Kapitel 15: Entscheidung
》No matter where I am, you defended that spot《
Soohee
"Soohee?” Widerwillig öffnete die Brünette ihre Augen und drehte ihr Gesicht zur Seite, welches bis gerade eben noch von ihren auf dem Tisch ruhenden Armen und ihrem dunklen Haar geschützt war. Ihre Augen brauchten einen Moment, um sich an das grelle Licht der Leuchtröhren zu gewöhnen, die von oben hinab auf sie und ihr Pult leuchteten. Doch als ihre Augen endlich mit dem Licht klarzukommen schienen, schnellte Soohee hoch. Vor ihrem Pult standen 2 Klassenkameradinnen, die besorgt auf sie hinab sahen. Was ist denn jetzt los? Misstrauisch beäugte Soohee die beiden Mädchen, deren Unbehagen ihnen ins Gesicht geschrieben war und ihre Spielerei mit ihren Fingern ihre Nervosität noch deutlicher zum Ausdruck brachten.
“Was ist los?”, verlangte das ermüdete Mädchen zu erfahren, deren Stimme beinahe nicht mehr als ein Krächzen war. In der vergangene Nacht hatte sie kein Auge zu bekommen, nachdem sie es gemeistert hatte, ihre Eltern heile nach Hause zu bringen. Viel zu sehr musste sie an Seungjuns Worte denken, die ihr noch immer schwer auf dem Herzen lagen. Zwar hatte er sich am Morgen sofort bei ihr entschuldigt und Soohee hatte ihn sogar beschwichtigt, dass er nichts schlimmes getan habe, doch war ihr noch immer nicht Wohl bei dem Gedanken, ihn vorerst sehen zu müssen.
Die größere der beiden erhob das Wort zuerst, was wohl offensichtlich an der Aufforderung der kleineren gelegen hatte.
“Wir-Wir haben gehört, dass du neuerdings deine freie Zeit mit Min Yoongi verbringst.”
Verwirrung zierte Soohee's Gesicht. Was war daran denn so besonders? Die Kleinere bemerkte Soohee’s Verwunderung und Verwirrung und erklärte die Bemerkung ihrer Freundin sofort unwissend, als ihre Frage nur so aus ihr heraus platzte.
“Hast du keine Angst vor ihm?” Mit dieser Bemerkung fiel der Groschen. Augenblicklich lehnte sich Soohee auf ihrem Stuhl zurück und verschränkte ihre dünnen Arme vor ihrer Brust, spürte jedoch gleichzeitig, wie eine Gewisse Wut in ihr begann aufzusteigen.
“Ich habe keine Angst vor ihm und ich sehe auch keinen Grund dazu, jemals Angst vor ihm haben zu müssen. Das gleich sollte für euch gelten.” Geweitete Augen starrten Soohee an. Die Mädchen hatten ihren Ärger deutlich aus ihrer Stimme heraus gehört und nun schien es ihnen noch schwerer zu fallen, weitere Fragen zu stellen.
“Aber die Gerüchte-"
“Ich mache mir nichts aus Gerüchten und jeder, der sich etwas aus ihnen macht, ist nichts mehr als ein gesteuerter Roboter, der auf das Geschwafel anderer hört. Wir sind alt genug, um uns unsere eigenen Meinungen zu bilden”, unterbrach Soohee die Mädchen, die ihrem strengen Blick nicht standhalten konnten. Yuna hatte ihr damals schon einmal gesagt, dass sie ziemlich angsteinflößend sein konnte. Es war der eigentliche Grund, wieso Yuna sie als Einzige akzeptiert hatte und sie sich angefreundet hatten.
“Wir machen uns nur Sorgen um dich, da es Yuna anscheinend egal ist. Wir wollen nicht, dass du mit einem Mörder-" Der laute Knall von Soohee’s Stuhl, der auf den Boden gefallen war, nachdem sie sich sprunghaft von diesem erhoben hatte, ließ die beiden Mädchen aufschrecken. Nun galt Soohee auch die Aufmerksamkeit ihrer anderen Klassenkameraden, die bis gerade noch in ihre eigenen Gespräche vertieft waren.
“Wenn ihr alle mal weniger auf solche unnützen Dinge Acht geben würdet, würdet ihr genauso eine chance wie ich bekommen, einen Menschen wie Yoongi kennen zu lernen. Ihr glaubt er sei das böse in Person und dass es von euch berechtigt sei, sich um mich zu sorgen? Ihr kennt ihn nicht. Ich schon und ich weiß, dass er alles für die Personen machen würde, die ihm am Herzen liegen. Es gibt keinen Grund sich um mich zu sorgen, weil er einer der wenigen Menschen ist, denen ich bedingungslos vertrauen würde. Und wisst ihr wieso? Weil ich ihn kenne und ihm eine Chance gegeben habe, mir zu beweisen, dass er nicht die Person ist, für die ihr ihn haltet. Wenn ihr also nicht riskieren wollt, dass ich richtig sauer werde, solltet ihr es endlich annehmen und akzeptieren. Aber vor allem solltet ihr nie wieder wagen, solche Worte vor mir in den Mund zu nehmen. Er ist kein Mörder und jeder normal denkende Mensch würde das erkennen, wenn er seine Vorurteile endlich mal beiseite schieben würde. Nehmt solche Worte also noch einmal in den Mund und ich verspreche euch, dass ich nie wieder ein Wort mit euch wechseln werde.”
Entschuldigend verbeugten sich die Mädchen vor Soohee und verschwanden aus ihrem Blickfeld. Einige fassungslose und neugierige Blicke lagen noch eine Weile auf ihr, doch störte sie dies nicht. Sie war bloß froh, dass Yuna nicht da gewesen war, da diese die beiden Mädchen nicht einfach so hätte davon kommen lassen. Doch vor allem war sie froh, dass Yoongi die Worte der Mädchen nicht mitbekommen hatte- das glaubte sie zumindest.
Yoongi
Gelassen schlenderte der Blonde durch die Gänge, während er mit seinem Zippo in der Hand spielte und dieses immer wieder auf-und zuschnappen ließ. Verwirrte Blicke lagen auf ihm, was jedoch nicht daran lag, dass er durch die Gänge schlenderte. Es war vielmehr die Tatsache, dass er eine pinke Tasche in seiner anderen Hand hielt. Anscheinend steht mir pink ausgezeichnet, dachte der Blonde belustigt, als er einige Blicke analysiert hatte. Sein Blick wanderte hinauf zu den Schildern der Klassen, dessen Zahlen er im Kopf durchging und vor Soohees Klasse stehen blieb. Zwei Jungen,die vor der Tür standen, sahen ihn perplex an, sagten jedoch nichts, als er in die Klasse blickte und Soohee entdeckte, die mit zwei Mädchen redete. Er erkannte sie sofort. Sie waren die Mädchen gewesen, deren Gespräch er damals in der Cafeteria mitbekommen haben. Augenblicklich zog sich sein Magen zusammen. Doch war dies nicht das Schlimmste. Es waren die Worte der Mädchen, die ihm beinahe wie ein Schlag ins Gesicht trafen. Jegliche Gelassenheit verflog durch ihre Worte. Sie hatten ihn scheinbar nicht einmal bemerkt- so wie jeder andere in dem Klassenraum.
“Wir machen uns nur Sorgen um dich, da es Yuna anscheinend egal ist. Wir wollen nicht, dass du mit einem Mörder-" Du hättest nicht herkommen sollen, du Idiot, dachte Yoongi und hatte sich bereits umgedreht, doch veranlasste ihn ein Lauter knall dazu,stehen zu bleiben und sich umzudrehen. Soohee war von ihrem Stuhl aufgesprungen. Die Worte sprudelten nur so vor Wut aus ihrem Mund heraus und während sie die Mädchen beinahe vor Ehrfurcht erstarren ließ, spürte Yoongi plötzlich etwas komplett anderes in seinem Innern aufsteigen. Wärme. Das warme und wohlige Gefühl in seiner Brust ließen ihn die Worte der Mädchen mit einem Mal komplett vergessen, so als hätten Soohee’s Worte diese verdrängt. Es war ein Gefühl unglaublichen Glückes, doch vor allem von Dankbarkeit. Sie verteidigte ihn selbst dann, wenn er nicht bei ihr war. Einer solch aufrichtigen Person war er noch nie in seinem Leben begegnet und auch wenn er es sich selbst niemals eingestehen würde, rührte ihn Soohees Geste. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er das Klassenzimmer, ohne ein Wort zu verlieren, verlassen hatte.
“Könntet ihr das bitte Soohee geben?”, fragte er die Jungen, die noch immer vor der Tür standen und von dem Streit in der Klasse nichts mitbekommen hatten. Stumm nickten sie, als sie die Tasche entgegengenommen hatten und Yoongi nach sahen. Sie würde nicht davonlaufen und wenn jemand die Wahrheit über ihn verdient hatte, dann war es sie. Es war Soohee, die ihm nun endgültig bewiesen hatte, dass er ihr sogar sein Leben anvertrauen könnte und diese es wohl behüten würde. Auch wenn es seiner Meinung nach nicht viel zu behüten gab.
(...)
Einige Stunden später hatten Namjoon und Hoseok von Yoongis Entscheidung erfahren, bevor Soohee in die Fabrik gekommen war. Und auch wenn es die Jungen freute, dass Yoongi Soohee endlich einweihen wollte, waren sie sich alle in einer Sache einig- Soohee sollte nicht gleich alles auf einmal erfahren. Es war immerhin eine große Last, die der Blonde zu tragen hatte und diese Last sollte Soohee nicht auf einmal tragen müssen.
“Es wird schon dunkel”, merkte Soohee beiläufig an und blickte zu den kaputten Fenstern der Fabrik hinauf, durch die der kalten Wind in die Fabrik wehte. Der Winter würde das Land bald heimsuchen, das war jedem klar.
“Soohee kannst du vielleicht mal mitkommen?” Yoongis Stimme wirkte neutral, er benüte sich zumindest, diese neutral klingen zu lassen. Doch verrieteb ihm Hoseoks und Namjoons Blick, dass sie dennoch nervös klang. Soohee nickte und erhob sich von der Couch. Schweigend folgte sie Yoongi durch den Hauptteil der verlassenen Fabrik. Überall standen noch alte, teils verrostete Geräte herum, die vollkommen verstaubt waren. Splitter der Scheiben ließen knirschende Geräusche jedes Mal vom Boden aus erklingen, wenn Yoongi oder Soohee über diese gingen. Viele Treppen gingen sie hinauf, wobei Yoongi Soohees Verunsicherung sofort bemerkte. Sie zuckte bei jedem Knacken der Treppen zusammen, bis Yoongi zu ihr sprach.
“Kein Sorge. So unrobust sie auch von außen aussehen, sind sie doch noch sehr belastungsfähig”, versicherte er ihr und sah, wie sie sich ein wenig entspannte, vor allem, als sie eine graue Tür mit schwarzer Klinke erreichten.
"Bereit?", fragte er sie und Soohee nickte erneut. Es war jedoch eher eine Frage an sich selbst gewesen. Kühler und kräftiger Wind blies den beiden entgegen, als Yoongi die Tür geöffnet hatte und sie hinaus traten.
"Meine Güte", hauchte Soohee vollkommen überwältigt, als sie die vielen Lichter Daegus erblickte, die vom Dach der Fabrik aus allmählich wie Sterne leuchteten. Der Wind wehte auf dem Dach noch rauer, doch schien dies nicht von Bedeutung zu sein. Viel zu atemberaubend war der Anblick des Sonnenuntergangs am Horizont, der den Himmel in lilanen und roten Farben erstrahlen ließ
"Das ist unglaublich!" Begeistert sah sie zu Yoongi, dessen Blick auf ihr ruhte. Tief atmete Soohee die kühle Luft ein und schloss für einen Moment ihre Augen, riss diese jedoch sofort wieder auf, als sie plötzlich etwas schweres auf ihrem Kopf spürte. Mit geweiteten Augen sah sie Yoongi an, der sich seines Schuljacketts entledigt hat und diese Soohee auf den Kopf geschmissen hatte. Er wollte verhindern, dass sie in ihrer viel zu dünnen Schuluniform fror und wegen ihm erkranken würde. Er bemerkte Soohees erschrockenen Gesichtsausdruck und lachte auf. “Ich will mir nicht deine Vorwürfe anhören müssen, dass du wegen mir krank bist", erklärte er und blickte zufrieden drein, als Soohee sein Schuljackett angezogen hatte, die sie noch kleiner wirken ließ, als sie ohnehin schon war.
“Also? Wieso hast du mich jetzt hier hoch gebracht?”
Yoongi erstarrte für einen Moment und blickte Soohee erschrocken an, die ihn auf frischer Tat ertappt hatte und ihn vielsagend betrachtete. Seufzend setzte er sich auf die dunkle Dachpappe, die überraschenderweise nicht so kühl war, wie er erwartet hatte.
“Ich war heute eben in deiner Klasse, um dir deine Tüte zu bringen, als du mit den zwei Mädchen gesprochen hast.” Yoongi musste gar nichts weiter sagen- Soohee hatte sofort verstanden, dass er alles mitbekommen hatte. Sie ließ sich neben ihm nieder, schlang ihre Arme um ihre nackten Beine und legte ihren Kopf auf ihre Knie, ehe sie zu sprechen begann.
“Es tut mir leid. Also, dass du es mitkriegen musstest.” Yoongi wandte seinen Blick von ihr ab und blickte zum Horizont, der sie Sonne schon zur Hälfte verschlungen hatte.
“Es muss dir nicht leid tun. Es war schön, solche Worte von einer anderen Person außer Hoseok und Namjoon zu hören", erklärte der Blonde, ehe er Soohee wieder ansah.
“Deshalb werde ich dir jetzt etwas über mich erzählen. Über mich und meine Vergangenheit.”
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