,,Entschuldige mich", sagte ich an Nicolai gewandt und lief zu Katie. ,,Was ist hier los?", fragte ich sie. ,,Ich bin mit George nach draußen gekommen und, als er euch gesehen hat, ist er abgehauen", erklärte sie knapp. ,,Wo ist er jetzt?", wollte ich wissen. ,,Ich habe keine Ahnung" ,,Danke, Katie", sagte ich ruhig und rannte los. ,,Shila", rief sie. ,,Ja?" Ich drehte mich kurz um. ,,Du solltest mit ihm reden", riet sie mir. ,,Das werde ich" Ich lächelte ihr noch einmal zu, lief dann aber wieder Richtung Schloss.

Als ich sah, dass Fred und Angelina immer noch ausgelassen tanzten und Alice und Lee sich angeregt unterhielten, wusste ich, dass George nicht in der großen Halle war. Also rannte ich schnurstracks in den Gemeinschaftsraum, wo ich ihn letztendlich auch fand. George saß auf einem Sofa und starrte in das Kaminfeuer.

,,George Weasley", sagte ich bestimmt. Er antwortete nicht, sah jedoch auf. ,,Du spionierst mir nach", sagte ich aufgebracht. ,,Nein", erwiderte er kühl. ,,Wie nein? Katie hat es mir doch gesagt", sagte ich zornig. ,,Was genau hat sie gesagt?", wollte er wissen. ,,Warum ist dir das so wichtig?", fragte ich argwöhnisch. ,,Das ist doch nebensächlich. Sag mir einfach, was Katie genau zu dir gesagt hat", forderte er lauter. ,,Nein, das ist doch nicht so wichtig", wiederholte ich seine Worte sinngemäß. ,,Shila, bitte" ,,Frag sie doch selber. Ihr steht euch doch jetzt so nahe", zischte ich wütend. ,,Wie kommst du darauf?", fragte George überrascht. ,,Wie ich darauf komme? Ich glaube, ich höre nicht richtig" Alles, was ich erntete, war ein verwirrter Blick. ,,Du hast sie doch zum Ball eingeladen. Außerdem hast du dich doch anscheinend auch sehr gut mit ihr unterhalten. Ganz zu schweigen vom Tanzen", fauchte ich. ,,Bist du etwa eifersüchtig?", fragte George neugierig. ,,Ich? Eifersüchtig? Nein! Wieso sollte ich? Hätte ich denn einen Grund dazu?", sagte ich mit einer, meiner Meinung nach, viel zu hohen und aufgeregten Stimme. ,,So geht das nicht weiter", seufzte George. ,,Du hast mir auf keine Frage geantwortet", erinnerte ich ihn. ,,Du hast mir auch nicht geantwortet", bemerkte er. ,,Ich weiß, dass du mir und Nic gefolgt bist", sagte ich, wobei ich versuchte möglichst selbstsicher zu klingen. ,,Das hat Katie also gesagt", kombiniert er. ,,Nicht direkt. Das tut aber nichts zur Sache", wehrte ich ab. ,,Shila, ich denke, wir sollten uns ehrlich sagen, was wir für Probleme mit dem jeweils anderen haben", schlug er vor. ,,Dann fang an", forderte ich ihn schnippisch auf. ,,Mein Problem ist, dass du mit diesem Durmstrang zum Ball gekommen bist. Du hast nie etwas von ihm erzählt und plötzlich hast du uns vergessen" ,,Es tut mir aufrichtig leid, dass ich es vorgezogen habe in Begleitung zum Ball zu erscheinen. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich mit einem Durmstrang zum Bal gehen würde. Ich hätte eher an einen Hogwartsschüler gedacht - an eine Person, die mir sehr nahe steht, es aber anscheinend nicht versteht", rief ich. ,,Meinst du Diggory?", fragte George ebenfalls laut. ,,Nein!", schrie ich. So langsam war mein, sowieso schon zu kurzer, Geduldsfaden gerissen. ,,Ich rede nicht von Cedric! Ich habe nie in Erwägung gezogen mit ihm zum Ball zu gehen. Eigentlich wollte ich gar nicht dahin gehen, aber insgeheim wusste ich, dass ich das doch nicht wollte. Das klingt vielleicht verrückt, aber ich habe gehofft, dass mich eine besondere Person fragt. Jedoch habe ich gesehen, dass dieser Jemand andere Pläne hatte. Dabei war ich der Meinung, dass er kurz davor stand mich zu fragen" ,,Von wem redest du?" George hatte mir aufmerksam zugehört und sah mich nun mit einer Mischung aus Neugierig und unterdrücktem Schmerz an. ,,Du verstehst nicht einmal den Wink mit dem Zaunspfahl", schimpfte ich fassungslos. ,,Wohon redest du?" ,,Hast du wirklich keine Ahnung, wen ich meinen könnte?", machte ich einen letzten Versuch, ,,Kleiner Tipp: Ich rede weder von Cedric noch von Nicolai" Er schien nachzudenken, doch meine Geduld war am Ende: ,,Ich rede von jemandem, den ich schon seit Jahren kenne. Jemand, der mich jedes Mal unterstützt hat, jemand, der unglaublich humorvoll und einfühlsam ist" Ich fügte noch hinzu: ,,Und es ist nicht Fred!" Dann ließ ich ihn stehen und lief schnell in den Schlafsaal.

,,Shila", rief er. Zum Glück konnte er nicht zu mir hoch kommen, denn ich hatte keine Lust mit ihm zu reden. Hatte ich mich wirklich so ungeschickt ausgedrückt oder wollte er es einfach nicht wahrhaben? ,,Komm doch runter" Ich antwortete nicht. ,,Du hast von mir geredet oder?" Ich lachte kurz auf. Er hatte es also doch verstanden. ,,Nein, ich habe von Ron gesprochen", erwiderte ich sarkastisch. ,,Das glaube ich dir nicht", sagte er. ,,Das verstehe ich nicht", erwiderte ich. Doch George ließ sich nicht beirren: ,,Du wolltest mich mit Nicolai eifersüchtig machen" ,,Was bildest du dir ein!", sagte ich schrill, ,,Es dreht sich nicht alles um dich" Wieder spürte ich die Wut in mir aufsteigen. ,,Bist du jetzt eingeschnappt?", fragte er wütend. ,,Nein, ich freue mich, dass du mir so einen Schwachsinn unterstellst. Danke" Ich schaffte es irgendwie nicht ruhig zu bleiben. ,,Das macht jetzt keinen Sinn mehr", bemerkte George. ,,Das hast du aber früh bemerkt. Woran hast du es erkannt? Daran, dass ich weggegangen bin oder vielleicht sogar an meinem Tonfall" ,,An deinem Sarkasmus" Dann war es schlagartig still.

Seufzend ließ ich mich rücklings auf mein Bett fallen und dachte nach. Irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn ich bekam nicht mit, wie die Anderen zurückkamen. Das Letzte, woran ich mich erinnern konnte, war, dass ich weinend in meinem Bett lag. Warum ich geweint hatte, war mir schleierhaft.