001 | Louis
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Die Nacht war furchtbar, bisher zumindest.
Obwohl Harry mir schon mehrmals gesagt hatte, dass ich die Augen zumachen sollte, konnte ich es nicht. Ich wollte nicht. Sobald sich die Kleinen für längere Zeit nicht bewegten musste ich einfach meine Hand auf ihre Oberkörper legen und mich vergewissern, dass sie noch atmeten. Am Anfang sah es für Mathilda noch gut aus, doch so langsam hatte sie wie ihr Bruder mit der Atmung zu kämpfen. Auch ihr kleines Herz stolperte immer wieder.
Die Geburt war einfach zu anstrengend gewesen. Es hatte schließlich nicht nur mir einiges abverlangt. Die beiden hatten auch ordentlich zu kämpfen.
Allerdings machte William uns am meisten Sorgen. Seine Kraft reichte kaum aus um vernünftig saugen und trinken zu können. Die Angst nahm mich vollkommen ein und ich fühlte mich trotz der beiden und Harry an meiner Seite von Sekunde zu Sekunde leerer.
Traurig lehnte ich mich an Harrys Oberkörper. Er saß hinter mir und stütze mich, damit ich aufrechter sitzen konnte. Es war bereits nach Mitternacht und unsere Tochter hatte gerade getrunken, war satt und schlief mit leicht rosigen Wangen bei Harry im Arm.
William hatte ich immer noch an meiner Brust liegen, doch dadurch, dass ich ein Mann war, war das Stillen auch für mich nicht einfach. Verzweifelt versuchte ich unseren Sohn zum Trinken zu animieren. Es war mehrere Stunden her, dass er etwas getrunken hatte. Meine Brust spannte und es war auch genügend da. Doch nichts funktionierte.
Um nicht zu weinen biss ich mir fest auf die Lippe. Ich konnte doch jetzt nicht einfach aufgeben. Nochmal atmete ich tief durch und startete einen neuen Versuch. Harry fuhr mir dabei mit seinen Fingern über meine Seite und versuchte mir zu zeigen, dass ich nicht allein war. Auch er war von der Trauer fast gelähmt.
Schniefend drehte ich mich leicht zu ihm und sah ihn verzweifelt an. Harry streich mit sanft über die Wange und küsste meine Stirn. "Er schafft das", wisperte er. Ich schloss meine Augen und nickte leicht. "Wenn er die Nacht übersteht wird er auch die folgenden Nächte schaffen." - "Und was wenn nicht? Er trinkt doch nichts. Wie soll er da überhaupt etwas schaffen?"
Harry küsste meine Schläfe und lehnte seinen Kopf gegen meinen. "Ich werde mich nicht von meinem Sohn verabschieden. Er schafft das."
Mit den Nerven am Ende legte ich meinen Kopf zurück an Harrys Schulter und sah wieder zu William. "Bitte... Trink doch einfach", murmelte ich besorgt und strich vorsichtig über seinen Kopf.
Ich hatte mir das alles so anders vorgestellt.
Wie konnte ich nicht merken das es Zwillinge waren? Ich hatte sie beide unter meinem Herzen getragen und dennoch nichts mitbekommen. Schuldgefühle machten sich in mir breit.
"Lou...", sprach Harry mich leise an und verteilte Sanfte küsste auf meiner Haut. "Wofür gibst du dir die Schuld?" - "Ich habe es nicht gemerkt... Was wenn etwas passiert ist... Ich bin doch hingefallen und ich habe doch für mehrere Tage nicht essen können." Harrys Hand, welche an meiner Seite lag, verkrampfte sich leicht. Als ich unsicher zu ihm nach hinten sah starrte er mich wütend an. "Hör auf den Fehler bei dir zu suchen. Du hast nicht im Geringsten Schuld daran. Niemand hat das."
"A-Aber-" - "Nein, kein aber. Hör auf dir das einreden zu wollen." Ich nickte nur, dennoch hatte ich das Gefühl, dass es an mir lag. Mein Herz zog sich schmerzvoll zusammen und es trieb mir die Tränen in die Augen. "Lou... Bitte...", klagte Harry und drehte meinen Kopf zu sich. Er legte seine Lippen fest auf meine und etwas überrumpelt erwiderte ich den Kuss.
"Wir können es nicht ändern, was wir können ist für die beiden da sein." Ich nickte und sah zu William, als er leise wimmerte. Die negativen Gedanken schob ich beiseite und widmete mich dem kleinen Engel in meinen Armen, welcher langsam wach wurde. Die Augen hielt er dennoch geschlossen. Ändern würde es sich erst in den nächsten Wochen. Ich hatte meine auch erst zwei Wochen nach der Geburt geöffnet.
Sachte strich ich mit meinen Lippen über seine kleine Stirn und atmete seinen Duft tief ein. Es war exakt der Duft, der auch an seiner Schwester haftete. Es war ein zarter blumiger Duft, mit einer leichten Note von Nadelholz. Bei der Tatsache musste ich etwas schmunzeln. Jeder würde erkennen, dass es Harrys Kinder waren.
Williams leises Quietschen holte mich in die Wirklichkeit zurück. Langsam, vielleicht auch ein bisschen zu zaghaft, da ich Angst hatte er könnte es wieder verweigern, legte ich ihn an meine Brust an. Kurz sah ich zu Harry, welcher mich aufmunternd anlächelte und einen Kuss auf die Stirn drückte.
Ich sah wieder zu unserem Sohn, welcher allmählich trank. Damit es dabei blieb setzte ich mich vorsichtig so hin, dass er meine Brustwarze gut mit meinen Lippen umschließen konnte. Als er fertig war, küsste ich ihn vorsichtig und zog die Decke wieder mehr über uns. Von Harry ging zwar eine extreme Hitze aus, dennoch hatte ich Sorge, dass es den Kleinen womöglich zu kalt werden konnte.
Auf einmal vernahm ich ein leises Schnarchen und sah über meine Schulter hinweg zu Harry, welcher eingeschlafen war. Für ihn war es auch ein anstrengender Tag und womöglich zu viel auf einmal. Ich hatte meinen Alpha noch nie so viel weinen sehen. Als ich daran zurückdachte, wie traurig er mich angesehen hatte zog sich mein Herz zusammen.
Mit der Zeit vielen mir immer wieder die Augen zu. Vielleicht sollte ich doch ein paar Minuten schlafen? Die zwei waren für den Moment versorgt und ein bisschen Schlaf wäre tatsächlich gar nicht so schlecht. Gähnend kuschelte ich mich mehr an Harry heran, darauf bedacht, dass die beiden so viel Hautkontakt wie möglich zu uns hatten.
Sobald ich eine bequeme Position gefunden hatte und bereit dazu war, fing mein Unterleib an zu schmerzen. Seufzend schloss ich meine Augen. Verdammt. Die Heilung setzte langsam ein, aber es war nicht dieses übliche Kribbeln, welches ich spürte. Es war ein unangenehmes Brennen, welche mich zusammenzucken ließ. Fest biss ich auf meine Lippe, um mich von dem Schmerz abzulenken. Hoffentlich spotte Harry nichts.
Ich hatte keine Ahnung wie lange ich mich damit quälte, doch als die ersten Sonnenstrahlen durch das bodentiefe Fester fielen, konnte ich erahnen wie lange ich hier verkrampft gesessen hatte. Aus halboffenen Augen sah ich zu William hinunter. Ich fühlte nach seinem Puls und atmete auf. Auch seine Atmung schien nicht mehr ganz so holprig zu sein. Dennoch war es ihm anzusehen, wie schwer er es hatte.
Was konnte ich nur tun, damit er es nicht so schwer hatte? Es tat mir weh, dass er so schwach war. Ich wünschte ich könnte meine Mutter fragen und erfahren, was sie damals alles gemacht hatte, um es mir zu erleichtern.
Mein Blick wanderte zu Mathilde, welche immer noch friedlich in Harrys Armen lag und schlief. Bei ihr war alles in Ordnung. Ihr Herz schlug kräftiger und auch sonst sah sie wirklich erholt aus. In dem Moment, in dem ich zu Harry sah, schlug er seine Augen auf und gähnte. "D-Du bist schon wach?", fragte er verschlafen und rieb sich mit der freien Hand die Augen. "Ich konnte nicht schlafen", gab ich leise zu und schaute hinunter auf die Zwillinge.
"Dann schlaf jetzt. Ich nehme die Kleinen und du ruhst dich aus." Ich schüttelte meinen Kopf und sah ihn verständnislos an. "Und wenn sie Hunger haben? B-Beide müssen doch bei Kräften bleiben. Ich kann doch jetzt nicht einfach schlafen", zischte ich leise. Doch Harry legte seine Hand auf meinen Mund und brachte mich so zum Schweigen.
"Wir wecken die beiden jetzt vorsichtig, du stillst sie und dann kannst du schlafen." - "Einfach wecken?", fragte ich misstrauisch und schaute zu William, welcher sich an meinen Oberkörper schmiegte. "Das ist doch..." - "...dringend nötig", erwiderte Harry und küsste mich kurz. "Sie wachen nicht immer auf, sondern schlafen weiter. Und wenn sie nicht regelmäßig gestillt werden kann es gefährlich werden. Vor allem weil das letzte Mal jetzt schon etwas her ist."
Harry legte Mathilda neben uns und legte William neben seine Schwester. Ich sah zu den beiden und wurde dann von Harry sanft beiseitegeschoben. "Was hast du vor?", fragte ich und sah Harry verwirrt an. "Warte es einfach ab. Ich hätte da schon in der Nacht draufkommen können, aber ich war viel zu müde und unkonzentriert."
Während er sich neben mich auf die Bettkante setzte schaute ich zu den Zwillingen und strich ihnen über ihre Bäuche. Ich zuckte zurück und sah Harry mit großen Augen an, als er seine Hand an meine Brust legte. "Was machst du da?" Vielleicht fragte ich etwas zu bissig nach, denn Harry seufzte leise und schüttelte seinen Kopf.
"Harry was soll das?!" Ich versuchte ernsthaft ruhig zu bleiben, aber als er anfing mit seinen Fingern meine Brust zu massieren sah ich schwarz. Ich wollte nach seiner Hand greifen, doch er war schneller und hielt meine Hand fest. "Warte doch bitte ab, Lou..." - "Auf was soll ich denn..." Etwas Milch trat aus meiner Brust und Harry gab mir zuerst William.
"Mit etwas Milch kannst du die Kleinen leichter wecken und meist trinken sie dann auch direkt." Überrascht schaute ich von Harry zu William und war erstaunt, dass es tatsächlich funktionierte. Er wurde langsam wach und es dauerte noch mal einen Moment bis er anfing zu trinken. "Vielleicht hätte er die vergangene Nacht so schneller getrunken. Tut mir leid. Ich... Ich habe einfach nicht drüber nachgedacht", murmelte er leise und sah schuldbewusst hinunter. Vorsichtig legte ich meine freie Hand an seine Wange. "A-Alles gut, d-denke ich", schniefte ich und war froh, dass ich die beiden ohne Umstände stillen konnte.
Harry beugte sich zu mir rüber und küsste mich. Ich genoss seine Nähe und wir lösten uns erst, als William unglaublich süße Geräusche von sich gab. Wir beobachteten die zwei einen Moment, bis mich Harry in die Kissen drückte und die Decke hochzog.
"Versuch zu schlafen. Ich bin die ganze Zeit hier und passe auf. Mach dir keine Sorgen, okay? Mathilda ist stark und auch William geht es langsam besser." - "Und wenn was ist, weckst du mich dann?" Er nickte und gab mir noch einen Kuss. "Natürlich."
Es fiel mir schwer einzuschlafen, da ich mich einfach nicht entspannen konnte, doch Harry streichelte mir immer wieder über meine Wange und küsste meine Stirn, bis ich endlich einschlief.
Als ich aufwachte stand die Sonne schon weitaus höher am Himmel. Doch ich wachte nicht so schön auf, wie ich eingeschlafen war. Die Zwillinge weinten und schienen auch nicht mehr aufhören zu wollen. Unter Schmerzen setzte ich mich auf und sah verschlafen zu Harry, welcher die beiden auf dem Arm hatte und vor dem Bett auf und ab lief.
Er merkte gar nicht das ich wach war, denn er ging weiter und sprach zu den Kleinen. "Shhh, ihr weckt noch Mama auf und das ist nichts Gutes. Mama muss sich doch erholen." Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen. "Ich bin leider schon wach", merkte ich an und kicherte als Harry mich mit großen Augen ansah.
"Wie geht es dir? Wie fühlst du dich?" Ich rieb mir die Augen und gähnte. Müde lächelte ich ihn an. "Die Schmerzen sind auszuhalten und es wird von Sekunde zu Sekunde erträglicher. Aber..." Besorgt sah ich die Zwillinge an.
"Wie geht es Mathilda und William?"
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20/01/21
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