THAILAND - 1
Mein Traum vom eigenen Bungalow und idyllischer Ruhe verpuffte jedoch, als Louis und Liam mich zu „meiner" Hütte brachten und in diesem Moment Niall die Tür aufriss und ihm sein Schokoeis aus der Hand fiel und auf meinen weißen Sneekers landete. Mit offenem Mund starrte er zwischen meinem Gesicht und dem braunen Matsch auf meinen Schuhen hin und her.
„Scheiße...", murmelte er leise.
„Ne, Schokoeis.", verbesserte ihn Louis und kassierte einen bösen Blick von Liam.
„Hoffe ich.", fügte ich leise hinzu und grinste ihn verunsichert an, ich streckte meine Hand aus um ihm die Schokoladensauce, die er quer über sein Gesicht verteilt hatte, von der Backe zu wischen, doch er zuckte verschreckt zurück, drehte sich auf dem Absatz um und marschierte davon.
Perplex starrte ich ihm hinterher.
„Nialler?", rief Liam ihm hinterher, doch er bog einfach nach rechts ab und ließ uns verdattert stehen.
Ich starrte auf die braune Pfütze die meine Schuhe verunstaltete und kämpfte gegen die Tränen der Enttäuschung an. Klar, ich hatte mir nicht erwartet, dass er mir wie früher, um den Hals fallen würde, mir etwas von seinem Eis abgeben würde und sein Niall-Grinsen aufgesetzt hatte, aber mit so einer Reaktion hatte ich und die zwei Jungs anscheinend auch nicht, gerechnet.
„Ella...", setzte Liam leise an, doch ich schüttelte den Kopf und seufzte.
Plötzlich schoss Louis an mir vorbei und rief aufgebracht: „Horan du kleiner mieser Kobold, sag gefälligst...", doch er hielt mitten im Satz inne, da Niall schon wieder zurück geschlendert kam. Mit einem neuen Schokoeis.
„Hallo.", beendete Ni Lous Satz mit einem frechen Grinsen.
Neben dem Eis, hatte er auch noch einen Lappen mitgebracht und versuchte mir über die Schuhe zu wischen. Ich kicherte, schlüpfte aus den Tretern heraus und hockte mich zu ihm auf den Boden.
„Willst du mal?", fragte er mich geistesabwesend, während er immer noch an der klebrigen Lache herumwischte.
Strahlend nahm ich das Eis am Stiel und beobachtete ihn entspannt. Er war mir nicht böse. Er war zwar ein bisschen seltsam, aber er war nicht sauer, nicht traurig, nicht enttäuscht.
„Wohnst du bei uns?", fragte er plötzlich ernst und richtete seine blauen Augen auf mich. Ich schluckte und sah hilfesuchend zu den beiden anderen hoch, doch die waren plötzlich mitsamt meinem Gepäck verschwunden.
„Sieht ganz danach aus.", murmelte ich verlegen, „Niall...", setzte ich an, doch er winkte bloß ab.
„Ariella, ich freue mich dass du da bist, es war schon komisch genug, dass du nicht mehr bei uns wohnst und für uns war klar, dass du mit auf Tour kommen würdest. Also bitte starr mich nicht so an. Wir haben uns jetzt eine Zeit lang nicht gesehen und ich komm damit klar, dass du dich für Harry entschieden hast. Du bist und bleibst meine beste Freundin, ich habe dich viel zu gern, als dass ich dich jetzt einfach fallen lassen könnte. Du gehörst zu meiner Familie Ella. Und egal was passiert, du wirst immer einen wichtigen Part in meinem Leben spielen, hast du das verstanden?".
Ich nickte stumm und wurde rot.
„Harry und ich sind nur Freunde.", murmelte ich plötzlich und starrte ihn sein verwundertes Gesicht.
„Was?", hauchte er leise.
„Ich... Wir... wir sind nur Freunde, wir sind nicht wieder zusammen.", wiederholte ich mich und sah ihn unsicher an.
Irgendetwas in mir sträubte sich bei dem Gedanken, dass Niall mich so schnell losgelassen hatte. Was war nur los mit mir?
„Weiß Harry das auch?", hakte Niall skeptisch nach.
Ich zuckte mit den Schultern und nickte langsam: „Ich denke schon, ich hab's ihm zumindes gesagt, als wir das letzte Mal miteinander....", geschlafen haben, hätte ich fast gesagt, doch ich registrierte im letzten Moment, dass das niemand wusste, da ich mich morgens still und heimlich aus dem Haus geschlichen hatte und sogar vor Mel in unserer Wohnung war. Seitdem hatten Harry und ich zwar ständig miteinander kommuniziert, doch eben nur auf freundschaftlicher Basis.
„Miteinander?", riss Niall mich aus meinen Gedanken und ich schreckte hoch und brachte den Satz stotternd zu Ende: „Eeeeeh geredet haben."
„Aha.", war das Einzige, das er sagte. Er rappelte sich auf und streckte mir seine Hand hin um mich ebenfalls hochzuziehen. Er zog kräftiger, als ich es erwartete und so prallte ich natürlich sofort gegen ihn. Für einen Moment erstarrten wir beide, doch der Geruch nach Baumwolle, Minze, Zucker und Niall tat mir einfach so gut, dass meine Arme sich wie von selbst um seinen Oberkörper schlangen und ich mein Gesicht gegen seine Schulter presste und so viel Niall, wie ich nur konnte, einatmete.
Als ich seine Hände zaghaft auf meinem Rücken spürte, wurde mir bewusst, was ich da tat. Erschrocken riss ich den Kopf hoch und starrte in seine blauen Augen, die mich liebevoll ansahen. Doch das Lächeln, das er mir schenkte war nicht aufrichtig, ich sah den Schmerz hinter seiner Maske aus Fröhlichkeit. Niall konnte sagen, was er wollte, aber ich kaufte ihm nicht ab, dass er so cool drauf war, wie er es spielte. Irgendwie war ich deswegen erleichtert. Doch diese Tatsache verwirrte mich.
Ich löste mich sanft, aber bestimmt von ihm und blickte mich erst mal um.
„Das heißt also, dass ich mit euch fünf Chaoten zusammen wohnen muss?", stöhnte ich und verdrehte grinsend die Augen. Niall lachte und nickte bloß.
„Da musst du dich bei Li und Lou bedanken. Die haben ja schließlich alles geregelt.".
„Wo ist eigentlich Zayn?", fragte ich wieder ernst und sah Niall durchdringend an. Dieser schnaubte und schüttelte entrüstet den Kopf. „Louis du alte Labertasche.", brummte er und deutete nach hinten, „Zweite Tür rechts.".
Es war wie ein Déjà-Vu. Vor knapp einem dreiviertel Jahr, war ich in der Villa der Jungs angekommen. Niall hatte mir damals den Weg zur Toilette beschrieben, die zweite Tür rechts. Was ich damals nicht wusste und an diesem Tag vergessen hatte, war, seine gewaltige Links-Rechtsschwäche.
Und um dem ganzen noch das Sahnehäubchen aufzusetzen, stand ich diesmal, wieder, in Harrys Zimmer.
Doch diesmal war Harry da. Und er war nackt. Und er war nicht allein.
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