Kapitel 53: Was hab' ich denn falsch gemacht!?
Ich hasse das Gefühl.
Dieses Gefühl.
Hasse dieses Gefühl, nicht zu wissen, wohin mit mir, was ist tun könnte, was richtig oder falsch ist. Alleine auf einer Bank zu sitzen und alleine gelassen worden zu sein ... Das hasse ich. Vor Nick war doch noch alles gut ... Mehr oder weniger. Aber wer mag schon das Gefühl ... hilflos zu sein? Ich hole mein zersplittertes Handy raus, tippe die Zahlen in der entsprechendes Reihenfolge ... Die Zahlen, die dem Schutz vor Hiro gewährleisten sollen.
Kontakte > Hiro > Anrufen.
Ich lege traurig und mit Angst den Hörer an mein Ohr und obwohl Hiro noch nie Nicht-ran gegangen ist, rechne ich dieses mal fest damit, dass er es dieses mal tut. Ich weiß es, dass er es dieses mal tut, doxh trotzdem rufe ich an und habe Hoffnung.
Diese unnötige Hoffnung, dass er vielleicht doch ran geht.
Mit jedem Tuten schmerzt mein Herz mehr, bis schließlich die Mailbox sich meldet. Es tut weh zu sehen, dass Wahrheit Wahrheit ist, die Wahrheit böse ist, denn Wahrheit muss weh tun und einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Ich drücke auf den roten Hörer, seufze und starre den Disyplay meines Handys an. Plötzlich fallen Tropfen darauf und bilden mit der Zeit einen kleinen See, doch es regnet nicht.
Es ist nur kalt.
Verdammt kalt.
Ich wische den Display an meiner Hose ab, will erneut anrufen, doch dieses mal ist der Empfänger nicht zu erreichen. Hiro hat es aus gemacht ... will nicht mit mir reden.
Mit Tränen in den Augen erhebe ich mich und ziehe die Jacke enger um mich. "Tut mir Leid, Hiro...", flüstere ich. "Es tut mir doch Leid, verdammt!", schreie ich plötzlich über drn ganzen Platz und hebe seit längeren den Kopf, um mich umzusehen. Niemand ist hier, alle in der Tankstelle gegenüber oder im Lokal. Das ist auch gut so, glaube ich ... Irgendetwas zersetzt mich grade, frisst mich von innen auf, ich spüre es genau.
Nicks Adresse ... Keinr Ahnung, wieso ich da jetzt hingehe. Es ist ja nicht weit, vielleicht ist es da wärmer, einfach besser. Auch, wenn Hiro verdammt gruselig ist, ich vermisse ihn jetzt schon. Ich wusste doch nicht, dass es ihm so weh tut, wenn ich so genau frage ... Woher denn auch!? Statt abzuhauen, wahrscheinlich irgendwo zu sitzen und zu heulen, könnte er es mir auch einfach sagen ... dass er nicht darüber reden will ...
Erst jetzt fällt mir mein eigener Gegenspruch auf. Auf der einen Seite rege ich mich auf, wenn Hiro mir etwas verschweigt, und jetzt sage ich, er hätte sagen können, wenn ee nicht darüber reden will ... Cool von dir, Luke!
Vor Nicks Tür stecke ich den Schlüssel in Nicks Jacke in das Schloss und drehe es um. Es ist eine weiße Tür mit welligen Glas in Kopfhöhe. Verzogen kann ich mein eigenes Gesicht sehen - und die Hassgefühle spüren, die es mit sich bringt.
Einfach lässt sie sich öffnen und innen ist es zu meinem Leidwesen beinahe genauso kalt wie außerhalb, doch er wird hier schon irgendwo eine Heizung haben. Eigentlich hat er eine ziemlich hübsche Wohnung. Nirgends liegt ungewollt etwas herum, einige Pflanzen stehen auf den Schränken, ein dunkelbrauner Teppich, weiße Fliesen ... Generell alles ziemlich hell. Etwas wie einen direkten Eingangsbereich gibt es nicht, man steht mitten in der Wohnung, welche man fast mit einmal im Kreis drehen schon beinahe komplett in Übersichr hat. Zumindest die Küche und das Wohnzimmer.
"Hallo?", rufe ich und schlüpfe am Eingang aus meinen Schuhen, welche ich an einer Matte ablege, wo noch zwei weitere Paar stehen. Beides Jungenschuhe. Ob er bei seinem Vater wohnt? Eltern vielleicht geschieden?
An der Tür finde ich einen Heizubgsregler - der kommt mir gerade recht. Einmal voll aufdrehen bitte ... Sogar mit Fußbodenheizung. Während ich mich auf die Suche nach Nicks Vater mache, wird mir schon viel wärmer. Gleich viel besser. Zwei Türen sind genau nebeneinander. In einer ist ein recht großes, gepflegtes Klo mit Dusche und Waschmaschine. Ein recht großer Spiegel ist vor dem Waschbecken. Auf eine kleinen Ablage sind ein paar Lederarmbänder, aber keine Ohrringe oder Frauenschmuck.
Die andere Tür ist das Schlafzimmer. Ein Hochbett mit einem Schreibtisch darunter, ein paar Schränke ... "Hallo?"
Ist wohl niemand da ...
Ich lasse Finger von Kühlsxhrank und dem Rest, setze mich auf das weiße, leicht durchgesessene Sofa mit der schwarzen Decke darauf und genieße die Wärme, die sich langsam ausbreitet. Eine ungeheure Müdigkeit überkommt mich und ich lege mich hin, ein Kissen ist ja da. Zusätzlich schalte ich den TV ein. Irgendein Film läuft gerade, aber ist mir egal. Ich will nur Stimmen hören, während ich einschlafe.
Ich träume von dem Geräusch einer Tür, vom einer fallenden Tasche und als mir eine Hand über die Wange streichelt, weiß ich, dass es kein Traum ist. Müde mache ich die Augen auf und sehe in Nicks müdes Gesicht. Es ist schon ziemlich spät, von draußen scheint kein Licht mehr rein. "Wie bist du hier reingekommen?", frage ich etwas verwundert. "Ersatzschlüssel, Dummerchen."
Irritiert setze ich mich auf, reibe mir die Augen und stütze den Kopf auf den Händen. Mein Hals ist trocken, so kommt es mir gerade recht, als Nick mir ein Glas Sprudel auf den Tisch stelllt. "Gehts dir besser? Sahst oder siehst echt elend aus", meint er dann und setzt sich neben mich.
"Ich mag dich immer noch nicht", gebe ich leise von mir, obwohl er ja ganz nett sein kann. "Ich weiß, trink trotzdem."
Ich tue, was Nick will und auch in meinem Willen ist, als ich das Glas ansetze und schlucke. Es fühlt sich an, als ob sich etwas in meinem Hals lösen würde. "Darf ich den Arm um dich legen?"
Als Antwort zucke ich mit den Schultern. Nick freut sich und tut, was er gerne tun will. "Wie kann ich eigentlich ändern, dass du mich mehr magst..?", beginnt er dann leise und sofort wird es mir unangenehm. "Hör zu, Nick", will ich anfangen, doch er unterbricht mich: "Mann, was habe ich denn falsch gemacht, dass du mich so hasst? Ich habe dir mal Drogen gegeben, weil ich wenigstens einmal deine Nähe spüren wollte! Gut, war scheiße, gebe ich auch zu! Und was habe ich am Anfang gemacht, dass du mich direkt so behandelst? Einen alten Freund Hallo gesagt, mehr habe ich nicht! Auf der Party hast du mir sogar eine reingeschlagen, obwohl ich nichts gemacht habe! Luke, ich verstehs nicht!"
Ich schweige kurz, muss erst überlegen, was ich sagen kann. "Warum 'liebst' du mich denn, mhm? Kennst mich doch gar nicht."
"Das denkst auch nur du."
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