Zerbrochen
Das Klirren der Glasscherben hallt in meinen Ohren. Das Bild von meinem Gesicht auf den Scherben des zerbrochenen Spiegels brennt sich auf meiner Netzhaut ein. Wie hypnotisiert betrachte ich die Scherben, denn in ihrer Zerbrochenheit spiegeln sie endlich die Wahrheit wieder, die sonst niemand in meinem Gesicht lesen kann. Sie unterteilen mein Gesicht und geben ihm die scharfen Kanten, die sich sonst hinter meinem Lächeln verbergen. Mein Blick bleibt an den scharfen Kanten hängen und eine unglaubliche Sehnsucht steigt in mir auf. Wie einfach es wäre eine der scharfen Scherben zu nehmen und mein Gesicht für immer zu zeichnen und deutlich zu machen welche Dämonen sich dahinter verbergen. Ich schließe die Augen und sie brennen von dem zurückgehaltenem Verlangen, gegen das ich anzukämpfen versuche. Meine Hände zittern und ich balle sie zu Fäusten. Meine Brust fühlt sich hohl an und etwas schmerzt dort, wie eine eiternde Wunde, deren sich niemand annimmt. Ich will so sehr diese Durchnittlichkeit aus meinem Gesicht vertreiben, weshalb ich ja auch erst den Spiegel zerbrochen habe. Damit ich nicht mehr sehen muss, wie wenig das Bild, welches ich zeichne, mit der Realität übereinstimmt. Ich will so sehr stark sein und mich an all die Dinge erinnern, die ich gelernt habe, aber ich kann es einfach nicht. Und eigentlich will es auch nicht wirklich. Denn weiterzumachen und nach vorne zu schauen, heißt die Dämonen in mir zu verleugnen. Und die, lassen sich nicht gerne verleugnen. Das weiß ich!
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