Kapitel 46: Unterschiedliche Menschen
Verschwinden also ... Das ist wohl gerade das beste, was wir tun können ... Wie ein Soldatentrupp, der vor hat eine Tür aufzutreten, stehen wir links und rechts vor dem Gebäude.
Drake und Nick sind auf der einen Seite, Jasper und ich auf der anderen. Mein Herz schießt in die Höhe, als ich mich weg drehe, um weg zu laufen. War ja eine ganz tolle Idee hierher zu kommen! Doch im gleichen Moment kann ich hören, wie die Tür hinter mir aufspringt.
"Kinder!?", zischt eine dunkle und kratzige Stimme. Als ich über meine Schulter zurück schaue, sehe ich einen Mann mit langen, dunklen Bart und fettigen Haaren in einem schwarzen Shirt, das bereits mit vollen Schweiß getränkt an seinem Leib klebt. In seinen Fäusten ist der Stoff von Nicks Kragen, welcher bei dem Alkoholatem des Mannes das Gesicht zu einer angewiderten Grimasse verzieht.
Jasper dreht sich um und verpisst sich einfach! Was für ein Arschloch! Sogar Drake bleibt und zeigt dem Mann wütend die Zähne, als wäre er ein wütender Alphawolf. Drakes Selbstbewusstsein sinkt nicht einmal, als ein zweiter Mann im Türrahmen steht.
"Was habt ihr hier zu suchen!?", schreit der widerliche Mann und schüttelt Nick dabei herum. Er versucht sich zu befreien, doch schafft er es nicht. Erst als Drake dem wahrscheinlich Obdachlosen gegen das Schienbein tritt, lässt ee Nick wohl vor Überraschung los und sein Handrücken landet sofort in Drakes Gesicht.
Ich stehe wie gelähmt und versteinert neben ihnen, meine Augen auf das Geschehen gerichtet. Ich hasse mich manchmal, dass ich in solchen Situationen zu Eis werde und mich nicht regen kann, um zu helfen ...
Drake stolpert zwei Schritte zurück, bevor er Nick an der Hand greift und an mir vorbei rennt ... Der Mann kreischt etwas unverständliches und ist total rot im Gesicht. Ich weiß nicht, ob vor Wut- oder Alkoholeinfluss...
Der stechende Blick von ihm und seinem Freund fahren in mich, als sie ihr Gesichter zu mir wenden und ich plötzlich alleine hier stehe. Drake und Nick haben sich bereits einige Meter entfernt. Und Justin? Der ist schon nicht mehr in Sichtweite.
Ich will weglaufen, doch noch immer kann icb keinen Schritt gehen. Plötzlich steigen heiße Tränen in meine Augen und ich weiß nicht, welches der tausend Gefühle, bestehend aus Angst, Panik Verzweiflung, dafür verantwortlich ist. Der selbe Mann, der Nick am Kragen gepackt hatte, kommt wütend auf mich zu ... Und ich bin wie erstarrt.
Plötzlich spüre ich eine Hand an meiner, sie will mich wegziehen ... Icb bekomme es nicht mal hin, meinen Kopf zu drehen, um zu sehen ob es Nick oder Drake ist ... Obwohl sie an mir zerrt und rüttelt, kann ich mich kein Stück bewegen ...
Immer weiter kommt der ekelige Mann auf mich zu und will gerade nach mir greifen, da reißt der Jemand an meiner Hand so sehr an mir, dass meine Knie nachgeben und ich auf den Boden stürze. Voller Schock starre ich nach oben und sehe Nicks Gesicht. An den Schultern reißt er mich nach oben und schubst mich zu Drake. Erst jetzt bewegen sich endlich meine Beine und ich renne zu Drake, Nick ist direkt hinter mir... Keine Ahnung, wie dicht uns die Männer auf den Fersen waren, als wir um einige Ecken sind ...
Meine Seiten stechen und in meinem Mund schmeckt es nach Eisen, als wir völlig außer Atem zum stehen kommen. Ich bin wohl am kraftlosesten von uns dreien. Nick hat mir echt aus der Patsche geholfen ... Bin ich ihm jetzt etwad schuldig? Verdammt! Wieso bin ich nur so ängstlich und dumm? Noch immer rast mein Herz vor Aufregung ... Drake verschnauft nur sehr kurz, bevor er wütend los schreit: "Jasper! Dieser Hurensohn!" Ich habe Bauchschmerzen und möchte nach Hause ... Für wenige Sekunden vermisse ich Hiros Umarmungen ... Im selben Moment fällt mir auf, wie verschieden mein Leben sein kann.
Bei Hiro ist alles gut ... Natürlich, er ist komisch und besitzergreifend ... aber er beschützt mich vor genau solchen Momenten. Wenn ich mit Hiro zusammen bin, dann passieren mir solche Dinge nicht. Mein Zimmer ist aufgeräumt, ich werde gekuschelt und bekomme Liebe ...
Bei Drake renne ich in dem verdrecktesten Stadtteil überhaupt herum, nehme Drogen und werde in halbe Schlägerereien verwickelt.
Wie unterschiedlich Menschen sein können ...
Drake ist ziemlich sauer auf Jasper. Wäre ich wohl auch, wenn ich nicht noch halb unter Schock stehen würde. Solche Situationen nehmen mich immer voll mit, sodass sie mir sehr im Magen liegen. Auf dem Rückweg, auf welchen Drake Jasper immer wieder verflucht, gehe ich schweigend neben Nick her. Irgendwann stupst er meine Hand mit den Fingern an und als ich zu dem etwas größeren Blondie sehe, tut er so, als hätte er mich nie berührt. Ich seufze und sehe meinen Füßen wieder beim Gehen zu, als er mich wieder mit den Fingern an der Hand kitzelt. Das Spektakel von eben wiederholt sich, aber dieses mal schnaube ich.
"Schade, dass das mit dem Haus nicht klappt", meint Nick daraufhin, sieht aber zu Drake, der vor uns umherläuft. Dabei verwickeln sich seine Fingerspitzen in meine und sein Griff umschließt meine Hand. Drake sieht nicht zu uns und gereitzt will ich Nick meine Hand wieder entziehen, doch er lässt mich nicht. Mit den Fingernägeln zwicke ich ihn und erst dann lässt er mich los. So ein Arschloch. Ich hasse ihn schon wieder ...
"Kann man nix machen, diggas", antwortet Drake mit seiner schlechten Laune.
"Danke, dass du mir geholfen hast, Nick", bringe ich dann heraus. "Was schulde ich dir?" Er grinst mich an und beugt sich zu mir, um mir etwas ins Ohr zu flüstern.
Doch dann leckt er mir über die Ohrmuschel! Angewidert ziehe ich den Kopf weg und drücke ihn gegen meine hochgezogene Schulter. "Das war mal wieder so richtig unnötig", zische ich. "Jetzt sind wir quitt." Hass.
Wir verabschieden uns und Drake, noch immer sauer, geht heim. Mit ihm verschwindet auch Nick und endlich bin ich wieder allein, doch Zuhause erwartet mich schon der nächste Ärger.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro