Kapitel 17
Die starrenden Blicke der fremden Leute machten mich nervös und ich versuchte zu lächeln. "Hi, ich bin Louis", stellte ich mich Harrys Band vor. Die vier Fremden lächelten mich an und stellten sich dann ebenfalls vor. "Hi, ich bin Mitch. Ich spiele Gitarre in der Band." Mitch hatte einen wahnsinnig festen Händedruck und überrascht erwiderte ich ihn. "Hey ich bin Sarah, Mitch's Frau und ich spiele Schlagzeug." Eine Umarmung umrahmte Sarahs Worte und zögerlich legte auch ich meine Arme um die dunkelhaarige Frau. "Ich bin Adam, der Bassist." Freundlich schüttelte ich ihm die Hand, bevor noch eine Frau auf mich zukam. "Hey ich bin Charlotte. Ich spiele Klavier." Auch sie umarmte mich und endlich waren wir mit dieser peinlichen Vorstellungsrunde fertig.
"Wollen wir essen? Ich habe alles für Wraps vorbereitet", durchbrach Harry die unangenehme Stille. "Total gerne. Ich bin am Verhungern" stimmte mein bester Freund zu. Grinsend schüttelte ich den Kopf, denn es war eine Seltenheit, wenn er mal keinen Hunger hatte. Sein Beruf - Koch - passte also wirklich gut zu ihm. Natürlich weiß ich, dass man da nicht selbst zum Essen kommt aber trotzdem kann er immer etwas essen. Das einzige, was er mehr liebt als essen und Golf spielen, ist kochen.
Etwas verloren stand ich im Esszimmer und wollte warten, bis sich fast alle hingesetzt haben, damit ich nicht im Weg war. Generell fühlte ich mich ein wenig fehl am Platz. Alle kannten sich und lachten miteinander und ich war der "Neue", der noch nie hier war. Vielleicht war das auch ein Grund, wieso ich Harry nie kennenlernen wollte, obwohl Niall der festen Überzeugung war, dass wir uns super verstehen würden.
Damit ich nicht länger einfach nur rumstand, ging ich zu dem Sänger in die Küche und fragte ihn, ob ich etwas helfen könne. "Danke aber ich komme eigentlich klar. Du kannst aber wenn du willst ein paar Flaschen mit runter nehmen, ich komme dann gleich mit dem Rest nach." Lächelnd befreite er eine Weinflasche von ihrem Korken und nickend griff ich mir eine Wasser- und eine Saftflasche, die ich auf den hinteren Teil des Esstisches stellte. Danach nahm ich neben meinem besten Freund Platz und nahm an, dass Harry sich dann neben mich an das Kopfende setzten würde.
Diese Vermutung bestätigte sich, als er uns den Weißwein einschenkte und sich dann grinsend auf den Stuhl neben mich fallen ließ. "Greift bitte zu und haltet euch nicht zurück. Es ist von allem noch genügend da. Charlotte ich habe auch vegetarisches Fleisch für dich, wenn du willst. Zur Not ist im Kühlschrank auch noch Tofu glaube ich." Lachend schüttelte sie den Kopf und winkte ab. "Danke, aber du hättest wegen mir nicht so einen Aufriss machen müssen. Ich lasse einfach das Fleisch weg und gut ist."
"Also bist du Vegetarierin?" Fragte ich meinen Gegenüber, während wir uns den ersten Wrap vorbereiteten. Lächelnd nickte sie und sagte etwas stolz: "Ja. Ich habe mich vor ungefähr neun Jahren dazu entschlossen, ohne Fleisch zu leben. Ab und zu versuche ich es auch Vegan aber auf Dauer ist das nichts für mich." Verstehend nickte ich. Ich esse zwar auch öfter ohne Fleisch aber ich glaube so ganz darauf verzichten könnte ich dann trotzdem nicht.
Eine Weile aßen wir still und lachten immer mal wieder, wenn es jemand nicht schaffte, seinen Wrap richtig zu falten. "Erzähl mal was über dich, Louis" forderte mich Adam irgendwann auf. Beinahe verschluckte ich mich an einem Salatblatt, da mich seine tiefe Stimme etwas erschrak. "Okay ähm also ich bin 27 und arbeite als Lehrer in der Westminster School. Ähm was wollt ihr denn noch so wissen."
Ich weiß nicht, wieso ich nervös war. Vielleicht war ich es, weil es fremde Menschen waren oder aber weil es Harrys Freunde waren. Irgendwo in mir, war klar, dass es wegen Harry sein musste, denn normalerweise fällt es mir nicht sehr schwer, mich mit neuen Leuten zu unterhalten. "Ah das ist cool. Hätte ich mich nicht für die Musik entschieden, wäre ich wahrscheinlich Lehrerin geworden. Kennst du Harry eigentlich schon länger? Ich meine weil wir dich bisher noch nicht kennengelernt haben."
Das war so ein Thema, das ich niemals von alleine angesprochen hätte. Ich habe mich oft davor gedrückt, den besten Freund meines besten Freundes kennenzulernen, da ich einfach keine Lust auf ihn hatte. Niall wollte mich schon so oft dazu überreden, ihn zu treffen, doch ich wollte einfach nicht. "Ich denke, dass es sich einfach nicht ergeben hat." Dass Harry für mich antwortet, hatte ich nicht erwartet aber war mehr als froh darüber. Es mag sein, dass ich mir das nur einbildete, aber ich hatte das Gefühl, dass in seiner Stimme etwas Reizbarkeit lag. Auch seine Körpersprache wies darauf hin und glücklicherweise stellte Sarah keine weiteren Fragen mehr zu der Freundschaft zwischen Harry und mir.
Nach circa einer dreiviertel Stunde fanden wir uns wieder im Wohnzimmer ein und Harry holte gerade ein paar Spiele aus dem Regal. "Was haltet ihr von Tabu" schlug unser Gastgeber vor. "Ich mache den Spielleiter, ja?" Fragte Mitch. Er war den ganzen Abend schon sehr ruhig und ich denke, dass er es nicht wirklich mag, zu reden. Wir alle waren einverstanden und teilten uns in zweier Teams auf. Harry und ich traten gegen Niall und Charlotte und gegen Adam und Sarah an.
Wir fingen an und ich musste Harry zuerst den Begriff Photosynthese erklären. "Okay also Bäume entwickeln auf ihren Blättern etwas." - "Photosynthese!" Rief er aus. Grinsend nickte ich und zog die nächste Karte. Dieser Begriff war wieder sehr einfach und durch die simple Frage: "Was bin ich von Beruf?" kamen wir zum zweiten Punkt. Insgesamt sammelten wir in der ersten Runde vier Karten und grinsend klatschen Harry und ich ab.
Niall musste Charlotte die Wörter aufmalen und dank Nialls nicht vorhandenen Zeichenkünste, endete das ziemlich lustig. Sarah hampelte vor uns rum und versuchte Adam mit Hilfe von Pantomime zu erklären, dass sie die Sonne ist.
In einer kurzen Pause nach der fünften Runde, bat mich Harry, ihm kurz in der Küche zu helfen. Gerne kam ich dieser Bitte nach und folgte ihm grinsend. "Ich wollte ein paar Snacks, Gläser und ein bisschen Alkohol holen. Hilfst du mir beim Tragen?" Fragte er lächelnd. Wir hatten in der Zeit schon zwei Weinflaschen leer gemacht und langsam merkte ich, wie mir der Alkohol zu Kopf stieg. Immer noch grinsend nickte ich und stellte mich dicht neben ihn, um ihm beim Anrichten zuzusehen. Gerade befüllte er kleine Schüsseln mit Chips, Erdnüssen und M&M's. Aus dem Kühlschrank holte er Zitronen und eine Tequilaflasche und aus einem der Hängeschränke sieben frische Gläser. Das stellte er auf ein Tablett, griff nach dem Salzstreuer neben ihm, stellte er neben die Gläser und drückte mir das Tablett anschließend in die Hand. Dabei streiften sich meine mit seinen und ein leichter Schauer durchfuhr mich.
Schmunzelnd sah er mir in die Augen, da er die Gänsehaut auf meinen Armen wahrscheinlich bemerkte. Fast schon panisch drehte ich ihm den Rücken zu und ging zurück zu den Anderen, mit denen ich mich übrigens gut verstehe. "Für mich nicht, danke" lehnte mein bester Freund ab. Stimmt ja, irgendwie müssen wir wieder nach Hause kommen. "Für mich auch nicht" sagte auch Sarah, mit denen die anderen drei gefahren sind. Nickend nahm ich ihre Worte zu Kenntnis, nahm die Shotgläser wieder mit und brachte den beiden stattdessen normale Gläser und alkoholfreie Getränke aus dem Kühlschrank.
"Gut dann auf einen weiteren, schönen Abend." Harry griff zum Salzstreuer, leckte seine Hand an, gab das Salz dann auf die nasse Stelle und leckte das Salz ab. Dabei sah er mich schon etwas provokant an. Leicht schluckte ich und sah dann auf meine Hände. Dieser Mann sollte mich nicht so fühlen lassen, wir er es tut. Wir kennen uns weder lange noch gut genug, als dass ich überhaupt schon von Gefühlen reden könnte aber irgendwas ist da. Wie wir den Abend über so vertraut miteinander umgegangen sind und miteinander geflirtet haben, ist unheimlich. Wir haben uns benommen, als würden wir uns Jahren kennen und haben uns immer wieder verstohlene Blicke zugeworfen. Durch den Alkohol sind wir immer mutiger geworden und auch nach einigen Shots, ist immer noch eine Steigerung zu sehen. Immer wieder merke ich, dass sein Arm mein Bein berührt und einmal stützte er sich darauf ab. Ich dachte mir nichts dabei, sondern erwiderte den unschuldigen Flirt zwischen uns beiden.
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Die beiden kommen sich also langsam näher. Wie das wohl ausgeht?
Ich habe heute eine Mathearbeit geschrieben und bin so froh, dass es endlich vorbei ist. Ich hoffe ihr hattet einen schönen Tag und wünsche euch ein schönes Wochenende.
all the love
hx
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