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Die Sonne schien ganz wunderbar und wärmte mein Gesicht. Das Gezwitscher der vielen Vögel erfüllte die Luft und es roch überall nach nasser Erde, da es kurz zuvor geregnet hatte.
Ich hockte unter einer Linde, auf einer noch halbwegs trockenen Stelle und hatte meinen Kopf auf den Knien abgelegt, beobachtete ein paar Kinder aus einiger Entfernung, wie sie lachen und quietschend von Pfütze zu Pfütze sprangen. Sie schienen eine unbeschwerte Kindheit zu haben. Etwas, das mir nicht unbedingt vergönnt gewesen war.
In mir entflammte der Neid, wenn ich darüber nachdachte, dass die Kinder nach dem gemeinsamen Spielen nach Hause gingen, zu ihren Eltern, täglich was Warmes zu essen hatten, Spielzeug und Kleidung als Selbstverständlichkeit betrachten durften. Solche Dinge besaß ich nie, ich wusste ja nicht einmal, wer eigentlich meine Eltern waren.
Falls das nun so klingt, als wäre mein bisheriges Leben, meine komplette Kindheit nicht schön gewesen- es gab natürlich das ein oder andere, wunderbare Ereignis. Eines der wichtigsten davon war das Kennenlernen mit ihr. Sie, die meine Schwester, meine Freundin, meine Seelenverwandte und noch so vieles mehr für mich gewesen war.
Als sie starb und meine Welt zusammenbrach, war ich sieben Jahre alt gewesen. Nur drei Jahre durfte ich mit de liebenswürdigsten Menschen des Universums verbringen. Eine Weile wollte ich nicht mehr weiterleben, habe Tage und Nächte durchgeweint, aber für sie irgendwie überlebt. Und dann, wenige Monate später fand ich meine Lebensfreude bei zwei Jungen wieder.
Als ich damals durch ein Dorf wanderte und mitbekam, wie zwei Jungen von einer Gruppe Älterer, Größerer auf dem Hof einer Schule fertig gemacht wurden, konnte ich einfach nicht wegsehen. Der Junge mit hellem, silbernem Haar schob immer wieder den kleineren Brünetten hinter sich, der leise flennte und dem die Tränen unaufhörlich über die Wangen kullerten.
Sie wurden ausgelacht, runter gemacht und das nur, weil sie beide Waisen waren, genau wie ich, wie sich später im Gespräch mit ihnen herausstellte.
Ohne großartig darüber nachzudenken stürzte ich mich also auf die kleine Mobber-Gruppe und lies an ihnen die Trauer, die Angst und die Wut aus, die sich nach ihrem Tod über Wochen in mir angestaut hatte. Ich setzte eine ungeheure Ladung Magie frei, die die größeren Jungen zurück schleuderte, gegen Büsche, Bäume und gegen den Boden. Völlig verstört flüchteten die damaligen Draufgänger und verschwanden augenblicklich.
Ab dem Moment waren zwei Sachen klar: Die beiden Jungs und ich würden die besten Freunde werden und ich wollte unbedingt meine Magie weiterbilden, die mir bis dort verborgen geblieben war. Ich hatte die Lust, den Sinn wiedergefunden und mit Masaru und Shouta beschlossen die Welt zu bereisen. Masaru, der mit dem silbernen Haar war damals 8, sein jüngerer Bruder Shouta 7.
Zehn Jahre waren wir nun schon ein Team, eine Familie, mit dem Ziel die stärksten MAgier der Geschichte zu werden.
Bis vor Kurzem waren wir noch in Crocus und haben den magischen Spielen beigewohnt, allerdings gab es keine Gilde, der wir uns hätten anschließen wollen.
Nun waren wir auf dem Weg nach Magnolia, wollten dort unser Glück versuchen, danach weitersehen. Genaure Pläne wohin wir als nächstes gehen würden oder was wir eiegtnlich noch erreichen wollten hatten wir nicht wirklich, wir wir entschieden immer spontan.
Also konnte ich mich nicht wirklich für meine Kindheit beklagen, denn ich hatte eine Familie. Meine zwei besten und gleichzeitig nervigsten Freunde auf dieser Welt.
"Mitsuko! Kommst du jetzt endlich? Wir warten schon auf dich!", schrie Shouta mir entgegen, wunk heftig und sprang dabei ungedulig auf und ab..
Ich seufzte und reckte mich langsam. Mitsuko Kou, das war mein Deckname. Nur die Jungs und sie kannten meinen eigentlichen Namen, doch mit diesem Namen verband ich meine Zeit in Einsamkeit, meine Vergangenheit und zu meinem persönlichen Neuanfang gehörte auch ein anderer Name. Wie auch immer.
"Wenn du deinen Knackarsch nicht sofort hierher bewegst, werde ich mich persönlich um das Problem kümmern!", brüllte Shouta erneut.
"Ich komme Ja!", lachte ich und erhob mich. Ich warf den Kindern einen letzten Blick zu, musterte die Tropfen der Pfützen, die durch die Luft flogen und im Licht der Sonne herrlisch glitzerten.
Ich brauchte keine schöne Vergangenheit, ich brauchte nur das hier und jetzt, zusammen mit Shouta und Masaru. Ich wollte nicht an den unschönen Dingen festhalten, sondern umso mehr tolle Momente schaffen, denn dass war es, worum es eigentlich im Leben ging, nicht?
Und mit diesem Gedanken rannte ich Shouta entgegen, auf dem Weg in ein neues Abenteuer, ein neues Desaster.
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