92.
Triggerwarnung/
Gewalt – Misshandlung
~
Jimin POV
Er sah mich noch immer eindringlich an.
„Wieso hast du das getan?" fragte er mich. Doch ich antwortete ihm nicht.
„Ich habe dich etwas gefragt, Park Jimin", wurde er langsam etwas wütend, doch ich bemerkte, dass er sich versuchte dennoch zu beherrschen, damit ich mich nicht schlecht fühlte.
Aber ich konnte es ihm einfach nicht sagen. Nachdem was in Jungkooks alter Wohnung passiert war, konnte ich ihm doch nicht die Wahrheit sagen.
„Jimin", sagte er nun etwas sanfter und nahm mein Kinn zwischen seine Finger, damit er mein Gesicht zu sich drehen und ich ihm in die Augen schauen konnte, da mein Blick sich irgendwann von ihm zum Boden abgewendet hatte.
„Bitte... Bitte sprich mit mir", fuhr er fort und zum wiederholten Male, schossen Tränen in meine Augen.
„I-Ich... I-Ich kann nicht", krächzte ich.
Denn ich hatte Angst, Angst davor, wie Jungkook aufgrund der Wahrheit reagieren würde.
Doch er ließ nicht locker. Das bemerkte ich sofort, da er daraufhin nichts erwiderte und meinem Blick ebenso standhielt. Er wollte unbedingt die Wahrheit wissen.
Also nahm ich dann schließlich all meinen Mut zusammen und antwortete ihm.
„Ich habe das nicht getan, Jungkook..."
Jungkook zog die Augenbrauen hoch und dann änderte sich seine Miene, weil er sich das nun zusammengereimt hatte.
„Dieser.... Dein.... Bitte nicht...", zitterte seine Stimme.
„Als ich in Untersuchungshaft kam, schien... mein Zimmergenosse zuerst wirklich nett zu sein. Er hatte mich gefragt, was ich hier machte und wie ich hierhergekommen war. Ich dachte mir nichts dabei und war der Meinung, dass ich ihm vielleicht alles erzählen konnte.
Ich wollte mir den Frust und den Schmerz von der Seele reden. Er machte zuerst einen nicht so furchteinflößenden Eindruck.
U-Und dann... dann hatte ich mich ihm anvertraut. Immerhin war ich gerade mal wenige Stunden dort und wollte... mich mit ihm gut verstehen.
U-Und dann... Dann hat er immer mehr dreckig gegrinst und... und hatte eine Art Schadenfreude, dass ein ‚korrupter' Polizist in seine Zelle gesperrt wurde. Daraufhin hatte er plötzlich einen stumpfen Stein in der Hand, was irgend ein Stück von der Zellenmauer sein musste. Ich wusste nicht, woher er das auf einmal hatte. Er schlug mich zuerst. Der Schlag saß so heftig, sodass ich auf den Boden gefallen bin. Er stieg auf mich und... u-und-"
Ich konnte nicht weiterreden.
„Shhh okay, schon gut. Es wird alles wieder gut", sagte Jungkook und umarmte mich, doch ich hörte wie auch seine Stimme zitterte.
„D-Das war... also... ich, ich dachte wirklich, schlimmeres würde er mir nichts antun, aber dann... nicht mal eine Stunde später hatte er mich auch schon... das erste Mal..."
„Du musst nicht weiterreden. Ich weiß, wie schwer es dir fällt. Ist schon okay", sagte Jungkook und umarmte mich nur noch fester.
„Oh Gott Jimin, es tut mir so leid", hörte ich ihn nur. „Ich werde mir diesen Typen nochmal vorknöpfen. Er sitzt hinter Gittern. Er wird dir nichts mehr antun können, aber ich werde dennoch mit ihm ein Wörtchen reden, okay?"
„NEIN! Bitte, du darfst das nicht. Ich will nicht, dass er dich verletzte, oder-"
„Glaub mir, das schafft er nicht."
„Jungkook, der Mann ist zu allem fähig. Bitte, ich will nicht, dass du irgendwas tust. Ich will einfach nur noch endlich damit abschließen", sagte ich und krallte mich in seinen Rücken, da er noch immer nichts an hatte, außer einen Handtuch. Und das realisierte ich wieder erst jetzt.
„E-Ehmm... J-Jungkook", sagte ich und Jungkook lachte kurz auf, weil er bemerkte, wie ich mich plötzlich anspannte.
„Ja, Kleiner?" Ich wusste schon, dass er grinste.
„D-Du... hast ein Handtuch um deine Hüften an."
„Oh... Entschuldige. Ich habe zu viel an, hab ich Recht?"
„Ja... Wa-NEIN! SO MEINTE ICH DAS NICHT!" sagte ich und löste mich schreckhaft von ihm, als Jungkook dann schließlich lachte.
„Alles gut, beruhig dich. Ich wollte dich nur zum Lachen bringen", sagte er und schloss mich wieder in seine Arme, um mir dann einen Kuss auf meinen Kopf zu geben.
Die Stimmung hatte sich wirklich von einer Sekunde auf die andere zum Positiven geändert. Und das war auch gut so. Ich hatte es einfach satt traurig zu sein.
„Komm, ich ziehe mich noch schnell an, dann können wir frühstücken gehen. Schließlich wollen wir noch Namjoon und Jin ausfragen, wie der Abend ablief."
Ich nickte hastig.
„Ja, ich bin auch schon ganz aufgeregt. Immerhin haben die beiden sich ja eine Menge Zeit gelassen und waren noch immer nicht zu Hause, als wir eingeschlafen sind."
—
Jin POV
Taehyung und Yoongi saßen schon am Tisch. Die Frage, ob der Plan geklappt hatte, hatte ich ihnen nicht beantwortet.
Einige Minuten später kamen auch schon Jungkook und Jimin herein.
„Hyung, wieso hast du für... einen mehr gedeckt?" fragte Jungkook verwundert.
Doch auch diese Antwort ersparte ich mir, weil man schon das Kichern von Namjoons Besuch hören konnte.
Ich blieb einfach still sitzen und hörte Namjoon tuscheln. Was genau, konnte man aber schließlich nicht hören. War mir auch ehrlich gesagt egal.
„Oh... Hey, ihr seid alle wach", sagte Namjoon und kam in die Küche hinein, jedoch alleine.
Sofort fiel mir ein neuer Knutschfleck auf, den er letzte Nacht noch nicht hatte.
Das bedeutete dann wohl, dass die beiden... letzte Nacht... im Bett... in dem Bett, was eigentlich Namjoon und mir gemeinsam gehörte...
Okay, beruhig dich Jin. Eigentlich ist dir das egal. Bleib dir selbst treu und sei so gastfreundlich wie immer. So, wie du erzogen wurdest.
„Wir haben genug für alle da. Setzt euch", sagte ich, jedoch schaute ich ihn nicht an.
Ich spürte die entsetzten Blicke der anderen Jungs auf mir, ignorierte sie jedoch.
„Guten Morgen Jungs~", kam Namjoons weiblicher Besuch dann doch zu uns in die Küche und ich konnte schließlich nicht mehr standhaft und schaute sie doch an. Den Anblick hätte ich mir dann aber doch sparen können.
Soyeon allerdings hatte schon ihre 15-cm-Absatzschuhe an und hakte sich bei Namjoon ein, der noch immer am Tisch stand.
„Namjoon wird heute nicht mit euch frühstücken. Wir werden gemeinsam auswärts frühstücken, habe ich Recht Joonie?"
Darf ich bitte kotzen?
Seit wann darf diese Schl- Ugh...
Seit wann darf sie ihn bei seinem Spitznamen nennen, den Ich ihm gegeben hatte?!
Dass es Namjoon total unangenehm war, weil ihn die anderen so enttäuscht ansahen, war mir egal.
„Na dann, schönen Tag euch beiden", sagte ich und konzentrierte mich auf das Essen, was ich zwar auf mein Teller tat, aber sowieso nicht herunter bekommen würde.
Ich sah im Augenwinkel, wie Namjoons Blick an mir haften blieb, aber ich ignorierte ihn."
„Na los Joonie, komm schon, tschüss Jung~" sagte Soyeon und ging mit Namjoon aus der Küche.
Das war das erste Mal, dass Namjoon zu meinen Kochkünsten ‚nein' gesagt hatte. Er schien also in Soyeon jemanden gefunden zu haben, den er... glücklich machen möchte. Na dann wünsche ich dem neuen Paar viel Glück.
Es herrschte Totenstille in der Küche und man den Fall einer Stecknadel hören können.
„Ach du scheiße?! Was zum Teufel war das bitte?" fragte Jungkook entsetzt und schaute mich an.
„Guten Appetit", sagte ich mit einem monotonen Blick und versuchte mich auf das Essen zu konzentrieren.
„Hyung, du musst nicht so tun, als-"
„Ich sagte, guten Appetit", wiederholte ich mich.
„Aber Hyung, wirklich, du-"
„TAE JETZT HALT DEINE KLAPPE UND ISS!" sagte ich, ballte meine Hände zu Fäusten und schlug ausgerechnet mit der Hand auf den Tisch, die ohnehin schon verletzt war.
Mir wurde es plötzlich zu viel. Tränen stiegen mir in die Augen und ich wollte einfach nur noch hier weg.
Also sprang ich auf und floh in das Badezimmer, doch ließ ich mich niedergeschlagen auf dem Boden nieder und weinte. Ich weinte bitterlich.
Umso dankbarer war ich, als Taehyung nicht auf mich gehört und mich nicht in Ruhe gelassen und zu mir in das Badezimmer kam.
Ohne ein Wort zu sagen schaute er mich so an, als würde er selbst fast weinen und umarmte mich ganz fest.
„E-Er hat ihn nicht gelesen", sagte ich. „Namjoon hat den Brief nicht gelesen. Es war alles umsonst. Ich habe die halbe Nacht umsonst auf ihn gewartet. Dabei... war er die ganze Zeit mit ihr..."
Ich unterbrach mich für einen Moment selbst, weil ich zu sehr schluchzte.
„Ich habe Namjoon endgültig verloren Taehyung", schluchzte ich. „Und dann noch ausgerechnet an Soyeon."
Ich krallte mich in Taehyungs Shirt und heulte mir die Augen aus.
„Ich war zu spät, Tae. Ich hab ihn in die Arme einer anderen Person gedrängt. Es ist meine Schuld. I-Ich wünschte ich könnte die Zeit zurückdrehen. Es ist alles meine Schuld."
„Nein sag sowas nicht, Hyung. Es ist nicht deine Schuld. Du hast nichts falsch gemacht."
„Doch... ich... habe alles falsch gemacht. Ich... bin wahrscheinlich einfach nicht gut genug für ihn. Ich meine... vor wenigen Tagen hat er mir gesagt, dass er mich noch liebt u-und dann... hat er eine andere. Wahrscheinlich ist Namjoon nicht einmal schwul. Er hat einfach bemerkt, dass ich ihm nicht ausreiche und... und hat sich für eine Frau entschieden."
Genau, das war es... Namjoon hatte nur gedacht, dass er mich liebt.
14.06.2020
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