7. Gefährliche Überraschung
Kayla's Sicht:
Es waren schon mehrere Stunden vergangen, seit meine Mutter von einem Krankenwagen abgeholt wurde. Allerdings durfte ich nicht mitfahren, denn sie brauchte erst einmal ihre Ruhe, sagten die Ärzte. Ich wusste aber immer noch nicht, was mit meiner Mutter los war, weshalb ich nicht stillsitzen konnte und die ganze Zeit im Zimmer umherlief. Lillit war nicht da und so konnten Skyla und ich uns ungestört unterhalten.
,,Als deine Mutter mich gesehen hat, war sie total geschockt. Woher wusste sie überhaupt meinen Namen?", ergriff Skyla schließlich das Wort und erreichte damit, dass ich kurz in meiner Bewegung innehielt. ,,Darüber habe ich auch schon nachgedacht", meinte ich gedankenversunken, ,,vielleicht kennen wir uns von früher..."
Ich merkte selbst, wie unglaubwürdig das klang und wechselte schnell das Thema.
,,Schon komisch, unsere Graffiti-Aktion ist jetzt schon mehrere Tage her, aber keiner verliert ein Wort darüber." Skyla nickte nachdenklich und meinte: ,,Das Graffiti ist ja an der Außenwand des Gebäudes und deshalb könnte man denken, dass es vielleicht Jugendliche aus dem nächsten Dorf waren." ,,Ja, das wäre eine Option. Aber es ist ja auch nicht schlecht, so bekommen wir wenigstens keine Strafe." Ich zwinkerte Skyla zu und ging zur Tür.
,,Ich rufe jetzt mal im Krankenhaus an, vielleicht darf ich ja doch kommen und meine Mum besuchen." Mit meinem Handy in der Hand verließ ich unser Zimmer und setzte mich auf das bequeme Sofa im Gemeinschaftsraum. Die Jungs waren glücklicherweise auch unterwegs und so konnte ich in Ruhe telefonieren.
Mit zitternden Fingern tippte ich die Nummer des Krankenhauses in mein Handy ein und wartete auf ein Freizeichen. Zu meinem Erstaunen begrüßte mich sofort eine freundliche Frau. Ich fragte sie, ob ich meine Mutter besuchen könnte, aber als ich ihr den Namen nannte, war es plötzlich still am anderen Ende der Leitung.
,,Hallo?", machte ich auf mich aufmerksam und im nächsten Moment hörte ich die Frau wieder sprechen: ,,Tut uns sehr leid, aber Ihre Mutter ist nicht mehr hier." Ich glaubte, mich verhört zu haben und hakte noch einmal nach, aber die Frau bestätigte mir erneut, dass meine Mutter nicht mehr im Krankenhaus war.
Ich brauchte einen Moment, um diese Information zu verarbeiten, bis ich schließlich mit zitternder Stimme fragte: ,,Wo ist sie dann?"
Wieder Stille.
,,Das wissen wir leider nicht", gab die Frau am anderen Ende zu und ich ließ kraftlos mein Handy sinken.
In diesem Moment kam Skyla aus unserem Zimmer, setzte sich schweigend neben mich und legte einen Arm um meine Schultern. Erst jetzt bemerkte ich, dass eine Träne über meine Wange kullterte und ich wischte sie mit einer schnellen Geste weg. Ich wusste nicht, ob Skyla gelauscht hatte, aber das war mir in diesem Moment egal, ich war einfach nur froh, dass sie da war und mich tröstete.
Die Minuten, in denen keiner von uns beiden etwas sagte, zogen sich und so stand ich nach einiger Zeit auf.
Ich wollte einerseits zwar unbedingt wissen, wo meine Mutter war und ob es ihr gut ging, andererseits sollte ich nicht die ganze Zeit über sie nachdenken, denn ich merkte schon, dass ich langsam ganz hysterisch wurde.
Abends entschloss ich mich dazu, mich zu den anderen zu gesellen, um auf bessere Gedanken zu kommen. Die Jungs, Skyla und Lillit saßen im Gemeinschaftsraum und schauten einen Film. Leise setzte ich mich neben Skyla, die mir einen kurzen, prüfenden Blick zuwarf, woraufhin ich ihr knapp zunickte.
Nachdem der Film zuende war, war ich erstaunlicherweise gut gelaunt und wir Mädchen verzogen uns in unser Zimmer, um noch etwas zu quatschen.
~~~~~
Von Tag zu Tag stieg aber die Sorge um meine Mutter, denn seit fast einer Woche hatte ich nun kein Lebenszeichen von ihr bekommen. Ich schwänzte den Unterricht und lag stattdessen in meinem Bett. Schon unzählige Male hatte ich versucht, sie zu erreichen, allerdings jedes Mal ohne Erfolg. Ich war verzweifelt.
Skyla sorgte sich ganz besonders um mich und forderte mich Tag für Tag auf, mit ihr wenigstens einen kleinen Spaziergang um das Schulgelände zu machen, dass ich auf andere Gedanken käme.
~~~~~
Heute war Wochenende und als ich um kurz nach Neun aufwachte, gingen Skyla und ich zusammen frühstücken. Der Speisesaal war um diese Uhrzeit ziemlich voll, weshalb wir eine Weile nach einem Platz Ausschau halten mussten. Wir teilten uns deshalb einen Tisch mit zwei Mädchen aus unserer Klasse.
Mit dem Frühstück waren wir schnell fertig, denn wir beide hatten morgens eher weniger Appetit. Skyla drang mich dazu, noch eine kleine Runde um das Schulgelände zu drehen, wie wir es jeden Tag taten.
Kaum waren wir draußen, kamen uns aufgewühlt wirkende Schüler entgegen, die wild miteinander diskuierten. Ich dachte mir nicht sonderlich viel dabei, aber als Skyla und ich wenige Minuten später an der Außenmauer der Schule entlangliefen, entdeckten wir neben unserem Graffiti etwas Neues:
Mir blieb der Atem stehen!
Meine Augen öffneten sich weit vor Schreck und als ich einen kurzen Seitenblick auf Skyla warf, konnte ich sehen, dass es ihr nicht anders ging. Ich hatte keine Ahnung, wer der Verantwortliche für das neue Graffiti war, aber es war viel schlimmer als Skylas' und meins.
In riesigen, roten Buchstaben stand ,,Haltet euch voneinander fern!"auf der Mauer und vom ersten Moment an wusste ich, dass diese Botschaft nur für mich und Skyla gedacht war. Geschockt blickte ich erneut zu ihr und sie fing meinen Blick auf. Ich bemerkte, wie ihre Augen flackerten, aber wir brachten beide kein Wort über die Lippen.
Ich atmete einmal tief durch und ergriff schließlich das Wort: ,,Damit sind wir gemeint, oder?" Stumm nickte Skyla, während sie immer noch die Drohung betrachtete. ,,Wer will nicht, dass wir befreundet sind?", wollte Skyla nach einiger Zeit erneutem Schweigen von mir wissen, allerdings hatte ich keine passende Antwort auf ihre Frage, woraufhin ich nur ratlos mit den Schultern zuckte.
Ich hatte wirklich keine Ahnung, wer mich und Skyla auseinanderbringen wolte und wieso. Außerdem konnte ich auch echt nicht sagen, wieso ich von Anfang an wusste, dass diese Drohung nur für Skyla und mich gedacht war. Genauso war es, dass ich wusste, was am Hafen passiert war, obwohl Skyla nie mit mir darüber gesprochen hatte.
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