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10 | August 2019 (1)

Adrenalin flutete seinen Körper, als die Räder des geliehenen Bikes vom Boden abhoben und er über die dicken Wurzeln unter ihm flog. Dreck klatschte ihm ins Gesicht als er landete, er achtete nicht darauf, selbst als sich etwas Waldboden in seinem Mund verteilte, zu beschäftigt war er damit, den Lenker gerade zu halten.

Christian hatte ihn über die letzten Wochen immer mehr mit seinem Hobby infiziert, dass Michael nun, hinter ihm, einen schmalen Pfad in den österreichischen Alpen hinabjagte.

„Shit", fluchte er und trat auf einem Flachstück einige Male kräftig in die Pedale. Er konnte immer noch nicht mit Christian mithalten, der sich lässig in die nächste Kurve legte und an Vorsprung gewann. Sein einziger Trost war, dass Laura ebenfalls mit der Strecke kämpfte und er, bei den schlimmsten Unebenheiten, ihr Schimpfen deutlich hören konnte.

Trotzdem liebte er es, seinen Mann dabei zu beobachten, wie er in diesem Sport aufging und es sich nicht nehmen ließ, bei jeder Gelegenheit, jeder Kuppe, über die sie sprangen, einen kleinen Trick auszuführen. Für ihn hatte Christian sich dazu herabgelassen die Anfängerstrecken zu fahren, die er mit einer Sicherheit meisterte, die Michael die Sprache verschlug. Es machte ihm fast mehr Spaß, Christian zu beobachten, als selbst zu fahren.

Jetzt war er allerdings mit halsbrecherischer Geschwindigkeit im Berghang unterwegs und konnte es sich nicht leisten, seinen Schwärmereien nachzuhängen. Der Natur Trail forderte ihn mit wechselnden Untergründen und Felsbrocken, über die Christian scheinbar zu schweben schien. Obwohl das Bike, das Christian für ihn ausgeliehen hatte, über hervorragende Stoßdämpfer verfügte, merkte er schon jetzt die ungewohnte Belastung der ständigen Schläge in seinen Schultern, die mit zunehmendem Brennen protestierten. Schlitternd durchquerte er die nächste Kurve, nur um gleich darauf quer über die flach geschliffenen Steine eines Bachbetts seinen Weg zu suchen. Wasser spritzte auf seinen erhitzten Körper, gönnte seinem vor Anstrengung glühenden Muskeln, eine kurze Erleichterung.

Ächzend beschloss er die nächste Gondelfahrt auszusetzen und stattdessen in den Badeteich an ihrem Campingplatz zu springen. Sollte Christian sich mit seinen Freunden noch einen der extra anspruchsvollen Trails gönnen, immerhin hatte sich Michael selbst auf diesen Trip eingeladen. Er erwartete nicht, dass Christian sich deshalb einschränken musste.

Hinter ihm krachte es und Laura schrie schmerzverzerrt auf.

„Ahh, stopp!", rief sie ihnen hinterher. Erschrocken zog Michael die Bremsen an, was ihn selbst fast zum Straucheln brachte, und warf einen besorgten Blick über die Schulter.

Laura lag unter ihrem Bike in dem kleinen Bachlauf und versuchte sich aufzusetzen, die Räder ihres Bikes hatten sich zwischen den Bachsteinen verkantet, sie schaffte es nicht sich selbst zu befreien.

„Bist Du okay?", schrie er, während er sich selbst von seinem Drahtesel schwang und diesen in sicherem Abstand zur Strecke am Waldboden ablegte. Den steilen Hang hinaufhechtend, konnte er zumindest aus der Ferne kein Blut sehen. Unter seinen Sohlen dämpfte die dicke Schicht aus Fichtennadeln und Laub seine Schritte. Die wenigen Meter kosteten ihn mehr Kraft, als die Abfahrt zuvor.

„Ja, geht schon. Hilf mir auf", bat sie, als er endlich vor ihr stand und nach Luft rang.

„Hast Du dir was getan?"

Ungeschickt, mit schnell klopfendem Herz hob er ihr Bike aus dem Bachlauf und von ihr herunter. Er suchte ihren schlanken Körper nach Verletzungen ab.

Schließlich reichte er ihr seine Hand, um sie aus dem knöcheltiefen Wasser zu hieven.

„Ich glaube nicht. Nur geprellt... aber das dafür richtig", stellte sie fest und rieb sich ihre linke Seite.

„Kannst Du fahren?", fragte er zögerlich. Er hatte keine Ahnung, was zu tun wäre, wenn sie sich ernsthaft verletzt hatte.

„Lass mich kurz hinsetzen. Ist bestimmt gleich besser", presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und ließ sich von ihm zu einem trockenen Stein führen, auf den sie sich keuchend abstützte.

„Wo tut's weh?", fragte Christian, der nun ebenfalls bei ihnen angekommen war, und kniete sich vor ihr auf die feuchte Erde.

„Links, das Knie."

Ohne Scheu tastete er ihr Bein ab, streckte es, winkelte es ab und beobachtete dabei genau ihr Gesicht.

„Okay, ich glaube Du hast Glück gehabt", versicherte er, als er es wieder sinken ließ. „Merkst Du sonst etwas? Was ist mit dem Kopf?"

„Ich bin nicht mit dem Kopf aufgeschlagen, nur mit der Hüfte und das Knie hat's verdreht. Aber das wird schon wieder." Mit zittrigen Fingern zog sie sich den Helm vom Kopf und schenkte damit ihren langen braunen Haaren die Freiheit.

Michael war froh, dass er nicht mit der Situation allein war und sich voll auf Christians Erfahrung verlassen konnte. Um dennoch etwas beizutragen, zog er einen der Müsliriegel aus seinem Rucksack und reichte ihn Laura.

„Ein bisschen Zucker gegen den Schock", sagte er zaghaft.

Sie lächelte schief zu ihm auf, kräuselte dabei leicht ihre Nase. „Danke, das ist lieb."

„Schnauf kurz durch", wies Christian sie an. „Wir sind fast unten. Meinst Du, das schaffst Du?"

„Mhm, denke schon", stimmte sie zu und riss die Plastikverpackung des Riegels auf. „Vanille-Himbeere... wusste gar nicht, dass es das als Geschmacksrichtung gibt."

Michael zuckte mit den Schultern und stellte sich dicht neben Christian. „Ich habe überlegt, sowieso zum Camping Platz zurückzugehen. Wollen wir zusammen gehen oder möchtest Du vielleicht zum Arzt?"

„Was? Nein, ich renne doch jetzt nicht gleich zum Arzt. Aber es wäre super, wenn Du mir mit dem Bike helfen könntest", sagte sie dankbar und nahm einen kleinen Bissen vom Riegel, den sie mit einem glücklichen Seufzen quittierte.

„Oh, Du gehst schon zurück?", fragte Christian ihn erstaunt.

„Ja, ich bin ganz schön kaputt und die Patientin hier könnte wahrscheinlich etwas Gesellschaft brauchen. Außerdem magst Du doch bestimmt nicht den ganzen Tag mit den Anfängern fahren", lachte Michael gezwungen.

„Wenn Du meinst, ich fahr gern nochmal."

Den letzten Teil des Trails fuhren sie langsam und vorsichtig, schickten Laura voraus, damit sie ihr eigenes Tempo finden konnte und schafften es so, ohne weitere Zwischenfälle hinab zur Teerstraße, die sie zurück zum Lift führte.

Erleichtert atmete Laura aus und nahm ihr linkes Bein vom Pedal, als sie ihr Bike die leicht abschüssige Straße hinabrollen ließ.

„Danke, dass ihr auf mich aufgepasst habt", sagte sie als sie vor der Talstation standen.

„Kein Ding. Du warst mit uns unterwegs, das ist doch selbstverständlich", winkte Christian ab, während er sich seinen Helm vom Kopf zog. Er schwitzte in der Mittagshitze genauso wie Michael, lächelte aber euphorisch. „Leute, bis später. Da kommen die anderen, ich fahre mit denen wieder nach oben!"

„Alles klar, bis dann", wehmütig sah Michael ihm hinterher. Zu gern hätte er den restlichen Tag mit ihm verbracht, aber er wollte ihn auch nicht zurückhalten. Der Ausflug nach Österreich war von Christian und seinen Bekannten um ihr Hobby herum geplant worden und nicht als romantisches Wochenende zu zweit. Er war froh dabei zu sein, ihn in seinem Element zu sehen, selbst wenn er dafür in einem umgebauten VW-Bus nächtigen musste. Die erste Nacht hatte ihm bereits einen ziehenden Nacken beschwert – wie Christian am Morgen wach und ausgeruht sein konnte, war ihm ein Rätsel.

Er grinste. Vielleicht sollte er in den nächsten Wochen einfach ein Hotelzimmer für sie beide buchen.

Gedankenversunken nahm er Laura ihr Bike ab und schob beide zurück zum Campingplatz, während Laura etwas unrund neben ihm humpelte.

„Sicher, dass Du nicht zum Arzt möchtest?", fragte er, als sie bei einer unbedachten Bewegung leicht aufstöhnte.

„Ja, sicher. Ein bisschen entspannen und das Bein hochlegen, dann ist es wieder gut", schmetterte sie ab und strahlte ihn an. „Bleibst Du im Camp oder fährst Du noch eine Runde?"

„Ich denke ich bleibe. Chris soll ruhig noch die schwierigen Sachen fahren, da kann ich nicht mithalten. Außerdem ist da doch der Schwimmteich am Campingplatz, den höre ich schon ganz laut rufen", lachte er.

„Ihr seid zusammen da, oder?", neugierig linste sie zu ihm herüber und strich sich dabei eine braune Strähne aus dem Gesicht.

„Ja, genau. Er hat mich mitgebracht", er grinste in sich hinein. Ja, Christian hatte ihn mit zu seinen Freunden genommen und das, ohne zu zögern, nachdem Michael Interesse gezeigt hatte.

„Kennt ihr euch schon länger? Er hat noch nie von dir erzählt", setzte sie ihre Befragung fort, als sie durch das Tor des Campingplatzes spazierten.

„Seit einem halben Jahr etwa", ihm war die Fragerei unangenehm. Was wollte sie von ihm? Sein Griff um die Lenker der Bikes verstärkte sich. Außerdem, warum hätte Christian von ihm erzählen sollen? Sie waren immer noch nicht offen zusammen, obwohl sie die meisten Wochenenden zusammenverbrachten und sich auch gelegentlich an Arbeitstagen trafen, sofern sie es sich einrichten konnten.

„Und ihr? Wie lange kennt ihr euch schon?", stellte er die Gegenfrage und lehnte ihr Bike gegen den Ahornbaum, unter dem ihr Zelt stand.

„Schon länger. Wir haben uns hier beim Fahren kennen gelernt. Ich war aber leider schon ewig nicht mehr dabei. Ehrlich gesagt bin ich ganz froh, dass noch ein Neuling da ist", gestand sie und zwinkerte ihm zu. „Danke fürs nach Hause bringen."

Michael lachte und sah zu Christians dunkelblauen Bus, der auf dem Stellplatz direkt am See parkte. „Immer gern. Kommst Du mit ins Wasser?"

„Gleich! Geh ruhig schon vor, aber ich brauche noch einen Moment. Ich muss mich ein bisschen sortieren", bat sie und öffnete den Reißverschluss zu ihrem Einzelzelt.

Michael nickte lächelnd, hob die Hand zum Gruß und schob dann sein Rad über den Schotterweg bis zum Bus. Die Sonne stand hoch am wolkenlosen Himmel und brannte unbarmherzig herab, sodass der Schweiß ihm den Nacken hinab lief.

Nach einer wohlverdienten Abkühlung lag Michael am aufgeschütteten Sandstrand auf dem Rücken, den linken Arm locker über das Gesicht drapiert und genoss die Ruhe. Tagsüber waren die meisten Gäste unterwegs, so hatten sie ein wunderbares Plätzchen im Halbschatten ergattert, den ihnen eine Eiche mit runzeliger Rinde spendete. Neben ihm lag Laura auf dem Bauch, das Gesicht zu ihm gedreht und hatte die Augen geschlossen.

Die bunten Sonnenschirme der Familien steckten etwas weiter entfernt im Sand und das Lachen der Kinder bildete eine Geräuschkulisse, die ihn zügig in einen Dämmerzustand gelullt hatte. Die Anstrengung des Vormittags ließ ihn selig abdriften. Das Wochenende in Österreich war eine lang ersehnte Auszeit aus seinem stressigen Alltag, und jede Minute, die er mit Christian verbringen konnte, war der Bonus, die Kirsche auf dem Törtchen. Er verbrachte eindeutig zu viel Zeit mit seiner Arbeit.

Als plötzlich etwas Nasses auf seiner Brust landete und kühle Spritzer auf seiner Haut verteilte, schrie er empört auf. Was war das, verdammt?

Ruckartig setzte er sich auf, blinzelte, um seine Augen an das grelle Licht zu gewöhnen und blickte direkt in Christians feixendes Gesicht, der mit blankem Oberkörper vor seinem Handtuch stand. Sein mit Seewasser getränktes Shirt war offenbar gerade auf ihm gelandet.

Michael biss sich auf die Lippe und zog die Brauen nach oben.

„Was, hast Du etwa geschlafen?", fragte Christian betont unschuldig und fuhr sich über den Mund.

„Na warte...", knurrte Michael und pfefferte das nasse Shirt zurück ins Christians Richtung, der aber gekonnt auswich. Der Stoff landete klatschend im Sand, wo ihn feine Körnchen panierten.

Kopfschüttelnd joggte er Christian hinterher, der glucksend zurückwich, bis er zu den Knien im See stand. In seinen Augen blitze die Schadenfreude, lachend zeigte er seine Zähne.

„Beleidigt?", neckte Christian, bevor er mit der Hand ins Wasser tauchte und mit dem kühlen Nass Michaels sonnengeküsste Haut malträtierte. Michael japste lautstark, als die kalten Spritzer auf ihn einprasselten.

„Warte nur...", den letzten Meter beschleunigte er und sprang Christian einfach an, ließ sich wuchtig gegen seinen nackten Oberkörper mit dem Tattoo fallen, das er so gern ansah.

Prustend, lachend und ziemlich ungelenk kippten die beiden nach hinten in das Wasser, das ihren Sturz nur mäßig dämpfte. Zu seinem Glück landete Michael direkt über Christian und rappelte sich so schnell wieder nach oben. Christian dagegen ruderte unbeholfen mit den Armen, bis er es schaffte, sich an Michaels Arm festzuhalten. Von dem abrupten Reißen an seinem Körper, verlor Michael erneut das Gleichgewicht und landete kopfüber im Wasser. Fluchend richtete er sich auf und boxte Christian auf den Oberarm.

„Was sollte das denn jetzt, Du Quatschkopf?", empörte er sich spielerisch, während er sich das Wasser aus den Augen wischte.

„Mir war danach. Da unter dem Baum hat es viel zu gemütlich ausgesehen. Das kann ich dir leider so nicht gestatten", witzelte Christian, dem die schwarzen Haare perfekt in der Stirn klebten.

„Ach?", Michael stand auf, rieb sich den unteren Rücken und reichte schließlich Christian die Hand, der noch im Wasser saß.

„Ja, mit sowas musst Du doch auf mich warten. Vor allem wenn Du dich halb nackt am Strand blicken lässt...", den letzten Teil des Satzes raunte Christian nur noch. Anzüglich biss er sich auf die Lippe und kam näher. Wären sie allein gewesen, wäre Michael über ihn hergefallen.

Das helle Sonnenlicht bot eine der seltenen Chancen, Christians eigentliche Augenfarbe wirklich zu sehen, denn meist wirkten sie im Schatten lediglich schwarz. Nun aber waren seine Pupillen so klein, dass die dunkelbraune Iris ihm warm entgegen leuchtete und er sich darin verlieren wollte.

Er hätte ihn so gern geküsst. Jetzt und hier. Angefasst. Auf Händen in den Bus getragen, um dort unanständige Dinge mit ihm zu tun.

Aber sie hatten Zuschauer und er musste sich noch gedulden. Aber später, später gehörte er nur ihm.

„He, wir schmeißen den Grill an! Kommt ihr heute nochmal aus dem Wasser?", rief einer von Christians Freunden vom Ufer, dessen Namen sich Michael immer noch nicht merken konnte. Laura hatte sich auf ihrem Handtuch aufgesetzt und beobachtete ihr Treiben im Wasser mit zusammengekniffenen Augen.

„Na komm", forderte Christian ihn vergnügt auf und klopfte ihm auf die Schulter, als er an ihm vorbei ging.

Seinen guten Rotwein aus Plastikbechern zu trinken, grenzte für Michael zunächst an Folter, nachdem sich aber die Flasche zum Großteil geleert hatte, sah er das Thema nicht mehr so eng. Die Kohlen auf dem Grill glühten, Fett spritze, als die nächste Runde Fleisch aufgelegt wurde. Mit seinem Becher in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand ließ er sich auf einen der Campingstühle sinken, dessen Nylonstoff sich perfekt an seinen Hintern anpasste.

Es war ihr erster gemeinsamer Abend, nachdem die meisten gestern erst spät angekommen waren. Nicht alle hatten sich mehrere Tage Urlaub nehmen können. Als er seinen Blick schweifen ließ, bemerkte er, dass die Gruppe größer war, als er anfangs erwartet hatte. Groß genug, dass er bei den meisten Gesichtern noch keine Namen zuordnen konnte.

Die meisten anderen standen um den Grill, tranken, lachten, genossen den warmen Abend im Spätsommer. Die Stimmung war gelöst, er fühlte sich wohl, gerade war er damit zufrieden, hier zu sitzen und zuzusehen. Die Bratwurstsemmel, die er sich vorhin im Stehen genehmigt hatte, reichte ihm fürs Erste. Viel lieber als ein Nachschlag, war ihm ein Moment der Ruhe zwischen all dem Treiben und wenn er ehrlich mit sich war, brauchte er den Abstand zu Christian, von dem er kaum noch die Finger lassen konnte. 

Der Wein stieg ihm immer mehr zu Kopf, sein vernebelter Verstand zog ihn magisch in seine Richtung, wollte, dass er seine Hände in den wunderbar weichen Haaren vergrub, mit seiner Zunge über das Tattoo am Hals fuhr, ihm die Kleider vom Leib riss und sich...

Er schüttelte sich. Nein, nicht jetzt. Später.

Genüsslich zog er an seiner Zigarette, ohne seine Augen von Christian zu nehmen, der sich gerade mit einem blonden Sunnyboy unterhielt. Dessen Sonnenbrille steckte trotz der einsetzenden Dämmerung noch in den Haaren, das offene Hemd entblößte einen glattrasierten Oberkörper mit dezenten Muskeln. Er sah nicht so aus, als wäre er mit ihrer Gruppe hier. Andererseits war es ihm auch egal, wer er war, seine Aufmerksamkeit galt nur Christian. Er beobachtete, wie er lachte, dabei leicht den Kopf in den Nacken legte und seinen Hals, mit den kräftigen Sehnen entblößte. Wie er sich beim Reden durch die schwarzen Haare fuhr und dabei immer wieder Blicke in seine Richtung warf. Spürte er es auch?

„Na, Du Seeungeheuer?"

Er zuckte zusammen, als sich Laura auf den Stuhl neben ihn setzte. Auf ihren Knien platzierte sie einen der Pappteller, auf dem sich Grillkäse, geröstetes Gemüse und einige Pilze mit Kräuterbutter stapelten. Es roch köstlich.

Abwesend rang er sich ein Lächeln ab. „Seit wann sehe ich aus wie Nessi?"

Sie kicherte kokett und spießte ein Stück Paprika mit Grillstreifen auf. „Ach, so wie ihr vorhin im Wasser rumgetobt habt, dachte ich schon, ihr fresst gleich jemanden, falls er euch zu nahekommt."

„Ich fresse keine Menschen", schnaubte Michael. „Die haben so komische Gräten, die bekommen mir nicht."

„Besser so, besonders furchterregend bist Du nämlich nicht", lachte sie und schob der Paprika noch einen Bissen Käse hinterher. Die dichten, braunen Locken umrahmten ihr Gesicht und die vollen Lippen umschlossen die Gabel beinahe sinnlich.

„Wie geht's deinem Knie?"

„Besser. Es schwillt schon etwas ab. Wird schon wieder", sagte sie leichthin und sah ihn an.

Er seufzte. Laura war nett, süß – er mochte sie. Aber viel lieber würde er jetzt seinen Mann neben sich wissen.

„Also, wie kommt's, dass Du hier dabei bist?", fragte sie. Mit gerunzelter Stirn musterte er sie. Hatten sie nicht bereits am Mittag darüber gesprochen?

„Christian hat mich mitgebracht", wiederholte er deshalb.

„Schon, aber... bist du vorher schon gefahren?"

„Nein", er lächelte bei der Erinnerung an ihre ersten Touren. Sobald es steiler geworden war oder der Pfad schmaler, war ihm damals noch mulmig geworden. Heute ärgerte er sich, dass er noch nicht mit Christian mithalten konnte.

„Nein? Das heißt, er hat dir das Fahrradfahren beigebracht?", zog sie ihn auf.

„Das kann ich schon länger. Ich bin schon ein großer Junge", er nippte an seinem Wein, um das Gespräch besser zu ertragen. Hoffentlich hatte Christian bald gegessen und würde mit ihm verschwinden.

„Aber Du gehst öfter mit ihm fahren?", bohrte sie nach.

„Ja."

„Und deine Freundin, fährt sie auch?"

Er musste ein Augenrollen unterdrücken. „Ich habe keine Freundin."

„Ohh, achso. Aber...", sie biss sich auf die Lippe, zögerte kurz. Für einen Moment zögerte sie. „Aber Du – ihr – Du weißt schon, dass er schwul ist, oder?"

Er musste ruhig bleiben, sich nichts anmerken lassen. Es kam ihm zwar lächerlich vor, sich hier weiter zu verstecken, aber er wusste nicht, was Christian seinen Freunden über seinen Beziehungsstatus zu erzählen bereit war.

„Ja, natürlich."

„Und... Du schläfst trotzdem bei ihm im Bus? So wie er dich manchmal ansieht...", langsam wurde sie ihm unsympathisch. Dennoch zuckten seine Mundwinkel: Mit welchem Blick Christian ihn wohl beobachtete?

„Laura, wir kommen klar", versuchte er das Thema zu beenden. Ein weiterer Zug an der Zigarette, dann war sie bis auf den Filter abgebrannt und er drückte sie ihm Dreck unter seiner Sohle aus.

„Entschuldige bitte...", setzte sie an und fuhr sich durchs Gesicht. „Jetzt hab ich's versaut, oder?"

Er schnaubte. „Passt schon."

„Das hört sich jetzt blöd an, aber eigentlich wollte ich... wissen, ob Du auch..."

„Ob ich auch schwul bin?", jetzt lachte er tatsächlich. Für diese Information hatte sie sich so angestellt? Und warum wollte sie das überhaupt wissen?

„Ja", gab sie kleinlaut zu. „Und... bist Du?"

Er warf ihr einen kurzen Blick zu, bevor er zwischen den anderen wieder nach Christian suchte. Dieser sah im selben Moment zu ihm, ein glückliches Strahlen im Gesicht, das in seinem Bauch wohliges Kribbeln auslöste.

„Ich schätze schon, ja", es fühlte sich komisch an, es laut zu sagen, denn er wusste immer noch nicht, ob es gänzlich stimmte. Aber mit diesem Mann vor Augen war es leicht, diese Seite an sich zu akzeptieren. Sein Herz war schwerelos, frei – schwebte auf und davon.

„Ohh. Und ihr, seid ihr... zusammen?"

Er legte den Kopf schräg. Ja, waren sie zusammen? Er wusste es nicht. „Noch nicht."

Ihre Augen wurden groß, als sie langsam verstand, was er ihr sagen wollte. Schließlich verzog sie ihren Mund zu einem Lächeln.

„Tut mir wirklich leid, dass ich so dumm gefragt habe. Ich freue mich für euch."

„Danke", entgegnete er und trank wieder von seinem Wein, der langsam zu warm wurde für seinen Geschmack.

Egal wie taktlos Laura eben gewesen war, einen wunden Punkt hatte sie sehr zielsicher getroffen. Waren sie nun zusammen?

Er musste dringend mit Christian sprechen. 

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