35. Kapitel: Eis und Alkohol
Sophia P.O.V
Überaus unkonzentriert saß ich heute in meinem Büro. Ich starrte auf die weißen Blätter vor mir
und rührte mit dem Löffel in meiner Kaffeetasse umher.
Schneeweiß blieb das Blatt schon den ganzen Tag, genau wie die restlichen Tage der Woche, genau wie die letzten restlichen Wochen. Ich hatte einfach nichts geschafft.
Während Maisie unten im Shop unsere Kollektion verkaufte und das wirklich sehr erfolgreich, saß ich oben in unserem Büro und starrte ohne irgendwelche Ideen auf die leeren Blätter vor mir.
So unkreativ war ich noch nie gewesen. Normalerweise kam mir immer irgendwas in den Sinn, aber da war einfach nichts. Maisie bezeichnete es wie eine Schreibblockade bei einem Schriftsteller. Aber ich wusste es besser. Ich wusste genau, dass es nicht einfach so kam, dass ich keine Ideen mehr hatte.
Es war schlicht und einfach kein Platz mehr in meinem Kopf, weil jemand anderes diesen für sich beanspruchte. Am liebsten würde ich ihn aus meinem Kopf verbannen, aber so willensstark war ich dann nun auch nicht. Liam war nach dieser einen Nacht einfach immer in meinem Gedanken.
Diese eine Nacht war unfassbar schön gewesen und hatte mich fünf Jahre in die Vergangenheit zurückkatapultiert, wo wir noch ein Paar waren. Er kannte mich einfach zu gut und wusste noch genau, was ich anziehend und erregend fand, sodass wir einander immer noch so vertraut waren, als wäre nie etwas zwischen uns passiert, was nicht stimmte.
Jeder, der das glaubte, war einfach nur naiv und Liam als auch ich hatten eingesehen, dass es nicht so zwischen uns ist wie zuvor. Das sieht man am besten daran, dass ich ihm die Möglichkeit gegeben habe, dass wann immer er Probleme und Sorgen hat, er zu mir kommen kann und ich ihn das alles vergessen lasse.
Normalerweise war ich nicht so ein Mensch, der nur mit jemanden zum Vergnügen ins Bett stieg. Ich bestand schon auf eine Beziehung.
Aber bei Liam war das jetzt irgendwie etwas anderes, keine Ahnung. Und dass Liam auch nicht gerade auf eine Beziehung aus war, konnte ich nur zu gut nachvollziehen als auch erkennen, denn er war der Meinung sich nach dieser Nacht für die restlichen drei Wochen nicht zu melden.
Und somit ist dann auch die Hoffnung der letzten gutgläubigen Personen geplatzt. Eleanor hätte ihn dafür am liebsten verprügelt, wenn sie etwas davon wüsste.
Ich hatte ihr nicht viel von Liams und meinem kleinen One-Night-Stand erzählt, sonst wäre sie vermutlich an die Decke gegangen.
Ich dürfte mir dann wieder so was anhören wie „Ich habe so hart daran gearbeitet, dass dieser Idiot aus deinem Leben verschwindet. Ich will das nicht nochmal durchmachen müssen, wenn er wieder meine beste Freundin verletzt.". Da blieb sie eisern, egal wie gut ihre Beziehungen zu Louis' Freunden und Bandkollegen auch waren.
Ich dachte zumindest, dass sich Liam melden würde. Ich hoffte es. Aber irgendwann sah ich ein, dass er es nicht machen würde.
Und schon bereute es, mich entschieden zu haben, dass Liam nach der Modenshow mit nach oben kommen konnte. Okay, wirklich eine Wahl hatte er mir ja nicht gelassen. Ach, warum sich wünschen, dass es nicht passiert wäre, wenn man es sowieso nicht mehr ändern kann.
Also raffte ich meine Gedanken über Liam zusammen und verbannte sie fürs erste in die hinterste Ecke meines Gedächtnisses und versuchte mich auf die Frühlingskollektion zu konzentrieren.
Dafür brauchte ich erst einmal einen Schluck Kaffee. Ich verzog das Gesicht, als ich einen Schluck von dem kalten Kaffee nahm. Das kann ja kein Mensch trinken.
Schwungvoll erhob ich mich vom Sessel und stellte die Kaffeemaschine an und kippte den kalten Kaffee weg. Mit einem Lächeln im Gesicht sprang ich die Treppen zum Shop runter, um meine neue Partnerin zu fragen, ob sie auch einen Kaffee wollte.
Ja, Maisie und ich werden in Zukunft zusammenarbeiten. Sie hatte mich gefragt, ob ich nicht ihre Partnerin werden will. Und wer kann bei ihrem Lächeln schon widerstehen.
Außerdem verkauften sich die Kleidungsstücke hervorragend. Gleich am ersten Tag waren die meisten Teile bereits aufgekauft, sodass wir noch mehr nachbestellen mussten.
Wer weiß, wie die nächste Kollektion werden würde. Und wenn Maisie und ich nicht mehr mit unserer gemeinsamen Arbeit zufrieden sind, werden wir wahrscheinlich wieder getrennte Wege gehen.
Aber ich freute mich riesig, jetzt durchgehend mit ihr zusammenzuarbeiten. Sie hatte gute, einfallsreiche Ideen, die mir noch nicht mal ansatzweise in den Sinn kommen würden.
„Maisie, willst du auch einen Kaffee?", fragte ich in den Raum hinein.
„Hmm, klar.", kam es nur zurück und eine Sekunde später stand sie mit ein paar Kleiderbügeln in der Hand vor mir und musterte mich von oben bis unten.
„Du sprühst ja gerade wieder vor Energie. Hast du schon ein paar neue Ideen?", fragte sie mich schmunzelnd.
„Worauf du wetten kannst. Kommst du nach oben? Dann können wir beide zusammen daran arbeiten.", antwortete ich und war schon wieder auf der Treppe nach oben.
„Gib mir fünf Minuten! Ich schließe nur schnell den Shop, dann bin ich bereit.", erwiderte sie lautstark, während ich die Kleiderbügel klappern hörte, weil sie ihr wahrscheinlich auf den Boden gefallen waren.
Grinsend und kopfschüttelnd trat ich meinen Weg nach oben an, wo ich mir direkt die leckere braune Flüssigkeit in eine Tasse füllte. Hinzu kamen genau ein halber Teelöffel Zucker und so viel Milch, dass es einen karamellfarbenen Ton annahm. Er durfte nicht zu dunkel und nicht zu hell sein. Das war leider ein Tick von mir, den ich nicht wieder losbekam. Aber so ist das nun mal, wenn man durch seinen Job zu einer Perfektionistin geworden ist.
Allein schon nur deswegen konnte eine Zusammenarbeit mit mir echt nervig werden, aber Maisie lachte nur drüber und meinte: „Das, was mir an Perfektionismus und Akkuration fehlt, hast du zu viel. Das geht also schon klar. Irgendjemand muss mich ja zurechtweisen, wenn ich wieder die rote Stoffrolle neben die grüne stelle."
Als mein Kaffee die perfekte Farbe hatte, goss ich Maisie ebenfalls ihren Kaffee ein. Dabei konnte man nicht wirklich etwas falsch machen. Sie trank ihren Kaffee schwarz. So schwarz wie ihre Seele, wie sie immer zum Besten gab.
Stolpernd kam sie die Treppen hoch und fiel in den Drehstuhl, der ein Stück weiter in den Raum rollte. Lachend strich sie sich eine Haarsträhne zurück.
„Okay... Ich... bin bereit.", sagte sie zwischen mehreren Atemzüge.
Ich konnte nicht wirklich einschätzen, ob sie aus der Puste war oder ob sie lachte. Vermutlich war es eine Mischung von beidem.
„Hier dein Kaffee.", grinste ich und stellte ihn ihr auf den Tisch.
Mit meinem eigenen in der Hand ließ ich auf den Sessel fallen und schlug die Beine übereinander. Ich trank einen kleinen Schluck, bevor ich die Tasse auf den Tisch stellte, um Maisie meine Ideen unter die Nase zu halten.
Die nächsten Stunden diskutierten wir verschiedene Ideen, stellten viele neue Entwürfe her und besprachen das Farbschema. Frühlingskollektionen gehörten mit zu meinen Liebsten. Man konnte neue Trends für das ganze Jahr setzen und außerdem liebte ich die Farben, die mich immer nach dem Winter aus meinem Schlaf reißen.
Während wir uns bei einigen Entwürfen noch unsicher waren, waren andere bis auf das kleinste Detail durchgeplant und landeten auf dem Stapel Die-müssen-unbedingt-in-die-Herstellung.
Ich weiß gar nicht mehr, wann ich genau nach Hause gekommen bin und ob ich überhaupt die Gelegenheit hatte, mich umzuziehen. Ich bin einfach nur noch todmüde ins Bett gefallen und sofort ins Reich der Träume abgedriftet.
Als ich am nächsten Morgen wachgeklingelt wurde, wurde mir relativ schnell bewusst, dass ich es tatsächlich nicht mehr geschafft hatte, mich umzuziehen.
Total verschlafen musste ich feststellen, dass es erst um 5 Uhr am Morgen war und ich vielleicht zwei Stunden geschlafen hatte. Noch im Halbschlaf nahm ich den Anruf entgegen.
„Ja...", säuselte ich in mein Handy und konnte mir ein Gähnen nicht verkneifen.
„Soph... kann ich... kann ich bei dir unterkommen?", schluchzte Eleanor.
Sofort läuteten bei mir die Alarmglocken und ich war hellwach. Eine weinende beste Freundin am Telefon bedeutete nie etwas Gutes.
„Was ist passiert?", fragte ich, anstelle ihre Frage zu beantworten.
Ich setzte mich auf und rieb mir müde die Augen. Wenn El mich so aufgelöst anrief, konnte irgendwas nicht stimmen. Es muss irgendwas zwischen ihr und Louis passiert sein. Was anderes gibt es nicht. Warum sind mindestens fünfzig Prozent der Mitglieder von One Direction absolute Arschlöcher?
„Ich... Louis... Er hatte... Natalie... Ich... Soph, ich weiß nicht, was ich machen soll.", antwortete sie mir.
Ich verstand keines ihrer Worte wirklich, weil sie in ihrem Schluchzen untergingen. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen. Louis. Natalie. Da besteht doch überhaupt kein Zusammenhang zwischen den beiden.
„Ok, beruhig dich erst einmal. Alles wird gut.", meinte ich, weil es sonst nichts brachte, „Wo bist du gerade?"
„Am Flughafen.", kam ihre kurze Antwort.
„Gut. Ich hole dich nachher vom Flughafen ab und dann kommst du erst einmal bei mir unter. Danach kannst du mir erzählen, was genau passiert ist.", erwiderte ich dann.
Natürlich würde ich meiner besten Freundin beistehen, so wie sie auch für mich da war, wo Liam und ich uns getrennt hatten. Da würde ich sie jetzt nicht im Stich lassen. Wozu hat man sonst seine beste Freundin?
Mit dieser, Eis, Heulfilmen und Alkohol bekommt man alles schon wieder auf die Reihe. Bis jetzt hat das immer super geklappt. Also würde ich nachher wohl einkaufen gehen müssen, denn Eis und Alkohol kann man seit neustem nicht bei mir finden.
Daran könnte vielleicht ein gewisser Mr. Payne verantwortlich sein. Zum Scheiß mit seinen dämlichen Worten, dass es damals ein Fehler war, mich einfach gehen zu lassen. Blöde Gefühlsduselei. Wahrscheinlich nur, um mich ins Bett zubekommen. Gut, dass wir dann so schon weit waren. Vertrauen hier, Freunde da.
Aber was erwarte ich auch schon. Wäre es anders, hätte ich überrascht sein müssen. Liam hat seine eigenen Probleme mit Cheryl und seinem Sohn Bear. Und ich war nun einmal die perfekte Ablenkung gewesen. Ja, das tat weh. Ich glaube, wir brauchen doch Unmengen an Eis und Alkohol.
Bevor ich jedoch zum Supermarkt fahre und dann später Eleanor abhole, wollte ich noch Natalie besuchen fahren.
Da sie gestern im Krankenhaus entbunden hatte und ich ja leider arbeiten musste, konnte ich mir ihre Kleine nicht ansehen, weshalb ich den Besuch auf heute vertagte, womit meine Freundin aber kein Problem hatte.
Natalie würde wahrscheinlich noch bis morgen da bleiben und dann in ihre eigenen vier Wände ziehen. Ich habe ihr natürlich meine Hilfe angeboten, auch wenn sie meinte, dass sie alles unter Kontrolle hat und sie nicht brauch. Dennoch war ich für meine Freunde da und ich hoffe somit, dass sie nicht davor zurückschreckt, mich zu fragen, ob ihr nicht doch irgendwie helfen kann.
Nachdem ich fertig geduscht, mich umgezogen hatte und mit Ralph kurz draußen spazieren war, machte ich mich mit einem Becher Kaffee auf den Weg zu Natalie ins Krankenhaus.
Ich weiß nicht, ob man mir das ansah, dass ich nicht wirklich viel geschlafen hatte. Ich versuchte es zumindest zu verstecken. Draußen schaffte ich es ganz gut. Mit der Sonnenbrille auf der Nase, die dank der herbstlichen Sonnenstrahlen nötig war, konnte ich es ganz gut überdecken.
Das fiel mir dann im Krankenhaus schon etwas schwerer, besonders als ich in Natalies Zimmer kam und sie gleich raushaute: „Sag mal, Soph. Hast du die ganze Nacht durchgemacht?"
„Natürlich. Was denkst du denn? Nen paar heiße Kerle hab ich auch abgeschleppt.", gab ich sarkastisch zurück.
„Die waren bestimmt nicht so heiß wie Liam.", konterte Natalie mit einem Grinsen und einem Zwinkern.
Ich verdrehte nur die Augen und ließ mich auf den Stuhl neben ihr fallen. Jetzt erhaschte ich einen Blick auf das Baby in ihren Armen, das ruhig schlief und dabei absolut süß aussah. Das würde ich auch gern, schlafen, obwohl es mir sowieso nichts bringen würde.
„Gib zu, dass ich Recht habe!", verlangte sie noch immer grinsend.
„Ich sage überhaupt nichts dazu. Ich bin ja nicht hier, um mit dir über Liam zu reden. Warum sollte ich auch schon über Liam reden wollen?", meinte ich und tat so, als ob Natalie nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte.
„Mach dir nur ruhig selbst etwas vor, Sophia.", entgegnete sie und lächelte kurz zu ihrer Tochter hinunter, während sie ihr über ihre weiche Wange strich.
„Wie heißt sie denn jetzt eigentlich? Hoffentlich nicht Eleanor.", fragte ich sie und beugte mich leicht über Natalie, um das süße, kleine Ding in ihren Armen von Nahen zu betrachten.
„Nein, Eleanor ist schon lange keiner meiner Favoriten mehr.", schmunzelt Natalie, „Ihr Name ist Alana."
„Ich finde, der Name passt zu ihr. Und sie ist so niedlich. Die Nase hat sie auf jeden Fall von dir.", sagte ich und strich Alana ebenfalls kurz über die Wange.
„Das ist sie auf jeden Fall. Sie ist das Beste, was mir passieren konnte.", strahlte Natalie total verliebt, „Und bevor du jetzt irgendwas sagst, ja ich weiß, ich war eigentlich immer die Karrierefrau. Aber so schnell ändern sich die Dinge."
„Ich freue mich, dass du so glücklich bist.", gab ich lächelnd zurück und erhob mich von dem Stuhl, „Ich muss jetzt auch wieder. Einkaufen und El vom Flughafen abholen."
„El vom Flughafen abholen? Ich dachte, sie ist mit Louis in Los Angeles.", fragte Natalie etwas verdutzt.
„Sollte sie eigentlich auch. Aber da ist wohl irgendwas zwischen den beiden vorgefallen. Genaueres weiß ich auch nicht.", antwortete ich schulterzuckend.
Ich ging dann zur Tür, die gerade geöffnet wurde und Natalies Mum ins Zimmer schneite. Ich rief Natalie noch ein flüchtiges „Bye" über die Schulter und achtete darauf, dass mich ihre Mum nicht umrannte.
Diese schien ganz schön aus dem Häuschen zu sein und strahlte wie ein Honigkuchenpferd. Wer konnte es ihr auch schon übel nehmen.
Grinsend und kopfschüttelnd schloss ich die Tür und verließ dann das Krankenhaus, um Eis und Alkohol einkaufen zu gehen. Das war einfach echt nötig. Und ich glaube, El sieht das genauso.
Nachdem ich einkaufen war und die Verkäuferin mich angesehen hat, als wäre ich entweder nicht mehr ganz dicht oder würde eine ganze Horde an Kindern mit dem Eis durchfüttern wollen und mich dann selbst mich dem Alkohol besaufen, weil ich es nicht mehr mit ihnen aushielt, lud ich alles bei mir zu Hause ab und fuhr dann zum Flughafen.
Eleanor hatte mir geschrieben wann und wo sie landen würde, sodass es für mich praktisch zum Kinderspiel wurde, sie zu finden. Nur war der Flughafen immer so voll, dass es mir regelrecht auf die Nerven ging.
Während ich also so auf meine beste Freundin wartete, mahlte ich mir die schlimmsten Sachen aus, die passiert waren, weshalb El zurück nach London flüchtete.
Entweder hatte Louis wieder angefangen, keine Zeit für sie zu haben oder aber er meinte, wieder auf hunderte von Partys zu gehen, zu kiffen und sich zu besaufen und mit der nächstbesten Tussi ins Bett zu steigen. Wir hatten das ja auch schon alles durch.
Ich konnte manchmal einfach nicht verstehen, wie sie ihm wieder vergeben konnte und jetzt wieder mit ihm zusammen ist. Einfache Antwort: Weil sie ihn liebt. Und er liebt sie. Deswegen kann ich mir gar nicht vorstellen, dass er sie nun so sehr verletzt haben soll, dass sie allein zurück nach London kommt und total aufgelöst ist.
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als mein Handy auf einmal klingelte. Ich zog es aus meiner Jackentasche und hätte es am liebsten gar nicht erst hervorgeholt. Nun starrte ich wie betäubt auf den Display und konnte gar nicht glauben, wer mir geschrieben hatte.
Es tobte wahrscheinlich gerade ein Sturm in mir. Wie konnte er sich jetzt auf einmal melden? Warum gerade jetzt und nicht zwei Wochen vorher? Weil es ihm gerade in den Kram passt? Ich war unendlich wütend auf ihn, dass er sich nicht früher gemeldet hatte und mich hatte fühlen lassen, dass ich nur eine Nummer für ihn gewesen wäre.
Aber irgendwie hatte ich auch gerade das starke Bedürfnis, die Nachricht von ihm zu öffnen und ihm einfach so zu vergeben mit der Begründung, dass er einfach viel zu beschäftigt gewesen sein muss, um sich bei mir zu melden.
Sophia, hör auf dir alles gut zu reden. Jeder hat mal eine Minute Zeit, um zu fragen, wie es dir geht. Du öffnest jetzt nicht diese blöde Nachricht und ignorierst ihn. Genau, ich werde ihn erst einmal ignorieren. Schließlich braucht Eleanor meine ganze Aufmerksamkeit.
Trotzig wie ein kleines Kind steckte ich mein Handy wieder zurück in die Jackentasche.
Einige Minuten später sah ich auch schon Eleanor auf mich zukommen. Voller Freude schloss ich sie in meine Arme.
„Soph, danke, dass du mich abholst. Oh Gott. Ich kann dir gar nicht genug danken.", meinte sie verzweifelt.
„Kein Problem. Dafür bin ich doch da als deine beste Freundin. Und da ich dich soo gut kenne, habe ich uns riesen Vorräte an Eis und Alkohol besorgt. Heulfilme sind auch schon bereitgelegt.", grinste ich sie an, als wir unsere Umarmung wieder gelöst hatten.
„Du bist echt die Beste."
„Natürlich bin das.", gab ich selbstsicher zurück und zwinkerte ihr kurz zu, ehe wir uns auf den Weg zu meinem Auto machten.
Die Fahrt über erzählte Eleanor mir von ihrem Job und wie viel Spaß es gemacht hatte. Nicht in einem Satz erwähnte sie Louis, was vermutlich auch gut so war.
Als wir bei mir zu Hause ankamen, sprang Ralph gleichfreudig um Els Beine, die sich mit aller Mühe versuchte, die Schuhe auszuziehen.
Immer und immer wieder musste ich den Vierbeiner zu mir rufen,weil er vor Aufregung gar nicht von meiner besten Freundin ablassen konnte.
„Ralph, jetzt ist mal gut. Geh auf deinen Platz!", ermahnte ich ihn abermals.
„Soph, du weißt doch, dass er mich liebt.", schmunzelte El und ließ sich dann auf mein Sofa fallen.
„Allerdings.", murrte ich nur, „Wein? Eis?"
„Definitiv beides.", kam die Antwort.
Mit einer Schüssel voller Eis für jeden von uns, einer Weinflasche und zwei Gläsern kam ich wieder aus der Küche zurück.
Sofort schnappte Eleanor sich die Schüssel mit dem Eis und schob sich einen gehäuften Löffel von der süßen Köstlichkeit in den Mund. Genießerisch verdrehte sie die Augen und gab ein „Mhm, Strawberry Cheesecake. Du bist wirklich die beste, Soph." von sich. Mit meiner Eisschüssel ließ ich mich neben ihr auf die Couch fallen.
„Also, was ist da nun vorgefallen? Am Telefon habe ich echt nichts von dem verstanden, was du mir gesagt hast.", fragte ich sie.
Bevor sie zu einer Antwort ansetzte, schob sie sich extra viel Eis in den Mund.
Dann fing sie an, zu erzählen, dass Louis sie mit Natalie betrogen hatte, als sie einen großen Streit gehabt haben und er ein schlechtes Gewissen deswegen hat und es eigentlich nicht wollte. Irgendwann ging sie zu dem Part über, der in letzter Zeit ganz schön angesagt ist. Natalies Schwangerschaft und was es damit auf sich hat. Dass Louis ebenso der Vater sein könnte wie Niall.
Das Ganze verwirrte mich so ein bisschen, nachdem sie geendet hatte. Mittlerweile sind wir von Eis auf den Wein umgestiegen, wobei El definitiv mehr davon hatte alsich.
Ich konnte es nicht fassen, dass Natalie dazu im Stande ist. Mein Bild von ihr wurde jetzt einmal komplett umgedreht. Ich kannte sie schon mein ganzes Leben lang und weiß eigentlich ganz genau, dass sie nicht so ein Mensch war. Aber anscheinend ändern sich Menschen etwas.
Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, scheint gar nicht Louis der Böse zu sein, sondern Natalie. Klar, Louis hatte einen Fehler gemacht, den man nicht so leicht verzeihen kann, aber das, was Natalie abgezogen hatte, war unverzeihlich. Jetzt erscheint es mir so blöd, dass ich ihr auch noch helfen wollte.
„Irgendwie kann ich ja verstehen, warum er das gemacht hat. Wahrscheinlich hätte ich genauso gehandelt. Aber in diesem Moment war das einfach ein Schlag in die Magengrube. Es hat mich so verletzt, dass ich da einfach weg musste. Es ging nicht anders.", meinte El seufzend und lehnte sich zurück.
„Und das ist vollkommen verständlich. Ich hätte nicht anders reagiert.Wahrscheinlich ist Abstand jetzt erst einmal das Beste für dich. Ich bin mir sicher, dass Niall als auch Louis einen Vaterschaftstest machen wollen. Und wenn dann alles sicher ist, sehen wir weiter. Denkst du, du würdest damit zurechtkommen, wenn Louis der Vater wäre?", erwiderte ich und sah sie lächelndan, während ich sie kurz umarmte, um sie etwas zu trösten.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht... Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass ich Louis liebe und ohne ihn fühle ich mich so kaputt.", antwortete sie und sah niedergeschlagen auf ihre Hände.
„Wenn ihr euch gegenseitig so sehr liebt, dann wird das schon. Gib dir etwas Zeit...", gab ich ihr den Ratschlag, bevor mein Handy anfing zu klingeln.
Vorhin schon hatte es uns ebenfalls unterbrochen. Auch dieses Mal drückte ich den Anrufer weg.
„Wer versucht dich denn da die ganze Zeit anzurufen?", wollte Eleanor interessiert wissen.
Ich zuckte nur mit den Schultern. Es machte nun nichts zur Sache, wer es war. Diesen Abend ging es um meine beste Freundin. Diese war anscheinend anderer Ansicht und schnappte sich mein Smartphone.
„Sie haben fünf verpasste Anrufe und drei Nachrichten von Liam Payne, Ms. Smith. Haben sie irgendwas zu Ihrer Verteidigung zu sagen?", erzählte sie mir, was ich sowieso schon wusste.
„Nichts. Er hat sich über zwei Wochen nicht gemeldet und erwartet dann, dass ich einfach so springe, wenn er mich anruft, oder wie?", antwortete ich leicht säuerlich.
Mit verschränkten Armen saß ich nun vor Eleanor und versuchte gar nicht erst mein Handy zurückzugewinnen, weil das bei ihr überhaupt nichts bringen würde.
„Hey meine Schöne. Hast du heute Zeit? Ich würde mich gern mit dir treffen.", las sie mir seine Nachricht vor und sah dann zu mir und wackelte mit den Augenbrauen.
„Hättest du wohl gern, hmm? Nein, danke.", brummte ich nur.
„Es tut mir leid, dass ich mich nicht schon eher gemeldet habe. Ich hatte ein paar wichtige Termine in L.A. und dann hier in London mit meinem Anwalt und im Gericht. Es tut mir Leid, okay? Wirklich. Wie kann ich es wieder...", las sie weiter, aber kam nicht bis zum Ende, weil es an der Tür klingelte.
Eleanor quietschte kurz auf. Schnell wie ein Pfeil schoss sie von der Couch und war schneller als ich bei der Tür, die sie solgleich öffnete.
Davor stand keingeringerer als Liam.
El sah kurz zwischen mir und Liam hin und her.
„Ich würde sagen, ich gebe euch einen kurzen Moment.", meinte sie und verschwand wieder im Wohnzimmer.
„Was willst du hier?", fragte ich ihn etwas kalt und stand mit verschränkten Armen an meine Kommode gelehnt.
„Du hast weder auf meine Nachrichten noch auf meine Anrufe geantwortet.", antwortete er und kam in meine Wohnung.
Wahrscheinlich eine gute Idee, weil ich nicht wollte, dass meine Nachbarn alles mitbekamen.
„Liegt vielleicht daran, dass ich beschäftigt oder nicht gerade gut auf dich zusprechen bin.", gab ich zurück.
„Ich weiß. Und es tut mir wirklich leid. Wenn du mir nur eine Chance gibst, es wieder irgendwie gut zu machen...", fing er an, doch ich unterbrach ihn: „Wie du siehst, habe ich Besuch und keine Zeit."
Da streckte auch schon El ihren Kopf aus dem Türrahmen des Wohnzimmers und haute ein paar Sätze raus, bei denen mir der Mund offen stehen blieb: „Nun geh schon und hab Spaß. Ich komm hier schon klar. Du weißt doch, Ralph liebt mich. Ich hab Eis, Alkohol und Nicholas-Sparks-Heulfilme. Mir geht es also absolut blendend... Ach und Liam, wehe, du machst sie nicht glücklich. Dann drehe ich dir eigenhändig den Hals um. Und jetzt habt Spaß, ihr Turteltauben."
„El, ich weiß nicht, ob..."
„Keine Widerrede, Sophia. Du bist mal wieder viel zu stur und verklemmt. Jetzt beweg deinen Hintern endlich aus dieser Wohnung.", kam es in einem gebieterischen Ton von meiner besten Freundin.
Anscheinend ging es ihr ja jetzt wieder bestens. Blöde Kuh, warum macht sie so etwas immer mit mir. Aber was würde ich ohne sie schon machen?
Und so zog ich mir meine Schuhe und die Jacke an und sah nun zu einem grinsenden Liam, weil er seinen Willen bekommen hatte. Augenverdrehend ging ich an ihm vorbei aus der Wohnung.
„Und wo soll es hingehen?", fragte ich ihn leicht genervt.
„Das wird eine Überraschung.", kam es prompt.
Na super!
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Hey Leute, ich hab es mal wieder geschafft, ein Kapitel zu schreiben.
Ich hoffe natürlich, dass ihr alle wunderschöne Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr hattet.
Ja, dass El natürlich nicht glücklich darüber ist, sollte klar sein. Wird das mit Louis wieder was?
Aber nun scheint Natalie keine Freunde mehr zu haben, oder?
Ja, Liam und Sophia.
Ist es nachvollziehbar, dass sie sich irgendwie benutzt vorkommt?
Wird ihre Liebe wieder entflammen?
Ich würde mich echt über Kommentare freuen, weil sie es sind, die mich eigentlich dazu motivieren, hier weiterschreiben.
Ich wünsche euch noch eine schöne restliche Woche :D
Chloe :)
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