Kapitel 15
~ She was your wife. ~
Sam kam mit Dean zurück - die beiden schienen sich einigermaßen wieder vertragen zu haben. Das einigermaßen rührte daher, dass ihre Gesichter etwas anderes sagten. Sie arbeiteten nur wieder zusammen, um Gadreel aufzuspüren. Das war der einzige Grund.
Die Brüder ignorierten mich. Sam wahrscheinlich, weil er sauer auf mich war, da ich ihn in der letzten Zeit immer abgeschoben hatte. Und Dean war sauer auf Sam, was sein bekanntliches Verhalten auslöste, dass er sich von allen abschottete.
Die Familie, oder was auch immer wir in den letzten Jahren gewesen waren, entzweite sich immer mehr - so kam es mir jedenfalls vor. Und irgendwie vermisste ich auf einmal das Leben auf der anderen Seite, oder in dem Paralleluniversum, oder wie auch immer man das nennen wollte. Es war einfach sorgloser gewesen - zumindest waren es normale Dinge gewesen, die einen geplagt hatten.
Nach wenigen Tagen im Bunker zusammen mit den Brüdern erfuhr ich beiläufig von Dean, Sam hätte zu ihm gesagt, dass sie keine Brüder wären und Dean ihn hätte sterben lassen sollen, in der Kirche. Als ich Sam jedoch darauf ansprechen wollte, brachen die beiden Brüder zu einem Fall auf. Ich blieb im Bunker - ich hatte selbst Dinge zu erledigen.
Kaum waren sie verschwunden hatte ich alle Unterlagen und Informationen über meine Mutter und von Jenna und David verbrannt. Ich war so erfüllt von Hass und Abscheu, dass es mir in diesem Moment egal war. Dann jedoch kam die Trauer und Verzweiflung. Und was eignete sich das besser, um diese Gefühle im Alkohol zu ertränken?
Mein ganzes Leben stand auf dem Kopf, und niemand war da, um mir zu helfen. Ich wusste gar nicht mehr, warum ich das hier alles tat, und auf einmal konnte ich Sam verstehen, warum er hatte sterben wollen. Er war es leid, das Leben, jedes Mal den Kopf dafür hinhalten zu müssen, wenn erneut das Böse die Macht an sich reißen wollte.
Ich hätte ebenso sterben sollen, da hätte all das wenigstens ein Ende.
Und in meinem Suff nahm ich sogar die Pistole und steckte mir den Lauf mit zittrigen Händen in den Mund, doch waren meine Finger zu schwitzig und meine Angst zu groß, als dass ich den Abzug betätigen konnte. Wahrscheinlich war das auch gut so.
Sam und Dean kamen nach fünf Tagen zurück, und in der Zeit hatte ich mich wieder auf Vordermann gebracht und beschlossen, meine Nahtoderfahrung Vergangenheit zu lassen. Sam und Dean stritten sich jedoch wieder, was die unerträgliche Anspannung in den Bunker zurückbrachte.
Nebenbei bemerkte ich, dass Dean ein Brandmal hatte, genau am Arm, doch wollte er mir nicht sagen, woher er es hatte und was bedeutete, mit der Begründung, dass ich ihm ja auch etwas verschwieg. Und in diesem Punkt waren sich die Brüder wieder einig, und sie nahmen es mir übel, dass ich auch einmal Geheimnisse hatte.
Verdammte Winchesters. Das Leben mit ihnen war nicht einfach.
Irgendwann hielt ich es jedoch nicht mehr aus. Es erdrückte mich, all das Wissen, all das, was mich plagte, und dass ich es niemanden erzählen konnte oder wollte, weswegen ich mich dafür entschied, es doch zu tun. Und nicht Dean, nicht Cas, nein, Sam. Sam war wahrscheinlich der einzige, der mich verstehen würde, zudem war er nicht derjenige gewesen, mit dem ich verheiratet gewesen war und zwei Kinder hatte. Und Sam war wie ein Bruder. Das war er seit Anbeginn unseres gemeinsamen Lebens - und damit meinte ich nicht das Jahr 2007. Schon davor.
Also ging ich zu Sam, während Dean in seinem Zimmer auf seinem Bett lag und Musik hörte. Mittlerweile hatte ich mich ein eigenes Zimmer, worüber ich froh war, denn Dean entriss mir des nachts entweder die Decke oder drängte mich an die Bettkante, und um nicht zu vergessen, schnarchte er des öfteren, was mir bei meinem Schlafmangel nicht unbedingt weiter half.
Ich klopfte an Sams Tür, die er kurz darauf öffnete. Er wirkte zunächst etwas verwundert, was ich ihm nicht wirklich verübeln konnte - immerhin hatten wir seit Tagen nur knappe Sätze ausgetauscht.
»Ich muss mit dir reden«, war das Einzige, was ich sagte, und wahrscheinlich auch das Einzige, was er in diesem Moment hören wollte, weswegen er mich wortlos hineinließ.
»Am besten du setzt dich hin, du wirst nicht lange stehen können, wenn ich dir erzähle, was -«
»Was hast du gesehen?«, unterbrach Sam mich sofort, ohne Anstalten zu machen, sich zu setzen.
Verwundert starrte ich ihn an.
»Als du fast gestorben ist, was ist dort drüben passiert?«
Ich runzelte die Stirn. Ein fragender Blick zierte mein Gesicht. »Woher weißt du -«
»Es war bei mir nicht das erste Mal, dass ich solche Nahtoderfahrungen hatte«, meinte Sam. »Damals, als Cas meine Mauer einfallen gelassen hat, war's so ähnlich, und jetzt, nach dem Fall der Engel auch. Ich habe niemanden davon erzählt, und ich weiß, wie erdrückend das ist.«
Fassungslos starrte ich ihn an. »Sam, du hättest doch zu mir -«
»- kommen können?«, beendete der Winchester mit spöttischem Unterton. »So wie du zu mir gekommen bist?«
Ich antwortete nicht und Sams Miene wurde sanfter.
»Was auch immer du gesehen hast, Cat, es war nicht real.«
»Doch, das war es«, entgegnete ich. »Da war ein junger Mann. Er war in dieser Welt der Sohn von meinen Paten. Und weißt du was? Er existiert in unserer Welt auch.«
Sam wirkte ungläubig. »Du hast Davids Sohn gesehen?«
»Kennst du ihn?«
Der Mann nickte. »Als wir damals David gesucht haben, damit er dich heilen kann, haben wir ihn getroffen.«
Ich fuhr mir mit den Händen übers Gesicht, und nun war ich es, die sich setzte. »Ihr hättet es mir erzählen müssen.«
»Wann denn? Wir hatten kaum Zeit, und dann fielen die Engel.«
Ich stöhnte verzweifelt auf und vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
»Was ist?«, wollte Sam besorgt wissen, und ließ sich mir gegenüber auf der Bettkante nieder.
»Da war nicht nur Jeremy, in dieser anderen Welt.« Ich sah auf. »Wir alle haben ein normales Leben geführt, als Familie, ohne das Übernatürliche. Unsere Eltern haben gelebt. Jenna ...« Ich stockte. »Deine Eltern ... Jess ... Sogar Bobby ... Und du und Jess, ihr hattet Kinder, ihr wart verheiratet, genau wie ... Dean und ich ...«
Entsetzt starrte Sam mich an, und ich erhob mich und begann auf- und abzulaufen.
»Ich war eine miserable Mutter. Mein einer Sohn hat mich gehasst, weil ich nie für ihn da war. Ich war schwanger mit siebzehn. Mit siebzehn! Und ich war kein Nephilim oder ein Dämon. Wir alle waren normale Menschen. Und dann war da meine richtige Mutter und ...« Ich stockte. War da nicht noch jemand gewesen? Ich war mir sicher, dass noch jemand gewesen war, der eine wichtige Rolle gespielt hatte, doch konnte ich mich nicht mehr daran erinnern. Es war, als wäre auf einmal ein Loch in meinem Kopf.
»Und?«, hakte Sam vorsichtig nach.
Ich wollte antworten, doch da erklang Deans panische Stimme. »Sam!«
Sofort verließen der junge Winchester und ich das Zimmer. Verwundert schaltete Sam das Licht im Flur an, welches sofort anfing, zu flackern.
»Nicht gut ...«, murmelte ich und folgte Sam den Gang entlang zum Hauptraum.
Es war eiskalt. Überall flackerten die Lampen. Ein Stuhl drehte sich vor uns, ganz langsam. Sam und ich nahmen jeweils eines der Schwerter von der Halterung und liefen vorsichtig weiter. Wir traten auf den Tisch mit der Karte zu, uns mit angehaltenen Atem umsehend.
Da vernahmen wir ein Geräusch im Rücken und wandten uns abrupt um, und bevor der weiße Schleier uns angreifen konnte, erklang ein Schuss, und der Geist verschwand.
»Jap«, sagte Dean, der in der Hand ein Gewehr mit Steinsalz hielt, »im Bunker spukt es.«
1252 Wörter
She did it! Wohoo!
Endlich hat sie's Sam gesagt, doch es wär nicht lustig, wenn sie nicht unterbrochen worden wären.
Wer von euch hat eigentlich Ferien? Ich habe sie jetzt! Und muss ganz viele Arbeiten erledigen ...
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