Kapitel 2: Maske
》The words I say it out of habit. I dont give a shit, I dont give a fuck.
These words are all words to hide my weak self 《
Soohee
Seit einer Weile folgte Soohee dem blondhaarigen Jungen bereits, wobei sie sich mit jedem Schritt unwohler fühlte und sich fragte, wieso sie dies überhaupt tat. Und was ist, wenn er gar nicht der Besitzer ist?
Diesen Gedanken verwarf sie sofort wieder, da sie wusste, dass sie dann ein ziemliches Problem haben würde. Die ganze Zeit über hatte sie bereits versucht, ein Gespräch anzufangen, doch immer wenn er kurz stehen geblieben war, war auch Soohee abrupt stehen geblieben und bekam kein Wort heraus. Sie wusste nicht, wie sie hätte anfangen sollen, vor allem nicht nachdem sie ihm bereits seit 20 Minuten folgte. Auch der blonde Junge schien bemerkt zu haben, dass er verfolgt wurde, da er plötzlich erneut inne hielt und sich nun nach mehreren Tests zu Soohee umdrehte. Sein Blick war durchzogen von Wut.
"Wie weit willst du mir noch folgen?! Hast du schon mal etwas von Privatsphäre gehört?" Leicht wich Soohee vor Schreck zurück, als seine Worte sie wie eine Ohrfeige trafen. Er schien nicht einmal bemerkt zu haben, wie sehr er ihr mit seinen Worten vor den Kopf gestoßen hatte, da er ohne weitere Worte zu verlieren, einfach weiterging. Soohee war bewusst, dass es ein deutliches Zeichen dafür gewesen war, dass sie ihm nicht weiter folgen sollte, doch konnte sie nunmal nicht anders. Sie hatte schließlich etwas bei sich, bei dem sie sich sicher war, dass es eine große Bedeutung für den Besitzer hatte. Auch wenn sie nicht wusste ob er der besagte Besitzer war.
"Hör endlich auf mir zu folgen und geh nach Hause! Du störst! Wenn du jemanden stalken willst, such dir gefälligst ein anderes Opfer aus!", maulte der Blonde mit einem Mal erzürnt los und hatte seine Hände zu Fäusten geballt.
"I-ich-"
"Sprechen kannst du also nicht, aber fremde Leute belästigen und verfolgen, dass scheinst du zu können. Lass mich endlich in Ruhe!"
Kurz senkte die Koreanerin ihren Blick, um in Ruhe einatmen beziehungsweise ausatmen zu können. Gerade konnte sie Yunas Angst ehrlich nachvollziehen, doch auch wenn sie unschuldig aussah, ließ sie sich nicht so leicht unterkriegen.
"Hast du vielleicht etwas verloren?"
Mit einem Mal war sein Blick kreidebleich geworden. Panik spiegelte sich in seinem Gesicht so deutlich wieder, dass Soohee dachte, er würde gleich einen Schweißausbruch bekommen. Jede Tasche seines Körpers suchte er ab, doch als er diese leer vorfand, blickte er verloren auf den Boden und fuhr sich mit seiner Hand aufgebracht durch die Haare. Das war der Moment, in dem sich Soohee sicher war und nun gezielt und weniger ängstlich zu ihm ging. Sie glaubte zuerst, dass er sie jeden Moment wieder anmaulen würde, doch blieb er ruhig. Er sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Vorsichtig griff das Mädchen nach der Hand des Jungen und umschloss sie sanft, ehe sie das goldene Feuerzeug in seine Hand legte und zu sprechen begann.
"Du hattest es verloren, als ich gegen dich gestoßen war. Deshalb bin ich dir auch gefolgt. Ich habe gedacht, dass es dir wichtig ist, vorallem als ich die Gravur entdeckt habe. Es tut mir leid, wenn ich dich belästigt habe und dass du es wegen mir beinahe verloren hättest."
Soohee konnte ihren Augen kaum glauben, als sie sah, wie er plötzlich zu zittern begann. Jegliche Wut war verschwunden, jegliche Gleichgültigkeit war verschwunden. Lediglich die Traurigkeit spiegelte sich in dem geöffneten Tor zu seiner Seele wieder. Lediglich die Melancholie in seinen Augen blieb bestehen, die er zuvor versucht hatte, zu verstecken. Die ganze Zeit über hatte er einen Blick im Gesicht gehabt, der Menschen von sich fern hielt und bei dem einem ab und an das Blut in den Adern gefror. Die ganze Zeit über war er die Person gewesen, vor der Yuna Soohee gewarnt hatte. Eine unberechenbare Person. Doch so, wie er jetzt aussah, schien er wirklich zu sein. Hilflos. Das war es, was er hinter seiner Maske versteckte.
"Danke", hauchte der verlorene Junge, der einen Moment brauchte, um sich zu fangen. Mit seinen Fingern strich er über die Gravur. Und dann war sie wieder da: Die Maske, die seine wahren Emotionen versteckte. Schon beinahe unbeholfen, sah er Soohee an, als wüsste er nicht was er als nächstes machen sollte. Soohee merkte, dass ihr Gegenüber nicht wusste, was er machen sollte, weshalb sie ihm die Entscheidung abnahm.
"Ich bin übrigens Nam Soohee", stellte sie sich einfach vor und drehte sich wieder zu dem Jungen, der noch immer an derselben Stelle stand, statt mit ihr weiterzugehen. Der Junge ließ seinen Blick kurz zu ihr hinüber schweifen, wandte diesen allerdings schnell wieder ab und schloss zu ihr auf. Dennoch blieb er still.
"Willst du mir nicht auch sagen, wie du heißt?" Lautstark atmete der blonde Junge neben ihr ein, ließ seinen Blick jedoch geradeaus gerichtet. Soohee glaubte nun wirklich, dass sie ihm auf die Nerven ging und wartete nur auf einen gereizten Ton in sein Stimme, doch war seine Stimme vollkommen ruhig.
"Yoongi. Min Yoongi"
Yoongi
Ein sanftes Lächeln bildete sich um Soohees Lippen, als sie hinauf zu ihm sah. Yoongis Augen weiteten sich für einen Moment, da er diese Art von Lächeln seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Und auch wenn es ihn auf irgendeine Weise glücklich machte, flackerte in seinem Gedächtnis eine Erinnerung auf, die er verdrängt hatte. Eine Erinnerung, die der Auslöser für all die Dunkelheit in seinem Herzen war.
Schweigend gingen sie nebeneinander her, wodurch Yoongi die Chance nutzen wollte, seine Begleiterin zu mustern, diese ihn jedoch jedes Mal erwischte, sobald seine Augen zu ihr gewandert waren. Dennoch hatte er eines deutlich erkannt: Die Unschuld und Freundlichkeit in ihren Augen. Sofort wusste er, dass sie niemals verstehen würde,was in ihm vorging, da sie viel zu behütet war. Und dennoch schossen ihm diverse Fragen durch den Kopf.
Wieso ist sie ausgerechnet mir gefolgt? Wieso ist sie nicht einfach gegangen, nachdem sie mir mein Zippo wieder gegeben hatte? Wieso ist sie so unbeschwert, obwohl ich neben ihr gehe? Kennt sie die Gerüchte etwa nicht?
Sein Kopf begann zu schmerzen, als er auf all seine Fragen einfach keine Antwort bekam.
Was ist bloß los mit diesem Mädchen?
Erneut fiel sein Blick auf Soohee, doch blieb ihr Blick geradeaus gerichtet, weshalb dieser seine Chance nun vollständig nutzte und sie erneut betrachtete. Sie war kleiner als er, doch vor allem schien sie mit sich selbst im reinen zu sein, als würde sie von keinen Sorgen geplagt werden.
Dieser Gedanke brachte Yoongi dazu, seinen Blick endgültig von ihr abzuwenden. Er wollte nicht der Grund sein, dass sie von Sorgen geplagt wird und dieser Gedanke manifestierte sich noch mehr in seinem Kopf, als er das Dach der alten Fabrik entdeckte.
Es reicht, dass sie bereits mit einem Monster gesprochen hat, sie soll mir nicht auch noch in den Abgrund folgen.
Yoongi merkte, dass Soohee keine Anstalten machte, ihn alleine zu lassen, weshalb er sich auf der nächsten freien Bank niederließ und das Wort ruhig erhob.
"Ich muss hier auf jemanden warten"
Soohee's Blick entgleiste ihr mit einem Mal, als sie realisiert hatte, wie aufdringlich sie wieder gewesen war. Verlegen entschuldigte sie sich bei ihm und setzte ihren Weg schnellen Schrittes und mit roten Wangen alleine fort. Yoongi hatte gar nicht bemerkt, dass er aufgrund ihres Verhaltens schmunzeln musste, da sie so unbeholfen gewesen war und er deutlich erkannt hatte, wie peinlich ihr ihr aufdringliches Verhalten war.
Dass sie seltsam ist, trifft den Nagel nicht einmal annähernd auf den Kopf, dachte er und atmete erleichtert aus, als er Soohee kaum noch erkennen konnte. Sein Blick fiel auf das Zippo in seiner Hand, welches er fest umgriff, dieses jedoch gleichzeitig seine Übelkeit ins unermessliche steigerte.
Beinahe hätte ich es verloren...
Das Einzige, was ihn für einen Moment von diesem erdrückenden Gefühl in seiner Brust ab lenkte, war das vertraute Klingeln seines Handys. Es riss seine Aufmerksamkeit vollständig von seinem Feuerzeug los, als er auf das Display sah und Namjoon's Namen auf diesem erblickte.
"Was gibt's?", fragte Yoongi seinen Freund, der bloß ein Wort sagen brauchte, damit der Blondhaarige von der Bank aufsprang.
"Hoseok" Es war der Name seines anderen besten Freundes, der Yoongi augenblicklich die Panik zu Kopf trieb. Während er schnellen Schrittes auf die leere Fabrik zu steuerte, fiel sein Blick noch einmal auf sein Handy und somit auf das heutige Datum.
23. Mai
Es ist doch noch viel zu früh! Eigentlich sollte es doch erst in ein paar Tagen wieder soweit sein!
Namjoon und er hatten damit gerechnet, dass es gerade in diesem Monat wieder besonders schlimm mit Hoseok werden könnte, doch dieses Jahr, war es noch schlimmer als davor das Jahr.
Kurz ließ Yoongi seinen Blick umher wandern, nur um sicherzugehen, dass ihn auch niemand sah, ehe er sich durch die kleine Öffnung im Zaun zwängte und das Grundstück der alten Fabrik betrat. Die Natur hatte sich den Boden bereits größtenteils wieder zurückgeholt, da das Unkraut nur so aus dem Boden spross und man sogar manchmal ein oder zwei Mäuse über den Bosen laufen sah. Geradewegs steuerte der Blondhaarige das Nebengebäude der eigentlichen Fabrik an. Seit Jahren stand die Fabrik eigentlich komplett leer, doch wussten nur die wenigstens, dass sie nur von außen verlassen schien.
Ein Rascheln erklang zu Yoongis Rechten, als er das Nebengebäude betrat, welches von innen noch immer gut in Stand gehalten war. Er wusste, dass die anderen sich versteckten und sah sich im großen Raum des Nebengebäudes um, welches einst der riesige Pausenraum der Arbeiter gewesen war.
"Es ist Yoongi", hallte Namjoons Stimme durch den Raum, ehe die anderen ebenfalls aus ihren Verstecken traten. Jeder kannte die Gefahr, weil sie sich hier aufhielten.
"Wo ist er?", fragte Yoongi seinen besten Freund sofort, da dieser keine Zeit verlieren verlieren wollte, sondern sofort mit Hoseok sprechen wollte. Namjoon sah geschafft aus, was kein Wunder war. Yoongi wusste, wie Hoseok in solchen Momenten sein konnte, weshalb er es bevorzugte, sich dann um ihn zu kümmern. Namjoon nickte in die Richtung des Ganges, der zu den Schienen der Fabrik führte und somit auch zu den Wagons eines alten Zuges, die alle gemeinsam zu kleinen Wohnwagons umgebaut hatten.
Yoongi eilte zu den Schienen und durchquerte den älteren Teil der Fabrik. Ein rauer und kühler Wind wehte durch diesen, doch war dies nichts neues für ihn. Dutzende Fenster waren bereits durch Vandalismus zerstört worden, einige sogar von Personen, die hier anwesend waren. Es dauerte nicht lange, bis Yoongi die Wagons des Zuges erreicht hatte und den Wagon ausfindig gemacht hatte, in dem sich Hoseok befand.
"Hoseok?", rief der blonde Junge laut und hämmerte mit seiner Faust erbarmungslos gegen die von außen verrostete und verschlossene Tür. Stille. Er bekam keine Antwort. Seufzend lehnte er seinen Kopf gegen den kalten Stahl und hörte Schritte, weshalb er sich Namjoon zuwandte, dessen Blick voller Sorge verzogen war und Yoongi gezwungen war, seinen Kopf zu schütteln. Beide wussten, was dies bedeutete. Heute schien wieder einer dieser Tage zu sein, an dem niemand zu ihm durchdringen konnte.
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