Stimmen
Ich bin unruhig. Meine Hände krampfen sich ineinander. Mein Blick ist gehetzt, wandert von einem Punkt zum nächsten. Ich sitze auf dem Stuhl und esse, ohne zu sehen was in meinem Mund landet. Stimmen. Überall Stimmen um mich herum. Sie sind so laut und aufdringlich und ich höre sie als wären sie direkt neben mir. Ich kriege Kopfschmerzen davon. Ich muss aufstehen um etwas zu holen. An dem Tisch vorbei. Dort sitzt ein Junge. Viel zu groß. Viel zu nah. Ich kriege keine Luft mehr, mein Herzschlag beschleunigt sich und ich kneife kurz meine Augen zusammen um mich zu sammeln, damit ich nicht auf der Stelle wie eine Irre aus dem Saal renne. Ich beschleunige meine Schritte. Geschafft. Ich sitze wieder auf dem Stuhl. Meine Hände zittern. Ein kurzer Blick. Hat mich jemand gesehen? Hat jemand die Panik in meinen Zügen bemerkt? Ein Lachen hinter mir. Ich fahre herum. Wer lacht da? Lacht jemand über mich? Spricht jemand über mich? Atmen. Nobody cares as much as you think. Nobody cares as much as you think. Die Stimmen im Raum verschwimmen ineinander, werden zu einem rhythmischen Trommeln, das auf meinen Kopf einhämmert. Tränen schießen mir in die Augen, ich senke den Blick und halte sie zurück. Alles ist zu viel, doch ich hebe den Blick wieder und lächle. Cut.
Das Abendessen ist vorbei. Ich sitze im Zimmer. Keine Stimmen um mich herum. Ich bin alleine. Es ist leise. Zu leise. Denn in der Stille werden die Stimmen laut, die sonst vom Drumherum übertönt werden und jetzt in der Stille um so lauter schreien. Ich greife zum Buch um sie zu übertönen. Es klopft. Reflexionsgespräch. Ich sage ich bin ein wenig angespannt. Ein klein wenig. Ein klein wenig. Ein klein wenig. Eine Lülülüge. Ich soll einen Spaziergang machen. Ich nehme mir einen Igelball und mache einen Spaziergang. Die Stimmen werden laut und lauter. Ich fange an zu laufen, versuche vor ihnen wegzurennen, doch sie werden lauter je schneller ich werde. Mein Atem geht schnell, der Hals brennt, meine Seiten stechen, doch die Stimmen sind noch da. Ich weiß nicht was sie von mir wollen. Ich fange an zu schreien. Lautlos. Natürlich. Damit mich niemand hören kann. Ich nehme den Igelball und reibe meinen Arm bis er rot ist. Die Stimmen sind immer noch da. Ich schlage gegen einen Baum. Und entschuldige mich dann bei ihm. Weil er nichts dafür kann, dass die Stimmen mich anschreien. Ich schlingen die Arme um meinen Brustkorb und versuche mich zusammenzuhalten, weil die Stimmen mich zerreißen und ich gleich a u s e i n a n d e r f a l l e. Ich möchte weinen, weinen, weinen, weil es so wehwehwehtut. Der Druck vom Igelballl wird fester, ich bin im Rausch. Irgendwann weiß ich, dass diesmal mein mein Arm auch morgen noch rot sein wird, aber ich höre nicht auf, denn die Stimmen werden leiser. Als meine Haut aufgerieben ist, breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus.
Denn
endlich
schweigen
die
Stimmen.
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