Kapitel 20
Ich sah Harry schon von außen auf der kurzen Treppe liegen, weswegen ich mich umso mehr beeilte, zu ihm zu kommen. "Hey, alles klar? Kannst du aufstehen?" Fragte ich als ich noch drei Schritte entfernt war. Seine Tränen waren mittlerweile getrocknet doch er sah immer noch recht mitgenommen aus. "Ich glaube nicht. Hilfst du mir?" Ohne eine Antwort zu geben, stützte ich ihn unter den Armen und half ihm aufzustehen.
Vor Schmerz zischte er auf als er versuchte aufzutreten. "Ich glaube es ist besser, wenn wir sofort ins Krankenhaus fahren. Dein Knöchel ist wahnsinnig geschwollen und vielleicht ist es auch gar nicht so schlimm aber das sollte sich definitiv jemand ansehen", sagte ich, als er einigermaßen gerade stand. Leicht nickte er. "Okay du setzt dich jetzt auf den Stuhl und ich hole deine Jacke und deine Krankenversichertenkarte. Du musst mir nur sagen wo die ist." Gequält stützte er seinen Kopf auf seiner Hand ab und er tat mir gerade wirklich leid.
"Mein Geldbeutel ist in der ersten Schublade in der Kommode im Flur. An der Garderobe hängen ein paar Jacken. Bring einfach irgendeine mit." Sofort machte ich mich auf den Weg und wurde schnell fündig. Natürlich war sein Portmonnaie von Gucci. Was hatte ich auch anderes erwartet? Seine Kleiderhaken hingen voll mit Jacken, weshalb ich etwas suchen musste. Da ich mir sicher war, dass ihm sein Aussehen auch in dieser Situation wichtig war, konnte ich ihm nicht einfach eine karierte Jacke mitbringen. Aus diesem Grund rief ich mir kurz sein heutiges Outfit in den Sinn, was aus einer dunkelblauen Jeans und einem blaugestreiften, rotem Oberteil bestand und nahm anschließend eine Jeansjacke, die unten weiße und blaue Streifen hatte.
Wieder im Esszimmer angekommen, nahm er die Jacke dankend entgegen. "Ich denke, es wäre besser, wenn wir durch die Haustür gehen weil auf der Terrasse ja Stufen sind und ich mir ziemlich sicher bin, dass du die jetzt nicht unbedingt laufen willst", schlug ich vor. Der Sänger nickte mir zu, was ich als Bestätigung auffasste und deswegen die Terrassentür schloss.
Es dauerte mit Sicherheit zehn Minuten bis ich Harry in mein Auto bugsiert hatte. Wir mussten recht offen stehen bleiben weil ihm die Kraft fehlte. Meine Frage, ob der Sänger Krücken im Haus hat, verneinte er, was die Sache deutlich erschwerte. "Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Aber ich bin wirklich dankbar, dass du mir geholfen hast." Das waren seine ersten Worte als wir losgefahren sind. Lächelnd blickte ich zu ihm rüber und schüttelte den Kopf. "Das ist doch selbstverständlich. Du warst doch auch die ganze Zeit für mich da und jetzt kann ich mich endlich mal revanchieren."
Darauf sagte er nichts mehr, sondern erwiderte einfach mein Lächeln. Die ganze Fahrt über spürte ich Harrys Blick auf mir, was mich echt nervös machte. Irgendwann schaltete ich dann das Radio an, weil die Stille kaum auszuhalten war. Ich reagierte mit einem Grinsen als ich bemerkte, welches Lied sie spielten. Intuitiv drehte ich die Lautstärke auf, weswegen Harry schmunzelte. "Was denn? Es ist mein Lieblingslied von ihm", rechtfertigte ich mich. "Ich mag es auch sehr gerne. Niall und du seid also beide ein Fan von Lewis?" Fragte er immer noch grinsend. Ich war sehr erfreut über dieses Gespräch, da es ihn scheinbar von seinen Schmerzen ablenkte.
"Ja allerdings. Ich durfte mir sein Album rauf und runter anhören, wenn ich mit ihm unterwegs war und als ich mich wirklich auf die Musik und die Lyrics eingelassen habe und konzentriert zugehört habe, fand ich Gefallen an der ganzen Sache", erklärte ich. "Und Before you go wird immer mein Lieblingslied von ihm sein." Er hakte nicht nach, wieso das so ist, sondern nahm es einfach hin, was mir viel bedeutete. Ich könnte ihm in diesem Augenblick, wo es sich doch um ihn drehte, nicht erklären was Sache war.
Nach etwas weniger als einer halben Stunde erreichten wir, dank des guten Verkehrs, früher als erwartet das St. Thomas Hospital. Ich fand glücklicherweise einen Parkplatz, der recht nah am Eingang der Notaufnahme ist. Schnell war ich um mein Auto herumgegangen und half dem Sänger aufzustehen. Gemeinsam bahnten wir uns den Weg zum Tresen. Die junge Dame dahinter sah uns interessiert an. Entweder hatte sie nicht mehr damit gerechnet, dass heute Nacht etwas passieren würde oder aber sie war begeistert davon, dass Harry Styles gerade vor ihr stand.
"Hallo. Ich bin vor etwa einer Stunde bei mir zu Hause umgeknickt. Kann sich das bitte ein Arzt anschauen?" Harry blickte die Frau vor uns, die ihn mit ihren Blicken am liebsten ausziehen würde, desinteressiert an und wartete geduldig darauf, dass sie etwas sagte. "Natürlich Mr. Styles. Ich bräuchte nur einmal Ihre Krankenkarte und dann müssten sie noch dieses Schreiben ausfüllen", antwortete sie mit einer überraschend tiefen Stimme, die so gar nicht zu ihr passte. Der Sänger sah kurz zu mir und sagte bittend: "Würdest du die Karte aus meinem Geldbeutel holen bitte?"
Lächelnd nickte ich ihm zu und zog dieses monströses etwas aus der Tasche meines Hoodies, nahmdie Karte raus und überreichte sie der Krankenschwester, die mich mit ihren Blicken wohl gerne erdolchen würde. Harry steht amüsiert neben mir, stützt sich mit seinen Händen am Tresen ab und gibt sich größte Mühe nicht zu lachen. Auch ich fand die ganze Situation recht lustig, da Sara, was ihr Namenschild verriet, offensichtlich denkt, sie könnte den Promi beeindrucken, in dem sie sich durch ihre blonden Locken fährt. Dass Harry jedoch nur Augen für mich hatte und hoffte, dass er sich schnell setzen konnte, bemerkte sie gar nicht und endlich übergab sie mir das Blatt Papier, dass Harry ausfüllen muss.
"Könnten sie ihm eventuell ein paar Krücken besorgen? Wie sie sehen kann er nicht laufen." Bissiger als beabsichtigt kamen diese Wörter aus meinem Mund, weshalb mich beide extrem verwirrt ansahen. Mit einem Murren verschwand Sara und ließ uns alleine. "Alles okay?" Fragte Harry, weshalb ich seufzte. "Sorry. Ich meine, klar, sie ist dein Fan und alles aber hast du nicht gesehen, dass sie sich voll an dich rangemacht hat? Du bist verletzt und kannst kaum stehen und der fällt nichts besseres ein, als dich anzugaffen. Das hat mich echt angekotzt. Wenn du willst, entschuldige ich mich und sage, dass ich einfach müde bin oder so."
Ich weiß nicht, wieso das alles aus mir herausgesprudelt ist aber es ist mir bewusst, dass es die Wahrheit ist. "Ich habe es nicht gemerkt, weil es mir einfach egal ist. Hast du nicht gesehen, dass ich die ganze Zeit nur dich angeschaut habe?" Er sah mich mit dem ehrlichsten Lächeln an, dass ich je gesehen hatte. Ich konnte nichts sagen, weil ich so gerührt war. Klar konnte es sein, dass ich etwas falsches hineininterpretierte aber das Kribbeln in meinem Bauch verstärkte sich gerade. Immer noch sprachlos merkte ich gar nicht, wie mir der Musiker das Blatt aus der Hand nahm und es innerhalb weniger Minuten ausgefüllt hatte.
Dank der Krücken, die uns die Krankenschwester gebracht hatte, konnte sich Harry nun deutlich schneller fortbewegen und so nahmen wir schweigend im Wartezimmer platz. "Wie ist das eigentlich passiert?" Fragte ich als mir auffiel, dass ich ja nur wusste, dass der Sänger umgeknickt ist. "Ich habe Grey's Anatomy geschaut und bin dann wohl eingeschlafen. Gegen eins bin ich aufgewacht und war total müde. Ich habe dann meinen Teller und mein Glas vom Abendessen in die Küche geräumt und als ich dann gemerkt habe, dass die Terrassentür offen ist, bin ich mit wahnsinnig schlaftrunken die Treppen runter gegangen und dann umgeknickt", erzählte er.
"Mr. Styles" erklang eine männliche Stimme, die uns aufblicken ließ. "Ich bin Mr. Williams und Ihr behandelnder Arzt. Wenn Sie mir bitte in den Behandlungsraum folgen würden." Ein kurzer Blick zu Harry zeigt mir, dass er mich ebenfalls ansieht und mich still darum bittet, mit ihm zu kommen.
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Tja, das ist wohl ziemlich blöd gelaufen und einen eifersüchtigen Louis hat Harry auch noch an der Backe. Doch ihn scheint das nicht zu stören, sondern er findet es sogar ganz süß.
Meine Verletzung vor ein paar Monaten ist zwar nicht genau so passiert aber umgeknickt bin ich trotzdem. Und auch die Sache mit der Eifersucht habe ich mit Louis gemeinsam. Ich bin so wahnsinnig eifersüchtig, das ist kaum auszuhalten.
Ich wünsche euch einen schönen Feiertag und hoffe, dass es euch gut geht.
all the love
hx
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