mich gewöhnen.", sagt er.
Mein Herz wird schwer und ich lehne mich zu ihm nach vor. Nachdem ich meine Tasse zur Seite gestellt habe, umfasse ich sein Gesicht mit beiden Händen und mustere ihn. Kurz wird es still zwischen uns, aber dann lege ich meine Lippen auf seine und ziehe ihn weiter zu mir. Ein Kribbeln durchfährt meinen ganzen Körper, während sich seine Zunge einen Weg in meinem Mund bahnt. Sanft spiele ich mit ihr und necke ihn.
Ich merke wie unbeschwert es seit gestern zwischen uns ist. Wir haben uns verändert. Wir sind nicht nur beste Freunde, wir sind mehr.
Luke löst sich von mir und lächelt mich an. Ich streiche ihm die Haare aus der Stirn, während seine Hände meine Oberschenkel hochfahren. Er sieht mir in die Augen und presst dann die Lippen zu einer schmalen Linie.
„Alles okay?", fragt er schließlich.
Ich senke kurz den Blick und nicke. Er redet von unserem Gespräch gestern Abend, das wir vor dem Club geführt hatten. „Ja, alles okay."
Stumm nickt er. „Okay, ich will, dass du mit mir redest.", sagt er. „Dein Anblick gestern hat mich fertiggemacht."
„Ich weiß.", sage ich knapp. „Aber es ist alles okay. Ich bin froh, dass wir endlich alles klären konnten. Ich ... will wirklich, dass es klappt."
„Ich auch.", sagt er und küsst mich wieder. Aber nur kurz, dann löst er sich wieder von mir. „So aber jetzt brauche ich erstmal Kaffee."
Er wendet sich von mir ab und nimmt sich eine Tasse voll heißem Kaffee. Ich hüpfe von der Arbeitsfläche und verschwinde kurz in seinem Bad. Nachdem ich mein Gesicht frisch gemacht habe und meine Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden habe, gehe ich zurück in die Küche. Luke ist fertig angezogen und er sammelt seine Sachen zusammen.
„Gehst du schon?", frage ich.
Knapp nickt er. „Ja ich muss vorher noch ins andere Café, da kommt eine Bestellung. Und dann arbeiten.", sagt er und steckt sich sein Handy und Portmonee in die hinteren Hosentaschen. Er eilt an mir vorbei und holt sich aus seinem Schlafzimmer eine Jacke. Ich lehne im Türrahmen zur Küche und verschränke die Arme, während ich ihm zusehe, wie er in der Wohnung hin und her eilt.
„Sehen wir uns heute?", frage ich.
„Klar, natürlich. Aber ich weiß nicht wie lange es heute Abend wird. Sonst komm einfach ins Café?"
Ich nicke. „Okay.", sage ich.
Wieder verschwindet er im Flur. Ich höre wie er etwas herumkramt und im nächsten Moment wiederauftaucht. Vor mir bleibt er stehen. „Hier." Ich starre ihn an und dann gleitet mein Blick zu seiner Hand. Vor mir baumelt ein einzelner Schlüssel mit einem grünen Band. Ich sehe ihm wieder in die Augen. „Der gehört dir. Du solltest ihn haben."
„Bist du dir sicher?", murmle ich und begutachte den Schlüssel wieder. „ich wusste nicht mal, dass du einen Zweitschlüssel besitzt."
Er neigt den Kopf etwas schief. „Jede Wohnung hat einen Zweitschlüssel. Und jetzt nimm ihn schon." Zögerlich greife ich danach und sehe wieder zu ihm hoch. „Du sollst dich hier wie zuhause fühlen. Wenn du willst kann ich dir etwas Platz schaffen, damit du ein paar deiner Sachen unterbringst."
„Wow. Luke Morgan räumt seine Wohnung etwas auf, damit eine Frau ihre Sachen hier deponieren kann. Dachte nicht, dass das mal passieren würde.", meine ich sarkastisch und sehe ihn mit großen Augen an. Lukes Wohnung ist eine reine Männerbude, wenn man so will. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich diese Wohnung mal aufgeräumt gesehen habe. Das einzige weibliche was ich hier mal entdeckt habe, war ein BH, der unter seiner Couch lag.
Er erwidert meinen Sarkasmus mit einem schiefen Lächeln, während sich seine Wangen leicht rot gefärbt haben. Nervös kratzt er sich am Hinterkopf. „Wie witzig. Ich meine bloß ein paar Sachen und wehe du schleppst hier so etwas wie Deko rein."
Ich lache. „Okay, kapiert."
„Gut.", sagt er und mustert mich nochmal kurz. Dann drückt er mir einen Kuss auf die Wange und zieht sich seine Jacke an. „Also ich muss jetzt los. Wir sehen uns später."
Er eilt aus der Wohnung und lässt mich mit dem Schlüssel alleine zurück. Ich lasse ihn an meinem Finger baumeln, während ich ihn begutachte. Ein breites Grinsen legt sich auf meine Lippen. Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, aber es sieht so aus, dass Luke Morgan irgendwie gezähmt wurde.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro