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16. Kapitel

"Abby..." Meine Augenlider flattern, bis Licht in meine Augen dringt. Das Bild vor mir wird schärfer: Harry sitzt an meiner Bettkante und hat ein Tablett auf seinen Knien. Unaufhaltbar schleicht sich ein Grinsen in mein Gesicht. "Morgen." "Gut geschlafen?" "Mhhm... geht so." Ich raufe mir die Haare und setze mich auf. "Tee?" "Gerne. Harry... was genau tust du hier?"
Ich weiß selbst nicht, was ich mit dieser Frage bezwecken wollte.

"Ähm... ich versuche dich -" Es klingelt an der Tür. Schade, ich hätte gerne gewusst, was er sagen wollte... Irgendwann werde ich diese verdammte Klingel ausschalten! Bis jetzt hat sie uns nur gestört.
Harry macht Anstalten aufzustehen.
Ich hindere ihn daran. "Lass. Ich gehe lieber."

So schnell wie es mein Kreislauf erlaubt, stehe ich auf, schnappe mir meinen Bademantel und laufe zur Tür.
Wer auch immer davor steht, klingelt unverschämt oft! Entnervt stöhne ich auf und öffne die weiße Haustür.

Im nächsten Moment schlage ich sie wieder zu! Wer da so unverschämt klingelt, war niemand geringeres, als einer der Männer. Eines dieser Monster. Völlig in schwarz gekleidet, einen schwarzen Hut tief ins Gesicht gezogen, der vom Regen nur so tropft.
Aufgelöst lasse ich mich an der Wand runter gleiten. Harry ist mir gefolgt und steht auf der untersten Treppenstufe. "Wer war das?", fragt er verwirrt. "D - Das war einer... von... den M -Männern." Schnell kommt er auf mich zu und kniet sich vor mich. Ich starre ins Leere.

Taub. Alles in mir ist taub. Wie ein harter Schlag in den Magen fühlt es sich an und noch viel schlimmer. Ich fühle mich wieder so hilflos, so wie ich es früher tat. Ausgelöscht. So fühlte ich mich. Aber eigentlich fühlt ich mich im Moment gar nicht. Ich bin taub. Meine Seele existiert nicht mehr. Dabei war sie doch grade dabei gewesen zurück zu kommen!

"Du meinst deine Stalker?!" Harrys hektische Stimmer dringt an mein Trommelfell. Ich nicke nur stumm und beiße auf meine Lippe, um nicht zu schreien.
Empört springt er auf und will die Tür aufreißen. "NEIN!!!", kreische ich. "Nicht-aufmachen!" "Ich werde denen -" "Du wirst gar nichts! Willst du mich umbringen?! Harry, ich will nicht, dass das alles wieder von vorne anfängt! Bitte komm wieder her." Ich bitte ihn ganz leise. Meine zitternde Hand schwebt in der Luft und wartet darauf ergriffen zu werden. Doch Harry nimmt sie nicht. Er setzt sich nur stumm vor mich auf den Boden.

Die Klingel klingelt.
Erneut und so schrill. In meinen Augen sammeln sich die ersten, heißen Tränen. Langsam bahnen sie sich ihren Weg über meine Wangen.

Soll mein Leben etwa wieder zu ende sein? Ich habe mir doch grade etwas aufgebaut. Jetzt werde ich wahrscheinlich nicht mehr über die Straße gehen können ohne diese Angst zu verspüren. Dieses schreckliche Gefühl. Der braunhaarige Lockenkopf bewegt sich und steht auf. Er hat in der kurzen Zeit bei mir so viel verändert! Er gibt mir irgendwie die Kraft, die ich allein nicht habe.

Harry hält mir nun seine Hand vor Gesicht und ich nehme sie dankend und lasse mich zurück auf meine Beine ziehen. Sachte wischt er mir die Tränen weg. Metall streicht dabei kühl über meine Haut.
"Was machen wir jetzt? Er steht immer noch vor der Tür. Abby. Hey Abby, nicht weinen."
Seine starken Arme drücken mich an seine feste Brust. Beruhigend streicht er über meinen Rücken. Ich merke, wie sich seine silber Ringe in meinen Haaren verfangen. Doch leider kann mich das nicht so sehr anlenken, wie ich es mir erhofft hatte.

Die Vorstellung, dass sie wieder da sind, tötet mich innerlich! Einer von ihnen steht jetzt vor meiner Haustür! Und klingelt. Klingelt immer wieder. Ich presse meinen Kopf gegen Harrys Schlüsselbein, in der Hoffnung dort weniger zu hören. Vergeblich. Das Schrillen, der kleinen Glocke, wird immer Lauter und der Raum schneibar kleiner. Dann halte ich es nicht mehr aus und reiße mich von Harry los.

Ich laufe auf den Sicherungskasten zu, der nur ein paar Schritte weiter an der Wand hängt, und reiße beinahe alle Sicherungen raus. Die Klingel verstummt. "Endlich.", seufze ich.

Ich laufe in die Küche und sehe aus dem kleinen Nebenfenster, von dem aus man den Eingang des Hauses sehen kann. Der Mann drück noch zwei- dreimal auf den Knopf, scheint aber zu hören, dass kein Ton mehr kommt, dreht sich dann um und schreitet zu seinem Wagen auf der anderen Straßenseite. Harry schaut über meine Schulter. Ich merke, wie die Spannung in ihm ein wenig nach lässt.

"Was habe ich nur getan?", wispere ich.
"Was sollst du getan haben?!" Harry geht zum Küchentisch, um sich dort anzulehnen. Mit verschränkten Armen sieht er mich an.
"Wieso sind sie wieder da? Was habe ich falsch gemacht?" Mein Blick geht rüber zu Harry und bleibt in seinem Gesicht haften. Damit sage ich leider das aus, was ich nicht sagen wollte, aber denke. Harry ist es. Er ist die einzige Veränderung, die es seit fünf Jahren in meinem Leben gegeben hat. Fünf Jahren lang habe ich jeden Tag in Vorsicht gelebt. Habe immer versucht nicht aufzufallen. Doch seit Harry hier ist, ist alles anders. Die Anrufe, das Auto und jetzt sind sie wieder da.

Es lässt sich aber nicht abstreiten, dass Harry mir gut tut.

Aber Harry versteht auch ohne Worte, was ich denke und verlässt mit Tränen in den Augen den Raum. "Harry! Ich -" "Lass mich!" "Oh fuck.", murmle ich. Was jetzt? Mit ihm reden. Sofort!, schießt es mir durch den Kopf.

Ich ziehe den Bademantel enger um mich und laufe hoch in Harrys Zimmer. Er sitzt mit dem Rücken zu mir auf dem Bett und schluchzt. "Harry.", sage ich ganz leise. "Abby, ich habe verstanden. Ich habe anscheinend dein Leben ruiniert. Keine Sorge in einer Stunde bin ich weg! Hättest du einen Koffer für mich?" Er dreht sich zu mir und seine Augen sagen mir, dass er es todernst meint. Doch seine Stimme sagt, dass er einfach nur verzweifelt ist.

"Harry.", sage ich wieder, schließe die Tür und gehe auf ihn zu. Das Bett knarrt etwas, als ich mich neben ihn setzte. "Ich werde dir definitiv keinen Koffer geben! Du bleibst schön bei mir. Ich brauche dich." Ich ziehe ihn sanft zu mir rüber und lege meinen Kopf auf seinen.

"Es ist nicht gesagt, dass sie nur wegen dir wieder da sind!" "Aber es ist am wahrscheinlichsten! Du denkst das und ich weiß das!" "Gut. Mag sein, aber trotzdem wollte ich damit nicht sagen, dass du gehen sollst! Harry, ich mag dich wirklich sehr, und ich werde dich jetzt bestimmt nicht deinem Schicksal überlassen! Du hast mir in den zwei Wochen gezeigt, wie leben geht, dabei sollte ich das eigentlich tun..." Ich muss lachen, da diese Tatsache echt ein bisschen traurig ist.

Harry reibt sich über sein Gesicht und sieht mich zwischen seinen Fingern hindurch an. Ganz leise, und ich sehe, wie sehr er mit sich ringt, sagt er "Okay." Das ist alles und das reicht mir auch. Ich will einfach nicht, dass er geht. Und ich hoffe, das hat er jetzt begriffen!

Entschlossen stehe ich auf und sage zu ihm: "Komm mit in meine Zimmer, frühstücken."

Die Verwirrung stand Buchstäblich in seinem Gesicht geschrieben. "Was, du willst einfach so weiter machen wie - wie eben?"
"Ja. Ich glaube, wenn ich mich davon nicht so fertig machen lasse - Ach, was soll das. Harry, ich weiß nicht, worauf das hinaus läuft. Ich möchte nicht, dass das hier passiert, ich will kein stalking Opfer sein, ich will ein normales Leben, also können wir jetzt bitte damit weiter machen?! Einfach frühstücken." Und dann gehe ich in den Flur. Harry muss wirklich verwirrt von mir sein. Das wäre ich auch, aber ich kenne das Gefühl schon lange, diese Angst und ich kann sie verstecken. Nur dieses Mal werde ich mich nicht verstecken. Ich werde mich nicht mehr unterkriegen lassen! Entschlossen balle ich meine Hände. "Aber... was - was ist mit mir?", ruft er mir nach. "Was soll mit dir sein?", antworte ich aus dem Flur. "Es war wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder auftauchen. Immerhin wohne ich in dem gleichen Haus, wie früher." "Was?! Wieso?" Harry steht im Türrahmen. Ich sitze auf meinem Bett und trinke einen Schluck des kühlen Tees.

"Meine Mutter hat es mit vermacht. Und ich bin aus trotz hier geblieben. Ich wollte kein Leben auf der Flucht. Ich hätte an einem anderen Ort, genau so eine Angst gehabt, wie hier. Und ich wollte mir irgendwie nicht die Blöße geben wegzulaufen. Ich weiß, dass ist echt dumm, aber es war meine Entscheidung und ich glaube, dass ich mich immer wieder so entscheiden würde."
"Ist deine Mutter tot?" "Nein." "Wieso habt ihr keinen Kontakt mehr?" "Wie kommst du darauf?"

Er kommt näher und setzt sich ans Fußende. "Na... jede normale Mutter ruft ihr Kind doch einmal die Woche an oder so... Was ist passiert?"
Immerhin hat er sein Gedächtnis über ein Mutter-Tochter-Verhältnis nicht verloren.
"Ich habe mich von ihr entfernt, damit diese Typen ihr nichts tun. Sie haben bis jetzt alles zerstört, was ich geliebt habe."

Jetzt ist er still. Doch nicht. Er fragt leise: "Was, alles?"
"Ich hatte eine Katze. Eines morgens lag sie tot auf der Fußmatte. Ich führte Brieffreundschaften. Irgendwann haben sie in meinem Namen irgendwelchen Unsinn geschrieben. Ich reiste gerne. Sie haben es geschafft, dass mir der Reisepass entzogen wurde, weil ich angeblich terroristische Hintergründe hatte. Ich war sehr beliebt, bis Gerüchte aus dem nichts aufkamen. Ich könnte jetzt ewig so weiter reden. Der Punkt ist: Ich liebe meine Mutter und will nicht, dass ihr etwas zustößt. Also hab ich sie, schweren Herzens, weggeschickt."

Jetzt sagte er wirklich nichts mehr. Fünf Minuten später meine ich: "Wahrscheinlich hat das alles also gar nichts mit dir zu tun."
"Ich mag das Wort 'wahrscheinlich' nicht. Genauso wenig wie... 'famous'... weil das früher alle immer sagten... bei Interviews..." Seine Augen leuchten, wie die eines 11-jährigen Jungen unterm Weihnachtsbaum.

"Harry! Du - Du erinnerst dich wieder an was!"
Wir umarmten uns innig.
Ich erinnere mich noch daran, wie es ein YouTube Video darüber gab. Nur zu gerne denke ich an den kleinen, lustigen Lockenkopf zurück, der er mal war...

"Ich würde so gerne wissen, was ich früher für ein Mensch war!", sagt er gegen meine Schulter. "Naja...", ich löse mich aus seiner Umarmung und sehe ihn an, "Du warst sehr liebevoll zu den Fans, hast immer eine gute Show abgeliefert, aber ich glaube, du warst zum Ende hin allein. Du wolltest auch deine Ruhe." Er sieht nachdenklich auf den Boden. Seine Wimpern berühren seine Wangen. Sein Rücken hebt und senkt sich gleichmäßig und ich sehe, dass er sich anspannt.

Die Finger knetend, sieht er mich wieder an und sagt: "Wie dem auch sei. Wir haben, glaube ich, ein größeres Problem." "Ja, aber lass uns doch erstmal essen." Verunsichert sehe ich ihn an. Seine grüne Augen funkeln zurück.

Ich will wirklich nicht über diese abartigen Typen reden. Ich will auch keinen Plan aushecken, wie wir sie los werden oder überführen. Los werden will ich sie ja, aber ich bin irgendwie nicht bereit irgendetwas dafür zu tun. Denn ob ich es mit eingestehen will oder nicht; in meinem Inneren habe ich immer noch Angst vor ihnen. Aber verkriechen scheint jetzt ausgeschlossen zu sein.

Das Frühstück verläuft in beklemmender Stille. Niemand von uns will etwas sagen, was soll man jetzt auch schon sagen? "Schönes Wetter heute, was?" Und selbst das stimmte nicht!
Mein Gegenüber, der am Fußende platz genommen hatte, grübelt dennoch. Ich sehe es genau an seinem etwas düsteren Blick, immer zu fasst er sich an die Lippe und auf seiner Stirn haben sich waagerechte Falten gebildet.

"Irgendetwas stimmt hier nicht... Weißt du, dass Ganze kommt mir zu... zu organisiert vor!" Harry sieht von seinem Tost auf. "Wieso stalken sie dich so organisiert? Was haben sie für einen Grund? Haben du oder deine Familie mal was verbrochen?!" Er sieh mich aus fiebrigen Augen an. "Wann man jemanden stalkt, will man doch nur wissen, was dieser jemand macht. Will ihn kontrollieren. Das passt aber nicht mit diesen Männern zusammen! Das sind einfach zu viele. Und in welcher Verbindung stehen sie zu dir?!" "Ja, du hast schon recht..." Verzweifelt raufe ich mir die Haare. "Aber was sollen sie denn, deiner Meinung nach, für einen Grund haben?" "Das weiß ich ja eben nicht, aber wir könnten es heraus finden." Ein verschwörerisches Grinsten lässt seine Grübchen erscheinen.

Zunehmend werde ich nervöser. Meine Finger suchen Beschäftigung und zerreißen schlussendlich die Serviette.
"Wir stellen sie zur rede!" Ich reiße die Augen auf. "Was?! Das ist wohl ein schlechter Scherz!"
"Nein. Ist es nicht. Ich weiß, du hast Angst. Und du weißt, dass ich weiß, wie schlimm das ist! Aber was sollen sie tun? Was können sie tun?" Gute Frage... Ich will nicht, dass sie mich wieder belästigen, dass sie immer da sind, dass sie ALLES sehen. Aber das kann ich wohl nicht verhindern.

"Sie könne dich nur noch beobachten. Du hast jetzt keine Katze mehr, deine Mutter ist... weg und somit aus der Schusslinie. Und außerdem bist du nicht mehr allein."

Es ist wirklich traurig zu höre, dass man nichts mehr im Leben hat, aber Harrys letzter Satz überzeugt mich. Ich habe jetzt ihn. Er ist für mich da und ich bin für ihn da.

"Du hast schon... irgendwie recht. Also..." Ich überlege Fieberhaft, was ich jetzt sagen soll. "Wenn du da bist, fühle ich mich sowieso besser und... ich habe keine Lust mehr, mich so zu verstecken."

Harry's P.O.V.

Das ist doch kein Leben. Abby tut mir einfach nur leid. Und meine Überlegung scheint immer mehr Sinn zu machen.

Was haben diese Typen für einen Grund? Abby hat doch keinen besonderes Beruf. Keine Mafia der Welt würde sich einfach so für eine normale Fotografin interessieren, aber sie sind nun mal organisiert, wie eine Mafia und handeln auch so.
Oder ist Abby doch keine so eine unschuldige Fotografin?

"Bist du dir ganz sicher, dass du für Geheimdienste uninteressant bist? Hast du vielleicht mal was fotografiert was -" "Ich muss absolut uninteressant sein! Ich fotografiere Landschaften, Harry! Und gelegentlich Momentaufnahmen! Ich habe seit dem ich 16 bin nichts wagemutiges mehr gemacht!"
"Okay, okay! Aber diese Leute sind zu organisiert, um normal zu sein."

Damit ist das Thema erstmal erledigt. Für sie.

Ich grüble noch lange an der ganzen Sache rum. Meinen Fortschritt bezüglich der Interviews und dem Wort 'famous' habe ich gar nicht auf dem Schirm und es interessiert mich im Moment auch überhaupt nicht.

***

Als Abby mittags am Küchentisch sitzt und Zeitung liest, sehe ich aus dem Fenster und beobachte die zwei Typen in dem schwarzen Auto vor dem Haus.

Plötzlich steigt der Beifahrer aus.
Sofort schrillen bei mir alle Alarmglocken. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, doch als ich merke, wie der Typ die Straße hinauf geht und nicht wie erwartet zu uns rüber kommt, weiß ich, dass wir diese Chance ergreifen müssen!
"Abby!" Ohne auf eine Antwort oder eine Reaktion zu warten, gehe ich in den Flur und schließe die Haustür auf.

Abby kommt hinter mir zum stehen und fragt: "Was hast du jetzt vor?"
"Einer der beiden Typen vor dem Haus ist weggegangen! Los, das ist unsere Chance! Der ist alleine, wir können ihn zur Rede stellen!", erkläre ich ihr, während ich auf die Tür zeige.
Abby blickt mich aus ihren grünen Augen ängstlich an.

"Bitte, Abby! Komm schon. Du hast selbst gesagt, dass du dich nicht mehr verstecken willst und Klarheit brauchst. Das ist die Gelegenheit. Jetzt oder nie!" "Du hast recht. Ich will es jetzt auch wissen!"
Ich wende mich von ihr ab, versuche mein Erstaunen möglichst zu verbergen und gehe voran in die Einfahrt. Hinter mir höre ich Abby leise sagen: "Okay, bleib professionell!" Ich weiß, dass ich es nicht hören sollte, aber ich verstehe sie voll und ganz. Nur diese Ungewissheit muss aufhören. Vielleicht können wir gleich ein bisschen Licht ins Dunkel bringen.

"Ich - Ich lasse die Tür offen... falls wir ähm, wegrennen - also schnell rein müssen.", kommt es leise von dem Blondschopf hinter mir. "Ja, ist okay."

Mit vorsichtigen Schritten laufen wir über die Straße.
Etwas zu zielsicher, für Abby, laufe ich auf das Auto zu. "Pass auf!", zischt sie.

Ich fahre mir durch die Haare, atme noch einmal durch und schlage dann mit der flachen, zitternden Hand auf das Autodach.
Abby zieht nur an meinem Pullover und hält sich daran fest. Sekundenlang passiert rein gar nichts, nur ein Hund bellt in der Ferne. Irgendjemand wird jetzt mit ihm spielen, ihm Aufmerksamkeit schenken, während wir hier vielleicht unser Leben riskieren.

Das Fenster geht runter. Langsam. Zum Vorschein kommt ein Mann, schwarz gekleidet mit Mantel, Lederhandschuhen und Hut. Mein Blick haftet an der Pistole, die rechts neben ihm liegt. Für einen Moment ziehen die letzten Tage an meinen inneren Auge vorbei und ich wünsche mich zurück, auf die Couch mit Abby und einem heißen Tee, draußen der Wind und die Dunkelheit. Jetzt ist die Dunkelheit direkt vor uns.

Ich atme kaum merklich aus und fahre den Kerl an: "Was wollen Sie hier?!" Meine Stimme überschlägt sich fast. Abbys Fingernägel krallen sich in meine Seite, während der Mann den Kopf in Zeitlupe zu uns dreht und uns an sieht. Unter dem Hut hervor stechen zwei eisblaue Augen in meine, dann in Abbys, dann mustert er uns von oben bis unten.

"Was?" Die Stimme ist erschreckend tief.
Mit meiner linken Hand taste ich nach Abby und schiebe sie hinter mich, nur für den Fall, dass er gedenkt von seiner Schusswaffe Gebrauch zu machen.
"Was wollen Sie hier?", frage ich nun ganz langsam und hoffe inständig bedrohlich geklungen zu haben.
"Nichts. Ich tue hier nur meinen Job. Harry..."

Es fühlt sich an, als ob man mir einen Elektroschocker an den Körper gehalten hat. Ich zucke zusammen und mein ganzer Körper brennt. Woher weiß er, wie ich heiße?

"Ich will, dass Sie sich von Abby fernhalten! Verstanden?!" Er zuckt nicht mal mit der Wimper.
Abby kommt hinter mir hervor. "Haben Sie verstanden, Sie Arsch?! Verpissen Sie sich, sonst rufen wir die Polizei!" "Und bevor wir das tun...", ich sehe ihn drohend an, "will ich noch einiges von Ihnen wissen!"
"Oh, ich bekomme es ja mit der Angst zutun." Er hebt die Hände.
"Das war kein Spaß! Was mache Sie hier?!", fauche ich ihn an. Diesmal scheint er sich wirklich zu erschrecken. "Wenn ich euch das sagen würde... hahaha. Was glaubt ihr denn, was ich hier mache?"

Abby ballt ihre Hände zu Fäusten und stampft auf den Boden.
"Sie und Ihre Komplizen stalken mich! Schon mein Leben lang! Und ich will jetzt wissen WIE-SO!"

Der Mann lacht nur auf, sodass sein Adamsapfel auf und ab hüpft.
"Vielleicht sollten wir wieder verschwinden. Was wenn der andere nur Verstärkung holt?", flüstert sie an mich gewannt.
"Oh nein. Rick ist nur Pinkeln, aber gar nicht dumm, Kleine, er kommt gleich wieder.", antwortet der Mann an meiner Stelle.

"Aha. Und Sie heißen?" "Was interessiert dich das?!" "Ihr Name!", sage ich mit Nachdruck. "Bill." Bill. Pff.

"Okay, Bill.", Abby spuckt seinen Namen grade zu aus, "Ich will jetzt wissen, warum Sie das tun. Was hat das hier für einen Sinn?"
Ich merke, dass sie kurz davor ist in Tränen auszubrechen.

"Hahaha. Weißt du Kleine, du warst eben interessant. Directioner, jung, voll in deinem Element und du warst normal. Nicht reich oder überdurchschnittlich. Und du mochtest Harry nun mal am liebsten."
"Was hat das denn mit ihm zu tun?!"

"Aber Kleine, du bist doch nur Mittel zum Zweck! Nachdem wir ihn haben verschwinden lassen, wollten wir sehen, was du machst. Natürlich während du unter psychischem Druck stehst." WAS? Das kann doch nicht wahr sein. Das hier waren die Kerle, die mir so viel Leit angetan haben?

"Oh mein Gott, was?" Eine Träne von ihr tropft zu Boden. Alle Kraft weicht aus ihr. "Wieso haben Sie das gemacht, Sie krankes Schwein?" Abby kreischt mehr, als das sie laut redet und will auf ihn los gehen. "Na, na, na!" Tadelnd hebt Bill den Finger. "Erst einmal bin ich nicht das kranke Schwein, sondern der Chef! Wir nutzen die Macht der Bekannten und Beliebten, wir nutzen ihren Einfluss. Somit machen wir uns nicht die Hände schmutzig, jedenfalls nicht so schmutzig wie ihr." Er deute auch mich. "Können Sie aufhören in Rätsel zu sprechen?!" Ein schneller Blick zu Abby verrät mir, dass sie überhaupt nicht verarbeiten kann, was hier gesagt wird. Ich eigentlich auch nicht.

"Du lieber Harry..." Er macht eine bedeutende Pause. Es ekelt mich an, dass er so über mich spricht. "Du bist, wie soll ich sagen... Wir haben dich verschwinden lassen, um zu sehen, was mit den Fans passiert, sprich wie viele Selbstmorde es gibt, wie viele in eine Anstallt müssen und so weiter. Der Plan war dir einen Mikrochip in den Kopf einzusetzen, damit du unsere Befehle ausführst. Die Person, der so ein Chip eingesetzt wird, muss aber auch willig sein, unsere Befehle auszuführen, denn der Chip kann keinen Willen brechen. Du hast dir deinen Willen leider nicht von uns brechen lassen, wie sehr wir dich auch folterten, du wolltest nicht zustimmen und dir in deinem Kopf klar machen, dass du uns gehorchen wirst. Leider haben wir alle Insassen des Flugzeuges umgebracht und keinen aufgehoben. Deswegen bist du hier. So verzweifelt wie ihr beide seit, habt ihr höchstwahrscheinlich eine starke Bindung aufgebaut. Der nächste Schritt wäre, dass wir euch mit nehmen, die Kleine drohen umzubringen, du würdest das nicht zulassen und uns also doch helfen blablabla..."

Mein Kopf schmerzt so sehr, als würde ein Messer darin stecken. Neben mir ist Abby ganz ruhig geworden und weitere Tränen laufen aus ihren Augen.
"Und... was sollte ich dann tun, wenn der Chip in meinem Kopf gewesen wäre?" Sie mieses Schwein, füge ich in Gedanken hinzu.

"Ach... wieso sind junge Menschen immer so neugierig?!" Entnervt reibt er sich über sein Gesicht.
"Hört zu.", sagt Bill energisch. "Durch diesen Chip hätten sie dich gesteuert. Du hättest zum Beispiel deine alten Fans zusammen getrommelt und ihnen gesagt, dass sie sich alle umbringen sollen. Mir dir zusammen. Wegen der Apokalypse oder was weiß ich. Wenn die Zentrale, das gut gesteuert hätte, würden viele mitmachen und dann geht der Gruppenzwang los. Rein psychisch gesehen, also kein Problem."

Augenblicklich drehte sich mein Magen um und mir ist, als müsste ich mich übergeben. Das war also mein Sinn. Ich sollte dafür verantwortlich sein, dass sich Menschen umbrachten.

"Und ich war nur da um zu testen, ob ich mitziehe und mich umbringe. Und jetzt bin ich mal eben so das Ass im Ärmel?!"
Abby ist kreidebleich. Sie tut mir so leid. Am liebsten würde ich sie einfach in den Arm nehmen und nie wieder los lassen.

"A - Aber wo - wofür? Was hat das für einen Nutzen? Fans zu töten?"

"Abby... denk doch mal nach, was für eine Macht das ist! Und das geht ja nicht nur mit Promis sondern auch mit Politikern, die dann mal eben den dritten Weltkrieg anzetteln."
"Sie tun ja auch grade so als wäre, dass das normalst der Welt!", schreit Abby.

Ein hämisches Lachen erklingt. "Natürlich und bei den Polizis-"

Ein Schuss ist zu hören und im selben Moment zerspringt die Windschutzscheibe des Mercedes. Blut dringt aus dem Kopf von Bill und er sackt in sich zusammen.
Das entladen einer Pistole ist zu hören.

Ich reiße den Kopf hoch und erblicke hinter einem Baum einen Mann ganz in schwarz. Er verstaut grade seine Waffe, dann blickt er auf. Das muss dieser Rick sein.

"Harry.", entwich es Abby. Wir stehen unter Schock. Kein Körperteil lässt sich mehr bewegen. Selbst das Atmen fällt schwer. Die Sekunden, die vergehen, fühlen sich an wie kleine Ewigkeiten.

"Das hätte er euch nicht sagen sollen." Mit bedrohlich langsamen Schritten kommt er auf uns zu. "Da ihr jetzt unser kleines dreckiges Geheimnis kennt, müssen wir euch leider erledigen."

Das reicht mir. Ich drehe mich ruckartig um und greife nach Abbys Hand. "LAUF!", brülle ich. Dann stürmen wir Richtung Haus.

Als wir grade so durch die Tür sind hört man erneut Schüsse.
"Auf den Boden! Schnell!"

Ein paar Minuten bleiben wir im Flur liegen bis wir quietschende Autoreifen hören.

Ich setze mich zuerst wieder auf. "Sind sie sicher weg?" "Bleib noch unten, ich gucke."
Geduckt schleiche ich mich zum Küchenfenster. Mein Herz schlägt dabei so laut, dass ich es nicht gehört hätte, wenn mir jemand gefolgt wäre.
Die Straße ist leer.

"Er ist weg."
Abby kommt zu mir. "Was sind das für kranke Schweine?! W - Was stimmt mit denen nicht?"
Ich nehme sie einfach in den Arm und versuche sie zu beruhigen. Was bei ihrer Schnappatmung nicht grade leicht ist.

***

Wir sitzen am Küchentisch. Seit gut einer Stunde haben wir kein Wort gesagt.
Es ist ein merkwürdiger Gedanke sich vorzustellen, was diese Menschen mit mir und Abby vor hatten. Ich wollte Gewissheit. Ich wollte sie für Abby. Nie im Leben wären wir auf den Gedanken gekommen, dass unsere Geschichten ein und die selbe sind. Die Frage ist: Hilft uns diese neue Erkenntnis? Ich sollte unschuldige Menschen mit in den Tot reißen. Was aber haben diese Leute davon, alle in Panik zu versetzen und die Regierung zu stürzen? Wollten sie etwa selbst herrschen?

Vorhin war die Polizei da. Einer der Anwohner musste sie gerufen haben. Zum Glück hatten sich alle gleich verschanzt, sodass uns niemand gesehen hatte.
Die Polizei klingelte auch bei uns. Ich sollte mich oben verstecken. Abby öffnete die Tür und musste den beiden Herren berichten, ob sie etwas gesehen oder gehört hatte. Sie sagte, sie habe mit Kopfhörern im Bett gelegen. Und sie sagte auch noch, dass sie allein lebte.
Nachdem sie ihre Personalien aufgenommen hatten, gingen sie wieder.
Abby und ich haben dann noch ein bisschen über das Geschehene geredet. Das war aber mehr sinnloses bedauern unserer selbst.
Und jetzt wird es schon wieder dämmrig draußen.

"Eigentlich schade..." "Was?" Abby sieht mich aus ihren verweinten, gläseriegen Augen an.
"Na, dass wir uns nicht durch Zufall getroffen haben, dass ich dich nicht gefunden habe, sondern dich finden sollte. Wäre doch romantischer gewesen."
"Du Spinner."

Sie sagt nichts weiter sondern steht auf und geht zum Lichtschalter. "Ah Mist!" Es tut sich nichts, das Zimmer bleibt dunkel. Sie schlurft zum Sicherungskasten und dreht alle Sicherungen wieder rein. Sofort wird es hell in der Küche.
Ich lächle, als ich sie sagen höre: "Na geht doch!"


♥     ♥     ♥      ♥      ♥     ♥     ♥     ♥     ♥     ♥

4318 Wörter [neuer Rekord]

Song: For Everything A Reason - Carina Round

Hallo Leute
Erstmal ein riesengroßes SORRY das ich sooo lange nicht mehr geschrieben hab :/
Also erstmal hab ich mir Sommerferien gegönnt {Ostsee, paar Konzerte und so. Endlich mal richtig chillen :D} & dann war sehr viel Stress in der Schule...
Na ja hier ein extra-langes-entschuldigungs-Kapitel ;)
Ich hoffe es gefällt euch
Kommentar, Vote, Follow
ILY ♥♥♥

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