[6 - Weitere Japaner - Kaede]
Der zweite Tag im Senju Clan ist für mich angebrochen.
Ich kann es weder als gute, noch als schlechte Situation einstufen. Ich meine ich könnte inzwischen auch von wilden Tieren zerrissen worden sein oder aber ich könnte entspannt in meinem eigenen Bett liegen. Dass sich mir gerade dieser Lebensweg eröffnet hat, ist also noch okay. Nicht schön, aber es hätte mich schlimmer treffen können.
Ich habe inzwischen verstanden, dass das Alles hier eindeutig kein Traum ist. Das ist bittere Realität. Und zwar bin ich bereit zu akzeptieren, dass mich irgendwelche noch unerklärlichen Gründe in eine andere Welt geschickt haben, doch heißt das nicht, dass ich es auch akzeptiere. Selbst wenn ich noch ein wenig Zeit bei den Senju verbringen kann, ist das keine langzeitige Lösung. Ich will wieder nach hause. Zurück zu meiner Schwester und Mizuki. Nicht vor zu stellen, was die sich ausmahlen müssen. Obwohl wie ich Mizuki kenne, interessiert es sie wahrscheinlich nicht mal ansatzweise, dass ich weg bin. Manchmal hasse ich diese Freundschaft zwischen uns.
Es bringt mir nichts mich verrückt zu machen.
Ich meine ich habe einen Schlafplatz, auch wenn ich die gesamte Nacht über kaum ein Auge zugemacht habe. Und mir wurde sogar etwas zu essen vorbeigebracht, selbst wenn ich ebenfalls so gut wie keinen Bissen runterkriege, da mir einfach nicht danach ist.
Wenn also die Grundbedürfnisse erfüllt sind, kann man sich allem anderen widmen. Zumindest für den Moment muss ich mich auf irgendetwas konzentrieren. Ich müsste mir einen Plan zurecht legen, wie ich jetzt verfahren will, doch so unwissend wie ich bin, habe ich keine Ahnung, wo ich anfangen sollte.
Und ich habe noch ein weiteres Problem. Das kann auch einfach der Schlafmangel sein, dass ich mir irgendetwas einbilde, doch ich weiß es nicht genau. In einigen Momenten bin ich mir fast sicher etwas wie Chakraflüsse sehen zu können. Vielleicht bin ich aber auch einfach paranoid und da diese Bilder vor meinem inneren Auge jedes Mal verschwinden, wenn ich sie greifen will, klingt es um so schwachsinniger. Doch schweifen meine Gedanken daher ständig ab und es geht mir wirklich auf die Nerven. Dazu habe ich fürchterliche Kopfschmerzen, die ich mir nicht erklären kann. Und mir ist übel, aber ich glaube das liegt daran, dass ich inzwischen bestimmt einen Tag lang nichts mehr gegessen habe.
"Wie war noch gleich dein Name?"
Ich erschrecke mich fast zu Tode als aus dem Nichts Tobirama Senju vor mir steht.
Ich nehme alles zurück, ich kann immer noch nicht glauben, dass das hier echt ist. Ich meine vor... einem Jahr oder so stand ich noch total auf ihn. Das ist zwar inzwischen abgeklungen und so wie er mich anschaut, fühle ich mich nicht mehr wert als ein Insekt, doch ist und bleibt er prinzipiell ein gutaussehender Kerl. Das tut allerdings nichts zur Sache, weil ich mich nämlich wirklich erschrocken habe!
"Kaede Hiari", entgegne ich unsicher.
"Kaede, komm mit. Ich brauche deine Einschätzung."
Ich stehe perplex auf.
Wofür bräuchte jemand wie Tobirama Senju meine Einschätzung?
Ehe ich mich versehe ist er auch schon um die nächste Ecke verschwunden. Ich kann nur hoffen niemals ein Wettrennen mit ihm veranstalten zu müssen.
Mit etwas Abstand folge ich ihm.
Der Lärm ist schon aus der Entfernung zu hören und ich habe ein ungutes Gefühl dabei in genau die Richtung aus der dieser kommt zu gehen. Tobirama mag vielleicht ein ausgebildeter Shinobi sein, aber ich wäre beinahe von zwei Wölfen zerfleischt worden und habe definitiv nicht die Absicht mich in irgendetwas gefährliches zu stürzen!
Trotzdem folge ich ihm weiterhin und ich kann mir selbst nicht erklären, wieso ich so etwas tue. Es ist zum verrückt werden.
Als wir zum Stehen kommen, bietet sich mir ein unerwartetes Bild. Neben diesen Chakraflüssen, die ich mir hoffentlich nur einbilde zu sehen.
"Kennst du diesen Mann?", fragt mich Tobirama und ich schüttle entschieden den Kopf.
Er sieht ebenfalls nach einem Japaner aus, aber etwas älter. Bierbauch, ein durchgestrichenes Konoha-Stirnband und sieht insgesamt eben etwa so aus wie man in dem ein oder anderen Anime einen typischen Otaku darstellen würde.
Nur ist er mit einem Seil gefesselt, liegt auf dem Boden und schreit wie am Spies ein paar Senju Krieger an sie sollen ihn gefälligst losbinden und dass er sie für diese Entführung anzeigen wird.
Kann es also sein, dass er in derselben Klemme steckt wie ich?
Als Tobirama an den Typen herantritt, verstummt dieser fast im selben Moment. Da ich definitiv nicht freiwillig näher an diesen Kerl herangehe, kann ich nicht hören, was sie sagen, aber da beide zu mir herüberschauen, denke ich, dass der Senju ihn dasselbe fragt wie mich gerade.
Ich stehe also etwas unnötig in der Gegend herum und beobachte die Beiden bei einem Gespräch, dass ich nicht höre. Ich fühle mich fast wie in guten alten Zeiten. Als man noch ganz neu an einer Schule war und die Leute angefangen haben sich anzufreunden, nur für einen selbst hat sich nie einer interessiert. Nun ja, außer Mizuki, aber auch erst später. Und ob das so gut war, bezweifle ich jedes Mal, wenn ich sie ansehe.
Doch im Gegensatz zu mir wüsste sie in so einem Moment bestimmt, was zu tun ist. Sie würde bestimmt voll locker mit ihnen reden und dabei wahrscheinlich auch noch ein paar neue Freunde finden. Nicht zu fassen, dass ich bereits mein halbes Leben mit ihr befreundet, aber dermaßen sozial inkompetent bin. Nun ja, Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Und wiederum heißt es Gleiches gesellt sich gerne, also sollte man nicht zu viel über solche Sprichwörter nachdenken.
Ich zucke zusammen als Tobirama über dem armen Typen sein Katana hebt. Doch glücklicherweise durchtrennt er nur dessen Fesseln.
Zwar scheint der Kerl immer noch nicht ganz begeistert zu sein, doch kommt er mit Tobirama auf mich zu. Gerade hätte ich Mizuki wirklich gerne an meiner Seite, dann könnte sie das Sprechen übernehmen.
Tobiramas Blick ist so furchteinflößend wie immer.
"Du bist also auch Japanerin? Freut mich, Ken Watanabe mein Name."
"Kaede", erwidere ich zögerlich. Ich mag es nicht beim Nachnamen genannt zu werden, der ist noch von meiner Mutter. Daher stelle ich mich eigentlich immer nur mit Vornamen vor, wenn es nicht anders nötig ist.
"Dann kannst du mich ebenfalls Ken nennen", meint er mit einem Grinsen auf den Lippen. Würde ich dem Kerl auf der Straße begegnen, würde ich einen ganz großen Bogen machen. Wie bei so relativ jeder Person, aber darum geht es gerade nicht.
"Nun. Wo genau liegt dieses Japan?", fragt nun Tobirama und ich zucke unweigerlich zusammen. Ken öffnet den Mund und ich kann nur hoffen, er verklickert ihm irgendetwas, das nicht all zu unglaubwürdig klingt.
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