5. Kapitel
Der Platz leerte sich nach und nach, doch wir bleiben wie traumatisiert stehen. Noch vor ein paar Tagen war ich der Meinung, dass mich das alles nicht mehr interessiert und das mir die Geschichte auch nicht mehr so zu schaffen macht. Ich hatte mich wohl getäuscht! All die Verzweiflung ist wieder da. Noch dazu intensiver... Mir wird klar, dass ich so viel verpasst habe! Ich habe meine besten Freundinnen fallen gelassen, ich hätte mich auch mal melden können... Wir haben uns so aus den Augen verloren, dabei haben wir uns mal geschworen, dass wir nie den Kontakt zu einander verlieren. Ich habe mich so hinter meiner Arbeit versteckt, niemanden an mich ran gelassen. Und das Schlimmste: Ich habe die Liebe zur Musik vergessen. Meine Jugend war zu schnell zu ende.
"Was ist los, Abby?" Annabelle mustert mich. "Ich habe nur grade gemerkt, dass ich vergessen habe zu leben.", sage ich leise und ich glaube, es geht in der Lautstärke hier völlig unter. Ich höre von weitem nur ein "Komm wir gehen", dann werde ich mit gezogen. Runter von dem Platz, rein ins Hotel. Ich habe keine Ahnung, wie viele Menschen mich anrempeln während wir laufen. Ich bin wie in Trance. Meine Gedanken kreisen nur um die Art, wie ich lebe, in meinem viel zu hübschen Haus, allein und ohne wirklichen Sinn, lebe ich vor mich hin.
Summer schleppt mich in mein Zimmer und meint ich solle erstmal runterkommen. Das tue ich auch, den ganzen Nachmittag. Ich höre Musik und schaue mir alte Bilder auf meinem Handy an.
Abends gehe ich dann zum letzten gemeinsamen Abendessen mit meinen "besten Freundinnen". Das Gespräch interessiert mich mal wieder nicht, doch als sich Ruby verabschiedet werde ich hellhörig. "Du gehst schon?", frage ich. "Ja, ich sollte lieber schlafen. Ich will im Morgengrauen losfahren. Morgen kommen nämlich Abgeordnete, die ich bekochen darf." "Oh, na dann, komm gut heim", kommt es von Grace. "Danke. Und ihr trinkt nicht mehr so viel. Macht's gut!" Wir umarmen uns noch, dann ist sie weg. Es tut mir irgendwie weh, sie gehen zu sehen und zu wissen, dass ich sie eine lange Zeit nicht sehen werde.
"Da waren's nur noch vier.", schmunzelt Summer.
Das war jetzt echt daneben!
Nach einer halben Stunde beschließe auch ich zu gehen. Ich halte das für besser, nicht das ich die Mädels in schlechter Erinnerung behalte, weil eine sich mal wieder einen Kommentar nicht verkneifen konnte.
Im Hotelzimmer kann ich zwar nicht schlafen, habe aber wenigstens meine Ruhe.
***
Hupen und quietschende Reifen, dann Rufe. Sofort schrecke ich hoch. 7:32 Uhr. Zwar zu früh um aufzustehen, aber somit könnte ich ganz in Ruhe fahren und komme nicht in den schlimmen Straßenverkehr... Nach einem kleinen hin und her überlegen, stehe ich auf, frühstücke, packe meine Sachen zusammen und fahre zurück nach Windsor.
Beim durchqueren von London fange ich fast an zu weinen. Ich komme mir vor, wie ein durchgeknallter Teenie. Aber diesen Ort zu verlassen, tut mir weh.
Endlich zuhause angekommen sehe ich, dass ich noch einkaufen muss. Entnervt gehe ich zurück zum Wagen und fahre in die Stadt. Im Einkaufszentrum ist eine Menge los. Ich verfluche mich selbst, dass ich nicht vor meinem kleinen Ausflug einkaufen war.
Als ich an der Käsetheke stehe, werde ich fast von einem kleinen Kind umgelaufen. Die haben doch wirklich keine Erziehung mehr! Ich laufe weiter durch den Laden, nehme noch alles was ich brauche aus den Regalen und als ich endlich die Kasse erreiche, atme ich erleichtert aus.
Beim Transportband beladen, fällt mir auf das jemand neben mir steht. Verunsichert blicke ich auf, kann aber nicht erkennen wer da neben mir steht, da die Person eine schwarze Kapuze auf hat und mit der Schulter zu mir steht. Stirnrunzelnd packe ich weiter meine Sachen aus.
Die Schlange der wartenden Menschen bewegt sich nur langsam, doch der Typ geht immer neben mir her, ich denke, dass es ein er ist, da seine Figur männlich aussieht, soweit ich das erkennen kann, unter der schwarzen Jacke.
Ich versuche durch große Schritte einen Vorsprung zu bekommen, doch er taucht immer wieder neben mir auf... Dieser Vorgang wiederholt sich drei- oder viermal, dann spreche ich ihn an: "Entschuldigung." Keine Reaktion. Ich tippe ihm auf die Schulter. Grüne Augen sehen mich verwirrt und ängstlich?! an. "Gibt's ein Problem?" "Das könnte ich eher dich fragen.", grinst er mich an. Oh mein Gott! Das kann doch nicht sein! Is -... okay Abby! Ganz ruhig! Jetzt bin ich verrückt geworden!
"N - Nein... nur Sie - Du läufst so... neben mir h - her...", sage ich nach einer Weile, in der ich ihn nur angestarrt habe. Er wirkt verwirrt.
"Äh... ja... ich - ich wollte... Ich weiß nicht. Naja, tschüss!" Und dann ist er weg. "Was war das denn?!", murmele ich zu mir selbst. Nach fünf Minuten bin ich endlich an der Reihe. In Gedanken bin ich immer noch bei dem Typen von eben und bemerke gar nicht, wie die Kassiererin nach dem Geld verlangt. Auch draußen auf dem Parkplatz laufe ich unachtsam in einen Mann hinein. "Oh sorry.", sage ich und sehe zu Boden. Doch das Auflachen von meinem Gegenüber lässt mich aufschauen. Jetzt war ich mir sicher. "Könntest du mich vielleicht mit nehmen? Nur ein Stück."
♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥ ♥
Naaaa, was denkt ihr, wer der Unbekannte ist? :)
Lasst nen Vote und nen Kommi da.
xoxo
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