
Kapitel 03
"Können Sie nicht einfach einen Sitzplan aufstellen, in dem er so weit wie möglich von mir entfernt sitzt?", flehe ich Mr. Duncan an, nachdem Hayden sich wieder neben mich gesetzt hat. Einmal ist ärgerlich, aber zweimal ist einfach unerträglich.
Inzwischen glaube ich, dass er es nur tut, um mich zu ärgern, denn ich mache keinen Hehl daraus, dass ich nicht sein größter Fan bin.
Mr. Duncan zuckt mit den Schultern, als er durch den Raum geht, um das Kunstmaterial aufzuräumen, das meine Klasse verstreut hat. "Du weißt, dass ich das nicht so mache."
"Mr. Duncan!", jammere ich und schaue ihn mit meinem besten Hundeblick an. "Bitte?"
Er wirft mir einen flachen Blick zu und ich verschränke die Arme.
"Ignoriere ihn einfach, wenn du wirklich nicht willst, dass er mit dir redet.", schlägt er vor und wischt Farbreste von einem Tisch.
"Meinen Sie, das habe ich nicht schon längst versucht?"
"Okay, dann sag ihm, er soll den Platz wechseln."
"Das wäre gemein."
Er dreht sich um und sieht mich verwirrt an. "Reagan. Du magst ihn nicht und du redest hinter seinem Rücken über ihn ... Wieso ist es da gemein, ihn zu bitten sich umzusetzen, im Vergleich zu dem, was du bereits tust?"
Ich verdrehe die Augen. "Sie sind alt, also verstehen Sie das nicht."
Mr. Duncan hält inne und sieht mich mit seinen dunkelblauen Augen an, wobei seine blonden Augenbrauen ein verwirrtes 'V' bilden. "Hast du mich gerade alt genannt?"
Ich erstarre, als ich merke, dass ich genau das getan habe, und schenke ihm ein verlegenes Lächeln. "Nein?"
Er seufzt und macht sich wieder ans Putzen. "Ich weiß nicht, was ich dir sagen soll, Reagan. Vielleicht ist er am Ende doch netter, als du gedacht hast."
"Sie sind keine große Hilfe.", grummele ich.
"Wenn du Hilfe brauchst, geh zum Schulberater.", erwidert er, und ich verdrehe erneut die Augen.
"Ich gehe jetzt.", verkünde ich, verschränke meine Arme und gehe zur Tür.
"Tschüss!", ruft er mir nach, und ich hebe nur die Hand und winke sarkastisch. Am liebsten hätte ich ihm den Stinkefinger gezeigt, aber egal, wie wohl ich mich in seiner Nähe fühle, er ist immer noch ein Lehrer und ich bin nur eine Schülerin.
Ich mache mich auf den Weg zu meinem Spind und werde fast von einem Mitschüler angerempelt, als ich um die Ecke biege, um die Treppe hinunterzugehen.
"Entschuldigung!", ruft er mir über die Schulter zu, während er weiter zu seiner Klasse eilt.
Ich schnaube und mache mich auf den Weg nach unten, wo ich sofort meinen Spind öffne. Ich werfe einen Blick in den Flur, während ich meine Bücher auspacke, und bin ein wenig enttäuscht, dass kein Brief rausfliegt. Ich hatte nicht unbedingt mit einem gerechnet, denn das würde bedeuten, dass er mir drei in einer Woche geschickt hätte. Normalerweise war es nur einer pro Woche, die zwei, die er mir dieses Mal geschickt hat, waren schon ein Schock.
Als ich den Flur hinunterschaue, sehe ich Hayden an seinem Spind mit einem weiteren Mädchen. Diesmal ist die unglückliche Seele Olivia Scott.
Eigentlich war ich mal mit ihr befreundet. In der Mittelstufe haben sie und ich uns gelegentlich getroffen und sie kam zu einem meiner Geburtstage, aber dann wurde sie beliebt und fing an, mit anderen Leuten abzuhängen.
Es ist nicht so, dass sie und ich uns gestritten haben und uns jetzt hassen, weil wir verschiedene Freundeskreise haben, wir haben uns einfach auseinandergelebt. Ich habe eine Vergangenheit mit vielen Leuten an dieser Schule. Das hat jeder. Das heißt aber nicht, dass ich mit jedem von ihnen eine große, denkwürdige Vergangenheit habe.
Hayden grinst und tritt einen Schritt näher an Olivia heran, und ich sehe, wie ihre Wangen erröten, als er sie mit seinem Charme an den Spind pinnt. Er stützt sich mit einer Hand neben ihren Kopf am Schrank ab, während die andere an ihrem Arm hinunterwandert und auf ihrer Hüfte landet, während sie sich auf die Lippe beißt.
Seine tiefschwarzen Augenbrauen verengen sich leicht und sein Grinsen wird noch breiter, als Olivia ihre Hand verführerisch auf seine zweifellos steinharte Brust legt. Hayden beugt sich hinunter und greift ihre Lippen praktisch mit seinen eigenen an, und ich schwöre, dass seine Zunge sie ersticken wird, wenn ihre ihn nicht zuerst erstickt.
"Was machst du da?", fragt Chloe, springt auf meinen Rücken und erschreckt mich fast zu Tode.
Wo zum Teufel kam sie denn jetzt her?
"Ich habe sie nicht beobachtet!", bestreite ich und drehe mich zu ihr um.
"Das habe ich auch nie behauptet.", erwidert sie und sieht mich mit einem Grinsen an, das noch breiter ist als das von Hayden.
Ich schließe die Augen und verziehe innerlich das Gesicht. "Das wirst du mir ewig unter die Nase reiben, oder?"
"Darauf kannst du wetten."
Ich seufze und folge ihr zum Jahrbuch-Kurs, im Geiste verpasse ich mir eine Ohrfeige nach der anderen. Ich wollte gar nicht starren. Aber kennt ihr das, wenn etwas so ekelhaft ist, dass man nicht anders kann, als es anzusehen? Dies war einer dieser Momente.
"Hey, ich habe ganz vergessen zu fragen, aber dieser neue Film kommt dieses Wochenende raus. Kommst du mit?", fragt sie, als wir den Flur entlang gehen. "Logan hat schon zugesagt."
Ich nicke und richte meine Bücher in meinen Armen neu aus. Hätte ich gewusst, dass man für zwei AP-Kurse zwei riesige Lehrbücher mit sich herumschleppen muss, hätte ich mich vielleicht dagegen entschieden.
"Welcher Film?"
"Hidden Figures.", antwortet sie, während sie ihre Kameratasche von der einen Schulter zur anderen wechselt. "Wenn ich meine Hausaufgaben alle am Samstag erledigte, habe ich am Sonntag frei. Nachdem ich Golf fotografiert habe, versteht sich. Ich muss bei dem Turnier über vier verschiedene Leute berichten."
"Worum ging es in dem Film noch mal?", frage ich und schaue zu ihr hinüber.
"Die NASA-Frauen, mit Octavia Spencer und Sheldon Cooper."
Ich fange an zu strahlen, als ich mich wieder erinnere. "Der Film! Ja, den sollten wir uns unbedingt ansehen!"
Nennt mich einfach, aber ich liebe The Big Bang Theory. Was gibt es da nicht zu lieben? Es ist eine der seltenen Serien, in der es keine extrem attraktiven Männer gibt und die dennoch durch ihren reinen Humor überzeugen kann. Sicherlich finden Männer Penny und Bernadette heiß, aber die weiblichen Zuschauer sind mit dem witzigen Humor zufrieden, den jeder Charakter verkörpert.
"Schön, dass du ihn aus historischen Gründen sehen willst...", murmelt Chloe.
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Mein Magen isst sich selbst auf.
Ich hatte ein halbes Pop-Tart zum Frühstück, und das ist nicht annähernd genug, um ein wachsendes Mädchen satt zu machen. Anstatt also auf Chloe oder Logan zu warten, renne ich praktisch in die Mensa.
Am Ende des Flurs sehe ich niemand anderen als Hayden und Cole, die über etwas so laut lachen, dass China sie wahrscheinlich hören konnte. Es ist wirklich nicht fair, dass die beiden von Gott selbst gemeißelte Körper haben und ihr Lachen wie Engelsgesang und Harfenspiel klingt. Es ist fast so, als ob sie perfekt wären.
Fast.
Anstatt zur Seite zu gehen, damit ich meinen Weg fortsetzen kann, rammen mich die besagten grinsenden Clowns fast um. Hayden weicht im letzten Moment aus und hört auf zu lachen, als er nur knapp vermeidet, mich mit seiner großen Statur zu Boden zu stoßen.
"Shit, sorry.", lacht er leise, und dann scheint er zu erkennen, wer ich bin. Er und Cole bleiben stehen und drehen sich zu mir um. "Reagan, richtig?", fragt er und mustert mich von oben bis unten.
"Ich bin seit vier Jahren in deiner Klasse.", kontere ich, ohne es wirklich zu wollen. Diese Bemerkung sollte eigentlich in meinem Kopf bleiben, aber manchmal hatte mein Mund ein eigenes Gehirn.
"Also ... nicht Reagan?", fragt er mit einem dummen Achselzucken.
Ich verdrehe die Augen, "Doch, es ist Reagan. Hunter, richtig?", frage ich und verschränke meine Arme.
Er grinst. "Süß, aber ich weiß, dass du meinen Namen kennst, Cupcake."
Cupcake?
"Schließlich hast du mich und das Mädchen vorhin an meinem Spind beobachtet. Hat dir der Anblick gefallen?", fragt er und legt den Kopf schief, während er mir dabei zusieht, wie ich nach einer Antwort ringe.
Ich spüre, wie mir vor Überraschung der Atem stockt und ich huste eine Antwort heraus. "Ich habe dich und Olivia nicht beobachtet."
Sein Grinsen wird breiter. "Woher wusstest du dann, dass es Olivia war? Ich habe ihren Namen nicht gesagt."
Dumm.
Dumm.
Dumm.
Ich schlucke und zucke mit den Schultern. "Sowas spricht sich herum.", erwidere ich, während ich weggehe.
"Wenn du der Nächste sein willst, musst du nur fragen!", ruft er mir nach, und ich höre, wie er mit Cole lacht, als ich nicht antworte.
Jep. Ich kann ihn immer noch nicht leiden.
"Warum das lange Gesicht?", fragt Chloe, als ich mich neben sie in den Gemeinschaftsraum setze. "Hörst du, diesmal habe ich es richtig benutzt."
Ich lasse meinen Rucksack neben mir auf den Boden fallen und ziehe meine Brotdose heraus. "Ich bin gerade in Hayden hineingerannt. Wortwörtlich"
Chloe verschluckt sich an ihrer Karotte und ihre Augenbrauen schießen in die Höhe. Sie versucht zu sprechen, aber stattdessen fängt sie nur an zu husten, weil ihr die Karottenstücke im Hals stecken.
"Chloe, du solltest besser lernen, wie man eine Karotte schluckt, wenn du jemals vorhast einen Sch-", beginnt Logan, als er sich hinsetzt, aber ich werfe einen meiner Chips nach ihm, um ihn zum Schweigen zu bringen, bevor er ausreden kann.
"Danke, Reagan.", zwitschert Chloe und nimmt einen Schluck Wasser, um ihren Hustenanfall zu beruhigen.
Ich lächle. "Kein Problem, Chloe."
"Hey, ich habe ein Gratis-Chip bekommen, also ist es ein Gewinn für mich.", erwidert Logan mit einem glückseligen Lächeln und wirft den Chip in das schwarze Loch, das er Mund nennt.
"Warum hast du dich noch mal mit Hayden getroffen?", fragt Chloe, und Logans Augen weiten sich.
"Du hast dich mit Hayden getroffen?"
"Ich habe ihn nicht getroffen, ich bin in ihn hineingelaufen. Und ist ja nicht so, als hätte ich es absichtlich gemacht.", grunze ich. "Er hat nicht darauf geachtet, wo er hinläuft und wäre fast in mich hineingerannt. Dann hat er mir erzählt, dass er gesehen hat, wie ich ihn und Olivia vorhin beobachtet habe.", knurre ich und beiße wütend in mein Sandwich.
Wenigstens komme ich jetzt dazu, zu essen.
"Nun, du hast sie beobachtet. Und das nicht gerade diskret.", kommentierte Chloe mit einem unsympathischen Achselzucken.
Logan wirft seine M&Ms in die Luft und versucht, sie mit dem Mund zu fangen, während Chloe und ich uns unterhalten. Die Hälfte davon landet jedoch auf dem Boden.
"Ich weiß. Ich habe mich schon den ganzen Tag darüber geärgert."
"Hey, ich hätte sie auch beobachtet. Ich mag Hayden zwar auch nicht sonderlich, aber Reagan, er ist so verdammt heiß.", jammert sie, was mich zum Kichern bringt.
"Danke.", sagt Logan plötzlich und lächelt uns an.
Ich schaue ihn verwirrt an. "Du weißt, dass sie Haydens Namen gesagt hat, oder? Nicht deinen?"
"Äh, klar, Reagan.", erwidert er spottend, bevor er sich wieder seinen M&Ms widmet, die er praktisch verschwendet, da er alles andere als gut fängt.
Chloe rollt mit den Augen und bietet mir eine ihrer Karotten an, aber ich würge und schiebe sie von mir weg. Es ist nicht so, dass ich kein gesundes Essen mag, aber im Moment würde ich lieber bei meinem Sandwich bleiben.
Versteht mich nicht falsch, ich liebe Gemüse und Obst. Ich kann nicht zu lange ungesund essen, ohne dass mir schlecht wird und ich mindestens ein Stück Brokkoli essen muss, um mich besser zu fühlen. Aber ich bin auch nicht gerade ein Aushängeschild für gesunde Ernährung, und ich neige genauso zu Fressattacken wie jedes andere Mädchen auch.
"Und, wie war der Liebesbrief von gestern?", fragt Chloe und wechselt von ihren Karotten zu ihren Chips und ihrer Salsa.
Ich beiße mir auf die Lippe, um mein schüchternes Lächeln zu verbergen. "Er war gut."
"Gut? Das ist alles, was ich bekomme?", schmollt sie.
"Was willst du noch?", frage ich und beende mein Sandwich mit einem Grinsen.
"Sag uns, was drin stand.", fordert Logan und mischt sich wieder in unser Gespräch ein.
"Ja, was stand drin?", fragt Chloe und kaut auf einem Chip herum. Die Salsa rutscht herunter und landet auf dem Tisch, und ich muss lachen, als sie finster auf den Soßenklecks starrt. "Natürlich.", murmelt sie und wischt ihn mit ihrer Serviette weg.
"Er hat davon gesprochen, wie sehr er sich nach mir sehnt. Irgendetwas darüber, wie unschuldig sein Verlangen sei.", erkläre ich und zupfe an meiner eigenen Serviette. "Wie sehr er sich danach sehnt, in meinem Gedanken zu sein, und verdammt süßes Zeug wie das."
Sie grinsen mich beide an. "Oh, kleine RayRay!", sagt Logan und zieht mich an sich, damit er mich noch einmal knuddeln kann.
"Logan!", stöhne ich, schiebe ihn von mir weg und richte mein Haar.
"Glaubst du, du wirst bald herausfinden, wer dieser geheimnisvolle Kerl ist?", fragt Chloe.
Ich runzle die Stirn, bevor ich antworte: "Wahrscheinlich nicht."
Das Thema wechselnd, frage ich Chloe nach ihrem Liebesleben. "Egal, wie läuft es denn bei dir?"
"Warte, warum fragst du mich nicht?", schmollt Logan.
"Weil du gestern fast sämtliche intimen Details ausgeplaudert hättest, die ich definitiv nicht hören will.", antworte ich und beziehe mich auf seine Rede darüber, wie oft er und Vicky ... nun ja.
Er zuckt mit den Schultern. "Na gut. Nur zu, Chloe."
Chloe schüttelt den Kopf und schaut auf ihr Essen hinunter. "Da läuft nichts."
Wie aufs Stichwort reißen ihre Augen beim Klang von lautem, viel zu perfektem Lachen auf und ich folge ihrem Blick zum Eingang der Gemeinschaftsräume. Hayden und Cole kommen zurück, immer noch lachend wie vorhin.
Als ich zu Chloe zurückblicke und den fernen Blick in ihren Augen sehe, stoße ich einen kleinen Seufzer aus. Ich habe vielleicht mit niemandem an dieser Schule eine denkwürdige Vergangenheit, aber Chloe schon.
Als Chloe jünger war, waren sie und Cole Knight beste Freunde. Sie standen sich in der Vorschule, in der Grundschule und bis zur achten Klasse so nahe wie zwei Freunde nur sein konnten.
Cole wohnte hinter Chloe, und sie bauten ihren eigenen geheimen Weg zum Haus des anderen. Es verging kein Tag, an dem sie nicht zusammen waren; ob im Schwimmbad, im Park, auf ihrem Trampolin oder einfach in seiner Einfahrt sitzend, sie waren zusammen.
Sie teilten sich jede Klasse, bis sie in die Mittelstufe kamen, und mit der Mittelstufe kamen auch ihre Hormone.
Sie entwickelten Gefühle füreinander, aber gerade als sie beschlossen, diese Gefühle auszuleben, wurde bei Coles Mutter Krebs diagnostiziert, und sie starb zwei Monate später. Er wurde distanziert und verfiel in ein Loch.
Er war nicht mehr der lustige und fürsorgliche Junge, den Chloe liebgewonnen hatte, aber sie wollte nichts mehr, als ihm zu helfen. Jedoch ließ Cole sie fallen. Er hörte auf, mit ihr abzuhängen, ignorierte sie in der Schule und blieb für sich.
Chloe hatte seither nicht mehr mit ihm geredet, aber ich weiß, dass ihre Gefühle für ihn noch nicht erloschen waren. Er ist ihre erste Liebe, wie sie erklärte.
Die erste Liebe verschwindet nicht einfach.
Auch Logan bemerkt ihren distanzierten Blick, runzelt die Stirn und versucht auf seine natürliche Art, sie aufzumuntern. "Chloe, wenn du wirklich etwas Action willst, kann ich Vick fragen, was sie von einem Dreier -"
"Logan.", warnt sie, und er verstummt sofort, lächelte aber dabei.
Ich fange an zu lachen und Chloe stimmte mit ein und schüttelt den Kopf darüber, wie albern er doch war. Ich sehe, wie sich ein triumphierendes Lächeln auf Logans Gesicht ausbreitet, als mir klar wird, dass er es geschafft hatte, sie von Cole abzulenken, und gebe ihm unter dem Tisch ein High Five.
Nach dem Mittagessen machten wir uns alle auf zu unseren Klassen und ich schleppte mich zu Mathe. Es war langweilig, wie immer, und als es zu Ende war, brachte ich irgendwie gerade genug Kraft, um mich den ganzen Weg nach oben zu Englisch zu schleppen, meiner letzten Stunde des Tages.
"Guten Tag, Reagan.", begrüßte mich Mrs. Hughes, als ich durch die Tür kam.
Ich erzwinge ein Lächeln und setze mich auf meinen normalen Platz im hinteren Teil der Klasse. Wir hatten hier zugewiesene Plätze, also bin ich kein Faulpelz, der es vorzieht sich nach ganz hinten im Zimmer zu setzen. Ich wurde dazu bestimmt, dort zu sitzen.
"Hey, Reagan." Ein freundliches Gesicht grüßt mich, seine hellbraunen Augen lächeln mich an.
Ich lächle zurück, während ich mich setze.
"Hey Noah.", grinse ich und hole mein Buch aus dem Rucksack.
Noah Stone. Er ist mit fast jedem an dieser Schule befreundet und einer der nettesten Jungs, die ich je getroffen habe. Ganz zu schweigen davon, dass er ein absolut süßer Kerl ist. Er hat hellbraunes Haar, das aussieht, als wäre es einmal blond gewesen, aber im Laufe der Jahre dunkler geworden, auffallend braune Augen und eine gut gebaute Kieferpartie, die ein umwerfendes, immer freundliches Lächeln aufrechterhält.
"Wie war dein Tag? Du siehst ziemlich erschöpft aus.", lachte er leise und holt sein eigenes Buch heraus.
Ich seufze und schüttele kichernd den Kopf. "Du hast ja keine Ahnung. Mathe war mörderisch."
Er nickt und versteht plötzlich meine Augenringe. "Ah, ich verstehe. Diese Algebra Funktionen haben mir auch ganz schön zugesetzt."
Und noch etwas über Noah - er flucht nicht. Er ist ein guter christlicher Junge, der in einer Oberschichtfamilie in einer sehr netten Gegend aufgewachsen ist. Er wird von den meisten Lehrern geliebt und hat nur sehr wenige Feinde, wenn er überhaupt welche hat.
Er scheint nicht wirklich eine bestimmte Freundesgruppe zu haben, denn er ist ehrlich gesagt mit fast allen befreundet oder zumindest freundlich zu allen.
Ich war schon immer ein wenig in Noah verknallt, und dieses Jahr sind wir ziemlich gute Freunde geworden. Ich würde mich nicht als einen seiner engsten Freunde bezeichnen, aber wir reden genauso viel wie er mit jedem anderen.
"Hast du das Buch gelesen?", fragt er und sieht mit einem strahlenden Lächeln zu mir herüber.
Ich seufze und blicke auf mein Buch hinunter. Der große Gatsby.
"Ich habe ungefähr die Hälfte davon gelesen."
Er gluckst leise. "Geht mir genauso. Ich konnte mich nicht hineinversetzen, weißt du?"
"Oh, glaub mir, ich auch nicht.", sage ich kopfschüttelnd, während ich durch die Seiten blättere. "Ich verstehe, warum es ein Klassiker ist, aber es ist einfach nichts für mich."
Mrs. Hughes beginnt den Unterricht, bevor Noah mir hätte antworten können, und ich muss ihrer monotonen Stimme für den Rest der Stunde zuhören.
Meine Gedanken wandern hinüber zu dem hübschen Jungen neben mir und ich frage mich, mit wie vielen Leuten er so befreundet ist. Natürlich hebe ich mich nicht von all den anderen Mädchen ab, mit denen er befreundet ist, aber sich in einen Kerl zu verlieben, mit dem so viele Mädchen befreundet sind ... das nervt irgendwie.
Ich denke zu viel über alles nach, was bedeutet, dass ich mich immer frage, welche Beziehung er zu jedem anderen Mädchen hat, mit dem er spricht. Und das sind eine Menge. Also frage ich mich, was macht mich anders? Ich komme immer zu demselben Schluss - nichts.
Wahrscheinlich will er nur nett sein, indem er unsere Gespräche fortsetzt. In einem Moment denke ich, dass er und ich ziemlich gute Freunde sind, und im nächsten merke ich, dass er sich mir gegenüber genauso verhält wie gegenüber jedem anderen Mädchen.
Am Ende der Stunde überrascht uns Mrs. Hughes mit der Eröffnung eines Projekts.
"Dies ist ein einfaches Projekt, das nur ein paar Unterrichtsstunden in Anspruch nehmen wird. Ich möchte nur, dass ihr analysiert, was ihr aus The Great Gatsby mitgenommen habt. Schreibt mit eurem Partner einen Aufsatz und erstellt eine Präsentation, in der ihr eure Ansichten darlegt. Das wird in etwa zwei Wochen fällig sein.", erklärt sie mit ihrer alten und nasalen Stimme, und die Klasse stöhnt auf.
"Oh, und ja, ihr dürft euch euren Partner aussuchen.", fügt sie hinzu.
Im Nu gleicht die Klasse einem tobenden Dschungel, weil alle durch den Raum schreien, um ihre Partner zu finden. Ich seufze und schaue mich um, in der Hoffnung, jemanden zu finden, bevor nur noch Frankie und ich übrigbleiben. Framke, der furchterregendste, mit Drogen handelnde, gegen Gangs kämpfende und nachsitzen wollende Typ der Schule.
Noah wendet sich völlig ruhig zu mir um, und besitzt scheinbar ein Schutzschild gegen das Chaos um uns herum. Er lächelt mich an. "Partner?"
Ich beiße mir auf die Lippe und lächle ihn an. "Partner."
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