Kapitel 15
Harrys Sicht
Das Treffen mit Louis war jetzt zwei Tage her und ich konnte immer noch an nichts anderes denken. Er verfolgte mich in Gedanken wenn ich kochte, Musik machte und duschte. Er war mein letzter Gedanke vor dem Schlafengehen und der erste, wenn ich morgens aufwachte. Das war er allerdings schon vorher.
Ich wollte nicht so oft an ihn denken aber es ging nicht anders. Obwohl wir uns nicht sonderlich gut kannte, fühlte ich mich zu ihm hingezogen, was mir schon beinahe Angst bereitet. Doch mir ging vor allem unser letztes Treffen nicht aus dem Kopf. Wie er fast panisch vor meiner Berührung geflohen ist und anschließend von sich aus auf mich zukam und sich hilfesuchend an mich klammerte.
Außerdem entgingen mir weder seine Augenringe, noch seine roten Augen, die ein Zeichen dafür waren, dass er in den vergangenen Tagen viel geweint hatte. Als Louis nicht auf meine Nachrichten antwortete, begann ich mir wirklich Sorgen zu machen, weshalb ich am Mittwoch einfach vor seiner Tür stand. Dass er damit nicht gerechnet hatte, war mir bewusst, zumahl es selbst ein Blinder erkannt hätte, dass er nicht wirklich begeistert von meiner plötzlichen Anwesenheit war. Trotz dass wir nicht über sein Problem oder was auch immer geredet haben, war ich wirklich stolz auf ihn, da er mich nicht abgewiesen, sondern Hilfe zugelassen hat.
Weiter darüber nachdenken konnte ich allerdings nicht, da der Klingelton meines Handys meinen Gedankengang unterbrach. Bereits am Lied erkannte ich, dass es sich bei dem Anrufer um meinen besten Freund handeln musste. Irgendwann kam er auf die lustige Idee meine Debutsingle als Klingelton einzustellen. Damit verfolgte er das Ziel, dass ich immer schnell das Gespräch annahm, da er weiß, wie sehr ich es verabscheue, meine eigene Stimme zu hören.
"Hey Niall, was gibt's?" Begann ich das Gespräch, während ich nebenbei Zutaten für Spaghetti Carbonara auf die Arbeitsfläche stellte. "Darf ich nicht einfach meinen Lieblingssuperstar anrufen?" Stellte er die Gegenfrage. Es war wirklich immer das gleiche mit ihm. "Ne Spaß beiseite. Ich hab frei und wollte fragen, ob ich vorbeikommen kann. Bekka ist mit Freunden weg und ich dachte, ich besuche dich mal wieder." Schmunzelnd starrte ich auf den Topf, den ich während Niall redete mit Wasser füllte. "Langsam kommt es mir suspekt vor, dass du dich immer anmeldest, wenn ich Essen mache. Sicher dass du keine Kamera in meinem Haus platziert hast?"
Sofort fing er laut an zu lachen, was der Grund war, wieso ich mein Handy etwas weiter weg von meinem Ohr hielt. Doch es war die Wahrheit. Immer wenn er anrief um sich anzukündigen oder er einfach spontan vorbei kam, war ich entweder gerade dabei zu kochen oder es war schon fertig. "Gut ich fahr dann jetzt los. Seh zu, dass das Essen bis dahin fertig ist." Ohne eine Verabschiedung legte er auf, was mich nur noch mehr grinsen ließ. Nicht umsonst war er immer noch mein Freund. Wir konnten nicht ohne einander und das war eben schon seit der Schule so.
Tatsächlich stand Niall nach einer halben Stunde vor meiner Haustür und klingelte anstandshalber. Er hatte einen Schlüssel für Notfälle doch benutzte er ihn auch nur im Notfall, was glücklicherweise noch nicht der Fall war. Zur Begrüßung umarmten wir uns wie immer und nachdem er seine weißen Chucks ausgezogen und seine karierte Jacke aufgehangen hatte, folgte er mir in die Küche. "Ich mag dein Outfit" gab ich zu, als wir uns ins Wohnzimmer setzten.
Er trug eine blaue Stoffhose und ein weißes Shirt, was auf den ersten Blick vielleicht langweilig wirken könnte, doch mit seiner Jacke und der Sonnenbrille kombiniert, sah es wirklich gut aus. Wir beide haben unseren Style über die Jahre zum Glück verändert, denn ich könnte mir nicht mehr vorstellen in bunten Hoodies und abgetragenen Turnschuhen herumzulaufen. "Vielen Dank mein Lieber. Ich würde sagen, du hast einen guten Einfluss auf mich" antwortete er mit einer gespielten, übertriebenen Höflichkeit.
Auch das stimmte. Er hat sich einige Tricks was Klamotten angeht, von mir abgeschaut, doch das ist in keinster Weise schlecht. Generell konnte Niall aber alles tragen und hatte es eigentlich gar nicht nötig, dass ich ihm half. Aber er wollte etwas Neues ausprobieren und bat mich deshalb um Hilfe. Auf seine Antwort lächelte ich nur und wir beide aßen schweigend die Pasta, während auf meinem Fernseher irgendein Musiksender lief, der heute ausnahmsweise mal gute Musik spielte.
Erst als wir beide fertig waren, fing Niall eine Unterhaltung an: "Wie läuft deine Pause? Erholst du dich gut?" Fürsorglich wie immer, dachte ich und fing augenblicklich an zu grinsen. "Ja, danke. Ich habe endlich mal wieder Zeit für mich, was ich wirklich gebraucht habe. Ich komme mit meinen neuen Projekten endlich weiter und finde Zeit, mich zu entspannen." Wenn ich auf Tour bin, funktionierte ich meistens nur. Diese ganze Reiserei und die vielen neuen Eindrücke machen mich oft einfach nur fertig, sodass ich zu nichts anderem in der Lage bin als abends die Konzerte zu geben.
Immer wenn ich das jemanden erzähle und anschließend versuche, meinen Standpunkt zu erklären, schaltet die Person ab und will mir einreden, dass ich meinen Beruf ja gar nicht lieben würde und ich mich gefälligst zusammenreißen soll. Doch das stimmte auf keinen Fall. Ich liebe es, auf Tour zu gehen. Aber fast jeden Tag von einem Ort zum anderen zu reisen, abends Energie aufzubringen und dann noch Zeit für sich selbst finden ist wahnsinnig schwer. "Ich weiß was du meinst. Jetzt hast du wahrscheinlich wieder Zeit zum Lesen, für Yoga und fürs Schreiben, oder?"
Sein Interesse schätzte ich wirklich sehr. Ich nickte und erwiderte: "Ja allerdings." Es ist nicht so, dass ich auf Tour nicht schreiben kann, ganz im Gegenteil. Eigentlich habe ich während den Flügen ja genug Zeit. Aber da fehlt mir dann die Motivation un dich bin müde. Deswegen freut es mich so sehr, wieder zu Hause zu sein und meine Ideen endlich nieder zu schreiben.
"Genug zu mir. Wie läuft es bei dir? Wie geht's Rebekka?" Wie erwartet verzogen sich seine Mundwinkel zu einem breiten Grinsen, was mich echt glücklich machte. "Es ist perfekt. Einfach nur perfekt. Das Restaurant läuft super. Unsere Beziehung läuft super. Es könnte nicht besser sein" antwortete er.
In diesem Augenblick wurde mir klar, wie sehr ich mir eine Beziehung wünschte. Die Abende nicht mehr alleine verbringen und endlich nicht mehr alleine einschlafen. Und komischerweise kam mir genau jetzt Louis in den Sinn, was mich etwas schockierte. Mir war klar, dass ich den jungen Mann anziehend fand, doch kannten wir uns noch nicht lang genug. Außerdem hatte ich wirklich verdammte Angst, ihn zu verunsichern.
"Wie geht es Louis eigentlich?" Ohne nachzudenken, schossen diese Wörter aus meinem Mund und augenblicklich bereute ich es. Ich wusste überhaupt nicht, ob mein bester Freund wusste, dass ich mich mit dem Doncaster traf oder er einfach dachte, dass wir uns das eine Mal im Club gesehen hatten.
Die Verwirrung in seinem Gesicht ließ jedoch auf die zweite Möglichkeit schließen. "Wieso Louis? Was soll mit ihm sein?" Ich wusste nicht, ob ich ihm die Wahrheit sagen sollte, da ich mir nicht sicher war, wie Louis reagieren würde, würde er erfahren, dass ich alles ausgeplaudert habe. Da Niall allerdings mein bester Freund war und er es außerdem mitbekommen würde, wenn ich ihn anlog, entschied ich mich dafür, ihm die Wahrheit zu sagen.
"Wir haben uns jetzt schon öfter getroffen. Ich habe ihn, nachdem wir den Club verlassen hatten, angeschrieben und ihn nach einem Treffen gefragt. Also waren wir am Montag darauf Frühstücken und dann war ich am Freitag bei ihm und wir haben gekocht. Am Mittwoch bin ich zu ihm gefahren, weil er nicht auf meine Nachrichten geantwortet und meine Anrufe nicht angenommen hat. Bei dem letzten Treffen wirkte er sehr durch den Wind und ich habe mir einfach Sorgen um ihn gemacht."
Er blickte mich schon fast entsetzt an. "Okay wow. Ich hätte nicht gedacht, dass Louis sich so schnell auf dich einlässt." Es wirkte so, als würde er mit sich selbst reden, anstatt er mit mir sprach. "Magst du ihn? Also du weißt schon. Könntest du dir etwas mit ihm vorstellen?" Diese Frage brachte mich etwas aus dem Konzept, sodass ich nur mit den Schultern zucken konnte.
"Keine Ahnung. Ich weiß doch noch nicht einmal, ob er überhaupt auf Männer steht" redete ich mich raus. Niall lachte jedoch nur amüsiert. "Keine Sorge, Harry. Louis ist schwul. Und das durch und durch."
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Die Freundschaft zwischen den beiden ist wirklich toll.
Ich bin gerade im Nagelstudio, was auch wirklich mal Zeit wurde. Allerdings stehe ich hier richtig verloren rum und werde blöd angestarrt. Ich hasse es :(
Ich hoffe, ihr hattet einen schönen Tag.
all the love
hxx
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