Kapitel 32: Killer
"Deine Eltern?", frage ich nach dem Klingeln. Alles Lächeln ist aus Hiros Gesicht verschwunden. "Alles okay...?"
Keine Antwort.
Hiro steht auf und macht leise seine Tür auf. Er schließt sie direkt hinter sich und will mich wohl mit Ölimöli alleine lassen, doch ich folge ihm in den Flur. Dort steht ein älteres Ehepaar. "Guten Abend", begrüßt Hiro die beiden und bittet sie herein. Sie sehen im Gegensatz zu dem Kleinen aber überhaupt nicht asiatisch aus. Es folgt ein Junge, etwa in unseren Alter, lächelt Hiro zur Begrüßung aber nur kurz an. An seiner Hand hält er ein kleines Mädchen, welches im Gegensatz zu dem Jungen dann doch wieder einen asiatischen Touch hat.
Die Frau mittleren Alters hat köterblondes Haar und ist etwas zu dick, um sie schlank nennen zu können, jedoch auch nicht so, dass sie fett ist. "Wer bist du?", zischt sie sofort. "Das ist mein bester Freund, Mama", sagt Hiro schnell, um sie zu beruhigen und schließt die Tür. Ich stehe hier nur teilnahmslos herum und starre die Leute an ... Der Mann der beiden ist wirklich dick und einige graue Strähnen schauen aus seinem braunen Haar. Der Junge .. er ist wirklich hübsch, sieht aber gar nicht aus wie ein Verwandter von Hiro. Da kommt das Mädchen, etwa vier, schon eher an ihn dran.
"Das sind meine Eltern, mein Bruder und meine Schwester!", stellt Hiro mir dann seine Familie vor. "Hiro und Besuch? Sowas ist ja selten...", spricht die Mutter, während der Vater und der Sohn sich nicht für mich interessierend mit dem Mädchen in die Küche gehen. Ist ihnen wohl egal, dass ich hier bin. Die Frau tätschelt Hiro an den Schultern und gibt ihm einen Kuss auf die Stirn. "Es freut mich so, dass du endlich gute Freunde gefunden hast, die du hier her bringen kannst." Dann lächelt sie mich an. "Willkommen!"
Ich nicke freundlich. Eine süße Frau. Auch sie geht in die Küche. Hiro kommt ganz nah an mich ran und küsst mich zärtlich, als niemand hinsieht. Sofort macht sich ein wohliges Gefühl in mir breit. "Sie sind meine Adoptivfamilie", klärt er mich ins Ohr flüstern auf und fährt mit den Händen über meinen Rücken weiter nach unten. "Sprich nicht so viel mit ihnen." Ein letztes mal schiebt er mir die Zunge durch die Lippen, bevor er mich süß anlächelt und ihnen in den Raum folgt. Ich tue es ihm gleich und sein Adoptivbruder sieht mich nicht mal an. "Soll ich dir einen Saft machen?", fragt mein Gastgeber dann und zeigt mir frische Orangen aus einer Obstecke. "Gerne!" Ich muss grinsen.
"Mit oder ohne Fruchtfleisch?"
"Mit!"
Hiro nimmt drei Orangen, in seinen Händen sehen sie riesig aus... Er schneidet alle beinahe exakt in der Mitte in einem Ruck durch. Niemand spricht hier mit einander. Dann fuchtelt er fröhlich mit den Händen herum. "Du bekommst die beste Tasse, die ich habe!", quiekt er und tut so, als wären diese Leute gar nicht da. Irgendwie finde ich sie gruselig ... Der Vater liest die Abendzeitung, der Bruder tippt in seinem Smartphone herum und das kleine Mädchen schläft bei der Mutter auf dem Schoß. Hiro holt eine riesige Tasse aus dem Schrank. Sie fasst mit Sicherheit mindestens einandhalb Liter! Sie ist weiß und auf ihr ist eine süße Maus abgebildet. Darüber steht: "Killer."
"Ich bringe Mimi mal ins Bett", sagt die dunkelblonde Frau plötzlich und nimmt das schlafende Kind auf den Arm. Als sie weg geht, folgt der Mann ihr. Während Hiro die Orangen in einer Saftpresse dreht, setze ich mich zu seinem Bruder. "Hey.. wie heißt du?", will ich wissen. Er schaut ernst von seinem Smartphone auf und starrt micg mit den braunen Augen an. "Geht es dich was an?"
"Äh, nein, ich wollte nur..-"
"Dann frag auch nicht."
Ich scheine ihn wohl verkault zu haben, denn auch er verlässt uns beide. "Arschloch", zische ich ihm nach. Er ist ja komischer als Hiro!
Jetzt ... wo ich mit Hiro alleine bin will ich das wenigstens ausnutzen. Ich komme zu ihm und lege von hinten meine Arme um seinen Bauch. Hiro hält kurz inne... Ich vergrabe mein Gesicht in seiner Schulter und spüre, wie er weiterarbeitet. Es dauert nicht lange, da dreht er sich zu mir um und küsst mich zärtlich. Seine Finger streicheln dabei über die glatte Haut meiner Wange. "Ich liebe dich..", flüstert er und zieht mich näher an sich. "So sehr..."
Ich kann nicht anders als mein Becken gegen seins zu pressen, er geht einen Schritt zurück und legt die Arme um meinen Hals. "Dein Saft ist fertig..." Bevor ich mir das ansehe, gebe ich Hiro ein letztes Küsschen. "Du bist süß", grinse ich dann, als er tatsächlich einen Liter Saft ausgedrückt hat. Auch Eiswürfel und natürlich ein ganz großer Strohhalm. "Damits Fruchtfleisch passt", meint er schüchtern.
Ich setze mich an den Tisch und schlürfe den frischen Saft. Hiro beobachtet mich dabei solange, bis sein Vater oder wie man ihn nennen will wieder in die Küche kommt. Er hat einen Bierkasten in der Hand und legt ihn auf der Theke ab. Mit Hass in den Augen schaut Hiro ihm schweigend dabei zu. Auch einen Kuchen legt der Mann daneben ab. Es ist so ein länglicher, kein runder. Wie heißen die doch bloß? Er schneidet sich ein Stück ab und steckt es sich Hiro angrinsend in den Mund. Mit zwei Bier in den Händen geht er dann wieder. "Alkoholiker?"
"ja", zischt Hiro und verpasst mir damit einen sanften Schlag in den Magen.
Der Halbasiate geht zum Kuchen, schneidet ihn klein und steckt sich ein paar Stück in den Mund. Ich erschrecke mich, als Hiro zu würgen beginnt und sich an der Theke abstützt. "Alles okay!?"
Er schluckt, hustet und schiebt sich mit Tränen in den Augen noch ein Stück in den Mund. Ich komme zu ihm und streich ihm die Tränen aus dem Gesicht. "Es ist so ekelhaft..", sagt er und greift sich bereits das nächste. "Wieso isst dus dann?"
Hiro schweigt kurz, entfernt sich samt Kuchen von mir und setzt sich an den Tisch. "Er ist Diabetiker", flüstert er dann.
"Die Ärztin hat ihm schon fünf mal gesagt: Keinen Alkohol und eine Diät! Er war schon mehr als einmal im Krankenhaus."
Jetzz erst verstehe ich Hiro. "Ich esse den Kuchen, damit er ihn nicht mehr essen kann. Wegwerfen darf ich ihn nicht, wäre ja Verschwendung...", er zeigt mit sem Finger auf den Bietkasten, "...da mach ich das selbe. Wegtrinken, damit er es nicht tun kann. Ich hasse es, wenn er sowas macht ... Ich hab ihn gern."
Die gute Laune vergeht mir und schlagartig tut Hiro mir leid, wie er sich dazu zwingt diesen Kuchen zu essen. Ich setze mich zu meinem Freund und helfe ihm dabei. "Nicht weinen, Großer", versuche ich ihn aufzumuntern, da seine Augen glasig sind und alle paar Sekunden eine salzige Träne über seine Wange rollt. "Du hast gefragt, warum ich nicht gerne hier bin...", beginnt er dann. "Die sind der Grund... ich will das hier nicht immer sehen..." Ich kann dazu nichts sagen ... und nicke nur.
Mittlerweile ist es spät geworden ... "Ich geh kurz duschen", grinst Hiro dann gespielt und wirkt sofort danach wieder traurig. Seine Hand wühlt sanft durch mein Haar, während er aufsteht. "Geh schon mal ins Zimmer", und ich nicke.
Doch gerade, als ich aufstehen will kommt seine Mum herein. "Ich freue mich, dass du für Hiro da bist", beginnt sie ein Gespräch und setzt sich zu mir. "Zeigt er auch bei dir so ein auffälliges Verhalten?"
"Aufälliges Verhalten?"
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