REHAB
Dank der Schmerzmittel schlief ich einen tiefen traumlosen Schlaf. Ich wachte früh morgens auf, meine Blase machte sich bemerkbar. Als ich mich aufsetzen wollte, jammerte ich leise auf. Harry rührte sich neben mir.
„Alles okay?", fragte er.
„Ich muss aufs Klo.", piepste ich peinlich berührt.
Er setzte sich sofort auf. „Soll ich dich tragen?", fragte er liebevoll, doch ich schüttelte den Kopf.
„Mir wäre es lieber wenn du eine Schwester holen könntest.", Harry der mich auf die Toilette trug, das fehlte gerade noch.
Er eilte sofort nach draußen. Die Schwester half mir mich aufzurichten und half mir mit meinem Gipsfuß bis zur Toilette. An- und Ausziehen war ebenfalls eine schwierige Angelegenheit.
Als ich mein Spiegelbild erblickte blieb ich stehen und starrte mich selbst entsetzt an.
Ich sah aus wie eine Leiche. Meine Haut war blass und käsig, ich hatte dunkle Blutergüsse auf der Wange und meinem Kiefer, meine Augen waren von dunklen Schatten umrandet und der Verband um meinen Kopf machte das Ganze auch nicht wirklich schöner.
Tränen stiegen mir in die Augen als ich mich ansah. Chace hatte wirklich ganze Arbeit geleistet, ich sah regelrecht entstellt aus.
„Wieso?", flüsterte ich und hob die Hand zum Verband an meinem Kopf.
„Er leidet unter einer paranoiden Persönlichkeitsstörung. Er hatte sich auf dich fixiert, anscheinend hast du ihn zurückgewiesen, was bei seinem Krankheitsbild eine krankhafte Besessenheit auf dich ausgelöst hat.", erklärte die Schwester mir leise. Ich schauderte.
Als ich mich erleichtert hatte, half sie mir in frische Sachen hinein. El und Perrie hatten mir bequeme Kleidung für das Krankenhaus besorgt.
„Ihre Freunde lieben sie wirklich sehr.", sagte sie Schwester als sie mir in meine Hosen half. Fragend sah ich sie an.
„Vor allem Mr. Styles ist Ihnen keine Minute von der Seite gewichen. Tagsüber sind alle an ihrem Bett gesessen. Sie können sich wirklich glücklich schätzen.".
Ich lächelte sie breit an. „Das tue ich.", antwortete ich, „Das tue ich wirklich.".
Niall kam am Vormittag vorbei, er trug einen riesigen Teddybären mit sich und mein Macbook.
Harry verließ leise den Raum, als Niall sich an mein Bett setzte, er trug ein weißes Tanktop. Um seine linke Schulter war ein Verband gewickelt. Ich hob die Hand und berührte sanft den Verband. Er saß da und grinste mich warm an.
„Du hast mir das Leben gerettet Niall. Du hättest sterben können.", flüsterte ich stockend.
Er sah mich ernst an, seine Augen funkelten liebevoll und warm. „Bin ich aber nicht und bevor ich zusehen musste wie er auf dich schießt, habe ich mich lieber dazwischen geworfen.".
„Wieso?", piepste ich, ich hatte einen Kloß im Hals.
„Wann kapierst du endlich dass wir dich lieben Ella?", er lachte leise, „Jeder von uns würde sich für dich ohne zu zögern opfern.". Er nahm meine Hand und drückte sie sanft.
„Ihr seid irre.", ich schüttelte ungläubig den Kopf.
„Zumindest meine Narbe wird irre cool!", sagte Niall stolz und zwinkerte mir zu.
„Lottie ist gestern gelandet und sie kümmert sich jetzt schon sehr fürsorglich um mich.", bei Lotties Namen blitzten seine blauen Augen.
„Was ist da mit dir uns Lottie?", fragte ich neugierig nach, er wurde leicht rot, er starrte auf die Decke als er mir antwortete: „Ich glaube ich bin in sie verliebt. Auch wenn wir uns geschworen haben die Finger von unseren Schwestern zu lassen, es ist einfach so passiert. Und ich glaub sie mag mich auch. Wenn wir zu Hause sind werde ich sie nach einem Date fragen.".
„Das freut mich Niall.", ich lächelte und er grinste breit zurück.
Es klopfte an der Tür und meine Mutter trat ein. Niall stand hastig auf, als er meinen Blick sah und verabschiedete sich.
„Können wir heute in Rue sprechen?", fragte meine Mum sanft, ich nickte. In Ruhe, hieß bei ihr so viel wie, so wie ich es will.
„Ariella, ich habe nachgedacht. Du wirst mit nach Hause kommen. Du wirst dein Geld sparen für dein Studium und nicht für irgendeinen unnötigen Luxus ausgeben.", sagte sie bestimmt und lächelte mich zufrieden an.
Ich schüttelte den Kopf. „Nein Ma, ich bleibe in London. Ich habe dort einen Job.".
Sie sah mich überrascht an: „Einen Job?".
Ich erzählte ihr von den beiden Shootings und dem Vertrag mit Iris. Ich stockte in der Erzählung, denn so wie ich jetzt aussah konnte ich nicht modeln. Mein Fuß und meine Rippen würden erst in 4 Wochen frühestens verheilt sein. Danach würde ich langsam wieder anfangen können Sport zu machen. An dieses Hindernis hatte ich nicht gedacht.
Würde Iris so lange auf mich warten? Meine Mutter hatte mein Zögern bemerkt, si e kräuselte ihre Lippen und sah mich herablassend an.
„Das sin kleine Mädchenträume Ariella, du denkst doch nicht ernsthaft, dass du dich damit ernähren kannst, oder? Kindchen, du bist hübsch, aber du bist bestimmt kein Modell.", meine Mutter war wie immer sehr aufbauend und herzlich.
Mir war klar, dass das alles sehr viel Info war. Harry, das Haus in London, das Modeln, die Darthold, dennoch konnte sie hier, am anderen Ende der Welt zumindest einmal die verständnisvolle Mutterrolle übernehmen.
Ein Räuspern ließ uns beide zur Tür blicken. Liam stand mit einem Strauß Blumen in der Tür.
„Wenn ich Sie kurz unterbrechen darf Mrs. Wind.", begann er, sie lächelte ihn freundlich an, genau dasselbe Fake-Lächeln dass ich selbst so perfekt beherrschte, „Wir würden uns freuen, wenn Ella bei uns in London bleibt. Sie hat dort ihr Zimmer, wir kümmern uns sehr gerne um sie und Mrs. White ist eine gute Bekannte, sie macht keine falschen Versprechungen, Ella wird sich mit diesem Job sehr wohl ihren Lebensunterhalt finanzieren können.", er klang höflich aber bestimmt. Seine Stimme duldete keine Widerrede. Meine Mutter sah ihn überrascht an, sie war es nicht gewohnt dass jemand so mit ihr sprach.
„Tatsächlich?", fragte sie leise, Liam nickte freudig lächelnd.
„Vergessen Sie bitte nicht dass Ihre Tochter erwachsen ist und dass wir uns für sie nicht nur eine Kugel einfangen würden sondern sie auch sonst unterstützen wo wir können.", er trat zu mir ans Bett und legte die Blumen darauf ab.
Ich strahlte ihn an, er war wie immer die Diplomatie in Person. Das Argument mit der Kugel hatte wohl gezogen, meine Mutter nickte seufzend.
„Sie sind natürlich herzlich eingeladen uns zu besuchen.", fügte Liam hinzu und sie stimme freudig, zu meinem Leidwesen, ein.
Nach drei Tagen wurde ich endlich aus dem Krankenhaus entlassen. Ich protestierte zwar lautstark, doch die gesamte Band hatte ihren Urlaub abgesagt. Niemand hatte mehr Lust auf Australien.
Der Flug nach Hause war anstrengend. Ich war erschöpft und ausgelaugt als wir in London ankamen.
Die Medien hatten natürlich sofort von der ganzen Geschichte Wind bekommen. Die Flughäfen waren belagert von Reportern. Unsere Telefone klingelten ununterbrochen.
Wilde Spekulationen um den tatsächlichen Tathergang wurden aufgestellt.
Mitte der Woche, setzte Simon eine Pressekonferenz an.
Ich verbrachte die Tage in meinem Zimmer, Perrie, Mel und El belagerten mich nahe zu. Harry wich mir ebenfalls kaum von der Seite.
Iris schickte mir ein riesiges Blumenbukett mit einer handgeschriebenen Genesungskarte.
Ich solle mich erholen, der Vertrag würde mir nicht davonlaufen, schrieb sie.
Viele Fans bekundeten mir ihre Genesungswünsche und ihr Mitleid, es war rührend wie viel Anteilnahme mir zugeteilt wurde.
Mir ging es von Woche zu Woche besser. Es war Ende September, als ich meinen Gips herunter bekam.
London war zu dieser Jahreszeit bereits kalt und noch verregneter als sonst.
Ich versuchte wacklig zu gehen und kam mir vor wie Bambi auf dem Glatteis.
Einmal pro Woche würde ich noch eine Physiotherapie machen müssen, bis sich mein Bein ganz erholt hatte.
Liam hatte den Fitnessraum umgestalten lassen, damit ich meine Übungen zu Hause besser machen konnte, er selbst überwachte mich und half mir so gut er konnte.
Harry verwöhnte mich nach Strich und Faden, er war liebevoll und geduldig. Er unterhielt mich und besorgte mir laufend neue Bücher in die ich mich vertiefen konnte.
El und ich begannen einen kleinen Fashionblog zu starten, der binnen kürzester Zeit boomte.
Ich unterschrieb meinen Vertrag bei Iris und traf mich zwei Wochen, nachdem ich den Gips hinunterbekommen hatte mit dem Vorstand der Darthold. Als ich meine Referenzen vorlegte, runzelte der Studienabschnittsleiter nur die Stirn.
„Wenn ich mir ihre Interessen so ansehen, wäre ein Studium in der Modebranche doch viel besser für Sie geeignet Miss Wind.", sagte er und machte sich eifrig Notizen.
„Ich bin künstlerisch leider vollkommen unbegabt, ich möchte mich viel lieber im Bereich Marketing weiterbilden.", antwortete ich selbstsicher.
Als ich die Uni verließ, war ich mir sicher, dass ich es total verbockt hatte.
Harry und Liam warteten bereits in dem kleinen Café gegenüber auf mich. Sie trugen beide Kapuzenpullis die sie sich tief ins Gesicht gezogen hatten.
Ich zog meinen Trenchcoat enger um mich und berichtete von dem Gespräch.
„Ich denke ich hab's komplett verkackt.", sagte ich und vergrub meinen Kopf in meinen Händen.
Harry tätschelte meinen Hinterkopf. „Selbst wenn, du hast doch jetzt schon einen Job der dir Spaß macht oder?", fragte er vorsichtig.
„Ich habe noch nicht mal angefangen zu arbeiten Harry.", sagte ich kopfschüttelnd, „Darauf darf ich mich echt nicht verlassen.".
„Es gibt doch auch noch genug andere Unis hier in der Nähe, du hast noch ausreichend Zeit für einen Plan B.", warf Liam ein, ich nickte seufzend.
So sehr ich diese Ungewissheit auch hasste, ich würde London so schnell nicht mehr verlassen.
Ich kaute nachdenklich an meinem Strohhalm und blickte hinaus auf die belebte Straße.
Letzte Woche war die Gerichtsverhandlung gewesen. Chace war in eine psychiatrische Klinik eingewiesen worden. Die Blicke die er mir während der Verhandlung zugeworfen hatte, hatten mich fast ohnmächtig werden lassen. Ich hatte ihm in Australien die Zungenspitze abgebissen, jedes Mal wenn er sich über die Lippen leckte, sah ich die fehlende Spitze. Ich hatte noch regelmäßig Alpträume, doch statt Jason und Ben tauchte immer wieder Chace auf.
Letzte Woche hatte Zayn uns mitgeteilt, dass er und Perrie sich gemeinsam ein Haus kaufen würden und er somit ausziehen würde. Es überraschte niemanden, doch es war eine seltsame Vorstellung, dass er künftig nicht mehr hier wäre.
Liams Klingelton riss mich aus meiner Grübelei.
„Ist das Mel?", fragte ich sofort, er nickte als er abhob.
Die beiden waren ein kompliziertes Paar. Letztendlich waren sie doch zusammengekommen, aber Mel weigerte sich nach London zu kommen, bevor sie ihr letztes Semester nicht abgeschlossen hatte. Sie würde also im Juni nach London kommen. Ich konnte es kaum erwarten. Da die beiden sich so selten sahen, telefonierten sie dauernd. Liam war lustiger weise sehr eifersüchtig, wohingegen Mel unglaublich locker mit Liams Fans und Verehrerinnen umging. Die beiden hatten ihre Beziehung aber auch noch nicht öffentlich gemacht.
Die Jungs standen kurz davor ihr neues Album rauszubringen.
Monica hatte nach der Sache mit Chace ihre Kündigung eingereicht, somit hatten die Jungs keine Probleme mehr mit Videodrehs und Interviewterminen. Die neue PR-Agentin war eine gute Freundin von Lou, der Stylistin, sie war ein bisschen zerstreut, aber die Jungs liebten sie.
„Gehen wir Liebling?", Harrys Stimme ließ mich aufhorchen, ich lächelte und ergriff nickend seine Hand. Er zog mich hoch und küsste mich sanft auf die Nase. Ich winkte Liam zum Abschied und folgte Harry hinaus auf die verregnete Straße.
Ich würde heute endlich seine Mutter und seine Schwester kennenlernen.
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