007 | Harry
⭐️, 💬 ?
_____________
Ich nahm das Tablett mit den Tassen und stellte es im Wohnzimmer auf dem kleinen Tisch ab. Kurz blickte ich zu Gemma und zu Louis, welche auf dem Sofa saßen und die Zwillinge in ihren Armen hielten.
Bei meiner Schwester war es bald soweit. In wenigen Wochen würden wir ein neues Rudelmitglied begrüßen. Ich musste etwas schmunzeln, da zwar mittlerweile alle wussten, wie es um unseren Nachwuchs stand, dennoch war Louis strikt gegen Besuche, was ich jedoch auch vollkommen unterstützte.
Ich genoss es, dass mal niemand alles wusste. Leider zählte Robin auch dazu. Louis fühlte sich in seiner Nähe weiterhin nicht wohl und hatte demnach auch ein wenig Angst... Vielleicht würde mein Stiefvater die Kleinen bald kennenlernen, doch ich würde ihn nicht einfach einladen, wenn Louis nicht zustimmte.
Aus der Küche holte ich noch die Schlüssel mit den Keksen, die ich heute morgen gebacken hatte und stellte sie mit auf den Tisch. Ich gesellte mich zu meiner Mutter, welche hinter dem Sofa stand und ihre Enkel stolz betrachtete. Sanft legte ich meinen Arm um ihre Taille und küsste ihre Schläfe. "Beide haben echt schöne Augen, aber das William-" Sie sprach nicht weiter, sondern sah mich nur lächelnd an.
Ich stimmte ihr zu und sah zu ihm, wie er an ein Kuscheltier nuckelte und sich im Raum umsah. Es war bereits mehr als eine Woche her, dass er seine Augen geöffnet hatte. Jedes Mal, wenn er wach war, ließ Louis alles stehen und liegen. Meist kuschelte er sich dann mit Mathilda an der Brust zu William und versuchte ihn mit seinem Kuscheltier zu beschäftigen. Natürlich konnte William noch nicht wirklich etwas damit abfangen, er nuckelte lieber dran, aber in der Zeit hielt er die Augen offen.
Langsam löste ich mich von meiner Mutter und drückte Louis einen Kuss aufs Haar. Leider blieb diese angenehme Ruhe nicht und als meine Mutter und ich uns hingesetzt hatten, fing William an zu schreien. Seiner Schwester gefiel das nicht und so wurde auch sie ziemlich quengelig.
Gemma wiegte Mathilda sanft hin und her, weswegen sie sich schnell beruhigte, doch William weinte weiter, egal was Louis tat. Er sah mich überfordert an und schluckte. Direkt ging ich zu den beiden. "Hey, was ist denn los?", flüsterte ich und küsste Williams Köpfchen.
Sobald ich ihn auf dem Arm hatte und ich mich wieder in die Kissen sinken ließ, wurde William ruhiger. Er blinzelte ein paar Mal und schmiegte sich dann enger an mich. Sanft hielt ich William in den Armen und sah zu Louis, welcher sich die Tränen verkniff. "Lou...", murmelte ich und streckte meine freie Hand nach ihm aus.
"Fühlt er sich bei mir auf dem Arm nicht wohl?"
Louis fing leise an zu weinen und so schnell ich konnte griff ich nach seiner Hand als er aufstand und zog ihn neben mich. "Warum weinst du denn?", flüsterte ich und küsste seine Stirn. "Es gibt doch keinen Grund dazu", versicherte ich ihm und legte meinen Arm fest um seinen leicht zitternden Körper.
Louis war noch viel zu unsicher und es tat mir weh, dass er sich solche unbegründeten Gedanken machte. Die Zwillinge fühlten sich bei ihm unglaublich wohl. Doch manchmal wollten sie einfach zu jemand anderen auf den Arm.
"Lou... Warum machst du dir denn wieder solche Gedanken? Da haben wir erst gestern drüber gesprochen." Doch er schüttelte nur seinen Kopf, zog die Beine an sich heran und schniefte leise. Besorgt musterte ich ihn und strich ihm sanft durch die Haare. "Schau mal, William mag es nicht, wenn seine Mama weint. Und ich mag das auch nicht."
Mit roten Augen sah Louis zu mir und dann zu William, welchem die Tränen schon verdächtig in den Augen glitzerten. "Er spürt, wenn es dir nicht gut geht", wisperte ich und küsste Louis sanft auf die Wange. "Möchtest du ihn wieder nehmen?"
Nach dem sich Louis über die Augen gestrichen hatte, nahm er William vorsichtig an sich. Erleichtert atmete ich auf, als ein leichtes Lächeln Louis Lippen umspielten.
Ich spürte mehrere Blicke auf mir liegen und sah zu meiner Mutter und dann zu meiner Schwester, welche mich beide breit angrinsten. "Hätte nicht gedacht, dass du auch so eine Seite an dir hast", lachte Gemma und streckte mir die Zunge heraus. Ich knurrte sie leise an und zuckte dann mit meinen Schultern.
"Louis?" Meine Mutter sah nachdenklich zu meinem Omega und lächelte ihn an, als er aufsah. "Du machst es wirklich gut. Mach dir keine Gedanken, wenn die zweimal zu jemand anderem wollten. Glaub mir, die beiden sind zwar gerade erst einen Monat alt, aber ich kann dir schon jetzt sagen, dass sie definitiv nicht nach Harry kommen. Als er ein Baby war hat er mich mit seinem Geschrei in den Wahnsinn getrieben und das täglich."
Die drei schauten mich belustigt an und ich konnte nichts anderes machen als laut zu seufzen. Ich wusste, worauf das jetzt hinauslaufen würde.
"Wie meinst du das", fragte Louis neugierig nach und setzte sich interessiert auf. Meine Mutter zwinkerte mir zu und fing Geschichten darüber zu erzählen, wie ich mich als Welpe benommen hatte.
"Er war ein Schreihals und bis das wieder aufgehört hat... Ach, ich möchte gar nicht darüber nachdenken wie viele Jahre es schlussendlich waren. Es war furchtbar. Egal was ich gemacht habe, Harry hat geschrien. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass er das alles nur aus Spaß machte. Selbst mit Kuscheltieren konnte man es dem Herrn nicht gerecht machen. Doch, sobald sein Vater ihn auf den Arm nahm... Dann war er ruhig."
Louis kicherte und sah mich belustigt an. Ich erwiderte sein Lächeln, beugte mich zu ihm rüber und küsste ihn kurz. "Und als er sich dann verwandeln konnte wurde es nicht besser. Zwar hatte das Schreien aufgehört, aber er ist immer entwischt. Irgendwann war ich schon fast soweit und hätte ihn am liebsten angeleint." Ich grummelte leise und drückte mich mehr in die Kissen.
So schlimm hatte ich das alles gar nicht in Erinnerung.
"Er hatte auch ziemlich raffinierte Verstecke. Es hat einen ganzen Monat gedauert, bis ich alle gefunden hatte. Ab da an war es dann etwas leichter, wenn er weggerannt ist, weil er nicht duschen wollte.
"Ich wollte auch nie duschen", gab Louis zu und grinste vor sich hin. "Es war egal mit wie viel Schlamm meine Schwestern und ich bedeckt waren, duschen wollten wir nie. Unsere Eltern haben uns dann meist in den Wasserbottich, der im Garten stand, gesteckt und so gewaschen."
Lächelnd sah ich zu Louis, zog ihn mehr zu mir herüber nur um ihn wieder zu küssen. "Ich liebe dich", flüsterte ich und küsste ihn erneut. "Ich dich auch, Hazza", erwiderte er und lehnte sich an meine Schulter. Mein Herz schlug einen Moment schneller und das warme Gefühl von Liebe durchströmte meine Adern. Ihm ging es ein bisschen besser. Endlich.
"Mama, du vergisst, dass Harry sich auch immer wieder ausgezogen hat."
"Ach ja", stellte meine Mutter bestürzt fest. "Wie konnte ich das vergessen..." Ich seufzte und rollte mit den Augen. "Klamotten sind einfach unbequem. Wärt ihr nicht da, hätte ich auch deutlich weniger an."
"Mathilda hat das eindeutig von dir", lachte Louis. Wir beide sahen zu unserer Tochter, welche sich heute auch wieder nicht anziehen lassen wollte. Deswegen lag sie auch nur in Windeln und einer Kuscheldecke bei Gemma in den Armen.
Jede Minute, die wir hier weiter über meine und auch Gemmas Kindheit sprachen, entspannte sich Louis und wurde viel ruhiger. Unsere Herzen schlugen wieder in einem normalen Rhythmus und auch das komische Bauchgefühl war verschwunden.
Plötzlich klopfte es gegen die Tür und als Lottie hereinkam schlug ich mir gegen die Stirn. "Das Abendessen", seufzte ich. "Ich habe noch gar nicht angefangen zu kochen..." Wir alle hatten vollkommen die Zeit vergessen. Durch die ganzen Erinnerungen hatten wir an gar nichts anderes mehr gedacht.
Ich stand auf und begrüßte die Mädchen, welche nacheinander alle ins Zimmer kamen. "Harry, setz du dich doch wieder hin. Ich koche mit den Mädels", sagte meine Mutter und schob mich zu Louis. "Ist das okay?" Fizzy grinste und nickte. "Klar, solange wir einfach hier sein können." Ich bejahte es schnell und setzte mich wieder hin. William nahm ich in meine Arme, damit Louis seine Schwestern begrüßen konnte.
Durch die ganzen Stimmen wurden die Zwillinge wach und quengelten etwas. Louis war es unangenehm vor versammelter Mannschaft zu stillen, weswegen er sich etwas wegdrehte. Ich legte ihm noch ein Tuch über die Schulter und verteilte Küsse in seinem Nacken. "Es ist alles gut, niemand sieht dir zu", wisperte ich gegen seine Haut und gab ihm noch einen Kuss.
Das Essen war zum Glück schnell gekocht. Gemma hatte sich bereits verabschiedet, da sie mit Ella und Michal zusammen essen wollte. Während Louis aß hatte ich die Zwillinge auf dem Arm. Daisy und Pheobe konnten jedoch nicht in Ruhe essen, sondern standen links und rechts neben mir. Beide betrachteten sie die Zwillinge.
"Die sind ja immer noch klein", merkte Phoebe woraufhin ich schmunzeln musste. "Können sie nicht mit uns spielen?" Ich schüttelte meinen Kopf und wollte gerade etwas sagen, da stand Louis schon auf und hob die beiden auf ihre Stühle zurück. Er hielt seinen Schwestern jeweils eine Gabel hin und küsste beiden auf den Kopf. "Ihr esst jetzt erstmal."
Mit großen Augen sahen sie ihren älteren Bruder an und ich konnte nicht anders, als zu grinsen und zu denken, was für ein toller Bruder und auch für eine gute Mutter für die Kleinen war.
"Haz? Soll ich die Zwei nehmen? Dann kannst du auch etwas essen." Ich nickte und ging mit Louis zum Sofa, als er sich hingelegt hatte gab ich ihm beide und wickelte sie zusammen in eine Decke ein. Kurz küsste ich noch die drei, bevor ich mich wieder zu den anderen an den Tisch setzte.
"Auch aufstehen", fingen Daisy und Pheobe an. Beide sahen erwartungsvoll zu ihrer ältesten Schwester, welche nickte. "Aber seid leise und vorsichtig." Sie nickten nur und schlichen nach dem Händewaschen zu Louis. Ich betrachtete die fünf noch einen Moment, bis ich mich wieder dem Essen widmete.
Die anderen standen nach und nach auch auf. Nur Lottie blieb sitzen. "Harry?", fragte sie leise und beugte sich zu mir herüber. Gespannt sah ich sie an und zog fragend eine Augenbraue hoch. "Geht es Lou wirklich besser? Du weißt schon... Du fühlst das ja und ihr seid so..."
"Warum fragst du ihn nicht selbst?" Sie nickte langsam uns sah sich dann auf die Hände. "Er hat das letzte Mal schon nicht die Wahrheit gesagt." Ich sah kurz zu Louis, wie er mit unseren Kindern kuschelte und die anderen Zwillinge auf seinen Beinen lagen. Fizzy und meine Mutter saßen vor dem Sofa auf den Boden und sprachen mit ihm.
"Ich bin trotzdem der Meinung, dass du ihn fragen solltest. Wie wäre es, wenn du morgen mal vorbeischaust? Ohne den ganzen Trubel? Dann habt ihr ein paar ruhige Stunden. Du kennst deinen Bruder. Manchmal muss man einfach ein bisschen Geduld mit ihm haben und wenn Daisy und Phoebe da sind, dann lügt er gerne mal. Seiner Meinung nach sollen sich die beiden keine Sorgen machen."
Lottie nickte und sah zu den anderen. "Mach dir keine Gedanken, Charlotte. Es ist alles in Ordnung. Louis ist stärker als du es vielleicht gerade denkst."
"Er war für mich nie mein älterer Bruder... Er hat immer so viel Unterstützung gebraucht, obwohl er alles selbst schaffen wollte..." - "Du weißt, dass er bei mir in guten Händen ist?" Sie nickte schnell und sah mich entschuldigend an. "Ich wollte damit nicht sagen, dass er-"
Ich lachte leise und nickte. "Schon gut, du machst dir einfach deine Gedanken. Geh zu deinen Geschwistern. Ich räume hier auf." Nachdem ich auch noch die Küche in Ordnung gebracht hatte, lehnte ich mich an die Wand und sah zu, wie sie alle versuchten mit Louis zu kuscheln. Dafür hatte meine Mutter die Zwillinge übernommen und Louis sich auf den Teppich gelegt.
"Hazza, komm endlich", lachte mein kleiner Omega. Lächelnd ging ich zu ihnen und setzte mich neben ihn. Direkt schmiss sich Phoebe in meine Arme und kicherte. Blitzschnell hatte sie sich jedoch verwandelt und fast in derselben Sekunde wechselte Daisy auch ihre Gestalt.
Zusammen kletterten sie über ihre Geschwister und quetschten sich schlussendlich unter den Beistelltisch und schliefen ein. "Nicht, dass wir sie nachher vergessen", lachte Fizzy und sah zu ihren Schwestern. "Wie passen sie überhaupt darunter?", murmelte Louis und setzte sich auf. Direkt hob ich ihn auf meinen Schoß und verteilte Küsse in seinen Nacken.
"So schwierig ist das gar nicht", antwortete ich. Louis drehte sich leicht und sah zu mir hoch. "Du musst es ja wissen", kicherte er und schmiegte sich mehr an meine Brust. "Vielleicht sollte ich jetzt schon alle Verstecke suchen..."
"Das hat doch noch Zeit", wisperte ich und küsste seine Wange. "Aber sie werden so schnell groß... Hast du Mathi gesehen? Sie ist schwer geworden... Und das in vier Wochen...", grummelte er leise. "Sie bleiben ja nicht immer so klein", erwiderte ich.
"Wenn sie groß sind könnt ihr doch neue Welpen machen", grinste Fizzy und lachte, als Louis sie mit großen Augen geschockt ansah. "Félicité!" - "Na was denn? Ist doch so", kicherte sie und sah dann zu mir. "Mich musst du so gar nicht anschauen", lachte ich und schlang meine Arme etwas fester um Louis. Er sagte gar nichts mehr, sondern kuschelte sich einfach an mich und schloss seine Augen. Er murmelte nur ein 'Ihr seid alle doof', bevor er in meinen Armen einschlief.
"Sind wir gar nicht", bemerkte Lottie und strich ihrem Bruder durch die Haare. "Wie müde er ist..." - "Er leistet ja auch viel", erwiderte ich und legte meinen Kopf auf Louis'. Fizzy sah mich fragend an und legte ihren Kopf leicht schief. Jetzt wusste ich auch woher Daisy und Phoebe das hatten.
"Er versorgt Mathilda und William mit seinem eigenen Körper. Das ist schon ganz schön anstrengend." - "Wie komisch, dass er das alles kann", murmelte sie und betrachtete ihren Bruder mit einem liebevollen Blick. "Daran ist nichts komisch Liebes. Das ist ganz natürlich, du kannst das später ja auch."
"Aber... Er ist doch ein Mann..." - "Trotzdem ist es nichts komisches", ich wurde immer leiser, da Louis sich leicht in meinen Armen bewegte. Er wachte jedoch nicht auf, sondern drehte sich nur und klammerte sich an meinem Shirt fest. "Ich sollte ihn ins Bett legen."
Vorsichtig stand ich mit ihm in meinen Armen auf und brachte ihn hoch ins Schlafzimmer. Meine Mutter brachte die Zwillinge ebenfalls hoch. Wenn ich nicht da war, legte ich sie lieber in das Bettchen, was an Louis Bettseite stand. Einen Moment betrachtete ich die drei und zog Louis dann noch aus. Allerdings tauschte ich sein Shirt gegen eins von meinen und deckte ihn dann ordentlich zu. Seit der Geburt hatte er es sich angewöhnt so zu schlafen und stören tat es mich überhaupt nicht. Er könnte am liebsten auch gar nichts tragen, aber seiner Meinung nach, könnte er sich in dem Shirt noch ein bisschen verstecken...
Da ich mich eigentlich nicht von ihm trennen wollte, sagte ich unten nur kurz Bescheid und legte mich dann auch direkt zu ihm ins Bett. Fest zog ich ihn an meine Brust und küsste seine Stirn. Unsere Welpen schliefen das erste Mal die Nacht durch und wurden erst wach, als auch Louis seine Augen öffnete. Ich war die ganze Nacht wachgeblieben, da ich ihn einfach nicht aus den Augen lassen konnte.
"Du bist wach", murmelte Louis. "Das ist... falsch", grummelte er und zog mich mit einem Ruck an sich heran. Ich musste mir das Lachen verkneifen und legte meinen Kopf richtig auf seine Brust. "Besser?" - "Mhm", murmelte er leise und fing an mit meinen Locken zu spielen.
Meinen Blick richtete ich zu den Zwillingen, welche sich etwas umsahen und dann uns beide anschauten. "Ich glaube da möchte jemand zu uns", wisperte ich und richtete mich auf. Louis gefiel es nicht, dass ich mich von ihm löste. Als er aber zu den Kleinen sah, war das vollkommen vergessen.
___________
03/03/20201
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro