Mondscheinbad
Mit einem leisen Quietschen öffne ich die Tür des Wohnwagens und trete hinaus in die Nacht. Ebenso leise versuche ich die Tür wieder zu schließen - immerhin herrscht Nachtruhe - doch unser Wohnwagen will nicht so wie ich es will und so knallt die Tür. Erschreckt halte ich den Atem an und lausche in die Nacht - doch alles bleibt still. Mit einer schnellen Bewegung schnappe ich mir das immer noch nicht ganz trockene Handtuch von dem Wäscheständer und trete aus dem halbfertigen Vorzelt. Mein Herz klopft bei der Vorstellung, was ich im Begriff bin zu tun. Es fühlt sich irgendwie verboten an, auch wenn ich mich extra vergwissert habe, dass dem nicht so ist. Leise mache ich mich auf den Weg runter zum See. Jetzt, in der Nacht fühlt sich alles viel intensiver an. Der Boden unter meinen Füßen hat sich deutlich abgekühlt und nur noch ein Rest Sonnenwärme ist darin gespeichert. Kleine Steinchen pieksen mir in meine nackten Fußsohlen. Die Bäume werfen lange Schatten und der zunehmende Mond wirft hell sein Licht auf den Weg. Ein frischer Wind kommt auf und lässt mich frösteln. Plötzlich zweifele ich daran, dass das eine gute Idee ist. Doch ich werde jetzt keinen Rückzieher machen. Entschlossen betrete ich die Rasenfläche, die sich unter meinen Füßen feucht anfühlt und breite mein Handtuch aus. Irgendwie fühlt es sich seltsam an. Ein paar Teenager sitzen noch hier herum und unterhalten sich in Sprachen die ich nicht verstehe und es fühlt sich komisch an ins Wasser zu gehen und zu wissen, dass sie mich sehen können. Einfach den Kopf ausschalten, ermahne ich mich und wende mich der Treppe zu. Diese gehe ich auf Zehenspitzen herunter, weil ich weiß, dass die Stufen viel kälter sind als das Wasser selbst. Das Wasser ist viel wärmer als man es erwarten würde, aber wahrscheinlich erscheint mir das auch nur so im Kontrast zur Außentemperatur. Eine Überwindung reinzugehen, ist es trotzdem. Ich merke, dass man sich bewegen und größtenteils unter Wasser bleiben muss um nicht zu frieren. Also tue ich das und steuere die Boote an, die ein Stück weiter im Wasser liegen. Ob die am Mittag auch schon so weit weg waren? Ich bin froh, dass der Mond so hell scheint und mir mit der Spur die er aufs Wasser legt den Weg weist, denn im Dunkeln wirkt alles so anders. Mit einem letzten Zug erreiche ich das Boot und klammere mich an die Vertäung. Mein Atem geht schnell und wenn ich den Blick zurückschweifen lasse und sehe wie weit die Lichter des Ufers entfernt sind, verwünsche ich mich für diese Idee. Um meinen Atem zu regulieren, schließe ich die Augen und konzentriere mich auf die Dinge die ich höre. Das leise Plätschern des Wassers, der Wind der über das Wasser weht, das leise Schnattern einer träumenden Ente, die auf dem angebundenen Surfbrett sitzt... und das Rattern eines Güterzuges, der mit voller Geschwindigkeit am Ufer entlangrauscht! Mit einem Seufzen öffne ich meine Augen wieder. Von wegen idyllische Nacht! Außerdem spüre ich wie so langsam eine Gänsehaut über meine Haut kriecht - der Wind ist schon ganz schön kalt. Deshalb beschließe ich, dass es Zeit ist umzukehren. Unsinnige Gedanken schießen durch meinen Kopf - Ist noch ein Rest Sonnencreme auf meiner Haut? Kann man eigentlich sowas ähnliches wie Sonnenbrand auch vom Mond bekommen? Und heißt das dann Mondbrand oder Mondenbrand?. Bald merke ich, dass der Rückweg sich viel länger anfühlt als der Hinweg - was wahrscheinlich damit zusammenhängt, dass ich nicht genau weiß ab wann ich stehen kann. Meine Gedanken wandern zu meinen Haaren, die ich extra hochgebunden habe, damit sie nicht nass werden und dass die Mühe umsonst wäre, wenn ich mich jetzt auf den Rücken legen würde. Andererseits würde eine Dusche danach ganz gut tun und dann wären meine Haare sowieso nass. Entschlossen drehe ich mich um und da sehe ich ihn - den Grund warum ich mir um halb eins einen Bikini angezogen habe und in den kalten See gesprungen bin. Denn über mir, breitet sich der Sternenhimmel aus. Durch das Wasser sind alle Geräusche gedämpft und alles was ich wahrnehme, sind die hellen Punkte, die hier ein wenig heller als zu Hause strahlen. Und ich fühle mich so klein und gleichzeitig so unbesiegbar stark. Weil ich zwar nur ein winziger Fleck im Universum bin, aber der wirkungsvollste Mensch in meinem Leben.
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Guess what - diese Geschichte kommt nicht aus dem Nirgendwo. Bin gestern tatsächlich nachts baden gegangen - aber nicht alleine - und es war irgendwie schon eine schöne Erfahrung. Es ist glaub ich nichts was man unbedingt mal gemacht haben muss, aber definitiv einen Versuch wert. Würde aber dazu raten, dass nicht in der kältesten Nacht des Jahres auszuprobieren xD.
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