Dear Rose,
Bitte mach dir keine Sorgen wegen mir. Ich komme schon klar...
Ich bin 18 geworden. Niemand hat mir gratuliert, du bist also die erste. Danke.
Was soll ich denn groß über mich erzählen? Mein Leben hat kaum einen Inhalt... Aufstehen, Schule, Fernsehen, durch die Straßen ziehen, hier und da 'ne Prügelei. Apropos, ich wehre mich gegen meinen Vater. Also ganz früher nicht, aber mit der Zeit habe ich ihm sozusagen nach gemacht. Deswegen werde ich als Schläger abgestempelt und deswegen passen wir nicht zusammen. Du bist zu gut für mich, Rose. Aber ich weiß, wie schnell das Leben zu ende sein kann, also schrieb ich dir. Es ist ja bald Valentinstag... deshalb dachte ich, dass passt irgendwie. Egal... ich lese gerne.
Bitte! Drück dich nicht immer so vornehm aus. Ich weiß, dass du 'ne Nummer zu groß für mich bist, aber ich fühle mich immer so unterqualifiziert... Hast du jemals etwas verbotenes getan? Also so was richtig böses, unanständiges?
Rose... ich will nur, dass du weißt, dass du mir irgendwie total viel bedeutest. Ich will es dir so gerne ins Gesicht sagen, aber du weißt ja... Anyway, wie geht es dir? Bist du erkältet oder so?
Ich...
Bye

Rose muss unwillkürlich lachen, als sie diesen Brief liest. Der Unbekannte schafft es immer wieder sie zum Lachen zu bringen. Nur durch seine Worte. In ihrem Kopf versucht sie sich immer eine Stimme zu den Worten vorzustellen. Aber es bleibt immer nur bei ihrer eigenen. Roses Mutter schöpft so langsam verdacht, dass ihre Tochter etwas im Schilde führt. Die ständigen Fragen nach Post und das glückliche Grinsen ihrer Tochter sind ihr nicht geheuer. Doch ist 'im Schilde führen' der richtige Ausdruck? Rose führt ja nur eine etwas außergewöhnliche Brieffreundschaft. Für Mutter Ebelin ist das genug. Sie kontrolliert jeden einzelnen Schritt ihrer Tochter. Und wehe Rose beginnt nicht pünktlich nach der Schule mit den Hausaufgaben!

Rose ist es an manchen Tagen leid immer alles so geplant durch zuziehen. Ihr Brieffreund hat sie auf andere Gedanken und Überlegungen gebracht. Was wenn sie nicht ihm Büro ihres Vaters anfangen würde? Was, wenn sie stattdessen etwas machen würde was ihr, Rose, Spaß machen würde? Etwas mit Büchern zum Beispiel.

Sie ist ihrer Mutter sehr dankbar dafür, dass sie sie früher immer zum Lesen gezwungen hat. Durch Bücher ist es ihr möglich in andere Welten abzutauchen. Sie kann für kurze Zeit ein anderes Leben leben, ein anderer Mensch sein. Rose möchte gerne ein anderer Mensch sein. Dass ewige Streberin sein nervt! Sie wünscht sich so oft, sie könne für sich denken: Redet ihr nur. Ihr werdet nie die wahre Rose kennen lernen.
Doch wahrscheinlich ist sie das, Rose, die Streberin. Nicht mehr und nicht weniger.

Spaß wurde bei ihrer Mutter schon immer klein geschrieben. Jetzt überlegt sie, Spaß einmal groß zu schreiben. Was wenn sich mal nicht alles um Noten und die gute, gesicherte Zukunft dreht?

Rose hat das Bedürfnis jemandem zu sagen, was sie denkt.

Und dann schreibt sie drauf los...

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Hey ho whats good?

Was haltet ihr von den Briefen & allgemein von der Idee? :)

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