Kapitel 14
Am Mittwoch schaffte ich es wieder, mich aufzuraffen. Nachdem ich erneut eine schlaflose Nacht und einen noch anstrengenderen Tag in der Schule hatte, schaffte ich es am späten Nachmittag, aufzustehen, mich umzuziehen und rauzugehen. Um den Kopf freizubekommen half es mir schon immer, joggen zu gehen. So auch an diesem Tag.
Das Wetter war gut und im Park war recht wenig los. Die Musik, die ich über meine Kopfhörer hörte, war endlich laut genug, um meine Gedanken zum Schweigen zu bringen.
Ich rannte.
Trotz, dass ich in letzter Zeit wenig trainiert hatte, schaffte ich es etwas mehr als eine Stunde im Highbury Fields Park zu verbringen. Völlig verschwitzt und außer Atem kam ich an meiner Wohnung an und fiel fast vor Schreck die Treppe runter, als ich sah wer vor meiner Tür stand.
"Hey da bist du ja. Alles gut bei dir? Du hast nicht auf meine Nachrichten und Anrufe reagiert." Wie Harry so vor meiner Wohnung stand und offensichtlich auf mich wartete könnte man entweder meinen, er sei aus einem Modemagazin oder er hätte absolut keinen Sinn für Mode. Der Sänger trug eine braune Hose, die an den Beinen wahnsinnig weit ausgestellt ist, eine karierte Jacke und darunter ein T-shirt, welches scheinbar aus seiner Merch Kollektion war, da es seinen Namen und sein Albumtitel in einem Herz als Print hatte.
"Ist alles in Ordnung?" Wiederholte er seine Frage erneut. Ich hatte ihn wohl etwas zu lange angestarrt und ihm keine Antwort gegeben. Immer noch sprachlos nickte ich. Mich überraschte es, dass er hier war und mich besuchen wollte, da wir uns ja nicht sonderlich gut kannten. Natürlich hegte ich eine gewisse Sympathie gegenüber dem Musiker doch damit, dass er vor meiner Tür stand, hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.
"Mir ging es in den letzten Tagen nicht gut. Tut mir leid, dass ich dich ohne etwas zu sagen ignoriert habe. Sowas mache ich normalerweise nicht." Verstehend nickte er. Wir standen immer noch vor meiner Wohnungstür und als er plötzlich einen Schritt auf mich zumachte, um mich zu umarmen, zuckte ich vor Schreck zusammen und wäre die Treppe runtergefallen, hätte er mich nicht festgehalten. Er umklammerte mein Handgelenk mit einer Hand und seiner andere hatte er an meinem Rücken platziert.
Schnell zog ich mich hoch und versuchte so viel Abstand zwischen uns zu bringen und zu atmen. "Hey bist du dir wirklich sicher, dass es dir gut geht? Willst du vielleicht darüber reden? Das hilft dir vielleicht." Auf seine Fragen schüttelte ich nur den Kopf, da ich immer noch etwas geschockt war.
War es jetzt schon soweit, dass ich keine Umarmungen mehr zulassen konnte? "Wie gesagt; schlechte Tage. Willst du mit rein kommen? Ich muss zwar unter die Dusche aber das dauert nicht lange. Du hast dich ja ansonsten umsonst durch den Londoner Verkehr gequält." Mein Vorschlag lockerte seinen misstrauischen Blick und so folgte er mir in meine Maisonette Wohnung.
"Was hälst du davon, wenn du duschen gehst, ich in der Zeit Tee mache und wir danach einen Film schauen? Dann kannst du dich eventuell wieder ein bisschen entspannen, wenn die letzten Tage nicht so gut gelaufen sind." Ich könnte bei seiner Untertreibung glatt auflachen, doch er weiß ja nicht was passiert ist, weshalb es wirklich unfair wäre. Aus diesem Grund nickte ich nur dankbar, denn das war ich wirklich.
In den vergangenen Tagen habe ich mich fast gänzlich abgeschottet und bin sogar Eleanor in der Schule aus dem Weg gegangen. Und vielleicht hatte Harry recht. Vielleicht würde es mir gut tun, Gesellschaft zu haben und mich zu entspannen. In der Küche zeigte ich ihm schließlich mein Tee fach und sagte, dass ich gerne einen Yorkshire Tea hätte. Er nickte und schenkte mir ein warmes Lächeln bevor ich mir frische Klamotten holte und dann ins Bad ging.
Als das warme Wasser auf mich prasselte, ließ ich meinen Kopf nach vorne fallen und löste meine angespannte Haltung, die mir bis dahin nicht aufgefallen war. Ich dachte nach. Darüber, ob ich es hätte zulassen sollen, als Harry mich umarmen wollte. Er schien wirklich überfordert, da er keinen blassen Schimmer davon hatte, was mit mir los war. Ich weiß, dass ich es ihm erklären sollte, zumindest ein bisschen. Doch wir kannten uns fast gar nicht und erst recht nicht lang genug, als dass ich mich ihm komplett anvertrauen konnte.
Bevor mich meine Gedanken auffressen konnten, duschte ich fertig und stellte dann das Wasser ab. Als ich aus der Dusche stieg, fröstelte ich erst ein wenig, da ich die Heizung im Badezimmer nicht angestellt hatte und es somit recht kühl für jemanden war, der gerade warm geduscht hatte. Da ich heute nichts weiter vorhatte und mir relativ egal war, in welchem Outfit mich Harry sah, zog ich eine Jogginghose und einen grünen Sweater an. Meine Haare rubbelte ich einem Handtuch kurz trocken und ließ sie dann einfach so.
Entgegen meiner Erwartung, den Sänger in der Küche vorzufinden, sah ich, dass er es sich schon auf meinem Sofa gemütlich gemacht hat. Beinahe vergaß ich, dass er ja schon einmal hier war und sich deswegen so gut auskannte. Auf dem kleinen Tisch vor ihm standen zwei dampfende Tassen gefüllt mit schwarzem Tee.
"Harry?" Der angesprochene hob sofort seinen Kopf und legte sein Handy neben die Tassen. Erwartend sah er mich an und wartete darauf, dass ich weiter sprach. Ich nahm tief Luft, bevor ich fortfuhr. "Kannst- Kannst du mich bitte umarmen?" Es war ein Gedanke, der mir im Bad gekommen war. Ich konnte nicht mein ganzes Leben mit Angstzuständen leben und keine Berührungen mehr zulassen. Kurz sah er verwirrt aus und ich war kurz davor, meine Bitte zurückzunehmen, doch dann stand er ohne Weiteres auf und kam auf mich zu.
Als er vor mir stand und mir in die Augen sah, schlang er seine Arme um meinen Oberkörper und ich meine um seinen Nacken. Er legte seinen Kopf in meine Halsbeuge und hielt mich einfach nur fest. Wir haben uns zwar schon umarmt, doch das war immer nur kurz zur Begrüßung und zur Verabschiedung. Diese Umarmung war anders als sonst. In seinen Armen fühlte ich mich komischerweise total sicher und aufgehoben. Ich spürte seinen warmen Atem an meinem Hals, der mir eine Gänsehaut verursachte und mit diesen Gefühlen kam ich nicht klar. Harry war nicht unattraktiv und dass ich mich in gewisser Weise zu ihm hingezogen fühle, gefällt mir nicht.
Langsam nahm er die Arme von mir und schaute mir wieder in die Augen. Ich bildete mir ein, ein Lächeln hinter dem besorgten Ausdruck auf seinem Gesicht ausmachen zu können. "Danke." Mehr konnte ich nicht sagen. Auch Harry merkte, dass es besser ist, diesen und die letzten Tage nicht anzusprechen, denn er lächelte mich nur an. "Also was ist? Schauen wir einen Film?" Fragte ich ihn leicht neckend. Grinsend nickte er. "Klar, auf was hast du Lust?" Stellte er die Gegenfrage. Mit den Schultern zuckend antwortete ich: "Mir egal. Such du was aus. Ich kann dir aber nur Netflix und alle Harry Potter Teile auf DVD anbieten."
Er grinste schelmisch, weshalb ich ein bisschen Angst bekam. Er wird doch wohl keinen Horrorfilm aussuchen, weil die konnte ich gar nicht ab. "Gut, dann schauen wir jetzt meinen Lieblingsfilm." Harry machte nicht den Eindruck, dass er mir sagen würde, welchen er meinte doch das sah ich dann als er The Notebook auf Netflix anschaltete. "Richtig schön kitschig", schwärmte er. Ich jedoch konnte nur grinsen. Ich glaube ich musste diesen Film schon drei mal mit Lottie schauen, sodass ich abgehärtet war.
Wir schauten schon eine Weile und unser Tee war auch schon leer doch ich spürte immer wieder den Blick des Sängers auf mir. Über uns beiden hatte ich eine graue Kuscheldecke ausgebreitet und mir war durch den Film nun wirklich nach kuscheln. Also sprang ich über meinen Schatten, beugte mich leicht nach rechts und lehnte mich bei Harry an. Mein Herz machte einen leichten Hüpfer, als ich spürte, dass der Musiker seinen Arm um mich gelegt hatte und mich sachte zu sich zog.
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Romantische Stimmung bei den beiden und Louis scheint es ein wenig besser zu gehen.
Dank Harry habe ich "The Notebook" geschaut und ich liebe diesen Film so sehr.
all the love
hx
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