SABOTAGE
Als wir zurück in die Wohnung kamen, saß Harry mit seiner Familie auf der Couch.
Er hatte seinen Arm um seine Schwester gelegt und lauschte einer Geschichte die seine Mum erzählte. Es war ein Bild wie aus dem Bilderbuch. Die glückliche Familie, versammelt vor dem Weihnachtsbaum, alle erzählten sich lustige Geschichten und sahen gut aus. Als meine Ma und ich in dieses Szenario platzten, löste sich dieses Bild sofort auf. Harry sprang auf und schlang seine Arme um mich.
„Wir haben heute Abend noch Pläne", flüsterte er mir verführerisch ins Ohr.
„Harry. Nicht wenn unsere Eltern hier sind.", murmelte ich und sah ihn finster an.
Er kicherte: „Ich habe gemeint, dass wir heute noch ausgehen. Aber mir gefällt die Art wie du denkst.". Ich lief knallrot an.
„Wohin gehen wir denn?",, fragte ich schnell.
„Lass dich überraschen.", antwortete er lachend. Ich verdrehte die Augen. Ich hasste Überraschungen und für heute hatte ich eindeutig genug gehabt, doch wenn Harry sich einbildete, dass er ein Geheimnis um sein Vorhaben machen musste, dann hatte ich keine Chance.
Seufzend setzte ich mich zwischen Anne und Gemma aufs Sofa.
„Hattet ihr einen schönen Spaziergang?", fragte Anne mich und lächelte ihr unfassbar warmes und mütterliches Lächeln.
„Ja. Es war unglaublich schön.", kam meine Ma mir zuvor. Ich lächelte sie scheu an und sie schenkte mir ein strahlendes warmes Grinsen.
„Ich habe mir überlegt, dass wir Alten uns in den nächsten zwei Tagen ein bisschen die Zeit in der Stadt vertreiben, damit ihr Kinder ein bisschen Freizeit von unserer mütterlichen Hingabe habt.", sagte Anne und zwinkerte mir zu.
„Guter Plan.", brummte Harry und Gemma nickte eifrig.
Ich sah verunsichert zu meiner Mutter, ich sah sie sowieso fast nie, doch sie nickte Anne freudig zu.
Wir verbrachten den Abend mit den Jungs, Perrie, Eleanor und Lottie in einem Club.
Es war ähnlich wie in London, nur war Alkohol hier offiziell erst ab 21, was Lottie und mich ausschloss. Harry stellte mir jedoch zwinkernd ein Martiniglas mit pinkem Inhalt vor die Nase. „Oh ein Cosmopolitan, wie fancy.", kicherte ich und nippte an dem göttlichen Getränk.
Als Niall mit zwei Gläsern auf Lottie zusteuerte, stellte sich Louis ihm in den Weg.
„Denk nicht mal dran, Mann.", sagte er bestimmt.
Niall sah ihn verwirrt an. „Aber sie darf doch in London auch trinken.".
„Wir sind hier aber nicht in London. Und meine Mum möchte nicht, dass Lottie hier trinkt.", antwortete er.
„LOUIS! Du bist so scheiße!", keifte Lottie nun und trat zu den beiden. Wortlos riss sie Niall eines der Gläser aus der Hand und setzte es an ihre Lippen. Sie warf den Kopf zurück und trank es in einem Zug aus. Sie schnappte nach Luft und sah Niall entgeistert an.
„Was zum Teufel ist da drin? Das ist ja widerlich!", rief sie.
Niall sah sie geschockt an: „Das war mein Glas Lottie, da war Whiskey drin.", murmelte er.
Ich prustete neben ihm los. Lottie warf mir einen giftigen Blick zu, doc Louis entspannte sich plötzlich sichtlich. Er grinste sie böse an: „Tja, das hast du jetzt davon. Sei froh, dass wir dich überhaupt mitgenommen haben, du darfst hier normalerweise gar nicht rein.".
Niall stand noch immer mit dem Weinglas, dass er Lottie mitgebracht hatte, zwischen den beiden und sah verlegen zu Boden. Er tat mir leid, es war nicht einfach mit Lottie zusammen zu sein. Sie war zwar wirklich nett, aber auch unglaublich launisch und anstrengend. Doch sie war eben Louis Schwester.
Ich trat zu ihm und nahm ihn an der Hand. „Komm, geh mit mir raus, ich brauch' eine Zigarette.", sagte ich und zog ihn mit mir durch die Menge auf eine Art Balkon.
Wir standen ganz alleine da und sahen durch die große Glastür hinein auf die Tanzfläche. Harry unterhielt sich gerade angeregt mit zwei blonden Mädchen, die an der Bar lehnten und Liam flirtete anscheinend gerade heftig mi einem Rotschopf. Meine Gedanken schweiften ab zu Mel, was sie wohl gerade machte. Ich musste sie morgen unbedingt anrufen.
„An was denkst du gerade?", riss Nialls Stimme mich aus meinen Gedanken."
Ich drehte mich zu ihm und lächelte, „An Mel.".
Er sah mich mitfühlend an und nickte bloß.
Ich hatte plötzlich das dringende Bedürfnis seine Hand zu nehmen, er sah mich verwundert an, als ich meine Finger mit seinen verschränkte, schwieg jedoch weiterhin.
„Ist mit dir und Lottie alles okay?", fragte ich leise.
Er seufzte schwer: „Nicht wirklich. Sie ist furchtbar launisch und schwierig. Etwas das ich vor Louis niemals zugeben würde. Aber ich denke sowieso, dass sie sich bald von mir trennen wird. Das ganze verläuft sich irgendwie.".
Er sah geknickt aus, sein Mund war verkniffen, als er hinzufügte: „War irgendwie klar, dass ich wiedermal kein Glück hatte.", er sah mir kurz in die Augen und senke dann wieder seinen Blick.
Es versetzte mir einen Stich. Das war ein eindeutiger Seitenhieb auf die Abfuhr die er damals von mir erhalten hatte. Auch wenn es für uns beide nach diesem einen Kuss nur Freundschaft war, hatte es ihn sicher verletzt als er zusehen musste, wie ich und Harry uns immer näher kamen.
Ich schlang meine Arme um seinen Nacken und zog ihn an mich.
„Ni, deine Seelenverwandte ist irgendwo da draußen. Wer weiß, vielleicht ist sie in unmittelbarer Nähe und irgendwann findet sie dich.", flüsterte ich. Als Antwort zog er mich fest an sich und legte seinen Kopf, wie er es immer tat, an meine Schulter.
„Ich hab dich lieb meine kleine Meerjungfrau.", nuschelte er in mein Haar und ließ mich los. „Du und deine Mum, ihr versteht euch wieder, oder?", wechselte er das Thema und grinste schief.
Ich nickte langsam. Ich verspürte das Bedürfnis ihm von meinem Dad zu erzählen, ich hatte mich Niall immer anvertraut, er hatte nächtelang in meinem Bett geschlafen und mich von meinen Alpträumen beschützt, er war es, der sich eine Kugel für mich eingefangen hatte. Bei diesem Gedanken wandere mein Blick automatisch zu seiner Schulter. Bis auf eine kleine Narbe, waren Gott sei Dank keine übrigen Schäden geblieben. Er würde mir zuhören und mich nicht, so wie Harry, drängen irgendetwas zu tun, wozu ich absolut nicht bereit wäre. Also begann ich zu erzählen.
Nialls Augen wurden groß und er öffnete immer wieder erstaunt seinen Mund, doch er ließ mich ausreden. Von dem Heizstrahler, der auf dem Balkon stand, war mir angenehm warm, doch trotzdem kuschelte ich mich an ihn, als er seinen Arm um mich legte.
„Und was machst du jetzt? Triffst du dich trotzdem mit ihm?", fragte Niall.
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, das werde ich spontan entscheiden.", murmelte ich. Er nickte bloß. Es war so einfach mit ihm, er wusste immer wie er sich verhalten musste um den anderen nicht zu bedrängen.
Harry war viel impulsiver, vielleicht zögerte ich auch deswegen ihm davon zu erzählen. Er wäre sicher wütend, wenn er wüsste, dass ich mich zuerst einem der Jungs anvertraut hätte.
Mein Blick schweifte nach drinnen, er stand nicht mehr an der Bar. Er stand mittlerweile auf der Tanzfläche und hielt eines der blonden Mädchen in seinen Armen. Stirnrunzelnd beobachtete ich die beiden. Das Mädchen schmiegte sich regelrecht an ihn und ließ ihre Hüften verführerisch kreisen, zu verführerisch für meinen Geschmack.
„Komm. Gehen wir rein.", sagte ich tonlos zu Niall und zog ihn hinter mir her.
Es war ein Déjà-vu, Harry auf der Tanzfläche mit einer Blondine. Damals dieses Biest, als er mir seine Gefühle vor der ganzen Stadt ins Gesicht geschrien hatte und Taylor bei der Release-Party. Als wir näher traten, schnappte ich nach Luft. Es war Taylor die sich da an ihn schmiegte. SCHON WIEDER! Eleanor kam auf uns zugehüpft und streckte mir ein Glas entgegen. Wortlos nahm ich es entgegen, ich krallte mich in Nialls Hand und die beiden sahen mich verwirrt an.
Nialls Augen wurden groß, als er Harry und Taylor erblickte. Plötzlich stand Gemma neben mir. „Oh nein, das tut er nicht wirklich gerade!", rief sie, „Ich habe diese Kuh gehasst.", mit diesen Worten riss sie mir mein Glas aus der Hand und stürmte auf die beiden zu. Taylor drehte sich zu ihr und sie lächelte sie breit an. Doch das Lächeln gefror schnell, denn Gemma hob das Glas und schüttete ihn Taylor aufs Kleid. Eleanor schlug sich die Hände vor den Mund, doch Niall brach in schallendes Gelächter aus. Ich musste ebenfalls breit grinsen.
Harry funkelte seine Schwester böse an, doch diese deutete wild gestikulierend in meine Richtung. Sein Kopf schnellte hoch und er blickte mich betroffen an. Mein Grinsen erlosch genauso schnell wie Taylors. Ich war stinksauer auf ihn.
„Niall, bringst du mich nach Hause?", fragte ich und er nickte.
Als wir an den beiden und Gemma vorbei gingen, zog ich meine Augenbrauen hoch und musterte Taylor eingehend, sie funkelte mich zornig an. Harry machte einen Schritt in meine Richtung, doch Niall und Gemma sprangen ihm gleichzeitig in den Weg.
„Lass sie ja in Ruhe Harold!", schrie Gemma und hob ihren Zeigefinger.
„Gemma! Sie kann selbst entscheiden, was sie tut.", antwortete Harry harsch.
„Sie hat entschieden, dass sie nach Hause fährt und da bringe ich sie jetzt hin Haz.", sagte Niall ruhig, doch bestimmt.
Harrys Blick weilte einen Augenblick auf Nialls Gesicht, doch dann seufzte er und trat zurück.
Wieder zurück in ihre Richtung. Tränen brannten in meinen Augen, doch ich kämpfte tapfer dagegen an. Was solle das? Wieso tat er mir das an? SCHON WIEDER!
Wortlos stapfte ich an ihm und dieser Mistkuh vorbei.
Als Niall uns vor Harrys Wohnung absetzte, zog er mich fest in seine Arme.
„Wenn irgendwas ist, dann ruf mich an Liebes.", sagte er sanft. Er strich mir über die Wange und sah mich aufmunternd an.
„Komm mit rauf.", sagte ich leise, „Heute Nacht könnte ich seit langem Mal wieder deine Traumfängerkräfte gebrauchen.".
Er fuhr sich unsicher über den Nacken.
„Aber ja doch Nialler! Komm schon, die Nacht ist noch jung. Wir betrinken uns da oben jetzt ordentlich. So wie ich weiß, hat Harry ein paar sehr teure Flaschen Wein in seinem Schrank stehen.", sie zwinkerte ihm zu und hielt erwartungsvoll die Eingangstüre auf.
Lachend betrat Niall das Haus.
„Auf den gemeinsamen Hass auf Taylor - Ich bin eine scheiß Zicke und mache blöde Musik- Swift!", rief Gemma und hob ihr Glas. „Auf Gemma und die beste Aktion die ich seit langem miterlebt habe!", rief ich lachend und hob mein Glas ebenfalls an.
„Auf euch, Ladies.", kicherte Niall und wir ließen die Gläser klirren.
Wir leerten drei ganze Flaschen von Harrys viel zu teurem Chardonnay, bis Gemma sich erhob und uns mitteilte, dass sie jetzt schlafen ginge.
Niall und ich blieben alleine zurück.
„Was glaubst du, was er gerade macht?", fragte ich leise und nestelte an einem Zierkissen herum.
Niall legte seine Hand auf meine und blickte mich ernst an.
„Wenn er scheiße baut, hast du vier große Brüder die ihn windelweich prügeln.".
Ich lächelte traurig und küsste ihn auf die Wange.
„Aber er wäre wirklich dumm und ich bezweifle, dass er eine Dummheit macht. Er hat Tay damals verlassen, weil er sie selbst nicht ausgehalten hat. Wir haben sie alle gehasst, sie ist schrecklich. Sie ist intrigant, hysterisch, zickig, falsch und sie total arrogant.", sagte er ernst.
Ich nickte und stand auf, ich strecke ihm meine Hand entgegen. „Komm. Zeit fürs Bett.", murmelte ich und zog ihn hoch. Er taumelte ein bisschen und prallte mit seinem Oberkörper gegen meinen. Wir standen ein paar Sekunden da und starrten uns in die Augen. Es waren nur ein paar Sekunden, doch sie verwirrten mich maßlos. Plözlich drehte Niall sich abrupt weg und ging Richtung Schlafzimmer.
Als wir beide im Bett lagen, war es seltsam still.
„Lottie ist sicher stinkwütend auf mich.", seufzte er plötzlich.
Ich bekam ein schlechtes Gewissen und drehte mich auf die Seite, um ihn anzusehen.
„Tut mir leid.", sagte ich kleinlaut.
„Dir muss nichts leid tun. Ich liege lieber hier mit dir, als dass ich mich in irgendeinem Club von ihr ankeifen lasse.", antwortete er ruhig.
Wortlos schmiegte ich mich an seine Brust und schloss die Augen.
„Gute Nacht Ni.", ,murmelte ich, bevor ich wegschlummerte.
Seine Antwort hörte ich nicht mehr.
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