Kapitel 14
~ She left me. ~
Ich fuhr zurück zum Bunker, nachdem Jeremy mir versprach, nicht David von dem Treffen zu erzählen. Ich wollte so wenig Aufsehen erregen wie möglich. Was sich als schwer erwies, denn kaum hatte ich den Bunker betreten, kam Sam mir entgegen, und das Erste, was er sah, war mein Bein.
»Was ist passiert?«, verlangte er sofort zu wissen.
»Bin gestolpert«, gab ich knapp zurück und wollte an ihm vorbeigehen, doch hielt der Winchester mich sofort fest.
»Das sieht aber nicht nach bin gestolpert aus«, meinte er.
»Lass mich, Sam.« Ich riss mich von ihm los und lief weiter, und da stellte Cas sich mir in den Weg.
Er wollte seine Hand auf meine Stirn legen, um meine Gedanken zu lesen oder um mich zu heilen, wusste ich nicht, doch geschickt tauchte ich ab, bevor dies geschehen konnte.
»Lasst mich einfach in Ruhe, okay?«, sagte ich und verbarrikadierte mich in Deans Zimmer.
Knapp eineinhalb Wochen später:
Haufenweise Papierkram, Unterlagen, Bilder und Tagebücher lagen um mich herum auf dem Boden und dem Bett. Ich verließ das Zimmer nur, um zu essen oder um mich zu waschen. Sam kam die ersten Tage, nach mir fragend oder um mich aus dem Zimmer zu holen, doch ging ich nicht auf ihn ein, bis er irgendwann gar nicht mehr kam. Ab und an schrieb er eine SMS oder hinterließ Zettel in der Küche, auf welchen er schrieb, dass er einkaufen oder an einem Fall dran war. Von Dean hörte ich nichts.
Ich war zwischendurch bei mir zu Hause gewesen, um die alten Tagebücher von Jenna und David zu holen, in der Hoffnung darin Informationen über meine richtigen Eltern zu finden. Ich hatte bei Jenna alte Bilder von ihrer High-School-Zeit gefunden, auf denen auch meine Mutter abgebildet war. All das nahm ich mit und brachte es ins Deans Zimmer, wo ich alles auf dem Boden verteilte und anordnete.
Es ging mir nicht unbedingt um meinen Vater. Vier Mistkerle kamen da in Frage, und das waren sie, Mistkerle. Obwohl ... Wahrscheinlich waren es nicht mal vier, die zur Auswahl standen. Luzifer war Jahrhunderte im Käfig gefangen gewesen, Michael und Raphael waren verdammte nach Macht strebende Arschlöcher gewesen. Vielleicht war es Grabiel, aber auch wenn - er war tot.
Es ging um meine Mutter. Sie war der Grund, warum ich im Moment an immensem Schlafmangel litt. Ich wollte wissen, wer sie war. Ich kannte ja nicht einmal ihren Namen.
Ich nahm eines von Jennas älteren Tagebüchern, nachdem ich unendlich andere gelesen hatte - sie hatte es schon immer geliebt, Erinnerungen aufzuschreiben, was erklärte, warum ich dies als Kind und Teenager ebenso getan hatte.
Es war eines aus Jennas High-School-Zeit. Und der Name stach mir direkt ins Auge, als ich ihn dort stehen sah.
Mary Johnson.
Mary.
Ich wusste genau, dass sie es war. Ich hatte so ein Gefühl.
Irgendwie merkwürdig, wenn man bedachte, dass Sam und Deans Mutter genauso geheißen hatte.
Mary.
Ich wanderte zum Anfang der Seite und begann zu lesen:
3. September, 1979
Sie fiel mir sofort ins Auge - als sie den Klassenraum betrat, als sie dort vorne neben dem Lehrer stand, schüchtern und ruhig. Ihre braunen Haare fielen über ihre Schultern, ihre braunen Augen wirkten freundlich und warm. Sie trug ein weißes Oberteil, welches sie in irgendeiner Weise strahlen ließ. Sie wirkte wie ein Engel oder eine Heilige, vollkommen rein und unschuldig.
Ja, ich weiß, das klingt mehr als merkwürdig, aber sie hatte das gewisse Etwas, was man nicht beschreiben konnte.
Neben mir war noch ein Platz frei, weswegen sie sich neben mich setzte - über die Sommerferien war Anne nach Kanada umgezogen.
Mary Johnson, so hieß die Neue.
Sie lächelte mich freundlich an, sagte jedoch nichts, dann wandte sie ihren Blick nach vorn, und aus irgendeinem Grund wusste ich, dass dieses Schuljahr anders werden würde.
10. September 1980
Es war schon merkwürdig, wie schnell sich alles entwickelte und änderte. Mary und ich waren innerhalb von einer Woche Freunde geworden, und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, wirklich jemanden zu haben (sonst war ich immer nur schikaniert und gehänselt worden). Doch Mary war anders. Sie hatte keine Vorurteile gegenüber anderen, und wenn jemand mal irgendeine Beleidigung mir gegenüber abließ, sprang sie mir sogleich bei.
Diese Woche waren Mary und ich mit dem Tafeldienst dran, und während ich die alte Tafel, mit dem verklebten, ekligen Schwamm putzte, erzählte sie mir Dinge, die auf dem ersten Blick für andere wahrscheinlich seltsam klangen.
»Weißt du, Jen«, hatte sie gesagt, »es gibt einen Grund, warum ich hier bin. Es ist mein Schicksal. Und dein Schicksal ist es, mein Leben fortzuführen, wenn ich es nicht mehr kann. Irgendwann werde ich nicht mehr da sein, aber du schon, und du wirst meine Aufgabe fortführen, bis die Zeit nah ist.«
Im ersten Moment dachte ich, sie wäre krank, doch ihr warmer Blick sagte mir, dass es die Wahrheit war.
Mein Herz schlug unglaublich schnell, während ich die nächsten, unwichtigen Seiten übersprang. Es war auf einmal so vieles, was ich zu verarbeiten hatte.
19. August 1981
Es war der Tag der Abschlussparty, unser Ball war bereits seit einer Woche her. Wir feierten am See, wo alle Schüler der älteren Jahrgangsstufen anwesend waren, plus Freunde und bereits Abgegangenen.
David und ich gingen zusammen hin. Mary hatte es tatsächlich geschafft, uns näher zusammenzubringen, und nun waren wir ein Paar. David und ich - wer hätte das gedacht? Das kleine, schüchterne Mädchen mit den alten Sachen und er, der Jahrgangssprecher. Mary war einfach ein Engel.
Zunächst hatte ich sie nicht gesehen, doch letztendlich sah ich sie zwischen den Massen von tanzenden und trinkenden Menschen. Sie sprach mit einem jungen Mann mit lockigem Haar. Erst dachte ich, dass es ein ganz normales Gespräch war, was sie dort führten, doch je näher ich mit David kam, desto mehr bemerkte ich, dass sie blass und entsetzt wirkte.
Als sie mich bemerkte, sah sie mich kurz an. Ein gequältes Lächeln legte sich auf ihre Lippen, dann ergriff der Mann ihre Hand und zog sie davon.
Ich rief nach ihr. Erst ignorierte sie mich, doch dann wandte sie sich um und rannte auf mich zu. Der Mann beobachtete uns abwartend.
Ich fragte Mary, wo sie hinging und sie lächelte nur leicht.
»Es beginnt, Jen«, sagte sie. »Ich werde jetzt meinem Schicksal entgegentreten, und bald werden wir uns wiedersehen.«
Sie umarmte mich fest und ging, und ich konnte nicht anderes tun, als dort zu stehen und ihr hinterherzusehen. Und das war der letzte Tag, an dem ich sie sah.
Schwach ließ ich das Buch aus meiner Hand rutschen, den Blick starr und fassungslos nach vorn gerichtet.
Sie hatte es gewusst. Meine Mutter hatte gewusst, was auf sie zukommen würde, und sie hatte mich mit diesen Wissen dennoch in diese Welt gesetzt und im Stich gelassen.
1124 Wörter
Das Kapi war so spontan, ich hatte gar nicht vorgehabt, die Mutter so mit einzubinden.
Ja, sie heißt Mary, aber aus einem guten bzw auch irgendwie witzigen Grund, der in Staffel 11 herauskommt xD
Was sagt ihr zu den Aussagen der Mutter gegenüber Jenna? Was, glaubt ihr, meinte sie damit?
Und wer war der Mann, der sie mitgenommen hatte?
Und könnt ihr Cats Fassungslosigkeit verstehen?
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