Brautkleid
Aufgeregt stand Mia in der Umkleidekabine. Sie hatten letztes Mal die Kleider auf drei Stück reduziert, diese wurden nach ihren Maßen angepasst und heute würde die endgültige Entscheidung fallen. Draußen saßen Kim, Sophia, Sarah und Ava war ebenfalls gekommen.
Sophia hatte sich direkt Ava angenommen und Mia war ihr dafür unsagbar dankbar. Es schien sogar so zu sein, dass sich die beiden Frauen echt mochten. Besser könnte es gar nicht sein.
Mia atmete aus, sie hatte schon zwei Kleider angehabt, aber noch war nicht dieser Wow-Effekt da gewesen. Sie waren alle schön gewesen, aber das I-Tüpfelchen fehlte noch. Das sah bei diesem Kleid ganz anders aus. Mia spürte, dass das ihr Kleid war. Sie hatte sich noch nicht gesehen, der Spiegel war draußen und sie versuchte sich erst zu sammeln, bevor sie sich den anderen zeigen würde.
Das Kleid war Creme weiß und sehr elegant. Es hatte Ärmel, aus edlen Stickereien und Mia war zufrieden, dass ihre Narben bedeckt waren. Mittlerweile stand sie zwar zu sich und ihrer Krankheit, aber sie wollte nicht, dass diese im Vordergrund stand. Sie war mehr als die Krankheit und darauf reduziert zu werden, konnte echt nervig sein.
An der Brust und am Bauch, lag das Kleid eng an. Auch das Oberteil bestand aus purer Stickerei und vorne hatte es ein etwas tieferen Ausschnitt. An der Hüfte hatte es einen Gürtel aus cremefarbener Seide und der Stoff darunter, sie vermutete es war Seide, fiel sanft um ihre Hüften und ihre Beine. Es war komplett ohne Tüll und Schnickschnack, es wirkte einfach, schlicht und durch die Stickereien, doch irgendwie sehr speziell.
Tief holte sie Luft und zog den Vorhang beiseite. Die Mädels die vorher ununterbrochen geredet hatten, verstummten. Mit großen Augen sahen sie zu Mia, die nun aufgeregt vor ihnen stand. Kim blieb der Mund offen stehen, Sarah zückte ihre Kamera und begann wie wild Fotos zu machen und Sophia und Ava starrten sie unverhohlen an. Mia sah, wie sich bei beiden Frauen Tränen in den Augen sammelten. Kim gab durch ihre Finger Zeichen, dass sie sich drehen sollte, was sie auch schüchtern tat.
Kim war die erste, die ihre Sprache wieder fand.
„Das ist es, Mia du siehst einfach hammermäßig aus. Das ist der pure Wahnsinn. Ohhh, ich freu mich so, das wird legendär."
Freudestrahlend warf sie sich Mia an den Hals. Unsicher sah sie zu den anderen. Sarah hielt hinter der Kamera den Daumen nach oben und knipste unaufhörlich weiter. Sophia kam ebenfalls auf Mia zu und Kim machte Platz. Gerührt nahm Sophia ihre baldige Schwiegertochter in den Arm.
„Das Kleid steht dir fantastisch, mein Kind. Samuel wird hin und weg sein."
Eine Träne lief über das Gesicht von Sophia und auch bei Mia bahnten sich nun Tränen
ihren Weg über das Gesicht. Sie spürte diese Liebe, die von Sophia ausging. Die Frau hatte Mia wirklich gern, sie tat nicht nur so und was könnte man sich mehr wünschen, als das die Mutter des Zukünftigen, eine so akzeptierte und liebte, wie es Sophia tat.
Schüchtern trat Ava zu den beiden. Mia war glücklich, dass ihre Mutter heute dabei war. Nach dem Abend, hatten sie sich regelmäßig getroffen. Ihr Verhältnis wurde von Tag zu Tag besser und enger. Sie redeten viel und für beide waren es wichtige Momente. Mia spürte, dass sich Ava von Tag zu Tag ein Stück mehr vergeben konnte. Sie hatte sich sogar ehrenamtlich in das Projekt von Samuel eingearbeitet. Mia konnte so mehr Zeit mit ihr verbringen und Mia hatte das Gefühl, dass Ava diese Zeit, im Haus der Hoffnung, wirklich gut tat. Sie hatte selbst mal alleine dagestanden, für sie war es schön zu sehen, dass es nun Hilfe für solche Frauen gab.
Ava schlang ihre zierlichen Arme um sie und drückte sie an sich.
„Du siehst wunderschön aus. Es ist so verwirrend dich jetzt so zu sehen. Ich habe so vieles verpasst und jetzt wirst du heiraten. Danke, dass ich heute dabei sein darf. Das bedeutet mir so viel."
„Nicht weinen Mama, ich freu mich doch auch, dass du dabei bist. Vor einigen Wochen hätte ich nicht geglaubt, dass ich dich dabei haben würde. Das ist für mich doch genauso toll."
Sanft löste sich Mia aus der Umarmung ihrer Mutter und ging zum Spiegel. Mit großen Augen betrachtete sie sich im Spiegel. Ja das war das Kleid! Wie sie es gefühlt hatte.
Ungläubig strich sie über das Kleid, in dem sie in einigen Tagen vor dem Traualtar stehen würde. Immer noch konnte sie es nicht fassen.
Nicht nur, dass sie dieses wunderbare Kleid gefunden hatte. Nein, sie hatte ihre Mutter gefunden, sie hatte dazu noch eine Familie gefunden, wie es besser nicht ging. Die Familie Wick war genau so, wie jede Familie sein müsste. In ihr gab es keine Streitereien, keine Gewalt, keine Missgunst oder Habgier. Diese Familie strahlte soviel Liebe aus und hüllte Mia damit ein.
Sie würde den tollsten Mann der Welt heiraten. Womit sie das verdient hatte, wusste sie immer noch nicht. Aber aus unerfindlichen Gründen hatte er sie auserwählt.
„Ich würde sagen, ich bin bereit."
Sie flüsterte nur aber die Frauen hatten sie verstanden und nickten. Doch dann schüttelte Sophia erschrocken den Kopf.
„Nein, nicht ganz! Es gibt so Traditionen, die bei einer Hochzeit greifen. Du brauchst etwas Blaues, Geliehenes, etwas Altes und Neues. Das soll Glück bringen."
Kim, Sophia, Ava und Sarah nickten sich gegenseitig zu und Mia runzelte verwirrt die Stirn. Was hatten die vier jetzt schon wieder ausgeheckt?
Aufgeregt übergab Kim ihr eine Tüte.
„Also ich habe dir etwas Blaues besorgt."
Verschmitzt grinste Kim und Mia sah unsicher in die Tüte. Lächelnd zog sie ein Blaues Strumpfband aus der Tüte. Das würde außer Samuel zumindest niemand zu Gesicht bekommen.
Ava kam unsicher einen Schritt auf Mia zu und überreichte ihr eine kleine Schachtel.
„Ich habe etwas Altes für dich. Ich... ich weiß nicht ob es dir gefällt und wenn du es nicht magst, musst du es nicht tragen... es gehörte meiner Mutter. Sie hatte es zu ihrer Hochzeit und ich zu meiner Hochzeit getragen."
Ava sprach leise und unsicher. Nervös öffnete sie die Schachtel. Mit großen Augen betrachtete sie die Haarspange. Sie sah alt und wertvoll aus. Die Brosche war einfach gehalten und ohne viel Schnickschnack, sie bildete eine Unendlichkeitsschleife, sie war genauso so, wie Mia es mochte. Sie schluckte bewegt.
„Die ist wunderschön. Ich Danke dir, aber bist du sicher, dass du sie hergeben möchtest?"
Ava umarmte Mia sanft.
„Wenn nicht meiner Tochter, wem sollte ich sie sonst vermachen? So bleibt sie in der Familie. Ich bin dankbar, dass ich noch die Chance bekommen habe, sie dir zu geben."
Sarah kam zu ihr und grinste sie an.
„Tja, ich bin geizig, ich gebe dir nur etwas, was ich wieder zurück bekomme. Von mir sollst du etwas Geliehenes bekommen."
Überwältigt von der Aktion, war Mia nicht mehr fähig zu reden. Schnell öffnete sie das Säckchen, dass ihr Sarah reichte. Mit fahrigen Händen holte sie ein Fußkettchen heraus.
„Das ist mein Glücksbringer. Er ist von meiner Oma, die ja leider nicht mehr lebt. Zu allen wichtigen Events trage ich sie, also bitte hüte sie wie ein Schatz."
Mia umarmte Sarah und versicherte ihr, dass sie dieses Kettchen wohlbehalten zurück bekommen würde. Dann sah sie zu Sophia, die lächelnd alles beobachtet hatte.
Mia schluckte, sie war gerade von so viel Liebe umgeben, dass war schon fast zu viel. Jeder dieser vier, hatte sich wirklich Gedanken gemacht.
„Ich habe etwas Neues für dich, und ich hoffe es gefällt dir. Du hast die Kette schon so in Ehren gehalten und ich habe vermutet, dass du diese auf der Hochzeit tragen würdest... deshalb habe ich dir etwas gekauft, was denke ich sehr gut dazu passen könnte und was etwas werden könnte, dass du mit der Kette zusammen, weitervererben kannst."
Mia nickte, natürlich würde sie die Kette von Sophia tragen. Sie trug diese Kette jeden Tag und das würde sie auch weiterhin so tun. Aufgeregt öffnete sie das kleine Schächtelchen. Zum Vorschein kamen zwei Ohrringe, die wunderschön waren. Sie waren im selben Stil wie die Kette gehalten. In der Mitte befand sich wie auf der Kette ein kleiner grüner Stein. Ehrfürchtig betrachtete sie die Ohrringe. Jetzt war es komplett. Die Ohrringe, die Kette und der Ring von Samuel.
Bewegt umarmte sie auch Sophia und räusperte sich bewegt.
„Vielen Dank, euch allen. Ich weiß jede dieser Gesten zu schätzen. Bis vor kurzen hatte ich nur Kim, die in meinem Leben Bestand hatte. Du bist für mich alles Kim! Aber wenn ich euch hier so stehen sehe, bin ich unsagbar dankbar. Ich habe nicht nur Samuel, den ich liebe, der mich liebt. Nein, ich habe durch ihn, meine Mutter kennengelernt und ich habe die Familie Wick dazubekommen. Für mich ist das mehr, als ich jemals erwartet hätte. Ich bin wirklich froh und stolz, jeden einzelnen von euch in meinem Leben zu haben."
Alle hatten Tränen in den Augen, auch Mia. Das erste Mal in ihrem Leben, hatte sie eine Chance auf Glück...
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Hey, ein nächstes Kapitel ist geschafft ❤️❤️ ich freue mich schon soooo auf diese Hochzeit 😂🙈 ❤️❤️❤️❤️❤️
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