Einbruch
Wie ein Schatten huschte ich über die Dächer. Durch meine schwarze Kleidung war in dieser Nacht nur meine Silhouette auszumachen.
Nicht einmal der Mond erhellte die Umgebung. Nein, er war weg. Verdeckt von den Wolken. Und so war komplett New York in ein tiefes schwarz getaucht.
Die Kapuze meines Umhanges saß wie so oft auf meinem Kopf, um mein auffälliges, feuerrotes Haar zu verbergen. Wie sonst sollte man bei einem Diebeszug auch unentdeckt bleiben?
Wie so oft hatte ich einen Auftrag erhalten. Und diesen nahm ich mit Freuden an. Klar, ich hatte bei meinen Diebstählen des öfteren ein schlechtes Gewissen, jedoch versuchte ich dieses zu verdrängen, denn Gefühle nutzten mir in solchen Situationen nichts.
Mein ebenfalls schwarzer Umhang wehte wie wild umher, meine strahlenden blauen Augen inspizierten wachsam die Gegend.
Dieser Auftrag würde leicht werden.
Ich sollte bei irgend so einen Idioten einbrechen, ein wertvolles Schmuckstück stehlen und es zerstören. Auch wenn ich immer noch nicht verstand, warum ich es unbedingt ZERSTÖREN sollte. Angeblich war dieser Armreif, oder was auch immer, Milliarden von Dollar wert.
Also wenn mein Auftraggeber wäre, dann würde ich es verkaufen.
Nach einem gewaltigen Sprung landete ich auf dem gegenüberliegende Dach.
Naja, eigentlich ist es gut, dass ich nicht er bin. Sonst hätte ich ja genauso ein Erbsenhirn wie der Kerl.
Im Ernst, mein Auftraggeber hätte stinkreich werden können. Und wenn er stinkreich wäre, dann wäre ich es auch. Denn je mehr der von mir gestohlene Gegenstand ihn einbrachte, desto mehr Geld bekam ich. Wir hatten schon vor langer Zeit ausgemacht, dass ich das Zeug stehle und er es verkaufen würde. Und dafür bekam ich immer die Hälfte des Lohns ab.
Was zugegebenermaßen meistens nicht gerade viel war.
Mit diesem Auftrag hätte ich mal richtig viel Geld abstauben können. Aber nein, das Arschgesicht wollte unbedingt, dass ich das Schmuckstück zerstörte.
Pf, Amateur...
Die kühle Nachtluft traf mir mitten ins Gesicht und gab mir ein Gefühl der Freiheit. Der wunderbaren Freiheit.
Wieder landete ich auf einem anderen Dach. Ich rannte weiter. Doch kurz bevor ich wieder losspringen wollte, blieb ich mit einem Mal schwer atmend stehen, denn fast hätte ich übersehen, dass unter mir der Mann wohnte, welcher dieses Schmuckstück besaß.
Und dafür, dass er so etwas teures besaß, sah die Wohnung wie eine Bruchbude aus. Mal ehrlich, dagegen hätte mein kleines zu Hause einen Orden für die Schönheit verdient.
Meine kleinen und blassen Hände umklammerten das Fallrohr, welches an dem kompletten Wohnhaus hinunterführte. Geschickt kletterte ich daran hinunter, bis ich am Fenster des vierten Stocks angekommen war.
Ich rüttelte ein paar mal leise an dem Fenster, um zu überprüfen, ob es verschlossen war. Leider ließ es sich nicht öffnen, deshalb klammerte ich mich mit einer Hand an das Fallrohr und auf der anderen ließ ich eine sehr heiße Flamme erscheinen.
Diese hielt ich eine Weile lang an das Glas, welches zu meinem Glück nicht gerade dick war und nach kurzer Zeit verformbar und flüssig wurde. Jetzt konnte ich das Fenster mit einem einfach Fauststoß durchbrechen.
Vielleicht hatte ich im Moment ein bisschen zu viel Krach gemacht, doch durch sichere Quellen wusste ich, dass der Besitzer dieser Wohnung in der Nacht wie ein Murmeltier schlief. Sogar Ohrstöpsel sollten in seinem Ohr drinnenstecken, hatte ich gehört.
Und genau deshalb sollte er diesen Lärm entweder gar nicht, oder gedämpft hören. Also musste ich mir keine Sorgen machen.
Ich grinste triumphierend und trat durch das ziemlich kleine Fenstersims ins warme hinein. Möglichst lautlos landete ich auf dem Boden. Hitze schlug mir ins Gesicht.
Alter, was hat der denn mit seiner Heizung angestellt? Hier fühlt es sich ja an wie in Afrika!
Ich machte leise ein paar Schritte in Richtung Tür. Im Moment befand ich mich in einem Flur, mal sehen wo diese Tür hinführen würde. Ich öffnete sie lautlos, nur um sie danach wieder zu schließen. Es war sein Schlafzimmer. Es war wirklich sehr riskant dort zu suchen, doch ich würde es trotzdem machen. Vielleicht befand sich das Schmuckstück ja in diesem Zimmer. Ein Versuch war es jedenfalls wert.
Wie ein Schatten huschte ich in das Schlafzimmer und schaute mich um. Auf einem Bett in der hinteren rechten Ecke des Zimmers stand ein Bett, in dem ein Mann lag. Der Besitzer des Schmuckstückes.
In der linken Ecke des Zimmers befand sich ein Schrank und daneben ein kleines Regal. Auf dem Boden befand sich ein kleiner Teppich, doch sonst war der Raum leer. Es kam mir hier wirklich zu leer karg vor, dafür, dass er eigentlich Millionär sein sollte.
Schnell schlich ich zu dem Schrank hin und öffnete ihn. Ein paar wenige Kleidungsstücke befanden sich dort. Ich durchwühlte sie eine Weile lang, legte sie dann aber wieder ordentlich zurück. Nichts war da.
Auch im Rest des Zimmers war nichts zu finden, deshalb verließ ich es wieder und suchte auch den Rest der kleinen Wohnung ab. Ohne Erfolg.
Mist... Irgendwo muss sich dieser Scheiß doch befinden, oder?
Ich stand in einem kleinen Wohnzimmer und blickte unschlüssig hin und her. Doch auf einmal fiel mir ein Bilderrahmen auf.
Hm... Ist es denn nicht so, dass sich in jedem schlechten Film oder Buch das Gesuchte hinter einem Bild befindet? Naja, ein Versuch ist es wenigstens wert.
Ich nahm dem Bilderrahmen ab und legte es vorsichtig zu Seite. Und - Überraschung! - Dahinter befand sich ein kleiner Safe.
Ganz sicher ist dort drinnen das Schmuckstück. Ich verwette meinen Arsch drauf!
Mein Auftraggeber sagte mir, dass ich den Armreif in einem Safe finden würde und das der Code 4781 lautete. Keine Ahnung woher er das wusste. Es interessierte mich auch nicht.
Ich gab die Zahlen ein und mit einem leisem Klick öffnete sich der Safe und gab so meine Beute frei. Der Armreif sah wirklich wunderschön aus. Er bestand aus reinem gold und war mit eigenartigen Mustern verziert. Viele, kostbare Edelsteine befanden sich auf den Schmuckstück.
Ich denke, dass nicht mal der beste Bodybuilder der Welt diesen Scheiß tragen könnte...
Schnell schloss ich den Safe wieder und huschte aus dem Zimmer hinaus wieder auf den Flur. Dort stand das Fenster immer noch offen. Ich kletterte hinaus und schloss es wieder hinter mir. Dann kletterte ich wieder auf das Dach hinaus und huschte dann weiter durch die Nacht. Später würde ich dieses Ding zerstören, jetzt haute ich erst einmal ab. Ich verschwendete keinen Gedanken daran, dass mich die Avengers theoretisch aufspüren und erwischen könnten. Dafür war dieser Auftrag einfach zu glatt gelaufen.
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