TWENTYFOUR
Weihnachten bei den Styles hatte einen genauen Zeitplan. Wir frühstückten alle gemeinsam, danach wurden die Koffer ausgepackt und Anne begann für den nächsten Tag zu kochen. Dieses Jahr beteiligte sich natürlich auch meine Mum und ich hoffte sehr, dass sie sich zurückhielt. Robin, Gemma und Harry schmückten gemeinsam den Baum und später saßen alle gemütlich zusammen und tranken Eierpunsch zu einem Weihnachtsfilm. Soweit klang der Plan wirklich entspannt und unkompliziert, doch die Styles hatten mich und meine Mum nicht eingeplant gehabt.
Harry und ich hatten bereits alle Lebensmittel für die Feiertage bei unserer Ankunft besorgt, den Baum hatte Anne übers Internet bestellt. Ja, so etwas gab es tatsächlich.
Das Frühstück lief wirklich gut. Ich kaute zwar etwas lustlos an meinem Croissant herum, mit den Gedanken bei Dad, doch Gemma und Anne plapperten sowieso durchgehend. Ich spürte immer wieder Harrys prüfenden Blick auf mir, doch auch er beteiligte sich an den Gesprächen seiner Mutter und Schwester. Mum und Robin schienen sich ebenfalls recht gut zu verstehen, somit bekam ich Gott sei Dank sehr wenig Aufmerksamkeit zugeteilt.
Ich musste die ganze Zeit an meinen Dad denken. Was er wohl gerade machte und vor allem wo? War er in New York? Saß er gerade mit seiner Tochter und Ehefrau am Tisch, wie er es früher immer mit uns gemacht hatte? Ich musste Eleanor anrufen. Sie wusste zumindest einen Teil meiner Geschichte.
Als alle beschäftigt waren, stahl ich mich leise in Harrys Schlafzimmer davon.
„Ella?", Els Stimme klang überrascht, im Hintergrund hörte ich Lottie und Louis schreien und lachen.
„El, Tut mir wirklich leid dass ich dich störe, aber es geht um meinen Dad und ich weiß einfach nicht mit wem ich reden soll.", stammelte ich leise.
„Wir treffen uns in zehn Minuten vor der Met!", antwortete sie prompt. Ich atmete erleichtert auf.
„Harry. Ich muss nochmal weg, ich habe ganz vergessen dass ich mit El verabredet bin!", ich bemühte mich aufgekratzt zu klingen, Harry sah mich verblüfft an, auf seinem Kopf trohnte ein Lamettakranz.
Ich schlang mir meinen Schal um den Hals und küsste ihn flüchtig auf die Wange, bevor ich zur Tür hinaus eilte.
El wartete bereits auf mich, in ihren Händen hielt sie zwei Kaffeebecher.
„Weihnachtsmokka!", sagte sie lächelnd als sie mir einen davon in die Hand drückte, „Mit besten Grüßen von Lottie.".
Ich nippte vorsichtig daran und sah sie belustigt an. In diesem „Mokka" war eindeutig Eierpunsch drin.
„Wieviele hast du davon bereits getrunken?", fragte ich und trank kichernd.
„Genug um Louis nicht mit dem Weihnachtsbaum zu erschlagen.", seufzte sie und verdrehte die Augen, „Aber jetzt erzähl' mal, was ist denn los?".
Leise begann ich ihr von Abigail zu erzählen, ihre Augen wurden groß und sie schnappte nach Luft als ich endete.
„Aber ich dachte dein Dad lebt in Kanada?", fragte sie leise, ihr Blick war mitleidig mindestens so warm wie der Becher in meiner Hand.
„Ich weiß es nicht. Ich dachte das bis gestern eigentlich auch.", seufzte ich, ein paar Tränen stahlen sich meine Wangen hinunter. El schlang ihre Arme um mich und zog mich an sich.
Wir standen eine Weile wortlos da und umarmten uns, ich schniefte und El strich mir über den Rücken. Bis uns ein Räuspern aufblicken ließ.
Vor uns stand Harry.
Ich stöhnte entsetzt auf und El sog überrascht die Luft ein. Harry hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah mich eingehend an.
„Sagt mir hier vielleicht mal jemand was los ist?", fragte er leise, doch seine Stimme war streng.
Ich schüttelte leicht den Kopf. „Nichts Harry.".
Er schnaubte: „Ich bin doch nicht blöd! Von wegen Weihnachtsstress! Du weinst dauernd, bist launisch und abwesend, ihr Mädels tuschelt die ganze Zeit, du sperrst dich im Badezimmer ein. Ariella, bist du schwanger?".
Meine Kinnlade fiel ungläubig hinunter. Schwanger? Ich? Was redete er denn da?
Es ging hier zwar um ein Kind, aber sicher nicht um eines dass in meinem Bauch wuchs.
Ich prustete los, El begann ebenfalls lautstark zu lachen. Wir standen da und lachten lauthals, Harry starrte uns beleidigt an.
„Was ist hier los?", fragte er langsam. Seine Hände waren zu Fäusten geballt, anscheinend wurde er jetzt wütend. So hatte ich ihn schon lange nicht mehr gesehen, früher hatten wir so viel Zeit damit vergeudet uns zu streiten und uns anzuschreien. Doch irgendwie vermisste ich diese zornige Leidenschaft auch ein bisschen. Hätte Harry mich damals nicht vor der ganzen Stadt angeschrien, wären wir wohl heute noch nicht zusammen.
Bevor er noch etwas sagen konnte, sprang ich die paar Stufen zu ihm hinunter und küsste ihn. Er rührte sich nicht vom Fleck und presste seine Lippen eisern auf einander.
Ich kicherte gegen seinen Mund und fuhr mit meiner Zunge seine Unterlippe entlang.
Er stöhnte leise auf und gab sie frei. Plötzlich packte er mich und zog mich stürmisch an sich um mich zurück zu küssen.
Ich hörte El wieder kichern.
Als ich mich von Harry löste, ließ sie gerade ihr Telefon in ihre Tasche wandern.
„Na gut ihr zwei Süßen, wir sehen uns dann ja morgen Abend!", sie winkte uns und verschwand Richtung Central Park.
„Morgen Abend?", fragte ich verwirrt.
„Sag mir jetzt endlich was los ist.", knurrte Harry.
Ich stöhnte genervt auf und schüttelte den Kopf. „Nichts Wichtiges Harry.", er sah mich finster an, „Und ich bin ganz sicher nicht schwanger.", kicherte ich wieder.
„Ella.", brummte er und griff nach meinen Händen, „Wieso redest du nicht mit mir?".
„Das tue ich doch. Lass mir nur Zeit bis nach Weihnachten.", seufzte ich.
„Was auf der Welt gibt es, dass du mir erst nach Weihnachten sagen kannst, aber Eleanor weiß es als erste?", fragte er mich stirnrunzelnd.
„Deine Neugierde nervt!", brummte ich und starrte störrisch an ihm vorbei.
„Und deine Verschlossenheit auch!", kam die Antwort prompt.
„Harry.", jammerte ich, „Ich kann es dir nicht sagen, weil du dich dann verantwortlich fühlst und alles durcheinander bringst und ich dann Weihnachten zerstört habe.", die letzten paar Wörter rief ich aufgebracht. Die wenigen Passanten die sich um uns herum aufhielten sahen mich neugierig an.
„Du hast die Wahl. Entweder du sagst mir was los ist und wir stehen dass gemeinsam durch, oder du verschweigst es mir und zerstörst dir dein Weihnachten selbst.", seine Stimme war kalt und monoton. Erschrocken sah ich ihn an.
„Ich kann nicht Harry.", flüsterte ich bloß und entzog ihm meine Hände.
„Natürlich nicht.", brummte er und stapfte mit eingezogenem Kopf davon. Ich starrte ihm stumm hinterher. „Frohe Weihnachten Ariella.", hörte ich ihn murmeln.
Ich hatte es geschafft. Ich hatte genau dass gemacht, was ich am meisten vermeiden wollte. Nicht meine Mutter oder mein Vater hatten das Fest verhaut, nein, ganz im Gegenteil. Ich selbst hatte es perfekt hinbekommen Harry zu verärgern.
Matt ließ ich mich auf die Stufen vor dem Metropolitan Museum nieder. Ich starrte ihm hinterher, bis ich ihn verlor. Wenn ich ihm hinterher gelaufen wäre, hätte er erwartet, dass ich ihm alles erzähle. Aber das stand ganz außer Frage. Sobald er Bescheid wüsste, würde er anfangen herumzutelefonieren. Er würde versuchen herauszufinden wo mein Vater lebt, mit wem, mit wie vielen Kindern, wieviel Stück Zucker er in seinem Kaffee trank.... Er würde sich dauernd schuldig fühlen und mich wieder, wie nach Australien, wie eine Porzellanpuppe behandeln. Er würde mich bevormunden und versuchen mich zu beschützen. Sein Hundeblick würde mich wahnsinnig machen und irgendwann würde er sich vor meiner Mum verplappern. Nein, es war ausgeschlossen, ich konnte es ihm nicht sagen.
Weihnachtsmusik und lautes Gelächter dröhnte mir entgegen, als ich zurück ins Appartement kam. Ich hörte Gemma wild kreischen und ging langsam ins Wohnzimmer. Harry hatte sie mit Lametta an einen Stuhl gefesselt und versuchte gerade Christbaumkugeln in ihr Haar zu stecken. Als er mich entdeckte wurde sein Blick finster und er ließ seine Hand sinken. Gemma runzelte kurz die Stirn und blickte zwischen uns hin und her.
„Robin, mach mich mal los.", sagte sie sanft und Robin blickte vom Fernseher auf und eilte ihr zur Hilfe.
„Ich will nicht streiten.", sagte ich leise, als die beiden den Raum verlassen hatten.
„Und ich will keine Geheimnisse.", brummte Harry.
„Ich erzähle es dir, morgen Abend. Versprochen?", ich stellte mich dicht vor ihn und sah ihn flehend an.
„Du machst mich wahnsinnig.", flüsterte er leise und küsste mich auf die Stirn.
Grinsend schmiegte ich mich an ihn.
„Du hast mal gesagt ich soll nie damit aufhören, also gebe ich mir wirklich Mühe damit.", kicherte ich.
Er begann mich zu kitzeln und wirbelte mich herum, ich quietschte und versuchte mich aus seinem Schraubstockgriff zu befreien.
So sollte Weihnachten sein, unbeschwert und lustig.
In der gesamten Wohnung roch es unglaublich. Anne und meine Mutter hatten das Essen für morgen bereits fast fertig. Es fehlte nur mehr der große Truthahn, der ab morgen früh im Rohr dahinbrutzeln würde. Ich war wirklich überrascht, anscheinend war Anne mit meiner Mum als Küchenhilfe sehr zufrieden, die beiden kicherten und sangen gemeinsam zur Musik aus dem Radio. Meine Bedenken waren wohl unnötig gewesen.
Als es draußen finster wurde, brachte Robin eine riesige Schüssel mit Eierpunsch ins Wohnzimmer. Der Weihnachtsbaum leuchtete und ein kleines Feuer brannte in dem Kamin an der Wand.
„Hier sieht es aus wie in der Werbung.", sagte ich andächtig und Gemma kicherte.
„Dann müsstest du mal Weihnachten bei Horans miterleben. Wir haben Niall vor zwei Jahren zu Weihnachten besucht, da wir bei unserer Tante in Irland gefeiert haben. Seine Mum ist beinahe besessen von Dekoration.".
Ich lächelte, ich musste Niall heute noch anrufen. Ich vermisste ihn hier wirklich.
Es wurde ein wirklich gemütlicher Abend, ein paar Becher Punsch und zwei Weihnachtsfilme später, verabschiedete ich mich Richtung Schlafzimmer. Harry stand ebenfalls auf, doch ich winkte ab.
„Bleib ruhig noch, ich muss sowieso noch Niall anrufen.", sagte ich.
„Liebling. In Irland ist es vier Uhr morgens.", sagte Harry sanft. Verdutzt blickte ich ihn an. Klar, Zeitverschiebung. Aber da musste Niall jetzt durch.
„Egal.", sagte ich und schlurfte davon Richtung Schlafzimmer.
Ich wählte seine Nummer und ließ mich aufs Bett fallen.
„Ella? Alles okay?", seine Stimme klang verschlafen und verwirrt.
„Jaaaaa. Tut mir leid wenn ich dich aufwecke, aber ich vermisse dich.", murmelte ich. Im Nachhinein betrachtet, war diese Aktion ziemlich peinlich. Wieso rief ich Niall mitten in der Nacht an?
„Mach doch nichts. Wie gefällt dir New York?", fragte er und ich hörte wie seine Decke raschelte.
Wir telefonierten, bis ich einschlief. Es tat gut seine Stimme zu hören. Morgen würde ich Liam und Zayn anrufen nahm ich mir vor.
Irgendwann spürte ich, wie die Matratze neben mir nachgab und ein warmer Körper sich neben meinen legte.
„Du stinkst nach Bier.", brummte ich belustigt.
Harry holte tief Luft und bließ mir seine Fahne ins Gesicht.
„Du schläfst gleich auf der Couch wenn du so frech bist.", kicherte ich und zog mir die Decke über den Kopf.
Er schmiegte sich an mich und vergrub sein Gesicht in meinem Haar.
„Ich liebe dich meine kleine Meerjungfrau", murmelte er bevor sein Atem ruhig und tief wurde.
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