~Sixty~
Gedankenverloren drehte ich mit meinen Fingern immer wieder das Hologramm vor mir, welches ein Grundriss von dem Gebäude von Artjom war. Ich konnte mich nicht auf den Bauplan konzentrieren, denn meine Gedanken waren allesamt bei Sky. Diese hatte sich noch nicht gemeldet und ich fragte mich, ob es nun positiv oder negativ war.
„Marc, könntest du mir nur das Erdgeschoss von dem Gebäude anzeigen und alle Stromleitungen, die von der Haupttür durch die Räume fließen, rot kennzeichnen?" Ich war froh, einen Computer als Kollegen zu haben. Das erleichterte mir meine Arbeit und verkürzte auch den gesamten Prozess, da ich solche Dinge nicht eigenständig ausarbeiten musste.
Nur wenig später hatte ich den gewünschten Entwurf als Hologramm vor mir, auch wenn ich mich dennoch nicht darauf konzentrieren konnte. Wieder drehte ich den Grundriss hin und her, als wüsste ich nicht, wie meine Arbeit funktionierte.
„Sie werden um eine neue Programmierung nicht herumkommen, Sir", ertönte die Stimme von meinem selbst entwickelten Assistenten.
„Das weiß ich selbst. Danke, Marc." Der Gedanke, dass ich dies nur entwickeln musste, damit Artjom seine entführten Frauen besser unter Kontrolle hatte, führte dazu, dass sich alles in mir sträubte. Ich wollte es nicht, aber kam nicht drumherum, wenn ich Sky schützen wollte. „Aber vielleicht könnte ich ein Programm umschreiben."
In meinem Kopf schossen etliche Gedanken hin und her. Ein neues System zu entwickeln dauerte Monate und ich wollte nicht, solange mit den Russen und meiner Vergangenheit in Verbindung stehen. Es musste eine schnellere Lösung her!
„Aufgrund der Größe des Gebäudes, den Leitungen der Stromversorgung und die Menge an Überwachungskameras, die gefordert werden, glaube ich kaum, dass Sie eines Ihrer herkömmlichen Systeme nutzen können, Sir", sprach Mark erneut, während er das Hologramm immer wieder änderte und mir damit alles aufzeigte, was ich zu Bedenken hatte.
„Warum so pessimistisch?", brummte ich und lehnte mich in meinem Stuhl zurück, während ich einen Kugelschreiber in meinen Fingern drehte.
„Ich bin nur realistisch, Sir." Manchmal hasste ich künstliche Intelligenz, vor allem wenn diese so vorlaut war, wie Mark hin und wieder.
„Öffne mir das Locksystem 8, füge es in das Gebäude ein und rechne mir aus, wie viele Systeme fehlen, um das gesamte Gebäude zu versorgen", forderte ich. Es war schon praktisch, dies nicht alles allein zu berechnen und nur wenige Sekunden später hatte ich alle Daten, die ich benötigte.
„Gut, dann werden wir wohl ein neues System programmieren." Entschlossen setzte ich mich umgehend an die Codierung und schaffte es sogar meine Gedanken um Sky auszublenden. Ich wusste, dass sie sich melden würde, sobald sie erfuhr, was der Besuch von Timofey und den anderen am Samstag wirklich zu bedeuten hatte.
Ich kam gut voran, als die Tür von der Werkstatt sich nur ganz langsam öffnete. Verwundert schaute ich auf und sah niemanden, weshalb ich meinen Hals streckte und den Kater mit seiner vollen Arroganz hereinspazieren sah. Wir waren noch immer keine Freunde und ich misstraute diesem Tier, allein weil er wegen der Russen nun in meinem Penthouse lebte.
Vielleicht war er eine Spionagekatze ...
Eingebildet wie er war, setzte er sich neben mich und schaute mich emotionslos an.
Ich ignorierte ihn so gut es ging, jedoch schien ihn das zu stören, da er mit einem Sprung auf meinem Schreibtisch landete und ignorant durch das Hologramm lief.
„Nein! Runter!", befahl ich, bekam von ihm aber wieder nur einen arroganten Blick zugeworfen, als wollte er mir sagen, dass ihm meine Meinung egal wäre. Direkt vor mir setzte er sich abermals hin und erneut sah er mich vollkommen desinteressiert an, ehe sein Blick zu meiner Tasse schweifte.
„Aus! Wehe!" drohte ich, als seine Pfote meine Tasse bereits anstieß. „Das ist meine Tasse!"
Er sah mich mit schief gelegten Kopf an, als würde er mich stumm fragen: „Wirklich? Das ist deine Tasse?"
Der will mich provozieren!
Bevor ich reagieren konnte, schubste er meine Tasse von dem Schreibtisch, welche laut klirrend am Boden in tausend Einzelteile zersprang und der Inhalt eine kleine Pfütze hinterließ.
Wütend sprang ich auf und der Kater sprang ebenso schnell von dem Tisch, ehe er mit gehobenen Schwanz vollkommen aufgeblasen meine Werkstatt wieder verließ. Ich hätte ihm zu gern den pelzigen Hals umgedreht!
Doch bevor ich ihn hinterherlaufen und das Fell über die Ohren ziehen konnte, klingelte mein Handy. Ohne auf das Display zu sehen, wusste ich, dass es Sky war, weshalb ich den Anruf eilig entgegennahm.
„Nate! Die ... du musst ... ich habe Dinge gesehen ... er hat ... warum sind die hier, verdammt?", sprudelte es aus ihr heraus. Ihre Stimme zitterte und ich hörte auch, dass sie weinte, weshalb ich mich versteifte und jeden Einzelnen der Russen die Pest an den Hals wünschte.
Was hatten sie nur dieses Mal wieder angestellt?
„Ich bin in 10 Minuten da, Princess!"
***
Kurze Zeit zuvor
In der Bibliothek hatte ich mir genügend Zeit gelassen, weshalb ich erst als es bereits dunkel war, zurück zu meinem Zimmer ging. Ich öffnete schwungvoll die Tür, da ich davon ausging, dass Mary die letzten Stunden genügend sexuelle Aktivitäten hatte.
Allerdings lag ich mit dieser Vermutung falsch, wie ich beim Betreten des Zimmers feststellen musste. Mir stach direkt ein nackter Männerhintern entgegen, ebenso wie ein vollkommen tätowierter Rücken, weshalb ich mich beschämt umdrehte und dabei ein Buch von der Kommode wehte. Es fiel mit einem lauten Knall auf den Boden und innerlich glühte ich bereits vor lauter Scham.
„Was stehst du so dümmlich dort herum, Malyschka?"
Mit weit aufgerissen Augen drehte ich mich herum und blickte direkt Stenja ins Gesicht, welcher sich zu allem Übel auch noch splitterfasernackt zu mir herumgedreht hatte. Unwillkürlich erkannte ich aus dem Augenwinkel seine harte Erektion, weshalb ich mir wünschte, diese Bilder im Kopf wieder zu löschen.
Seine Augen blitzten belustigt auf und so schnell ich konnte, rannte ich aus dem Zimmer heraus, um augenblicklich gegen eine harte Brust zu stoßen.
„Du musst mir nicht direkt um den Hals fallen, Swjosdoschka." Aljoscha hatte seinen Arm um meine Taille geschlungen, damit ich nicht zu Boden fiel und eilig löste ich mich aus seinem Griff.
Mit rasendem Herzen stand ich vor ihm und auch Stenja tauchte nun, mit Boxershorts bekleidet hinter mir auf.
„Warum sieht sie aus, als wollte jemand sie abschlachten?", fragte Stenja lachend und fand es anscheinend sehr amüsant, mich so in Verlegenheit zu bringen.
„Liegt vielleicht daran, weil ich gerade beste Einblicke auf deinen Schwanz hatte!", schrie ich hysterisch und haute mir umgehend die Hand vor den Mund. Mit hochrotem Kopf und einer Übelkeit im Magen stand ich zwischen den beiden Russen, als auch noch Mary zu uns stieß.
„Stepan, warum lässt du mich wegen der Jungfer einfach sitzen?", fragte sie mit einem hasserfüllten Blick in meine Richtung.
„Stepan?", hakte ich belustigt nach. Ich wusste, dass Stenja nur die russische Version von seinem Namen war, aber es war seltsam seinen richtigen Namen zu hören, da ihn alle nur Stenja nannten.
„Verzieh dich, Marie. Wir waren ohnehin fertig", meinte er kühl, ohne den Blick von mir zu wenden. Mary kochte vor Wut hinter ihm und sah aus, als wollte sie ihm den Kopf abreißen.
„Ich heiße Mary", zischte sie.
„Mir egal", erwiderte Stenja und ging zurück in das Zimmer, um seine Sachen von dem Boden aufzuheben und anzuziehen.
„Du kleine Hure versaust einem alles! Sieht man ja, die Typen sehen dich und flüchten alle umgehend!" Sie schrie mich an und schubste mich sogar, wodurch ich erneut gegen Aljoscha stieß. Ein Räuspern ertönte und mein Kopf schoss auf der Stelle in die Richtung, aus der das Räuspern kam.
Kirill kroch aus seiner Ecke und hob seinen Kopf. Wie immer trug er eine weite Sweatshirtjacke und hatte die Kapuze bis tief in sein Gesicht gezogen.
„Heilige Scheiße", murmelte ich, als mir bewusst wurde, dass alle drei hier waren und ich vollkommen auf mich gestellt war. Voller Panik rannte ich davon und konnte meine Tränen nicht zurückhalten. Mit zitternden Händen nahm ich das Handy und wählte die Nummer von Yonathan, welcher auch nach nur wenigen Sekunden da Gespräch entgegennahm.
Ich stotterte in das Telefon und vermutlich hatte er nicht einmal ansatzweise verstanden, wovon ich sprach.
„Ich bin in 10 Minuten da, Princess!", sagte er dennoch und legte auf.
Mein ganzer Körper zitterte und ich lief vor dem Wohnheim auf und ab, um dort auf Yonathan zu warten.
Das alles musste ein schlechter Scherz sein!
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Ich weiß, das ist wieder sehr fies 😈😂
Aber im nächsten Kapitel gibt es einen großen Knall, also gibt es ja auch etwas, worauf ihr euch freuen könnt 🥰😂
Doch jemand fehlt doch noch in dem ganzen Chaos 🧐 wer könnte das wohl noch sein? 😜
❤️❤️❤️
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