Mias Ruhepol
Mia saß in ihrer alten Wohnung, die mittlerweile Kims Wohnung geworden war. Wo hätte sie auch sonst hin gehen sollen? Kim war erstaunt gewesen Mia zu sehen, merkte aber sofort, dass etwas nicht stimmte. Sie bugsierte Mia in die Küche und stellte die Kaffeemaschine an.
Dann sah sie nachdenklich auf die stille Mia.
„Mia, was ist denn los? Ärger mit deinem Adonis?"
Mia schüttelte den Kopf und sah auf ihre Hände. Wie sollte sie nur erklären, was in ihr vorging?
„Ich,... Samuel,... er hat Recherchen über meine Eltern angestellt. Er hat etwas über sie herausbekommen."
Mia brach ab, ihre Emotionen drohten sie zu ertränken. Sie fing an zu schluchzen und Kim kam zu ihr geeilt. Wie früher nahm Kim sie in den Arm und wiegte sie hin und her.
„Schhhh, Mia beruhige dich. Alles wird gut."
Kim blieb ruhig und wartete, dass Mia sich beruhigte. Das Schluchzen wurde leiser und Mia sah wie in Trance vor sich auf den Tisch.
„Mia, Schatz, gehts wieder?"
Besorgt sah Kim ihr in die Augen und diese zuckte mit den Achseln.
„Ich weiß es nicht. Der Gedanke daran, dass ich plötzlich die Möglichkeit haben soll, zu erfahren wo ich herkomme, das macht mich irgendwie fertig. Ich hab mich daran gewöhnt, dass ich keine Familie hab und sie nicht kennen lernen werde und jetzt?"
Kim kniete sich vor sie hin und sah ihr tief in die Augen.
„Mia, du hast eine wunderbare Möglichkeit bekommen. Wie oft haben wir zusammen davon geträumt, zu erfahren wer unsere Eltern sind? Wir haben uns ständig ausgemalt, dass sie uns lieben und uns gar nicht abgegeben wollten, erinnerst du dich?"
Mia nickte, ja sie erinnerte sich sehr gut daran. Aber das waren Hirngespinste gewesen, das hatten sie gemacht, wenn sie sich einsam fühlten. Bei alle. Wichtigen Ereignissen hatten beide ihre Eltern schmerzlichst vermisst. Der Schulabschluss war der reinste Horror gewesen. Alle hatte. ihre Eltern dabei, nur Kim und Mia waren alleine gewesen.
„Was ist, wenn es nicht so ist? Was ist, wenn sie mich nicht haben wollten? Was ist, wenn das alles nur Träumereien waren? Vielleicht wollen sie mich gar nicht kennenlernen?"
Kim setzte sich auf den Stuhl und starrte in ihre Hände.
„Mia, du kannst es nicht wissen und du wirst es niemals wissen, wenn du dich nicht darauf einlässt. Was hast du zu verlieren? Du kannst doch nur gewinnen. Zumindest weißt du danach woher du kommst, wer deine Eltern sind. Vielleicht hast du sogar das Glück und bekommst eine Familie dazu.... und selbst wenn nicht, hast du Samuel, die Familie Wick und mich... dann bleibt alles beim Alten."
Mia sah ihre Freundin genauer an. Sie wirkte so traurig.
„Kim, was bedrückt dich?"
Kim sah sie erschrocken an und schüttelte den Kopf.
„Nichts, ich... ach man Mia, du hast eine unglaubliche Chance und irgendwie beneide ich dich darum. Willst du denn nicht wissen, woher du kommst? Wo deine Wurzeln sind? Warum das alles so ist, wie es ist?"
„Doch, klar,... aber es macht auch Angst. Von jetzt auf gleich wird sich mein Leben verändern. Es wirkt so surreal... dieser Gedanke überfordert mich einfach."
Mia sah schweigend auf Kim. Ihre Gedanken ratterten und sie wusste Kim hatte recht. Auch wenn es ihr Angst machte, war es eine großartige Chance. Egal wie es ausgehen würde, sie würde endlich wissen, wer sie war. Sie könnte ein Kapitel ihres Lebens abschließen und wer weiß, vielleicht ein neues beginnen?
„Kim, du weißt, ich könnte Samuel fragen, wegen deinen Eltern? Ich meine,... wenn du möchtest. Er würde sicherlich nach ihnen suchen lassen."
Sie hatte das Gefühl, dass es Kim wichtiger war, als ihr selbst. Wenn sie schon diese Chance bekam, sollte auch Kim eine bekommen. Die zuckte mit den Achseln.
„Es wär schon interessant zu wissen, wer die eigenen Eltern sind. Aber jetzt geht es erst mal um dich. Du solltest auch mit Samuel reden, er macht sich bestimmt riesige Vorwürfe."
„Ja, ich werde gleich zu ihm gehen, er denkt bestimmt ich bin total irre. Jeder hätte sich über so eine Geste gefreut und ich? Ich mach ihm auch noch einen Vorwurf."
Mia schüttelte über sich selbst den Kopf. Der arme Samuel kam bestimmt um vor Sorge.
„Naja, er wird es verstehen. Immerhin hat er dich kalt erwischt. Und er hätte ja wirklich fragen können, ob du es denn willst. Aber das ist Samuel, immer mit dem Kopf durch die Wand. Aber du kannst dir sicher sein, dass er es nur aus liebevollen Gründen getan hat."
„Kim, jetzt wird sich alles verändern."
Unsicher sah sie zu ihrer Freundin. Kim war die einzige die sie verstand. Mia brauchte Routine und einen geregelten Alltag. Seit Samuel in ihr Leben getreten war, gab es alles andere, nur nichts was einem geregelten Alltag glich.
„Ja, ich weiß, aber wenn das jemand schafft, dann du Mia. Überlege doch mal, wie du es im letzten Jahr geschafft hast. Du hast eine hundertachtzig Grad Wendung gemacht. Du hast dein Studium angefangen, du hast dein Praktikumsplatz und meisterst den hervorragend und du bist verlobt mit Samuel. Du wirst in drei Monaten heiraten. Du hast eine Therapie begonnen. Mia ich bin so unglaublich stolz auf dich! Sieh dich an!"
Kim blickte stolz zu ihrer Freundin und Mia wurde es warm ums Herz.
„Ach, Kim, was würde ich nur ohne dich tun? Ohne dich, hätte ich das alles bestimmt schon versaut."
Kim grinste und stand auf und holte den Kaffee.
„Na, na, übertreib mal nicht. Ich bin schon toll, aber das meiste hast du ganz allein geschafft. Und jetzt trinken wir einen Kaffee und dann gehst du zu deinen zukünftigen Ehemann und beruhigst ihn."
Mia nickte und versprach sich selbst, Samuel nach Kims Eltern suchen zu lassen. Auch Kim schien da Nachholbedarf zu haben. Samuel hatte anscheinend die Möglichkeiten, also würde sie die auch nutzen, ihrer Freundin etwas zurück zu geben. Kim gab ihr so viel. Sie war in all der Dramen, immer verlässlich da gewesen, sie war ihr Ruhepol.
Sie spürte, wie einerseits ruhiger wurde, nur durch de Anwesenheit von Kim und gleichzeitig spürte sie, wie ihre Nervosität wuchs, bei den Gedanken an die Mappe, auf Samuels Schreibtisch. Was er wohl herausbekommen hatte?
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Ein etwas kürzeres, aber sehr wichtiges Kapitel. Schön wie die Freundschaft der beiden funktioniert ❤️❤️ ich bin gespannt wie die Familie von Mia ist,... 🙈
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